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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Weissblechfabrikation.
allerdings nie ganz trocken werden dürften. Zum Schluss sollten die
Bleche mit Sand abgerieben und die Bleche in Bütten mit reinem
Wasser eingelegt werden. Diese Art zu beizen ginge rascher und sei
billiger.

Die zweite wichtige Arbeit ist das Verzinnen selbt, welches da-
durch geschieht, dass man die Blechtafeln senkrecht in ein Bad von
flüssigem Zinn eintaucht. Auch hierbei wirkt Salmiak sehr günstig,
indem es die Ausbreitung des Zinns auf der Oberfläche und das
Haften desselben befördert, deshalb bedient man sich desselben beim
Verzinnen im kleinen. Auch bei den Versuchen im grossen hatte
man dasselbe in Frankreich angewendet. Man hatte dabei das Blech
vor dem Verzinnen mit Salmiak eingerieben. Dies hatte aber den
Nachteil, dass, weil die gleichmässige Verteilung schwierig war, das
Blech fleckig wurde.

Die deutschen Zinner wendeten deshalb gar keinen Salmiak an,
statt dessen hielten sie das geschmolzene Zinn mit einer Schicht
von flüssigem Talg bedeckt. Eine Schutzdecke war nötig, weil ohne
solche das Zinn an der Oberfläche sich mit einer Decke von Zinn-
asche überzog, die sehr störend war, indem sich Teilchen davon an
das Blech anhängten und die Verzinnung an der Stelle hinderten.
Wendete man nur reinen Talg an, so ging das Verzinnen nicht gut
von statten. Dem Talg war also irgend etwas beigemengt, was auch
daraus hervorging, dass der Talg der deutschen Zinner schwarz war.
Dies war nach Reaumurs Ansicht das einzige wirkliche Geheimnis der
Deutschen. Durch Versuche fand er, dass auch hier ein Zusatz von
Salmiak die günstigste Wirkung ausübte. Salmiak färbte aber den
Talg nicht schwarz; es musste also noch ein anderer Zusatz dabei
sein. Diesen glaubte Reaumur im Ofenruss gefunden zu haben und
wirklich gab auch Talg mit Zusatz von Salmiak und Ofenruss die
besten Resultate. Aber da der Talg allmählich wegbrannte, so wurde
er durch den eingerührten Ofenruss sehr dick, was wieder neue Miss-
stände hervorrief. Dagegen fand Reaumur, dass Talg, wenn man
ihn stärker erhitzte, sich von selbst schwärzte, ähnlich wie geschmol-
zener Zucker braun und zuletzt schwarz wird. Und das erwies sich
dann auch als das ganze Geheimnis der deutschen Zinner, sie er-
hitzten den Talg, den sie beim ersten Einsatz aufgaben, scharf, dass
er fast schwarz wurde, während sie später für den Abgang immer
nur reinen Talg nachsetzten. Wie Talg wirken auch Wachs und
Harz, Wachs, wie es scheint, am besten, aber es hat den Nachteil,
zu teuer zu sein. Den Zusatz von Salmiak empfiehlt Reaumur sehr,

Die Weiſsblechfabrikation.
allerdings nie ganz trocken werden dürften. Zum Schluſs sollten die
Bleche mit Sand abgerieben und die Bleche in Bütten mit reinem
Wasser eingelegt werden. Diese Art zu beizen ginge rascher und sei
billiger.

Die zweite wichtige Arbeit ist das Verzinnen selbt, welches da-
durch geschieht, daſs man die Blechtafeln senkrecht in ein Bad von
flüssigem Zinn eintaucht. Auch hierbei wirkt Salmiak sehr günstig,
indem es die Ausbreitung des Zinns auf der Oberfläche und das
Haften desselben befördert, deshalb bedient man sich desselben beim
Verzinnen im kleinen. Auch bei den Versuchen im groſsen hatte
man dasselbe in Frankreich angewendet. Man hatte dabei das Blech
vor dem Verzinnen mit Salmiak eingerieben. Dies hatte aber den
Nachteil, daſs, weil die gleichmäſsige Verteilung schwierig war, das
Blech fleckig wurde.

