aus der Hütte getragen würden. War die genügende Menge Schlacken so abgeflossen, so zog man einige glühende Kohlen nach vorn, warf darauf einige Schaufeln des angefeuchteten Gemenges von gleichen Teilen Sand und Kohlenstaub (Stübbe) und schloss damit den Vor- herd. Ist das flüssige Eisen im Herd bis nahe vor die Form gestiegen, so dass es die Schlacke nicht mehr genügend schützen kann, so muss man es abstechen. Ehe man aber dazu schreitet, und zwar einige Stunden zuvor, bricht man den Vorherd mit dem Schlackenspiess auf, fährt mit dem Spiess im ganzen Herd am Boden und Wänden herum, um diese zu reinigen und anhängende Massen loszustossen, zieht diese aus dem Vorherd heraus und schliesst denselben mit Stübbe. In gleicher Weise reinigt man den Herd unmittelbar nach dem Abstich, so dass also der Vorherd zwischen jedem Abstich zweimal aufgebrochen wird. Zum Laufenlassen des Eisens wurde Flusssand vor den Ofen gefahren und darin das Bett für das Eisen gemacht. Gewöhnlich formte man darin mehrere lange, flache Kanäle oder Rinnen, die miteinander verbunden waren, weshalb der Flusssand den richtigen Feuchtigkeitsgrad haben musste. Die Form wurde mit gebranntem Sand und Asche bestreut. Nun stellte man den Wind ab, zog die Bälge zurück, schloss die Form mit einem Formlöffel, damit die Flamme dem Arbeiter nicht ins Gesicht schlagen konnte und öffnete das Stichloch mit einer langen Eisen- stange, meist mit Hilfe des Vorschlaghammers. Das dünnflüssige, hellrote Eisen floss heraus, gelbliche Schlacke schwamm oben auf. Man warf Asche darauf, damit es langsam erstarrte. Manches Eisen zeigte eine wallende Bewegung und schlangenförmige Zeichnungen. An den Brücken oder Überläufen, welche die Abteilungen verbanden, warf man feuchten Sand auf, um die Stücke leichter trennen zu können. Zuweilen geriet das Eisen beim Abstechen, durch Wasser oder zu feuchte Stellen im Laufe ins Kochen. War dies gering, so warf man feuchten Sand auf, war es heftig, so mussten die Anwesenden bei Seite springen und sich an einem sichern Platz vor dem herum- fliegenden, flüssigen Eisen schützen. Dies sei für Laien ein schreck- licher Anblick, aber die Hüttenleute seien so gewöhnt, mit dem flüssigen Eisen umzugehen, und so unempfindlich, dass sie Fremden für ein Trinkgeld oft Kunststücke vormachten, indem sie den Finger oder die ganze Hand in das flüssige Eisen steckten und sie unverletzt heraus- zögen, oder sie nähmen eine kleine Menge flüssiges Metall in die hohle Hand. Aber ehe sie dies thäten, steckten sie die Hand erst unter die Achselhöhle, damit sie von Schweiss feucht werde, auch
Hochöfen bis 1734.
aus der Hütte getragen würden. War die genügende Menge Schlacken so abgeflossen, so zog man einige glühende Kohlen nach vorn, warf darauf einige Schaufeln des angefeuchteten Gemenges von gleichen Teilen Sand und Kohlenstaub (Stübbe) und schloſs damit den Vor- herd. Ist das flüssige Eisen im Herd bis nahe vor die Form gestiegen, so daſs es die Schlacke nicht mehr genügend schützen kann, so muſs man es abstechen. Ehe man aber dazu schreitet, und zwar einige Stunden zuvor, bricht man den Vorherd mit dem Schlackenspieſs auf, fährt mit dem Spieſs im ganzen Herd am Boden und Wänden herum, um diese zu reinigen und anhängende Massen loszustoſsen, zieht diese aus dem Vorherd heraus und schlieſst denselben mit Stübbe. In gleicher Weise reinigt man den Herd unmittelbar nach dem Abstich, so daſs also der Vorherd zwischen jedem Abstich zweimal aufgebrochen wird. Zum Laufenlassen des Eisens wurde Fluſssand vor den Ofen gefahren und darin das Bett für das Eisen gemacht. Gewöhnlich formte man darin mehrere lange, flache Kanäle oder Rinnen, die miteinander verbunden waren, weshalb der Fluſssand den richtigen Feuchtigkeitsgrad haben muſste. Die Form wurde mit gebranntem Sand und Asche bestreut. Nun stellte man den Wind ab, zog die Bälge zurück, schloſs die Form mit einem Formlöffel, damit die Flamme dem Arbeiter nicht ins Gesicht schlagen konnte und öffnete das Stichloch mit einer langen