Das interessanteste Kapitel dieses Werkes beschreibt eine Art Koksöfen, welche seit einigen Jahren in der Grafschaft Nassau-Saar- brücken in Anwendung gekommen waren. Dort hatte der um die Eisen- industrie des Saargebietes hochverdiente Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken nach englischem Vorbilde mit grossen Opfern eine Koksfabrikation eingerichtet und 1767 bis 1768 einen Eisenhoch- ofen zu Sulzbach damit betrieben. Dieses Werk besuchte Genssane, der davon Kunde erhalten hatte, im Jahre 1768 und er erkennt es rühmend an, dass, während sonst dies Verfahren geheim gehalten wurde und den eigenen Arbeitern der Zutritt zu den Werken ver- boten sei, man ihm hier bereitwilligst Alles gezeigt habe. Er schreibt das Hauptverdienst der Ausführung dem Fürsten selbst zu, denn, nachdem er auseinander gesetzt hat, dass die Meilerverkokung nichts tauge, fährt er fort: "Es war dem Fürsten von Nassau-Saarbrücken vorbehalten, alle diese Schwierigkeiten zu überwinden durch seine Ausdauer und die grossen Kosten, die er daran wendete. Die Öfen, welche dieser Fürst auf der Hütte zu Sulzbach hat erbauen lassen, erschienen uns bei genauer Prüfung ebenso geistreich wie zweck- entsprechend."
Die betreffenden Öfen wichen in ihrer Konstruktion wesentlich von den oben beschriebenen englischen Korböfen ab. Da der Haupt- zweck derselben die Gewinnung von Teer und Teeröl war, so musste die Einrichtung eine wesentlich andere sein. Die Verkokung geschah in einem geschlossenen Raume, der von der Flamme einer besonderen Feuerung umspült wurde. Fig. 51 (a. f. S.) ist eine Darstellung dieser Öfen. Wie man sieht, ist der innere Verkohlungsofen eine geschlossene Muffel, welche von dem äusseren Ofen umschlossen wird.
Der äussere Ofen ist ein Gewölbe, welches die Muffel und zwei auf beiden Seiten liegende Feuerroste umspannt. Auf den Rosten wird mit Holz gefeuert, die Flamme umspült die Muffel und hat im Scheitel des Gewölbes ihren Abzug. Die Muffel war aus feuerfestem Thon, wie ihn die Glasmacher für ihre Schmelztöpfe verwendeten, hergestellt. Dies erforderte grosse Geschicklichkeit und war wohl nur möglich, weil wegen der Glasfabriken auch geschickte Töpfer im Lande waren. Der Fürst hatte allerhand Versuche gemacht, ehe er das beste fand. Er wollte die Muffeln erst aus Eisenblech machen, aber natürlich verbrannten dieselben sofort. Sie aus Formsteinen aufzumauern, hatte sich ebenfalls nicht bewährt und so kam man dazu, sie an Ort und Stelle aus Thon herzustellen. Der Boden des Ofens war rinnenförmig vertieft und nach der Seite geneigt, wo am tiefsten Punkt das
Das Brennmaterial.
Das interessanteste Kapitel dieses Werkes beschreibt eine Art Koksöfen, welche seit einigen Jahren in der Grafschaft Nassau-Saar- brücken in Anwendung gekommen waren. Dort hatte der um die Eisen- industrie des Saargebietes hochverdiente Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken nach englischem Vorbilde mit groſsen Opfern eine Koksfabrikation eingerichtet und 1767 bis 1768 einen Eisenhoch- ofen zu Sulzbach damit betrieben. Dieses Werk besuchte Genssane, der davon Kunde erhalten hatte, im Jahre 1768 und er erkennt es rühmend an, daſs, während sonst dies Verfahren geheim gehalten wurde und den eigenen Arbeitern der Zutritt zu den Werken ver- boten sei, man ihm hier bereitwilligst Alles gezeigt habe. Er schreibt das Hauptverdienst der Ausführung dem Fürsten selbst zu, denn, nachdem er auseinander gesetzt hat, daſs die Meilerverkokung nichts tauge, fährt er fort: „Es war dem Fürsten von Nassau-Saarbrücken vorbehalten, alle diese Schwierigkeiten zu überwinden durch seine Ausdauer und die groſsen Kosten, die er daran wendete. Die Öfen, welche dieser Fürst auf der Hütte zu Sulzbach hat erbauen lassen, erschienen uns bei genauer Prüfung ebenso geistreich wie zweck- entsprechend.“
Die betreffenden Öfen wichen in ihrer Konstruktion wesentlich von den oben beschriebenen englischen Korböfen ab. Da der Haupt- zweck derselben die Gewinnung von Teer und Teeröl war, so muſste die Einrichtung eine wesentlich andere sein. Die Verkokung geschah in einem geschlossenen Raume, der von der Flamme einer besonderen Feuerung umspült wurde. Fig. 51 (a. f. S.) ist eine Darstellung dieser Öfen. Wie man sieht, ist der innere Verkohlungsofen eine geschlossene Muffel, welche von dem äuſseren Ofen umschlossen wird.
