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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Cementstahlfabrikation.
schiedenen Zuständen mehr abweiche, als das mancher verschiedener
Metalle, wie z. B. Blei, Zinn und Silber. Die Schmiedeeisensorten
zerfallen, wie schon erwähnt, in zwei Klassen, in solche mit körnigem
oder blätterigem und solche mit sehnigem Bruch; ersterer gleicht mehr
dem der Steine (Sandstein, Kalkstein, Granit), letzterer mehr dem
des Holzes. Diese Einteilung genügt aber nicht, Reaumur fasst
deshalb die verschiedenen Brucherscheinungen in sieben Gruppen zu-
sammen, die er genau beschreibt und in Bezug auf ihre Brauchbar-
keit für die Cementstahlfabrikation untersucht. Diese Gruppen sind
kurz folgendermassen charakterisiert: 1) glänzend, grossblätterig;
2) glänzend, kleinblätterig; 3) blätterig und körnig gemischt, wobei
aber die graulichen körnigen Partieen gegen die glänzenden blätte-
rigen zurücktreten; 4) körnig-blätterig, wobei die feinkörnigen Partieen
vorherrschen und die Blätter weniger gross und glänzend sind;
5) körnig, welcher Bruch oft bei gutem, weichem Schmiedeeisen sich
zeigt; 6) körnig-blätterig-faserig, wobei die körnigen Partieen vor-
herrschen, die einzelnen Körnchen aber weniger scharf und mehr ab-
geplattet erscheinen; 7) sehnig, welches man vorzugsweise als weiches
Eisen zu bezeichnen pflegt, wie z. B. das von Berry, von dem Hammer-
werk von Painpont in der Bretagne, von Foix u. s. w.

Die Verschiedenheit dieser Gruppen rührt nicht allein von der
Erzeugung, sondern auch von der Behandlung her. Oft finden sich
verschiedene Bruchflächen an demselben Stabe. Überhaupt sind die
Grenzen nicht scharf. Demungeachtet ist die Einteilung eine brauchbare.

Gruppe 1 ist schlechtes Schmiedeeisen und auch zur Cement-
stahlbereitung ganz ungeeignet, der daraus bereitete Stahl zerbröckelt
unter dem Hammer.

Gruppe 2 verarbeitet sich gut als Eisen, namentlich für polierte
Sachen, taugt aber nicht zur Stahlbereitung; ein vorheriges Um-
schmieden verbessert es etwas. Will man diese Eisensorten cemen-
tieren, so wählt man schwache Mischung und kurze Brennzeit. Den
Grund der Unbrauchbarkeit dieser beiden Sorten findet Reaumur
hauptsächlich in dem zu lockeren Gefüge.

Gruppe 3 verwandelt sich meist leicht in guten Stahl. Es be-
darf keines starken Cements noch langer Hitze. Der erzeugte Stahl
hat eine schöne weisse Farbe, wie überhaupt der Stahl von Eisen mit
glänzend-blätterigem Bruch weisser wird als der von körnigem.

Gruppe 4 giebt am zuverlässigsten Stahl bei der Cementation;
derselbe ist grau und lässt sich vorzüglich schmieden; dagegen ist er
nicht immer der härteste. Er ist besonders geeignet für feine, saubere

Die Cementstahlfabrikation.
schiedenen Zuständen mehr abweiche, als das mancher verschiedener
Metalle, wie z. B. Blei, Zinn und Silber. Die Schmiedeeisensorten
zerfallen, wie schon erwähnt, in zwei Klassen, in solche mit körnigem
oder blätterigem und solche mit sehnigem Bruch; ersterer gleicht mehr
dem der Steine (Sandstein, Kalkstein, Granit), letzterer mehr dem
des Holzes. Diese Einteilung genügt aber nicht, Reaumur faſst
deshalb die verschiedenen Brucherscheinungen in sieben Gruppen zu-
sammen, die er genau beschreibt und in Bezug auf ihre Brauchbar-
keit für die Cementstahlfabrikation untersucht. Diese Gruppen sind
kurz folgendermaſsen charakterisiert: 1) glänzend, groſsblätterig;
2) glänzend, kleinblätterig; 3) blätterig und körnig gemischt, wobei
aber die graulichen körnigen Partieen gegen die glänzenden blätte-
rigen zurücktreten; 4) körnig-blätterig, wobei die feinkörnigen Partieen
vorherrschen und die Blätter weniger groſs und glänzend sind;
5) körnig, welcher Bruch oft bei gutem, weichem Schmiedeeisen sich
zeigt; 6) körnig-blätterig-faserig, wobei die körnigen Partieen vor-
herrschen, die einzelnen Körnchen aber weniger scharf und mehr ab-
geplattet erscheinen; 7) sehnig, welches man vorzugsweise als weiches
Eisen zu bezeichnen pflegt, wie z. B. das von Berry, von dem Hammer-
werk von Painpont in der Bretagne, von Foix u. s. w.

