stäbe nicht dicker als drei Linien bei etwa 20 Linien Breite, so können dieselben bei einem Einsatz von fünf bis sechs Centnern Eisen in 24 bis 36 Stunden in Stahl verwandelt werden; hierzu sind sechs bis sieben Karren Kohlen erforderlich. Man kann also in einem solchen kleinen Ofen dadurch, dass die Brennzeit kürzer ist, in derselben Zeit annähernd ebensoviel Stahl erzeugen, als in einem grossen Ofen, der entsprechend längere Brennzeit erfordert.
Will man aber für einen grösseren Betrieb grössere Öfen con- struieren, so kann man ganz dasselbe Modell beibehalten und nur die Masse vergrössern. In erster Linie aber macht man die Öfen und die Eisenstäbe, die man einsetzt, länger. Die Kisten breiter und höher zu machen, empfiehlt sich weniger, als ihre Zahl und zugleich auch die der Feuerungen zu vermehren, also statt einer mittleren Kiste drei Kisten einzubauen, wobei man auch die Feuerungen um zwei vermehren muss. Ein solcher grosser Ofen ist vorteilhafter als mehrere kleine von gleichem Einsatzquantum, weil in den grossen Öfen das Verhältnis der Mittelkisten zu den Seitenkisten, in welchen die Stahlbildung nur sehr unvollkommen erreicht wird, ein günstigeres ist. Auch wird an Arbeitslohn gespart. Es empfiehlt sich, an jeder Düse eine Klappe anzubringen, womit man den Wind ermässigen oder abstellen kann. Das Windquantum muss für grössere Öfen ent- sprechend grösser sein und lässt sich leicht durch Rechnung er- mitteln 1). Statt der ledernen Doppelbälge, welche von Hand gezogen werden, wird man bei grossen Öfen besser Holzblasebälge, von einem Wasserrad bewegt, benutzen. Nach Reaumurs Berechnung würde ein Holzblasebalg, wie er bei den Hochöfen angewendet wird, für einen Stahlbrennofen von 10000 kg Eiseneinsatz genügen; doch der Verfasser bezweifelt, dass jemals Öfen von solcher Grösse gebaut werden würden.
Die Blasebälge, wie sie bei den Frischherden im Gebrauch sind, genügen nach seiner Berechnung für Öfen von 3000 kg Einsatz. Der ökonomisch wichtigste Gesichtspunkt ist die Ausnutzung der Wärme und die wird bei der vorgeschlagenen Konstruktion in viel höherem Grade erreicht, als bei den gewönlichen Wind-, Glas- und Töpferöfen. Aus diesem Grunde ist auch die Erhöhung der Kisten weniger vor- teilhaft, als die Verlängerung derselben. Bei der gleichen Feuerung liegt das Maximum des Wärmeeffekts in einer bestimmten Höhe über den Winddüsen; darüber hinaus nimmt die Wirkung ab. Ferner
1)Reaumur teilt eine solche Windberechnung mit, loc. cit. S. 128.
Die Cementstahlfabrikation.
stäbe nicht dicker als drei Linien bei etwa 20 Linien Breite, so können dieselben bei einem Einsatz von fünf bis sechs Centnern Eisen in 24 bis 36 Stunden in Stahl verwandelt werden; hierzu sind sechs bis sieben Karren Kohlen erforderlich. Man kann also in einem solchen kleinen Ofen dadurch, dass die Brennzeit kürzer ist, in derselben Zeit annähernd ebensoviel Stahl erzeugen, als in einem groſsen Ofen, der entsprechend längere Brennzeit erfordert.
Will man aber für einen gröſseren Betrieb gröſsere Öfen con- struieren, so kann man ganz dasselbe Modell beibehalten und nur die Maſse vergröſsern. In erster Linie aber macht man die Öfen und die Eisenstäbe, die man einsetzt, länger. Die Kisten breiter und höher zu machen, empfiehlt sich weniger, als ihre Zahl und zugleich auch die der Feuerungen zu vermehren, also statt einer mittleren Kiste drei Kisten einzubauen, wobei man auch die Feuerungen um zwei vermehren muſs. Ein solcher groſser Ofen ist vorteilhafter als mehrere kleine von gleichem Einsatzquantum, weil in den groſsen Öfen das Verhältnis der Mittelkisten zu den Seitenkisten, in welchen die Stahlbildung nur sehr unvollkommen erreicht wird, ein günstigeres ist. Auch wird an Arbeitslohn gespart. Es empfiehlt sich, an jeder Düse eine Klappe anzubringen, womit man den Wind ermäſsigen oder abstellen kann. Das Windquantum muſs für gröſsere Öfen ent- sprechend gröſser sein und läſst sich leicht durch Rechnung er- mitteln 1). Statt der ledernen Doppelbälge, welche von Hand gezogen werden, wird man bei groſsen Öfen besser Holzblasebälge, von einem Wasserrad bewegt, benutzen. Nach Reaumurs Berechnung würde ein Holzblasebalg, wie er bei den Hochöfen angewendet wird, für einen Stahlbrennofen von 10000 kg Eiseneinsatz genügen; doch der Verfasser bezweifelt, daſs jemals Öfen von solcher Grösse gebaut werden würden.
