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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen bis 1734.
kugeln und Handgranaten für die Regierung goss. Durch eine Explosion
ging der Hochofen zu Grunde. Fox ging später mit Peter dem Grossen
nach Russland. Dieses verlassene Werk pachtete Abraham Darby
und zog mit seiner Familie und seinem treuen Gehilfen John Thomas
dahin über. Die Hütte lag ausserordentlich günstig, an Holz war noch
Überfluss, Erz und Kalkstein fanden sich in der Nähe und der Bach
"Coldbrook" hatte ein schönes Gefälle. Abraham baute einen neuen
Hochofen und richtete eine Giesserei ein, deren Gusswaren sich bald
einen Namen machten. In den ersten Jahren war an Holzkohle kein
Mangel, aber mit dem rasch wachsenden Betriebe begann Holzmangel
einzutreten. Vielleicht waren es zunächst auch nur teure Holzpreise,
die Abraham Darby veranlassten, mit Steinkohlen, die ebenfalls in
nächster Nähe vorkamen, Versuche zu machen. Im Jahre 1713 begann
er mit Erfolg 1) Steinkohle im Hochofen zu verwenden; anfangs nur
als Zusatz. Er verkokte, wie es scheint, die Steinkohlen 2) und ver-
wendete anfangs den Koks gemischt mit guten Holzkohlen, später
setzte er nur Braschen (brays) und Torf zu. Aus dem Hochofen-
journal (Blast Furnace Memorandum Book), welches Darby hinter-
lassen hat, geht hervor, dass der gebräuchliche Satz war: 5 Körbe
Koks, mit 2 Körben Braschen und einem Korb Torf, hierauf gab man
den Eisenstein und dann den Kalk auf. Aus diesem Journal geht
ferner hervor, dass 1713 auf der Hütte zu Coalbrookdale wöchentlich
in dieser Weise 5 bis 10 Tonnen Gusswaren, Töpfe, Kessel und son-
stiger Potterieguss (hollow ware), welche man direkt aus dem Hoch-
ofen goss, gemacht wurden; der Rest des Roheisens wurde in
Massel (pigs) gegossen. Später kamen noch andere Artikel hinzu, als
Roste, Plätteisen, Thürrahmen, Gewichte, Bankplatten, Wagenbüchsen,
Stössel und Mörser und gelegentlich auch Schneiderbügeleisen. Das
Geschäft nahm immer mehr zu, so dass in einer Woche 150 Stück Töpfe
und Kessel gegossen wurden. 1715 verkaufte er 1/16 Anteil für 330 £,
welches 1758 allerdings für 1150 £ zurückgekauft wurde. So stand das
Werk in schönster Blüte, als beklagenswerterweise Abraham Darby
am 8. März 1717 starb. Er war erst 40 Jahre alt und hinterliess
eine Witwe und zwei noch unerwachsene Söhne, von denen der älteste,
mit Namen Abraham, wie sein Vater, am 12. März 1711 geboren,

1) Scrivenor, History of the iron trade, p. 56; indessen bezweifeln Percy
und Smiles die Richtigkeit dieser Angabe.
2) Sicherlich geschah dies im Jahre 1718, wie aus nachfolgenden Einträgen
des Hüttenjournals hervorgeht: 1718, Septbr. 28. Old Blast Furnace, Dr. Andrew
Cartwright, coaking 114 Stack of coal; New Blast Furnace, Dr. Andrew Cartwright,
coaking 135 Stack of coal.
Beck, Geschichte des Eisens. 11

Hochöfen bis 1734.
kugeln und Handgranaten für die Regierung goſs. Durch eine Explosion
ging der Hochofen zu Grunde. Fox ging später mit Peter dem Groſsen
nach Ruſsland. Dieses verlassene Werk pachtete Abraham Darby
und zog mit seiner Familie und seinem treuen Gehilfen John Thomas
dahin über. Die Hütte lag auſserordentlich günstig, an Holz war noch
Überfluſs, Erz und Kalkstein fanden sich in der Nähe und der Bach
„Coldbrook“ hatte ein schönes Gefälle. Abraham baute einen neuen
Hochofen und richtete eine Gieſserei ein, deren Guſswaren sich bald
einen Namen machten. In den ersten Jahren war an Holzkohle kein
Mangel, aber mit dem rasch wachsenden Betriebe begann Holzmangel
einzutreten. Vielleicht waren es zunächst auch nur teure Holzpreise,
die Abraham Darby veranlaſsten, mit Steinkohlen, die ebenfalls in
nächster Nähe vorkamen, Versuche zu machen. Im Jahre 1713 begann
er mit Erfolg 1) Steinkohle im Hochofen zu verwenden; anfangs nur
als Zusatz. Er verkokte, wie es scheint, die Steinkohlen 2) und ver-
wendete anfangs den Koks gemischt mit guten Holzkohlen, später
setzte er nur Braschen (brays) und Torf zu. Aus dem Hochofen-
journal (Blast Furnace Memorandum Book), welches Darby hinter-
lassen hat, geht hervor, daſs der gebräuchliche Satz war: 5 Körbe
Koks, mit 2 Körben Braschen und einem Korb Torf, hierauf gab man
den Eisenstein und dann den Kalk auf. Aus diesem Journal geht
ferner hervor, daſs 1713 auf der Hütte zu Coalbrookdale wöchentlich
in dieser Weise 5 bis 10 Tonnen Guſswaren, Töpfe, Kessel und son-
stiger Potterieguſs (hollow ware), welche man direkt aus dem Hoch-
ofen goss, gemacht wurden; der Rest des Roheisens wurde in
Massel (pigs) gegossen. Später kamen noch andere Artikel hinzu, als
Roste, Plätteisen, Thürrahmen, Gewichte, Bankplatten, Wagenbüchsen,
Stössel und Mörser und gelegentlich auch Schneiderbügeleisen. Das
Geschäft nahm immer mehr zu, so daſs in einer Woche 150 Stück Töpfe
und Kessel gegossen wurden. 1715 verkaufte er 1/16 Anteil für 330 £,
welches 1758 allerdings für 1150 £ zurückgekauft wurde. So stand das
Werk in schönster Blüte, als beklagenswerterweise Abraham Darby
am 8. März 1717 starb. Er war erst 40 Jahre alt und hinterlieſs
eine Witwe und zwei noch unerwachsene Söhne, von denen der älteste,
mit Namen Abraham, wie sein Vater, am 12. März 1711 geboren,

1) Scrivenor, History of the iron trade, p. 56; indessen bezweifeln Percy
und Smiles die Richtigkeit dieser Angabe.
2) Sicherlich geschah dies im Jahre 1718, wie aus nachfolgenden Einträgen
des Hüttenjournals hervorgeht: 1718, Septbr. 28. Old Blast Furnace, Dr. Andrew
Cartwright, coaking 114 Stack of coal; New Blast Furnace, Dr. Andrew Cartwright,
coaking 135 Stack of coal.
Beck, Geschichte des Eisens. 11
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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/175>, abgerufen am 23.11.2024.