welche neben der grösseren Dauerhaftigkeit und der Unverbrennlich- keit noch viele andere Vorteile haben; besonders wenn man, was er für sehr wichtig hält, die Formen scharf trocknet. Er beschreibt die Einrichtung der eisernen Formkasten genau, ihre Führung in Zapfen und Löcher und ihre Verbindung mit Klammern und Schrauben 1). Er erwähnt, dass manche ihre grossen Kasten, um Geld und Gewicht zu sparen, aus Rahmen von Holz herstellten und nur die Traversen aus Eisen machten. Diese Formkasten dienten für Sand- und Massen- formerei, sowie für Lehmguss. Letzterer war zu Reaumurs Zeit für Poterieguss in Frankreich noch ausschliesslich im Gebrauch. Aber Reaumur war durchaus vertraut mit der Herstellung der Formen in
[Abbildung]
Fig. 29.
feuchtem Sand 2). Er erwähnt, dass manche Hütten dieselben Gegenstände in Lehm oder in Sand formten, je nachdem ihnen das eine oder andere Material mehr zur Verfügung stände. In Paris beziehe man den Form- sand von Fontenoy-aux-Roses, und es stelle sich die einspännige Fuhre auf 40 bis 60 Sous. Habe man keinen guten Formsand, so könne man sich denselben künstlich bereiten. Am besten poche man den Sand nass, und setze ihm, wenn er zu mager sei, geschlämmten Thon zu 3). Man prüfe die Bindekraft des Formsandes, indem man einen gegebenen, damit ausgeschlagenen Kasten mit Gewichten belaste. Der Guss werde weicher, wenn man die Form aus trockenem Kalk, Kreide oder
1)Reaumur, Nouvelle art d'adoucir le fer fondu. Mem. V.
2) Da Reaumurs Kenntnis hiervon schwerlich aus England stammte, so bleibt es zweifelhaft, ob nicht das Formen in nassem Sande schon vor Darbys Patent von 1708 auf dem Kontinent, wenn auch in beschränktem Masse, in Anwendung war.
3) Siehe a. a. O., Mem. VII, p. 242.
Eisen- und Stahlfrischen.
welche neben der gröſseren Dauerhaftigkeit und der Unverbrennlich- keit noch viele andere Vorteile haben; besonders wenn man, was er für sehr wichtig hält, die Formen scharf trocknet. Er beschreibt die Einrichtung der eisernen Formkasten genau, ihre Führung in Zapfen und Löcher und ihre Verbindung mit Klammern und Schrauben 1). Er erwähnt, daſs manche ihre groſsen Kasten, um Geld und Gewicht zu sparen, aus Rahmen von Holz herstellten und nur die Traversen aus Eisen machten. Diese Formkasten dienten für Sand- und Massen- formerei, sowie für Lehmguſs. Letzterer war zu Reaumurs Zeit für Poterieguſs in Frankreich noch ausschlieſslich im Gebrauch. Aber Reaumur war durchaus vertraut mit der Herstellung der Formen in
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Fig. 29.
feuchtem Sand 2). Er erwähnt, daſs manche Hütten dieselben Gegenstände in Lehm oder in Sand formten, je nachdem ihnen das eine oder andere Material mehr zur Verfügung stände. In Paris beziehe man den Form- sand von Fontenoy-aux-Roses, und es stelle sich die einspännige Fuhre auf 40 bis 60 Sous. Habe man keinen guten Formsand, so könne man sich denselben künstlich bereiten. Am besten poche man den Sand naſs, und setze ihm, wenn er zu mager sei, geschlämmten Thon zu 3). Man prüfe die Bindekraft des Formsandes, indem man einen gegebenen, damit ausgeschlagenen Kasten mit Gewichten belaste. Der Guſs werde weicher, wenn man die Form aus trockenem Kalk, Kreide oder
1)Reaumur, Nouvelle art d’adoucir le fer fondu. Mem. V.
2) Da Reaumurs Kenntnis hiervon schwerlich aus England stammte, so bleibt es zweifelhaft, ob nicht das Formen in nassem Sande schon vor Darbys Patent von 1708 auf dem Kontinent, wenn auch in beschränktem Maſse, in Anwendung war.
3) Siehe a. a. O., Mém. VII, p. 242.
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Eisen- und Stahlfrischen.
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keit noch viele andere Vorteile haben; besonders wenn man, was er
für sehr wichtig hält, die Formen scharf trocknet. Er beschreibt die
Einrichtung der eisernen Formkasten genau, ihre Führung in Zapfen
und Löcher und ihre Verbindung mit Klammern und Schrauben 1).
Er erwähnt, daſs manche ihre groſsen Kasten, um Geld und Gewicht
zu sparen, aus Rahmen von Holz herstellten und nur die Traversen
aus Eisen machten. Diese Formkasten dienten für Sand- und Massen-
formerei, sowie für Lehmguſs. Letzterer war zu Reaumurs Zeit
für Poterieguſs in Frankreich noch ausschlieſslich im Gebrauch. Aber
Reaumur war durchaus vertraut mit der Herstellung der Formen in
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feuchtem Sand 2). Er erwähnt, daſs manche Hütten dieselben Gegenstände
in Lehm oder in Sand formten, je nachdem ihnen das eine oder andere
Material mehr zur Verfügung stände. In Paris beziehe man den Form-
sand von Fontenoy-aux-Roses, und es stelle sich die einspännige Fuhre
auf 40 bis 60 Sous. Habe man keinen guten Formsand, so könne man
sich denselben künstlich bereiten. Am besten poche man den Sand naſs,
und setze ihm, wenn er zu mager sei, geschlämmten Thon zu 3). Man
prüfe die Bindekraft des Formsandes, indem man einen gegebenen,
damit ausgeschlagenen Kasten mit Gewichten belaste. Der Guſs
werde weicher, wenn man die Form aus trockenem Kalk, Kreide oder
1) Reaumur, Nouvelle art d’adoucir le fer fondu. Mem. V.
2) Da Reaumurs Kenntnis hiervon schwerlich aus England stammte, so
bleibt es zweifelhaft, ob nicht das Formen in nassem Sande schon vor Darbys
Patent von 1708 auf dem Kontinent, wenn auch in beschränktem Maſse, in
Anwendung war.
3) Siehe a. a. O., Mém. VII, p. 242.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/188>, abgerufen am 23.11.2024.
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