Der äuſsere Ofen ist ein Gewölbe, welches die Muffel und zwei auf beiden Seiten liegende Feuerroste umspannt. Auf den Rosten wird mit Holz gefeuert, die Flamme umspült die Muffel und hat im Scheitel des Gewölbes ihren Abzug. Die Muffel war aus feuerfestem Thon, wie ihn die Glasmacher für ihre Schmelztöpfe verwendeten, hergestellt. Dies erforderte groſse Geschicklichkeit und war wohl nur möglich, weil wegen der Glasfabriken auch geschickte Töpfer im Lande waren. Der Fürst hatte allerhand Versuche gemacht, ehe er das beste fand. Er wollte die Muffeln erst aus Eisenblech machen, aber natürlich verbrannten dieselben sofort. Sie aus Formsteinen aufzumauern, hatte sich ebenfalls nicht bewährt und so kam man dazu, sie an Ort und Stelle aus Thon herzustellen. Der Boden des Ofens war rinnenförmig vertieft und nach der Seite geneigt, wo am tiefsten Punkt das
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Das Brennmaterial.
Das interessanteste Kapitel dieses Werkes beschreibt eine Art
Koksöfen, welche seit einigen Jahren in der Grafschaft Nassau-Saar-
brücken in Anwendung gekommen waren. Dort hatte der um die Eisen-
industrie des Saargebietes hochverdiente Fürst Wilhelm Heinrich von
Nassau-Saarbrücken nach englischem Vorbilde mit groſsen Opfern
eine Koksfabrikation eingerichtet und 1767 bis 1768 einen Eisenhoch-
ofen zu Sulzbach damit betrieben. Dieses Werk besuchte Genssane,
der davon Kunde erhalten hatte, im Jahre 1768 und er erkennt es
rühmend an, daſs, während sonst dies Verfahren geheim gehalten
wurde und den eigenen Arbeitern der Zutritt zu den Werken ver-
boten sei, man ihm hier bereitwilligst Alles gezeigt habe. Er schreibt
das Hauptverdienst der Ausführung dem Fürsten selbst zu, denn,
nachdem er auseinander gesetzt hat, daſs die Meilerverkokung nichts
tauge, fährt er fort: „Es war dem Fürsten von Nassau-Saarbrücken
vorbehalten, alle diese Schwierigkeiten zu überwinden durch seine
Ausdauer und die groſsen Kosten, die er daran wendete. Die Öfen,
welche dieser Fürst auf der Hütte zu Sulzbach hat erbauen lassen,
erschienen uns bei genauer Prüfung ebenso geistreich wie zweck-
entsprechend.“
Die betreffenden Öfen wichen in ihrer Konstruktion wesentlich
von den oben beschriebenen englischen Korböfen ab. Da der Haupt-
zweck derselben die Gewinnung von Teer und Teeröl war, so muſste
die Einrichtung eine wesentlich andere sein. Die Verkokung geschah
in einem geschlossenen Raume, der von der Flamme einer besonderen
Feuerung umspült wurde. Fig. 51 (a. f. S.) ist eine Darstellung dieser
Öfen. Wie man sieht, ist der innere Verkohlungsofen eine geschlossene
Muffel, welche von dem äuſseren Ofen umschlossen wird.
Der äuſsere Ofen ist ein Gewölbe, welches die Muffel und zwei
auf beiden Seiten liegende Feuerroste umspannt. Auf den Rosten
wird mit Holz gefeuert, die Flamme umspült die Muffel und hat im
Scheitel des Gewölbes ihren Abzug. Die Muffel war aus feuerfestem Thon,
wie ihn die Glasmacher für ihre Schmelztöpfe verwendeten, hergestellt.
Dies erforderte groſse Geschicklichkeit und war wohl nur möglich,
weil wegen der Glasfabriken auch geschickte Töpfer im Lande waren.
Der Fürst hatte allerhand Versuche gemacht, ehe er das beste fand.
Er wollte die Muffeln erst aus Eisenblech machen, aber natürlich
verbrannten dieselben sofort. Sie aus Formsteinen aufzumauern, hatte
sich ebenfalls nicht bewährt und so kam man dazu, sie an Ort und
Stelle aus Thon herzustellen. Der Boden des Ofens war rinnenförmig
vertieft und nach der Seite geneigt, wo am tiefsten Punkt das
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/323>, abgerufen am 23.11.2024.
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