Stabes gewissermassen zu polieren, langsame Hammerschläge, während ein Junge Wasser darauf schüttete, wodurch jeder Schlag von einem lauten Knall begleitet war. Man schmiedete die groben Stäbe etwa 1 m lang, dabei kamen sie meist viermal in das Feuer zurück und erhielten das erste Mal 450 Schläge, das zweite Mal 380 bis 400, das dritte Mal 500 und das vierte Mal 400 Schläge, im Ganzen etwa 1700 Schläge mit dem rasch gehenden Schwanzhammer. Eine Haupt- regel beim Schmieden war, dass jeder Schlag eine neue Stelle traf und jede Stelle ihre Schläge erhielt.
Die Arbeit ging ununterbrochen von Montag früh bis Samstag Abend, so dass die Woche 128 Arbeitsstunden hatte, in diesen wurden etwa 17 Frischen fertig gemacht, von denen jede etwa sechs Stunden dauerte, Frischen und Schmieden zusammengerechnet. Hatte man zwei Herde in einer Hütte, so dass das Frischen und Schmieden gleichzeitig und ohne Unterbrechung fortging, so rechnete man 4 2/5 Stunden für ein Frischen. Teilte man jede Masse in fünf Schirbel, so erhielt man 90 geschmiedete Stäbe, welche 9 bis 10 Schiffspfund (etwa 1500 kg) wogen. Das Ausbringen wechselte auch, je nachdem man dickere oder dünnere Stangen schmiedete. Eine Wochenproduktion von 12 bis 14 Schiffspfund (etwa 2000 kg) war sehr hoch für einen Herd. Als sehr seltenen Fall erwähnt Swedenborg ein Ausbringen von 35 bis 40 Schiffspfund (etwa 6000 kg) die Woche in zwei Herden.
Zu der Beschreibung des Prozesses fügt Swedenborg noch inter- essante Mitteilungen über die Werkzeuge hinzu. Der Ambossstock war mit einer schweren Eisenplatte unterlegt, damit er nicht in den Grund geschlagen wurde. Der Amboss selbst war aus Luppeneisen (ferrum crudum) geschmiedet und 3 bis 31/2 Schiffspfund (etwa 500 kg) schwer. Seine Bahn war verstählt und Swedenborg beschreibt genau die schwierige Arbeit des Aufschweissens der Stahlplatte, welche die Bahn bildete. Die grossen Ambosse goss man auch öfter, und zwar geschah dies in den letzten Tagen der Hüttenreise. Kleinere Ambosse wurden aus reinem Eisen geschmiedet. Die Hämmer waren verschieden schwer von 45 bis 60 Liespfund (etwa 360 bis 480 kg) Gewicht, und man liess sie sehr rasch gehen.
Dieses ist ein gedrängter Auszug aus Swedenborgs wichtigem und ausführlichem Bericht über die deutsche Frischschmiede in Schweden um das Jahr 1730.
In Roslagen (Dannemora) bediente man sich dagegen der französischen Schmiede, wie sie Louis van Geer dort einge- führt hatte. Auch von dieser giebt Swedenborg eine ausführliche
Eisen- und Stahlfrischen.
Stabes gewissermaſsen zu polieren, langsame Hammerschläge, während ein Junge Wasser darauf schüttete, wodurch jeder Schlag von einem lauten Knall begleitet war. Man schmiedete die groben Stäbe etwa 1 m lang, dabei kamen sie meist viermal in das Feuer zurück und erhielten das erste Mal 450 Schläge, das zweite Mal 380 bis 400, das dritte Mal 500 und das vierte Mal 400 Schläge, im Ganzen etwa 1700 Schläge mit dem rasch gehenden Schwanzhammer. Eine Haupt- regel beim Schmieden war, daſs jeder Schlag eine neue Stelle traf und jede Stelle ihre Schläge erhielt.
Die Arbeit ging ununterbrochen von Montag früh bis Samstag Abend, so daſs die Woche 128 Arbeitsstunden hatte, in diesen wurden etwa 17 Frischen fertig gemacht, von denen jede etwa sechs Stunden dauerte, Frischen und Schmieden zusammengerechnet. Hatte man zwei Herde in einer Hütte, so daſs das Frischen und Schmieden gleichzeitig und ohne Unterbrechung fortging, so rechnete man 4⅖ Stunden für ein Frischen. Teilte man jede Masse in fünf Schirbel, so erhielt man 90 geschmiedete Stäbe, welche 9 bis 10 Schiffspfund (etwa 1500 kg) wogen. Das Ausbringen wechselte auch, je nachdem man dickere oder dünnere Stangen schmiedete. Eine Wochenproduktion von 12 bis 14 Schiffspfund (etwa 2000 kg) war sehr hoch für einen Herd. Als sehr seltenen Fall erwähnt Swedenborg ein Ausbringen von 35 bis 40 Schiffspfund (etwa 6000 kg) die Woche in zwei Herden.