Die Blasebälge, wie sie bei den Frischherden im Gebrauch sind, genügen nach seiner Berechnung für Öfen von 3000 kg Einsatz. Der ökonomisch wichtigste Gesichtspunkt ist die Ausnutzung der Wärme und die wird bei der vorgeschlagenen Konstruktion in viel höherem Grade erreicht, als bei den gewönlichen Wind-, Glas- und Töpferöfen. Aus diesem Grunde ist auch die Erhöhung der Kisten weniger vor- teilhaft, als die Verlängerung derselben. Bei der gleichen Feuerung liegt das Maximum des Wärmeeffekts in einer bestimmten Höhe über den Winddüsen; darüber hinaus nimmt die Wirkung ab. Ferner
1)Reaumur teilt eine solche Windberechnung mit, loc. cit. S. 128.
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Die Cementstahlfabrikation.
stäbe nicht dicker als drei Linien bei etwa 20 Linien Breite, so können
dieselben bei einem Einsatz von fünf bis sechs Centnern Eisen in 24
bis 36 Stunden in Stahl verwandelt werden; hierzu sind sechs bis
sieben Karren Kohlen erforderlich. Man kann also in einem solchen
kleinen Ofen dadurch, dass die Brennzeit kürzer ist, in derselben Zeit
annähernd ebensoviel Stahl erzeugen, als in einem groſsen Ofen, der
entsprechend längere Brennzeit erfordert.
Will man aber für einen gröſseren Betrieb gröſsere Öfen con-
struieren, so kann man ganz dasselbe Modell beibehalten und nur die
Maſse vergröſsern. In erster Linie aber macht man die Öfen und
die Eisenstäbe, die man einsetzt, länger. Die Kisten breiter und
höher zu machen, empfiehlt sich weniger, als ihre Zahl und zugleich
auch die der Feuerungen zu vermehren, also statt einer mittleren
Kiste drei Kisten einzubauen, wobei man auch die Feuerungen um
zwei vermehren muſs. Ein solcher groſser Ofen ist vorteilhafter als
mehrere kleine von gleichem Einsatzquantum, weil in den groſsen
Öfen das Verhältnis der Mittelkisten zu den Seitenkisten, in welchen
die Stahlbildung nur sehr unvollkommen erreicht wird, ein günstigeres
ist. Auch wird an Arbeitslohn gespart. Es empfiehlt sich, an jeder
Düse eine Klappe anzubringen, womit man den Wind ermäſsigen oder
abstellen kann. Das Windquantum muſs für gröſsere Öfen ent-
sprechend gröſser sein und läſst sich leicht durch Rechnung er-
mitteln 1). Statt der ledernen Doppelbälge, welche von Hand gezogen
werden, wird man bei groſsen Öfen besser Holzblasebälge, von einem
Wasserrad bewegt, benutzen. Nach Reaumurs Berechnung würde
ein Holzblasebalg, wie er bei den Hochöfen angewendet wird, für
einen Stahlbrennofen von 10000 kg Eiseneinsatz genügen; doch der
Verfasser bezweifelt, daſs jemals Öfen von solcher Grösse gebaut
werden würden.
Die Blasebälge, wie sie bei den Frischherden im Gebrauch sind,
genügen nach seiner Berechnung für Öfen von 3000 kg Einsatz. Der
ökonomisch wichtigste Gesichtspunkt ist die Ausnutzung der Wärme
und die wird bei der vorgeschlagenen Konstruktion in viel höherem
Grade erreicht, als bei den gewönlichen Wind-, Glas- und Töpferöfen.
Aus diesem Grunde ist auch die Erhöhung der Kisten weniger vor-
teilhaft, als die Verlängerung derselben. Bei der gleichen Feuerung
liegt das Maximum des Wärmeeffekts in einer bestimmten Höhe über
den Winddüsen; darüber hinaus nimmt die Wirkung ab. Ferner
1) Reaumur teilt eine solche Windberechnung mit, loc. cit. S. 128.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/229>, abgerufen am 29.11.2024.
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