das Eisen für das nächste Frischen zum Vorwärmen auf. Die Luppe schob man nach und nach der Form zu. Die richtige Verteilung der Hitze im Frischherd war wichtig. Der Windstrom sollte den hinteren Teil der Masse treffen; traf er den vorderen, so zog sich die Hitze zu sehr nach vorn, wodurch die Form abschmelzen konnte. Der Frischer vereinigte mit der Stange alle Eisenbrocken zu einem Klumpen. Dabei fand ein starkes Auswerfen von Schlackenfunken statt. Dieses zweite Einschmelzen (recoctio) dauerte im Ganzen nur sieben bis acht Minuten, so dass der ganze Frischprozess kaum mehr als zwei Stunden in Anspruch nahm. Es wurde dabei dreimal Schlacke laufen gelassen; das erste Mal etwa 20 Minuten nach dem Anblasen. Diese war roh und eisenreich; man liess sie in Wasser fliessen und benutzte das Pulver wieder. Das zweimal nach 1/2 bis 2/3 Stunden; diese wurde fortgeworfen; das dritte Mal vor dem Aufbrechen. Zuletzt war nur wenig Schlacke im Herd, indem viel als Funken fort- gegangen war.
Nach diesem doppelten Frischen wurde das Eisen unter den Hammer gebracht und zu Stäben ausgeschmiedet. In manchen Häm- mern, wo man schlechtes Eisen hatte, brach man noch ein zweites Mal auf und schmolz zum dritten Mal in derselben Weise, wie zuvor, ein, indem man langsam anblies, den Wind dann steigerte und gegen Ende wieder schwächer blies.
Die Beschaffenheit der Holzkohlen war für den Prozess von Wichtigkeit. Schwere, feste Kohlen waren nicht gut, Fichtenkohlen am geeignetsten. Swedenborg giebt (fol. 88) genaue Vorschriften über die Holzarten, die beste Zeit des Schlagens u. s. w. Dem Schmied wurden in Schweden 24 Tonnen Holzkohlen für ein Schiffspfund Eisen bewilligt; was er weniger verbrauchte, und es kam vor, dass er mit 14 bis 18 Tonnen auskam, war sein Gewinn. In der Kohlen- ersparnis bewährte der Frischer am meisten seine Kunst.
Die Beschaffenheit und Menge der Schlacke war für den Verlauf des Frischens von grosser Bedeutung: sie diente als Fluss, Reinigungs- mittel und als Schutzdecke. Bei schwerschmelzigem Eisen schlug man mehr Schlacke zu. Auch zum Ausheizen war das Schlackenbad nötig. Wenn das Eisen zu heiss wurde, begann es zu funkeln und wurde dann in das Schlackenbad getaucht. Aus der Schlacke liess sich der Prozess erkennen. Hing sie sich nur spärlich an die Rute an, und liess sie sich durch einen Schlag nur schwer ablösen, so war dies ein Zeichen von hartem, verbranntem Eisen. Man musste dann gute Schlacke zuschlagen. Schlechte Schlacken stach man ab. Auch war
Eisen- und Stahlfrischen.
das Eisen für das nächste Frischen zum Vorwärmen auf. Die Luppe schob man nach und nach der Form zu. Die richtige Verteilung der Hitze im Frischherd war wichtig. Der Windstrom sollte den hinteren Teil der Masse treffen; traf er den vorderen, so zog sich die Hitze zu sehr nach vorn, wodurch die Form abschmelzen konnte. Der Frischer vereinigte mit der Stange alle Eisenbrocken zu einem Klumpen. Dabei fand ein starkes Auswerfen von Schlackenfunken statt. Dieses zweite Einschmelzen (recoctio) dauerte im Ganzen nur sieben bis acht Minuten, so daſs der ganze Frischprozeſs kaum mehr als zwei Stunden in Anspruch nahm. Es wurde dabei dreimal Schlacke laufen gelassen; das erste Mal etwa 20 Minuten nach dem Anblasen. Diese war roh und eisenreich; man lieſs sie in Wasser flieſsen und benutzte das Pulver wieder. Das zweimal nach ½ bis ⅔ Stunden; diese wurde fortgeworfen; das dritte Mal vor dem Aufbrechen. Zuletzt war nur wenig Schlacke im Herd, indem viel als Funken fort- gegangen war.
Nach diesem doppelten Frischen wurde das Eisen unter den Hammer gebracht und zu Stäben ausgeschmiedet. In manchen Häm- mern, wo man schlechtes Eisen hatte, brach man noch ein zweites Mal auf und schmolz zum dritten Mal in derselben Weise, wie zuvor, ein, indem man langsam anblies, den Wind dann steigerte und gegen Ende wieder schwächer blies.