Zu der Beschreibung des Prozesses fügt Swedenborg noch inter- essante Mitteilungen über die Werkzeuge hinzu. Der Amboſsstock war mit einer schweren Eisenplatte unterlegt, damit er nicht in den Grund geschlagen wurde. Der Amboſs selbst war aus Luppeneisen (ferrum crudum) geschmiedet und 3 bis 3½ Schiffspfund (etwa 500 kg) schwer. Seine Bahn war verstählt und Swedenborg beschreibt genau die schwierige Arbeit des Aufschweiſsens der Stahlplatte, welche die Bahn bildete. Die groſsen Amboſse goſs man auch öfter, und zwar geschah dies in den letzten Tagen der Hüttenreise. Kleinere Amboſse wurden aus reinem Eisen geschmiedet. Die Hämmer waren verschieden schwer von 45 bis 60 Liespfund (etwa 360 bis 480 kg) Gewicht, und man lieſs sie sehr rasch gehen.
Dieses ist ein gedrängter Auszug aus Swedenborgs wichtigem und ausführlichem Bericht über die deutsche Frischschmiede in Schweden um das Jahr 1730.
In Roslagen (Dannemora) bediente man sich dagegen der französischen Schmiede, wie sie Louis van Geer dort einge- führt hatte. Auch von dieser giebt Swedenborg eine ausführliche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0197"n="183"/><fwplace="top"type="header">Eisen- und Stahlfrischen.</fw><lb/>
Stabes gewissermaſsen zu polieren, langsame Hammerschläge, während<lb/>
ein Junge Wasser darauf schüttete, wodurch jeder Schlag von einem<lb/>
lauten Knall begleitet war. Man schmiedete die groben Stäbe etwa<lb/>
1 m lang, dabei kamen sie meist viermal in das Feuer zurück und<lb/>
erhielten das erste Mal 450 Schläge, das zweite Mal 380 bis 400, das<lb/>
dritte Mal 500 und das vierte Mal 400 Schläge, im Ganzen etwa<lb/>
1700 Schläge mit dem rasch gehenden Schwanzhammer. Eine Haupt-<lb/>
regel beim Schmieden war, daſs jeder Schlag eine neue Stelle traf<lb/>
und jede Stelle ihre Schläge erhielt.</p><lb/><p>Die Arbeit ging ununterbrochen von Montag früh bis Samstag<lb/>
Abend, so daſs die Woche 128 Arbeitsstunden hatte, in diesen wurden<lb/>
etwa 17 Frischen fertig gemacht, von denen jede etwa sechs Stunden<lb/>
dauerte, Frischen und Schmieden zusammengerechnet. Hatte man<lb/>
zwei Herde in einer Hütte, so daſs das Frischen und Schmieden<lb/>
gleichzeitig und ohne Unterbrechung fortging, so rechnete man<lb/>
4⅖ Stunden für ein Frischen. Teilte man jede Masse in fünf Schirbel,<lb/>
so erhielt man 90 geschmiedete Stäbe, welche 9 bis 10 Schiffspfund<lb/>
(etwa 1500 kg) wogen. Das Ausbringen wechselte auch, je nachdem<lb/>
man dickere oder dünnere Stangen schmiedete. Eine Wochenproduktion<lb/>
von 12 bis 14 Schiffspfund (etwa 2000 kg) war sehr hoch für einen<lb/>
Herd. Als sehr seltenen Fall erwähnt <hirendition="#g">Swedenborg</hi> ein Ausbringen<lb/>
von 35 bis 40 Schiffspfund (etwa 6000 kg) die Woche in zwei Herden.</p><lb/><p>Zu der Beschreibung des Prozesses fügt <hirendition="#g">Swedenborg</hi> noch inter-<lb/>
essante Mitteilungen über die Werkzeuge hinzu. Der Amboſsstock<lb/>
war mit einer schweren Eisenplatte unterlegt, damit er nicht in den<lb/>
Grund geschlagen wurde. Der Amboſs selbst war aus Luppeneisen<lb/>
(ferrum crudum) geschmiedet und 3 bis 3½ Schiffspfund (etwa 500 kg)<lb/>
schwer. Seine Bahn war verstählt und <hirendition="#g">Swedenborg</hi> beschreibt<lb/>
genau die schwierige Arbeit des Aufschweiſsens der Stahlplatte, welche<lb/>
die Bahn bildete. Die groſsen Amboſse goſs man auch öfter, und<lb/>
zwar geschah dies in den letzten Tagen der Hüttenreise. Kleinere<lb/>
Amboſse wurden aus reinem Eisen geschmiedet. Die Hämmer waren<lb/>
verschieden schwer von 45 bis 60 Liespfund (etwa 360 bis 480 kg)<lb/>
Gewicht, und man lieſs sie sehr rasch gehen.</p><lb/><p>Dieses ist ein gedrängter Auszug aus <hirendition="#g">Swedenborgs</hi> wichtigem<lb/>
und ausführlichem Bericht über die deutsche Frischschmiede in<lb/>
Schweden um das Jahr 1730.</p><lb/><p>In <hirendition="#g">Roslagen (Dannemora)</hi> bediente man sich dagegen der<lb/><hirendition="#g">französischen Schmiede</hi>, wie sie <hirendition="#g">Louis van Geer</hi> dort einge-<lb/>
führt hatte. Auch von dieser giebt <hirendition="#g">Swedenborg</hi> eine ausführliche<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[183/0197]
Eisen- und Stahlfrischen.
