9 bis 10, am vierten 11 bis 12, am fünften 14, am sechsten 15 und nach 12 bis 14 Tagen 16 bis 19, welches der volle Satz war. Erstrebt man eine lange Hüttenreise, so muss man um so vorsichtiger mit dem Anwärmen und dem Steigern der Hitze sein. Rasches Anwärmen und Forcieren des Betriebes wirken sehr nachteilig auf die Ofenwände und den Ofengang. Swedenborg behauptet, die Kraft des Feuers wachse im quadratischen Verhältnis der Zeit. Durch zu rasch ge- steigerten oder überhaupt zu hohen Erzsatz wurden die Wände abge- kühlt, die Schmelzung verzögert, so dass man nur halb so viel durch- setzen könne. Je grösser die Öfen, je grösser konnte der Erzsatz sein. Er betrug bei den grossen Öfen 20 bis 28 Tröge, ja es soll Öfen geben, sagt Swedenborg, in welchen man 30 Tröge auf die Gicht setzen könne. Bei kleinen Öfen betrug der Erzsatz 12 bis 15 Tröge. Ein Ofen setzte manchmal nur halb so viel durch als ein anderer von gleichen Dimensionen: 1. wenn durch zu rasche Steigerung des Satzes das Gestell versaut war, 2. wenn der Boden feucht war, 3. wenn der Bodenstein Schaden gelitten hatte und Eisen durchliess, 4. wenn die Ofenwände Risse bekommen hatten, 5. wenn Kohlen und Erz feucht waren, 6. wenn der nötige Zuschlag fehlte, und 7. wenn un- richtig beschickt wurde.
Alle Erze wurden in Schweden erst geröstet, was in Haufen, Gruben oder Stadlen geschah, sodann wurden sie unter einem Wasser- hammer zu kleinen Stücken zerklopft. Diese Form war besser als Pulverform, weil durch letztere der Ofen leicht verstopft wurde. In den ersten Tagen wurde das Erz in der Mitte aufgegeben, weil die Ofenwände noch kalt waren und die grösste Hitze sich in der Mitte befand. Nach Ablauf einiger Zeit, wenn die Wände gehörig durch- gewärmt waren, breitete man die Erze gleichmässig aus, nach sieben bis acht Tagen gab man schon mehr Erz an der Wand herum auf, weil die heisse Wand stärker heizte. Ebenso hing sich anfangs Eisen an den Wänden des Gestells an, während später umgekehrt die Wände, namentlich die Form und deren Umgebung, wegschmolzen.
Man liess die Gichten immer 5 Fuss im Schacht sinken, ehe man von neuem aufgab. Wo die Hitze am stärksten war, setzte man das meiste Erz hin. Hatte man verschiedene Erzsorten zu schmelzen, so wurden dieselben vorher gemischt. An manchen Orten schmolz man zehn bis zwölf Sorten. Schwefelreichere Erze setzte man entfernt der Form, auf der Windseite, weil dieselben die Formwand zu sehr angreifen würden; kalkhaltige Erze setzte man über der Form. Das richtige Gewichts- verhältnis der Erzsorten bei der Mischung war sehr wichtig. Waren
Hochöfen bis 1734.
9 bis 10, am vierten 11 bis 12, am fünften 14, am sechsten 15 und nach 12 bis 14 Tagen 16 bis 19, welches der volle Satz war. Erstrebt man eine lange Hüttenreise, so muſs man um so vorsichtiger mit dem Anwärmen und dem Steigern der Hitze sein. Rasches Anwärmen und Forcieren des Betriebes wirken sehr nachteilig auf die Ofenwände und den Ofengang. Swedenborg behauptet, die Kraft des Feuers wachse im quadratischen Verhältnis der Zeit. Durch zu rasch ge- steigerten oder überhaupt zu hohen Erzsatz wurden die Wände abge- kühlt, die Schmelzung verzögert, so daſs man nur halb so viel durch- setzen könne. Je gröſser die Öfen, je gröſser konnte der Erzsatz sein. Er betrug bei den groſsen Öfen 20 bis 28 Tröge, ja es soll Öfen geben, sagt Swedenborg, in welchen man 30 Tröge auf die Gicht setzen könne. Bei kleinen Öfen betrug der Erzsatz 12 bis 15 Tröge. Ein Ofen setzte manchmal nur halb so viel durch als ein anderer von gleichen Dimensionen: 1. wenn durch zu rasche Steigerung des Satzes das Gestell versaut war, 2. wenn der Boden feucht war, 3. wenn der Bodenstein Schaden gelitten hatte und Eisen durchlieſs, 4. wenn die Ofenwände Risse bekommen hatten, 5. wenn Kohlen und Erz feucht waren, 6. wenn der nötige Zuschlag fehlte, und 7. wenn un- richtig beschickt wurde.
