(15 cm) breit und dick zu sein. Der Herd selbst war länglich 3 bis 31/2 Fuss (0,891 bis 1,039 m) lang, 11/2 bis 13/4 Fuss (0,443 bis 0,517 m) breit, 3/4 Fuss (0,222 m) hoch und konnte 6 bis 7 Schiffspfund (1200 bis 1400 kg) 1) fassen. In dem richtigen Aufbau des Gestells lag die grösste Kunst des Meisters und er pflegte sich dafür genaue Masse von Holz zu machen. Das Gestell war der Sitz der Lebens- wärme, das Herz des Ofens, dessen Lungen die Blasebälge waren. Ein weiteres Gestell kann mehr Hitze fassen und bleibt das Eisen darin flüssiger. Die alten Öfen konnten nur 2 Schiffspfund (400 kg) fassen und war deren Erzeugung kaum 1/3 der jetzigen (zu Sweden- borgs Zeit). In diesen kleinen Öfen war die Abkühlung von aussen, besonders im Gestell, Schlacken setzten sich leicht fest und verengerten den Schmelzraum. Die neueren Öfen, namentlich die, aus welchen man die schweren Geschütze goss, konnten 10 bis 12 Schiffspfund (2000 bis 2400 kg) fassen. Doch benutzte man dazu meistens Doppel- öfen, welche zwei getrennte Herde hatten.
Die erfahrenen Schmelzer machten das Gestell immer oblong, und zwar so, dass die Länge gleich der doppelten Breite und die Breite ungefähr gleich der doppelten Höhe war. Die Gründe, die sie gegen die kreisförmige oder quadratische Gestalt des Gestelles anführten, waren folgende: 1) könne der Wind, der in etwas schiefer Richtung die gegenüberliegende Längsseite treffen und dadurch im Abprall einen Wirbel bilden müsse, ehe er die Richtung nach aufwärts an nehme, nicht genügend durchdringen; 2) ginge das Arbeiten im Herd und die Reinigung desselben bei der länglichen Form leichter von statten; 3) käme das Eisen bei der breiteren Oberfläche leichter ins Kochen, wodurch viel Eisen verbrennen und in die Schlacke gehen würde.
Die Mittellinie des Gestells fiel aber bei den schwedischen Öfen nicht mit der Mittellinie des Ofens zusammen, sondern war nach der Windseite zu eingerückt, derart, dass die senkrechte Mittellinie des
1) Das Schiffspfund Eisen muss zu Swedenborgs Zeit um 200 kg schwer gewesen sein. Nach seiner Angabe war 1 Schiffspfund = 26 Liespfund statt 20 Liespfund, wie sonst. Rechnet man das Liespfund zu 8 kg, so erhält man für 1 Schiffspfund 208 kg statt 160 kg. Auf S. 57 setzt Swedenborg 20 Schiffspfund = 9000 bis 10000 Pfund. Da 1 Pfund Schalgewicht 0,425 kg entspricht, so wäre 1 Schiffspfund zwischen 191,25 kg und 212,50 kg gewesen. Wenn wir das Schiffs- pfund = 200 kg setzen, kommen wir der Wahrheit jedenfalls näher, als wenn wir es zu 160 kg annehmen. Das Gewicht des Schiffspfunds war bekanntlich sehr verschieden, sowohl nach den Artikeln, als in verschiedenen Zeiten. Das leichtere Schiffspfund zu 320 gewöhnlichen Pfund hiess das Stockholmer.
Hochöfen bis 1734.
