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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen bis 1734.
müssten sie die Hand fest zusammenpressen, damit das Metall nicht
zwischen die Finger käme.

Die Eisenmasseln waren je nach den Formen 1/4 bis 3/4 Schiffs-
pfund (1 bis 3 Ctr.) schwer. Nach zwölf Stunden konnte man sie
schon mit der blossen Hand angreifen. Aus dem Bruch liess sich
leicht die Güte des Eisens erkennen. Glänzte er von ziemlich grossen,
fast rötlichen Schuppen, so war dies ein Zeichen, dass es sehr roh
war, so dass es kaum durch wiederholtes Frischen gereinigt werden
konnte. Dieser Fehler rührte von dem Erz oder von zu geringem
Kohlensatz her. Floss das geschmolzene Eisen dick und unrein, so
enthielt es noch schlackige Teile beigemengt; funkelte es wie Sterne
und sprühte Flammen, so war dies ein Zeichen von Härte. Durch
rasches Abkühlen, wie durch Aufgiessen von Wasser, wird das Eisen
hart. Das Eisen ist gut, wenn die Graphitblättchen klein sind und
wie eine Anhäufung glänzender Körner erscheinen; es ist schlecht,
wenn die Graphitschuppen (micae) sehr gross, sehr glänzend und flach
sind wie Wismut oder Eis. Das beste Eisen ist von grauer Farbe,
ähnlich einem rauhen, grauen Tuche oder einem Gewebe von weissen
und schwarzen Fäden, auch ist es schwerer, zäh und schwer zu zer-
schlagen und steht auch im Feuer besser als das, welches wie Wismut
glänzt. Eine glatte Oberfläche ist ein gutes Zeichen, während eine
runzliche Oberfläche auf Schwefelgehalt deuten soll.

Die Menge des Eisens war verschieden je nach der Grösse des
Ofens, der Art der Erze u. s. w. Bei sehr gutem Ofengang erzielte
man nach den ersten zwölf Tagen zuweilen 4000 kg, meistens aber
schwankte die Produktion zwischen 3000, 2400, 1600 und 1400 kg,
bei alten Öfen, ungünstigen Verhältnissen und schlechtem Betriebe
betrug sie sogar nur 600 und 800 kg in 24 Stunden, wobei oft ebenso
viel Kohlen verbrannt wurden, als bei den 3000 bis 4000 kg. Man
stach alle acht bis zwölf Stunden ab, gewöhnlich fünfmal in 48 Stunden,
und zwar meist nach der sechsten und vor der siebenten Gicht. Unter
günstigen Verhältnissen brauchte man zu einem Schiffspfund Eisen
12 bis 14 Tonnen Kohlen (zu 100 kg 6 bis 7 Tonnen), bei ungünstigen
Verhältnissen 24 bis 40 Tonnen (zu 100 kg 12 bis 20 Tonnen).

Swedenborg führt dann (fol. 58) die Unglücksfälle auf, welche
beim Hochofenbetriebe zuweilen vorkamen. Sodann beschreibt er das
Ausblasen des Hochofens am Schluss der Kampagne. Dieses war zu
jener Zeit meistens nicht dadurch bedingt, dass der Ofen ausgebrannt
war und keinen regelmässigen Schmelzbetrieb mehr gestattete, sondern
dadurch, dass der vorhandene Erz- oder Kohlenvorrat aufgehüttet

Hochöfen bis 1734.
müſsten sie die Hand fest zusammenpressen, damit das Metall nicht
zwischen die Finger käme.

Die Eisenmasseln waren je nach den Formen ¼ bis ¾ Schiffs-
pfund (1 bis 3 Ctr.) schwer. Nach zwölf Stunden konnte man sie
schon mit der bloſsen Hand angreifen. Aus dem Bruch lieſs sich
leicht die Güte des Eisens erkennen. Glänzte er von ziemlich groſsen,
fast rötlichen Schuppen, so war dies ein Zeichen, daſs es sehr roh
war, so daſs es kaum durch wiederholtes Frischen gereinigt werden
konnte. Dieser Fehler rührte von dem Erz oder von zu geringem
Kohlensatz her. Floſs das geschmolzene Eisen dick und unrein, so
enthielt es noch schlackige Teile beigemengt; funkelte es wie Sterne
und sprühte Flammen, so war dies ein Zeichen von Härte. Durch
rasches Abkühlen, wie durch Aufgieſsen von Wasser, wird das Eisen
hart. Das Eisen ist gut, wenn die Graphitblättchen klein sind und
wie eine Anhäufung glänzender Körner erscheinen; es ist schlecht,
wenn die Graphitschuppen (micae) sehr groſs, sehr glänzend und flach
sind wie Wismut oder Eis. Das beste Eisen ist von grauer Farbe,
ähnlich einem rauhen, grauen Tuche oder einem Gewebe von weiſsen
und schwarzen Fäden, auch ist es schwerer, zäh und schwer zu zer-
schlagen und steht auch im Feuer besser als das, welches wie Wismut
glänzt. Eine glatte Oberfläche ist ein gutes Zeichen, während eine
runzliche Oberfläche auf Schwefelgehalt deuten soll.