Die Verschiedenheit dieser Gruppen rührt nicht allein von der
Erzeugung, sondern auch von der Behandlung her. Oft finden sich
verschiedene Bruchflächen an demselben Stabe. Überhaupt sind die
Grenzen nicht scharf. Demungeachtet ist die Einteilung eine brauchbare.

Gruppe 1 ist schlechtes Schmiedeeisen und auch zur Cement-
stahlbereitung ganz ungeeignet, der daraus bereitete Stahl zerbröckelt
unter dem Hammer.

Gruppe 2 verarbeitet sich gut als Eisen, namentlich für polierte
Sachen, taugt aber nicht zur Stahlbereitung; ein vorheriges Um-
schmieden verbessert es etwas. Will man diese Eisensorten cemen-
tieren, so wählt man schwache Mischung und kurze Brennzeit. Den
Grund der Unbrauchbarkeit dieser beiden Sorten findet Reaumur
hauptsächlich in dem zu lockeren Gefüge.

Gruppe 3 verwandelt sich meist leicht in guten Stahl. Es be-
darf keines starken Cements noch langer Hitze. Der erzeugte Stahl
hat eine schöne weiſse Farbe, wie überhaupt der Stahl von Eisen mit
glänzend-blätterigem Bruch weiſser wird als der von körnigem.

Gruppe 4 giebt am zuverlässigsten Stahl bei der Cementation;
derselbe ist grau und läſst sich vorzüglich schmieden; dagegen ist er
nicht immer der härteste. Er ist besonders geeignet für feine, saubere

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[217/0231] Die Cementstahlfabrikation. schiedenen Zuständen mehr abweiche, als das mancher verschiedener Metalle, wie z. B. Blei, Zinn und Silber. Die Schmiedeeisensorten zerfallen, wie schon erwähnt, in zwei Klassen, in solche mit körnigem oder blätterigem und solche mit sehnigem Bruch; ersterer gleicht mehr dem der Steine (Sandstein, Kalkstein, Granit), letzterer mehr dem des Holzes. Diese Einteilung genügt aber nicht, Reaumur faſst deshalb die verschiedenen Brucherscheinungen in sieben Gruppen zu- sammen, die er genau beschreibt und in Bezug auf ihre Brauchbar- keit für die Cementstahlfabrikation untersucht. Diese Gruppen sind kurz folgendermaſsen charakterisiert: 1) glänzend, groſsblätterig; 2) glänzend, kleinblätterig; 3) blätterig und körnig gemischt, wobei aber die graulichen körnigen Partieen gegen die glänzenden blätte- rigen zurücktreten; 4) körnig-blätterig, wobei die feinkörnigen Partieen vorherrschen und die Blätter weniger groſs und glänzend sind; 5) körnig, welcher Bruch oft bei gutem, weichem Schmiedeeisen sich zeigt; 6) körnig-blätterig-faserig, wobei die körnigen Partieen vor- herrschen, die einzelnen Körnchen aber weniger scharf und mehr ab- geplattet erscheinen; 7) sehnig, welches man vorzugsweise als weiches Eisen zu bezeichnen pflegt, wie z. B. das von Berry, von dem Hammer- werk von Painpont in der Bretagne, von Foix u. s. w. Die Verschiedenheit dieser Gruppen rührt nicht allein von der Erzeugung, sondern auch von der Behandlung her. Oft finden sich verschiedene Bruchflächen an demselben Stabe. Überhaupt sind die Grenzen nicht scharf. Demungeachtet ist die Einteilung eine brauchbare. Gruppe 1 ist schlechtes Schmiedeeisen und auch zur Cement- stahlbereitung ganz ungeeignet, der daraus bereitete Stahl zerbröckelt unter dem Hammer. Gruppe 2 verarbeitet sich gut als Eisen, namentlich für polierte Sachen, taugt aber nicht zur Stahlbereitung; ein vorheriges Um- schmieden verbessert es etwas. Will man diese Eisensorten cemen- tieren, so wählt man schwache Mischung und kurze Brennzeit. Den Grund der Unbrauchbarkeit dieser beiden Sorten findet Reaumur hauptsächlich in dem zu lockeren Gefüge. Gruppe 3 verwandelt sich meist leicht in guten Stahl. Es be- darf keines starken Cements noch langer Hitze. Der erzeugte Stahl hat eine schöne weiſse Farbe, wie überhaupt der Stahl von Eisen mit glänzend-blätterigem Bruch weiſser wird als der von körnigem. Gruppe 4 giebt am zuverlässigsten Stahl bei der Cementation; derselbe ist grau und läſst sich vorzüglich schmieden; dagegen ist er nicht immer der härteste. Er ist besonders geeignet für feine, saubere

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/231>, abgerufen am 25.11.2024.