Alle Erze wurden in Schweden erst geröstet, was in Haufen, Gruben oder Stadlen geschah, sodann wurden sie unter einem Wasser- hammer zu kleinen Stücken zerklopft. Diese Form war besser als Pulverform, weil durch letztere der Ofen leicht verstopft wurde. In den ersten Tagen wurde das Erz in der Mitte aufgegeben, weil die Ofenwände noch kalt waren und die gröſste Hitze sich in der Mitte befand. Nach Ablauf einiger Zeit, wenn die Wände gehörig durch- gewärmt waren, breitete man die Erze gleichmäſsig aus, nach sieben bis acht Tagen gab man schon mehr Erz an der Wand herum auf, weil die heiſse Wand stärker heizte. Ebenso hing sich anfangs Eisen an den Wänden des Gestells an, während später umgekehrt die Wände, namentlich die Form und deren Umgebung, wegschmolzen.
Man lieſs die Gichten immer 5 Fuſs im Schacht sinken, ehe man von neuem aufgab. Wo die Hitze am stärksten war, setzte man das meiste Erz hin. Hatte man verschiedene Erzsorten zu schmelzen, so wurden dieselben vorher gemischt. An manchen Orten schmolz man zehn bis zwölf Sorten. Schwefelreichere Erze setzte man entfernt der Form, auf der Windseite, weil dieselben die Formwand zu sehr angreifen würden; kalkhaltige Erze setzte man über der Form. Das richtige Gewichts- verhältnis der Erzsorten bei der Mischung war sehr wichtig. Waren
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Hochöfen bis 1734.
9 bis 10, am vierten 11 bis 12, am fünften 14, am sechsten 15 und
nach 12 bis 14 Tagen 16 bis 19, welches der volle Satz war. Erstrebt
man eine lange Hüttenreise, so muſs man um so vorsichtiger mit
dem Anwärmen und dem Steigern der Hitze sein. Rasches Anwärmen
und Forcieren des Betriebes wirken sehr nachteilig auf die Ofenwände
und den Ofengang. Swedenborg behauptet, die Kraft des Feuers
wachse im quadratischen Verhältnis der Zeit. Durch zu rasch ge-
steigerten oder überhaupt zu hohen Erzsatz wurden die Wände abge-
kühlt, die Schmelzung verzögert, so daſs man nur halb so viel durch-
setzen könne. Je gröſser die Öfen, je gröſser konnte der Erzsatz sein.
Er betrug bei den groſsen Öfen 20 bis 28 Tröge, ja es soll Öfen
geben, sagt Swedenborg, in welchen man 30 Tröge auf die Gicht
setzen könne. Bei kleinen Öfen betrug der Erzsatz 12 bis 15 Tröge.
Ein Ofen setzte manchmal nur halb so viel durch als ein anderer
von gleichen Dimensionen: 1. wenn durch zu rasche Steigerung des
Satzes das Gestell versaut war, 2. wenn der Boden feucht war, 3. wenn
der Bodenstein Schaden gelitten hatte und Eisen durchlieſs, 4. wenn
die Ofenwände Risse bekommen hatten, 5. wenn Kohlen und Erz
feucht waren, 6. wenn der nötige Zuschlag fehlte, und 7. wenn un-
richtig beschickt wurde.
Alle Erze wurden in Schweden erst geröstet, was in Haufen,
Gruben oder Stadlen geschah, sodann wurden sie unter einem Wasser-
hammer zu kleinen Stücken zerklopft. Diese Form war besser als
Pulverform, weil durch letztere der Ofen leicht verstopft wurde. In
den ersten Tagen wurde das Erz in der Mitte aufgegeben, weil die
Ofenwände noch kalt waren und die gröſste Hitze sich in der Mitte
befand. Nach Ablauf einiger Zeit, wenn die Wände gehörig durch-
gewärmt waren, breitete man die Erze gleichmäſsig aus, nach sieben
bis acht Tagen gab man schon mehr Erz an der Wand herum auf,
weil die heiſse Wand stärker heizte. Ebenso hing sich anfangs Eisen
an den Wänden des Gestells an, während später umgekehrt die
Wände, namentlich die Form und deren Umgebung, wegschmolzen.
Man lieſs die Gichten immer 5 Fuſs im Schacht sinken, ehe man von
neuem aufgab. Wo die Hitze am stärksten war, setzte man das meiste
Erz hin. Hatte man verschiedene Erzsorten zu schmelzen, so wurden
dieselben vorher gemischt. An manchen Orten schmolz man zehn bis
zwölf Sorten. Schwefelreichere Erze setzte man entfernt der Form, auf
der Windseite, weil dieselben die Formwand zu sehr angreifen würden;
kalkhaltige Erze setzte man über der Form. Das richtige Gewichts-
verhältnis der Erzsorten bei der Mischung war sehr wichtig. Waren
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/160>, abgerufen am 23.11.2024.
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