Die deutschen Zinner wendeten deshalb gar keinen Salmiak an,
statt dessen hielten sie das geschmolzene Zinn mit einer Schicht
von flüssigem Talg bedeckt. Eine Schutzdecke war nötig, weil ohne
solche das Zinn an der Oberfläche sich mit einer Decke von Zinn-
asche überzog, die sehr störend war, indem sich Teilchen davon an
das Blech anhängten und die Verzinnung an der Stelle hinderten.
Wendete man nur reinen Talg an, so ging das Verzinnen nicht gut
von statten. Dem Talg war also irgend etwas beigemengt, was auch
daraus hervorging, daſs der Talg der deutschen Zinner schwarz war.
Dies war nach Reaumurs Ansicht das einzige wirkliche Geheimnis der
Deutschen. Durch Versuche fand er, daſs auch hier ein Zusatz von
Salmiak die günstigste Wirkung ausübte. Salmiak färbte aber den
Talg nicht schwarz; es muſste also noch ein anderer Zusatz dabei
sein. Diesen glaubte Reaumur im Ofenruſs gefunden zu haben und
wirklich gab auch Talg mit Zusatz von Salmiak und Ofenruſs die
besten Resultate. Aber da der Talg allmählich wegbrannte, so wurde
er durch den eingerührten Ofenruſs sehr dick, was wieder neue Miſs-
stände hervorrief. Dagegen fand Reaumur, daſs Talg, wenn man
ihn stärker erhitzte, sich von selbst schwärzte, ähnlich wie geschmol-
zener Zucker braun und zuletzt schwarz wird. Und das erwies sich
dann auch als das ganze Geheimnis der deutschen Zinner, sie er-
hitzten den Talg, den sie beim ersten Einsatz aufgaben, scharf, daſs
er fast schwarz wurde, während sie später für den Abgang immer
nur reinen Talg nachsetzten. Wie Talg wirken auch Wachs und
Harz, Wachs, wie es scheint, am besten, aber es hat den Nachteil,
zu teuer zu sein. Den Zusatz von Salmiak empfiehlt Reaumur sehr,

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[264/0278] Die Weiſsblechfabrikation. allerdings nie ganz trocken werden dürften. Zum Schluſs sollten die Bleche mit Sand abgerieben und die Bleche in Bütten mit reinem Wasser eingelegt werden. Diese Art zu beizen ginge rascher und sei billiger. Die zweite wichtige Arbeit ist das Verzinnen selbt, welches da- durch geschieht, daſs man die Blechtafeln senkrecht in ein Bad von flüssigem Zinn eintaucht. Auch hierbei wirkt Salmiak sehr günstig, indem es die Ausbreitung des Zinns auf der Oberfläche und das Haften desselben befördert, deshalb bedient man sich desselben beim Verzinnen im kleinen. Auch bei den Versuchen im groſsen hatte man dasselbe in Frankreich angewendet. Man hatte dabei das Blech vor dem Verzinnen mit Salmiak eingerieben. Dies hatte aber den Nachteil, daſs, weil die gleichmäſsige Verteilung schwierig war, das Blech fleckig wurde. Die deutschen Zinner wendeten deshalb gar keinen Salmiak an, statt dessen hielten sie das geschmolzene Zinn mit einer Schicht von flüssigem Talg bedeckt. Eine Schutzdecke war nötig, weil ohne solche das Zinn an der Oberfläche sich mit einer Decke von Zinn- asche überzog, die sehr störend war, indem sich Teilchen davon an das Blech anhängten und die Verzinnung an der Stelle hinderten. Wendete man nur reinen Talg an, so ging das Verzinnen nicht gut von statten. Dem Talg war also irgend etwas beigemengt, was auch daraus hervorging, daſs der Talg der deutschen Zinner schwarz war. Dies war nach Reaumurs Ansicht das einzige wirkliche Geheimnis der Deutschen. Durch Versuche fand er, daſs auch hier ein Zusatz von Salmiak die günstigste Wirkung ausübte. Salmiak färbte aber den Talg nicht schwarz; es muſste also noch ein anderer Zusatz dabei sein. Diesen glaubte Reaumur im Ofenruſs gefunden zu haben und wirklich gab auch Talg mit Zusatz von Salmiak und Ofenruſs die besten Resultate. Aber da der Talg allmählich wegbrannte, so wurde er durch den eingerührten Ofenruſs sehr dick, was wieder neue Miſs- stände hervorrief. Dagegen fand Reaumur, daſs Talg, wenn man ihn stärker erhitzte, sich von selbst schwärzte, ähnlich wie geschmol- zener Zucker braun und zuletzt schwarz wird. Und das erwies sich dann auch als das ganze Geheimnis der deutschen Zinner, sie er- hitzten den Talg, den sie beim ersten Einsatz aufgaben, scharf, daſs er fast schwarz wurde, während sie später für den Abgang immer nur reinen Talg nachsetzten. Wie Talg wirken auch Wachs und Harz, Wachs, wie es scheint, am besten, aber es hat den Nachteil, zu teuer zu sein. Den Zusatz von Salmiak empfiehlt Reaumur sehr,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/278>, abgerufen am 23.11.2024.