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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
Verbindung mit Spaltwerken, sondern auch für sich zum Strecken und
Auswalzen flacher Eisensorten verwendete. Das Kapitel 14 handelt
von Walzwerken und ihrem Nutzen wie folgt: Durch gute
Walzwerke können viele Arbeiten teils erleichtert, teils abgekürzt
werden; denn durch seine Geschwindigkeit kann ein Walzwerk 10 bis
20 und nach Beschaffenheit des Wasserbetriebes wohl noch mehr
Stangen Bandeisen in eben der Zeit pressen, in welcher der Kneip-
hammer nur eine ausreckt. Ausserdem dass dünnes Bandeisen zu
Fassreifen und allerlei Beschlägen nützlich ist, so können auch Messer-
stahl und ähnliche geschweisste Sorten gewalzt und dann in Klein-
schmieden vollendet werden. Man kann auch solche Walzen machen,
welche die Klingen breit und nach beiden Seiten dünn, ungefähr
von der Form der Degenklingen machen, welche, wenn man sie der
Länge nach in der Mitte voneinander schneidet, zu Messerklingen
sehr bequem sind.

Ausserdem kann man auch Walzen für allerlei Formen,
als zu viereckigen, runden oder halbrunden Zainen oder Stangen
und zu Stahl für allerlei Feilensorten machen, welche nachher durch
wenig Schmieden zu vollenden sind.

Mit Walzwerken kann man allerlei Stacketstangen, mit besonders
dazu eingerichteten, das meiste zu Schlüsseln und Schlössern, wenn
solche von einerlei Facon sind und auch Bleche machen.

Wir ersehen hieraus, dass Polhem bereits mit der Anwendung
der Walzwerke zur Herstellung vielerlei Eisensorten durchaus ver-
traut war, während man den Anfang dieser Kunst seither meistens
erst viel später in die Zeit Henry Corts gesetzt hat. Es wäre ja
auch fast unbegreiflich gewesen, wenn man Walzen als ein Teil der
Eisenschneidwerke schon lange benutzt hätte, ohne auf die Idee zu
kommen, das Walzwerk für sich, ohne Verbindung mit den Schneid-
scheiben zu verwenden. Die Anwendung der Eisenschneidwerke
konnten wir aber schon im 17. Jahrhundert mit Sicherheit nach-
weisen. Dass man die Bleche in Sachsen zur Weissblechfabrikation durch
Walzen gehen liess, scheint aus Yarrantons Angaben hervorzugehen.
Es ist ja wohl anzunehmen, dass man anfangs die Walzen mehr zum
Egalisieren und nicht eigentlich zum Ausrecken verwendet hat, nament-
lich bei den Blechen. Aber man musste doch sehr bald dabei die
Beobachtung machen, wie leicht sich heisses Eisen zwischen Walzen
auch strecken liess, und Polhems Mitteilungen lassen keinen Zweifel,
dass sie hierfür in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bereits
hier und da verwendet wurden. Im Kapitel 15 von Polhems Testament,

Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
Verbindung mit Spaltwerken, sondern auch für sich zum Strecken und
Auswalzen flacher Eisensorten verwendete. Das Kapitel 14 handelt
von Walzwerken und ihrem Nutzen wie folgt: Durch gute
Walzwerke können viele Arbeiten teils erleichtert, teils abgekürzt
werden; denn durch seine Geschwindigkeit kann ein Walzwerk 10 bis
20 und nach Beschaffenheit des Wasserbetriebes wohl noch mehr
Stangen Bandeisen in eben der Zeit pressen, in welcher der Kneip-
hammer nur eine ausreckt. Auſserdem daſs dünnes Bandeisen zu
Faſsreifen und allerlei Beschlägen nützlich ist, so können auch Messer-
stahl und ähnliche geschweiſste Sorten gewalzt und dann in Klein-
schmieden vollendet werden. Man kann auch solche Walzen machen,
welche die Klingen breit und nach beiden Seiten dünn, ungefähr
von der Form der Degenklingen machen, welche, wenn man sie der
Länge nach in der Mitte voneinander schneidet, zu Messerklingen
sehr bequem sind.

Auſserdem kann man auch Walzen für allerlei Formen,
als zu viereckigen, runden oder halbrunden Zainen oder Stangen
und zu Stahl für allerlei Feilensorten machen, welche nachher durch
wenig Schmieden zu vollenden sind.

Mit Walzwerken kann man allerlei Stacketstangen, mit besonders
dazu eingerichteten, das meiste zu Schlüsseln und Schlössern, wenn
solche von einerlei Façon sind und auch Bleche machen.