Eisen- stange, meist mit Hilfe des Vorschlaghammers. Das dünnflüssige, hellrote Eisen floſs heraus, gelbliche Schlacke schwamm oben auf. Man warf Asche darauf, damit es langsam erstarrte. Manches Eisen zeigte eine wallende Bewegung und schlangenförmige Zeichnungen. An den Brücken oder Überläufen, welche die Abteilungen verbanden, warf man feuchten Sand auf, um die Stücke leichter trennen zu können. Zuweilen geriet das Eisen beim Abstechen, durch Wasser oder zu feuchte Stellen im Laufe ins Kochen. War dies gering, so warf man feuchten Sand auf, war es heftig, so muſsten die Anwesenden bei Seite springen und sich an einem sichern Platz vor dem herum- fliegenden, flüssigen Eisen schützen. Dies sei für Laien ein schreck- licher Anblick, aber die Hüttenleute seien so gewöhnt, mit dem flüssigen Eisen umzugehen, und so unempfindlich, daſs sie Fremden für ein Trinkgeld oft Kunststücke vormachten, indem sie den Finger oder die ganze Hand in das flüssige Eisen steckten und sie unverletzt heraus- zögen, oder sie nähmen eine kleine Menge flüssiges Metall in die hohle Hand. Aber ehe sie dies thäten, steckten sie die Hand erst unter die Achselhöhle, damit sie von Schweiſs feucht werde, auch
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Hochöfen bis 1734.
aus der Hütte getragen würden. War die genügende Menge Schlacken
so abgeflossen, so zog man einige glühende Kohlen nach vorn, warf
darauf einige Schaufeln des angefeuchteten Gemenges von gleichen
Teilen Sand und Kohlenstaub (Stübbe) und schloſs damit den Vor-
herd. Ist das flüssige Eisen im Herd bis nahe vor die Form gestiegen,
so daſs es die Schlacke nicht mehr genügend schützen kann, so muſs
man es abstechen. Ehe man aber dazu schreitet, und zwar einige
Stunden zuvor, bricht man den Vorherd mit dem Schlackenspieſs
auf, fährt mit dem Spieſs im ganzen Herd am Boden und Wänden
herum, um diese zu reinigen und anhängende Massen loszustoſsen,
zieht diese aus dem Vorherd heraus und schlieſst denselben mit
Stübbe. In gleicher Weise reinigt man den Herd unmittelbar nach
dem Abstich, so daſs also der Vorherd zwischen jedem Abstich
zweimal aufgebrochen wird. Zum Laufenlassen des Eisens wurde
Fluſssand vor den Ofen gefahren und darin das Bett für das Eisen
gemacht. Gewöhnlich formte man darin mehrere lange, flache
Kanäle oder Rinnen, die miteinander verbunden waren, weshalb der
Fluſssand den richtigen Feuchtigkeitsgrad haben muſste. Die Form
wurde mit gebranntem Sand und Asche bestreut. Nun stellte man
den Wind ab, zog die Bälge zurück, schloſs die Form mit einem
Formlöffel, damit die Flamme dem Arbeiter nicht ins Gesicht
schlagen konnte und öffnete das Stichloch mit einer langen Eisen-
stange, meist mit Hilfe des Vorschlaghammers. Das dünnflüssige,
hellrote Eisen floſs heraus, gelbliche Schlacke schwamm oben auf.
Man warf Asche darauf, damit es langsam erstarrte. Manches Eisen
zeigte eine wallende Bewegung und schlangenförmige Zeichnungen.
An den Brücken oder Überläufen, welche die Abteilungen verbanden,
warf man feuchten Sand auf, um die Stücke leichter trennen zu
können. Zuweilen geriet das Eisen beim Abstechen, durch Wasser
oder zu feuchte Stellen im Laufe ins Kochen. War dies gering, so
warf man feuchten Sand auf, war es heftig, so muſsten die Anwesenden
bei Seite springen und sich an einem sichern Platz vor dem herum-
fliegenden, flüssigen Eisen schützen. Dies sei für Laien ein schreck-
licher Anblick, aber die Hüttenleute seien so gewöhnt, mit dem flüssigen
Eisen umzugehen, und so unempfindlich, daſs sie Fremden für ein
Trinkgeld oft Kunststücke vormachten, indem sie den Finger oder die
ganze Hand in das flüssige Eisen steckten und sie unverletzt heraus-
zögen, oder sie nähmen eine kleine Menge flüssiges Metall in die
hohle Hand. Aber ehe sie dies thäten, steckten sie die Hand erst
unter die Achselhöhle, damit sie von Schweiſs feucht werde, auch
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/164>, abgerufen am 09.11.2024.
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