Die Beschaffenheit der Holzkohlen war für den Prozeſs von Wichtigkeit. Schwere, feste Kohlen waren nicht gut, Fichtenkohlen am geeignetsten. Swedenborg giebt (fol. 88) genaue Vorschriften über die Holzarten, die beste Zeit des Schlagens u. s. w. Dem Schmied wurden in Schweden 24 Tonnen Holzkohlen für ein Schiffspfund Eisen bewilligt; was er weniger verbrauchte, und es kam vor, daſs er mit 14 bis 18 Tonnen auskam, war sein Gewinn. In der Kohlen- ersparnis bewährte der Frischer am meisten seine Kunst.
Die Beschaffenheit und Menge der Schlacke war für den Verlauf des Frischens von groſser Bedeutung: sie diente als Fluſs, Reinigungs- mittel und als Schutzdecke. Bei schwerschmelzigem Eisen schlug man mehr Schlacke zu. Auch zum Ausheizen war das Schlackenbad nötig. Wenn das Eisen zu heiſs wurde, begann es zu funkeln und wurde dann in das Schlackenbad getaucht. Aus der Schlacke lieſs sich der Prozeſs erkennen. Hing sie sich nur spärlich an die Rute an, und lieſs sie sich durch einen Schlag nur schwer ablösen, so war dies ein Zeichen von hartem, verbranntem Eisen. Man muſste dann gute Schlacke zuschlagen. Schlechte Schlacken stach man ab. Auch war
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Eisen- und Stahlfrischen.
das Eisen für das nächste Frischen zum Vorwärmen auf. Die Luppe
schob man nach und nach der Form zu. Die richtige Verteilung der
Hitze im Frischherd war wichtig. Der Windstrom sollte den hinteren
Teil der Masse treffen; traf er den vorderen, so zog sich die Hitze
zu sehr nach vorn, wodurch die Form abschmelzen konnte. Der
Frischer vereinigte mit der Stange alle Eisenbrocken zu einem
Klumpen. Dabei fand ein starkes Auswerfen von Schlackenfunken
statt. Dieses zweite Einschmelzen (recoctio) dauerte im Ganzen nur
sieben bis acht Minuten, so daſs der ganze Frischprozeſs kaum mehr
als zwei Stunden in Anspruch nahm. Es wurde dabei dreimal Schlacke
laufen gelassen; das erste Mal etwa 20 Minuten nach dem Anblasen.
Diese war roh und eisenreich; man lieſs sie in Wasser flieſsen und
benutzte das Pulver wieder. Das zweimal nach ½ bis ⅔ Stunden;
diese wurde fortgeworfen; das dritte Mal vor dem Aufbrechen. Zuletzt
war nur wenig Schlacke im Herd, indem viel als Funken fort-
gegangen war.
Nach diesem doppelten Frischen wurde das Eisen unter den
Hammer gebracht und zu Stäben ausgeschmiedet. In manchen Häm-
mern, wo man schlechtes Eisen hatte, brach man noch ein zweites
Mal auf und schmolz zum dritten Mal in derselben Weise, wie zuvor,
ein, indem man langsam anblies, den Wind dann steigerte und gegen
Ende wieder schwächer blies.
Die Beschaffenheit der Holzkohlen war für den Prozeſs von
Wichtigkeit. Schwere, feste Kohlen waren nicht gut, Fichtenkohlen
am geeignetsten. Swedenborg giebt (fol. 88) genaue Vorschriften
über die Holzarten, die beste Zeit des Schlagens u. s. w. Dem Schmied
wurden in Schweden 24 Tonnen Holzkohlen für ein Schiffspfund
Eisen bewilligt; was er weniger verbrauchte, und es kam vor, daſs er
mit 14 bis 18 Tonnen auskam, war sein Gewinn. In der Kohlen-
ersparnis bewährte der Frischer am meisten seine Kunst.
Die Beschaffenheit und Menge der Schlacke war für den Verlauf
des Frischens von groſser Bedeutung: sie diente als Fluſs, Reinigungs-
mittel und als Schutzdecke. Bei schwerschmelzigem Eisen schlug man
mehr Schlacke zu. Auch zum Ausheizen war das Schlackenbad nötig.
Wenn das Eisen zu heiſs wurde, begann es zu funkeln und wurde
dann in das Schlackenbad getaucht. Aus der Schlacke lieſs sich
der Prozeſs erkennen. Hing sie sich nur spärlich an die Rute an,
und lieſs sie sich durch einen Schlag nur schwer ablösen, so war dies
ein Zeichen von hartem, verbranntem Eisen. Man muſste dann gute
Schlacke zuschlagen. Schlechte Schlacken stach man ab. Auch war
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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