Die Menge des Eisens war verschieden je nach der Gröſse des
Ofens, der Art der Erze u. s. w. Bei sehr gutem Ofengang erzielte
man nach den ersten zwölf Tagen zuweilen 4000 kg, meistens aber
schwankte die Produktion zwischen 3000, 2400, 1600 und 1400 kg,
bei alten Öfen, ungünstigen Verhältnissen und schlechtem Betriebe
betrug sie sogar nur 600 und 800 kg in 24 Stunden, wobei oft ebenso
viel Kohlen verbrannt wurden, als bei den 3000 bis 4000 kg. Man
stach alle acht bis zwölf Stunden ab, gewöhnlich fünfmal in 48 Stunden,
und zwar meist nach der sechsten und vor der siebenten Gicht. Unter
günstigen Verhältnissen brauchte man zu einem Schiffspfund Eisen
12 bis 14 Tonnen Kohlen (zu 100 kg 6 bis 7 Tonnen), bei ungünstigen
Verhältnissen 24 bis 40 Tonnen (zu 100 kg 12 bis 20 Tonnen).

Swedenborg führt dann (fol. 58) die Unglücksfälle auf, welche
beim Hochofenbetriebe zuweilen vorkamen. Sodann beschreibt er das
Ausblasen des Hochofens am Schluſs der Kampagne. Dieses war zu
jener Zeit meistens nicht dadurch bedingt, daſs der Ofen ausgebrannt
war und keinen regelmäſsigen Schmelzbetrieb mehr gestattete, sondern
dadurch, daſs der vorhandene Erz- oder Kohlenvorrat aufgehüttet

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[151/0165] Hochöfen bis 1734. müſsten sie die Hand fest zusammenpressen, damit das Metall nicht zwischen die Finger käme. Die Eisenmasseln waren je nach den Formen ¼ bis ¾ Schiffs- pfund (1 bis 3 Ctr.) schwer. Nach zwölf Stunden konnte man sie schon mit der bloſsen Hand angreifen. Aus dem Bruch lieſs sich leicht die Güte des Eisens erkennen. Glänzte er von ziemlich groſsen, fast rötlichen Schuppen, so war dies ein Zeichen, daſs es sehr roh war, so daſs es kaum durch wiederholtes Frischen gereinigt werden konnte. Dieser Fehler rührte von dem Erz oder von zu geringem Kohlensatz her. Floſs das geschmolzene Eisen dick und unrein, so enthielt es noch schlackige Teile beigemengt; funkelte es wie Sterne und sprühte Flammen, so war dies ein Zeichen von Härte. Durch rasches Abkühlen, wie durch Aufgieſsen von Wasser, wird das Eisen hart. Das Eisen ist gut, wenn die Graphitblättchen klein sind und wie eine Anhäufung glänzender Körner erscheinen; es ist schlecht, wenn die Graphitschuppen (micae) sehr groſs, sehr glänzend und flach sind wie Wismut oder Eis. Das beste Eisen ist von grauer Farbe, ähnlich einem rauhen, grauen Tuche oder einem Gewebe von weiſsen und schwarzen Fäden, auch ist es schwerer, zäh und schwer zu zer- schlagen und steht auch im Feuer besser als das, welches wie Wismut glänzt. Eine glatte Oberfläche ist ein gutes Zeichen, während eine runzliche Oberfläche auf Schwefelgehalt deuten soll. Die Menge des Eisens war verschieden je nach der Gröſse des Ofens, der Art der Erze u. s. w. Bei sehr gutem Ofengang erzielte man nach den ersten zwölf Tagen zuweilen 4000 kg, meistens aber schwankte die Produktion zwischen 3000, 2400, 1600 und 1400 kg, bei alten Öfen, ungünstigen Verhältnissen und schlechtem Betriebe betrug sie sogar nur 600 und 800 kg in 24 Stunden, wobei oft ebenso viel Kohlen verbrannt wurden, als bei den 3000 bis 4000 kg. Man stach alle acht bis zwölf Stunden ab, gewöhnlich fünfmal in 48 Stunden, und zwar meist nach der sechsten und vor der siebenten Gicht. Unter günstigen Verhältnissen brauchte man zu einem Schiffspfund Eisen 12 bis 14 Tonnen Kohlen (zu 100 kg 6 bis 7 Tonnen), bei ungünstigen Verhältnissen 24 bis 40 Tonnen (zu 100 kg 12 bis 20 Tonnen). Swedenborg führt dann (fol. 58) die Unglücksfälle auf, welche beim Hochofenbetriebe zuweilen vorkamen. Sodann beschreibt er das Ausblasen des Hochofens am Schluſs der Kampagne. Dieses war zu jener Zeit meistens nicht dadurch bedingt, daſs der Ofen ausgebrannt war und keinen regelmäſsigen Schmelzbetrieb mehr gestattete, sondern dadurch, daſs der vorhandene Erz- oder Kohlenvorrat aufgehüttet

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/165>, abgerufen am 23.11.2024.