Wir ersehen hieraus, daſs Polhem bereits mit der Anwendung
der Walzwerke zur Herstellung vielerlei Eisensorten durchaus ver-
traut war, während man den Anfang dieser Kunst seither meistens
erst viel später in die Zeit Henry Corts gesetzt hat. Es wäre ja
auch fast unbegreiflich gewesen, wenn man Walzen als ein Teil der
Eisenschneidwerke schon lange benutzt hätte, ohne auf die Idee zu
kommen, das Walzwerk für sich, ohne Verbindung mit den Schneid-
scheiben zu verwenden. Die Anwendung der Eisenschneidwerke
konnten wir aber schon im 17. Jahrhundert mit Sicherheit nach-
weisen. Daſs man die Bleche in Sachsen zur Weiſsblechfabrikation durch
Walzen gehen lieſs, scheint aus Yarrantons Angaben hervorzugehen.
Es ist ja wohl anzunehmen, daſs man anfangs die Walzen mehr zum
Egalisieren und nicht eigentlich zum Ausrecken verwendet hat, nament-
lich bei den Blechen. Aber man muſste doch sehr bald dabei die
Beobachtung machen, wie leicht sich heiſses Eisen zwischen Walzen
auch strecken lieſs, und Polhems Mitteilungen lassen keinen Zweifel,
daſs sie hierfür in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bereits
hier und da verwendet wurden. Im Kapitel 15 von Polhems Testament,

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[245/0259] Die mechanische Bearbeitung des Eisens. Verbindung mit Spaltwerken, sondern auch für sich zum Strecken und Auswalzen flacher Eisensorten verwendete. Das Kapitel 14 handelt von Walzwerken und ihrem Nutzen wie folgt: Durch gute Walzwerke können viele Arbeiten teils erleichtert, teils abgekürzt werden; denn durch seine Geschwindigkeit kann ein Walzwerk 10 bis 20 und nach Beschaffenheit des Wasserbetriebes wohl noch mehr Stangen Bandeisen in eben der Zeit pressen, in welcher der Kneip- hammer nur eine ausreckt. Auſserdem daſs dünnes Bandeisen zu Faſsreifen und allerlei Beschlägen nützlich ist, so können auch Messer- stahl und ähnliche geschweiſste Sorten gewalzt und dann in Klein- schmieden vollendet werden. Man kann auch solche Walzen machen, welche die Klingen breit und nach beiden Seiten dünn, ungefähr von der Form der Degenklingen machen, welche, wenn man sie der Länge nach in der Mitte voneinander schneidet, zu Messerklingen sehr bequem sind. Auſserdem kann man auch Walzen für allerlei Formen, als zu viereckigen, runden oder halbrunden Zainen oder Stangen und zu Stahl für allerlei Feilensorten machen, welche nachher durch wenig Schmieden zu vollenden sind. Mit Walzwerken kann man allerlei Stacketstangen, mit besonders dazu eingerichteten, das meiste zu Schlüsseln und Schlössern, wenn solche von einerlei Façon sind und auch Bleche machen. Wir ersehen hieraus, daſs Polhem bereits mit der Anwendung der Walzwerke zur Herstellung vielerlei Eisensorten durchaus ver- traut war, während man den Anfang dieser Kunst seither meistens erst viel später in die Zeit Henry Corts gesetzt hat. Es wäre ja auch fast unbegreiflich gewesen, wenn man Walzen als ein Teil der Eisenschneidwerke schon lange benutzt hätte, ohne auf die Idee zu kommen, das Walzwerk für sich, ohne Verbindung mit den Schneid- scheiben zu verwenden. Die Anwendung der Eisenschneidwerke konnten wir aber schon im 17. Jahrhundert mit Sicherheit nach- weisen. Daſs man die Bleche in Sachsen zur Weiſsblechfabrikation durch Walzen gehen lieſs, scheint aus Yarrantons Angaben hervorzugehen. Es ist ja wohl anzunehmen, daſs man anfangs die Walzen mehr zum Egalisieren und nicht eigentlich zum Ausrecken verwendet hat, nament- lich bei den Blechen. Aber man muſste doch sehr bald dabei die Beobachtung machen, wie leicht sich heiſses Eisen zwischen Walzen auch strecken lieſs, und Polhems Mitteilungen lassen keinen Zweifel, daſs sie hierfür in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bereits hier und da verwendet wurden. Im Kapitel 15 von Polhems Testament,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/259>, abgerufen am 23.11.2024.