Stabes gewissermaſsen zu polieren, langsame Hammerschläge, während
ein Junge Wasser darauf schüttete, wodurch jeder Schlag von einem
lauten Knall begleitet war. Man schmiedete die groben Stäbe etwa
1 m lang, dabei kamen sie meist viermal in das Feuer zurück und
erhielten das erste Mal 450 Schläge, das zweite Mal 380 bis 400, das
dritte Mal 500 und das vierte Mal 400 Schläge, im Ganzen etwa
1700 Schläge mit dem rasch gehenden Schwanzhammer. Eine Haupt-
regel beim Schmieden war, daſs jeder Schlag eine neue Stelle traf
und jede Stelle ihre Schläge erhielt.
Die Arbeit ging ununterbrochen von Montag früh bis Samstag
Abend, so daſs die Woche 128 Arbeitsstunden hatte, in diesen wurden
etwa 17 Frischen fertig gemacht, von denen jede etwa sechs Stunden
dauerte, Frischen und Schmieden zusammengerechnet. Hatte man
zwei Herde in einer Hütte, so daſs das Frischen und Schmieden
gleichzeitig und ohne Unterbrechung fortging, so rechnete man
4⅖ Stunden für ein Frischen. Teilte man jede Masse in fünf Schirbel,
so erhielt man 90 geschmiedete Stäbe, welche 9 bis 10 Schiffspfund
(etwa 1500 kg) wogen. Das Ausbringen wechselte auch, je nachdem
man dickere oder dünnere Stangen schmiedete. Eine Wochenproduktion
von 12 bis 14 Schiffspfund (etwa 2000 kg) war sehr hoch für einen
Herd. Als sehr seltenen Fall erwähnt Swedenborg ein Ausbringen
von 35 bis 40 Schiffspfund (etwa 6000 kg) die Woche in zwei Herden.
Zu der Beschreibung des Prozesses fügt Swedenborg noch inter-
essante Mitteilungen über die Werkzeuge hinzu. Der Amboſsstock
war mit einer schweren Eisenplatte unterlegt, damit er nicht in den
Grund geschlagen wurde. Der Amboſs selbst war aus Luppeneisen
(ferrum crudum) geschmiedet und 3 bis 3½ Schiffspfund (etwa 500 kg)
schwer. Seine Bahn war verstählt und Swedenborg beschreibt
genau die schwierige Arbeit des Aufschweiſsens der Stahlplatte, welche
die Bahn bildete. Die groſsen Amboſse goſs man auch öfter, und
zwar geschah dies in den letzten Tagen der Hüttenreise. Kleinere
Amboſse wurden aus reinem Eisen geschmiedet. Die Hämmer waren
verschieden schwer von 45 bis 60 Liespfund (etwa 360 bis 480 kg)
Gewicht, und man lieſs sie sehr rasch gehen.
Dieses ist ein gedrängter Auszug aus Swedenborgs wichtigem
und ausführlichem Bericht über die deutsche Frischschmiede in
Schweden um das Jahr 1730.
In Roslagen (Dannemora) bediente man sich dagegen der
französischen Schmiede, wie sie Louis van Geer dort einge-
führt hatte. Auch von dieser giebt Swedenborg eine ausführliche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/197>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.