(15 cm) breit und dick zu sein. Der Herd selbst war länglich 3 bis 3½ Fuſs (0,891 bis 1,039 m) lang, 1½ bis 1¾ Fuſs (0,443 bis 0,517 m) breit, ¾ Fuſs (0,222 m) hoch und konnte 6 bis 7 Schiffspfund (1200 bis 1400 kg) 1) fassen. In dem richtigen Aufbau des Gestells lag die gröſste Kunst des Meisters und er pflegte sich dafür genaue Maſse von Holz zu machen. Das Gestell war der Sitz der Lebens- wärme, das Herz des Ofens, dessen Lungen die Blasebälge waren. Ein weiteres Gestell kann mehr Hitze fassen und bleibt das Eisen darin flüssiger. Die alten Öfen konnten nur 2 Schiffspfund (400 kg) fassen und war deren Erzeugung kaum ⅓ der jetzigen (zu Sweden- borgs Zeit). In diesen kleinen Öfen war die Abkühlung von auſsen, besonders im Gestell, Schlacken setzten sich leicht fest und verengerten den Schmelzraum. Die neueren Öfen, namentlich die, aus welchen man die schweren Geschütze goſs, konnten 10 bis 12 Schiffspfund (2000 bis 2400 kg) fassen. Doch benutzte man dazu meistens Doppel- öfen, welche zwei getrennte Herde hatten.
Die erfahrenen Schmelzer machten das Gestell immer oblong, und zwar so, daſs die Länge gleich der doppelten Breite und die Breite ungefähr gleich der doppelten Höhe war. Die Gründe, die sie gegen die kreisförmige oder quadratische Gestalt des Gestelles anführten, waren folgende: 1) könne der Wind, der in etwas schiefer Richtung die gegenüberliegende Längsseite treffen und dadurch im Abprall einen Wirbel bilden müsse, ehe er die Richtung nach aufwärts an nehme, nicht genügend durchdringen; 2) ginge das Arbeiten im Herd und die Reinigung desselben bei der länglichen Form leichter von statten; 3) käme das Eisen bei der breiteren Oberfläche leichter ins Kochen, wodurch viel Eisen verbrennen und in die Schlacke gehen würde.
Die Mittellinie des Gestells fiel aber bei den schwedischen Öfen nicht mit der Mittellinie des Ofens zusammen, sondern war nach der Windseite zu eingerückt, derart, daſs die senkrechte Mittellinie des
1) Das Schiffspfund Eisen muſs zu Swedenborgs Zeit um 200 kg schwer gewesen sein. Nach seiner Angabe war 1 Schiffspfund = 26 Liespfund statt 20 Liespfund, wie sonst. Rechnet man das Liespfund zu 8 kg, so erhält man für 1 Schiffspfund 208 kg statt 160 kg. Auf S. 57 setzt Swedenborg 20 Schiffspfund = 9000 bis 10000 Pfund. Da 1 Pfund Schalgewicht 0,425 kg entspricht, so wäre 1 Schiffspfund zwischen 191,25 kg und 212,50 kg gewesen. Wenn wir das Schiffs- pfund = 200 kg setzen, kommen wir der Wahrheit jedenfalls näher, als wenn wir es zu 160 kg annehmen. Das Gewicht des Schiffspfunds war bekanntlich sehr verschieden, sowohl nach den Artikeln, als in verschiedenen Zeiten. Das leichtere Schiffspfund zu 320 gewöhnlichen Pfund hieſs das Stockholmer.
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[141/0155]
Hochöfen bis 1734.
(15 cm) breit und dick zu sein. Der Herd selbst war länglich 3 bis
3½ Fuſs (0,891 bis 1,039 m) lang, 1½ bis 1¾ Fuſs (0,443 bis 0,517 m)
breit, ¾ Fuſs (0,222 m) hoch und konnte 6 bis 7 Schiffspfund (1200
bis 1400 kg) 1) fassen. In dem richtigen Aufbau des Gestells lag
die gröſste Kunst des Meisters und er pflegte sich dafür genaue
Maſse von Holz zu machen. Das Gestell war der Sitz der Lebens-
wärme, das Herz des Ofens, dessen Lungen die Blasebälge waren.
Ein weiteres Gestell kann mehr Hitze fassen und bleibt das Eisen
darin flüssiger. Die alten Öfen konnten nur 2 Schiffspfund (400 kg)
fassen und war deren Erzeugung kaum ⅓ der jetzigen (zu Sweden-
borgs Zeit). In diesen kleinen Öfen war die Abkühlung von auſsen,
besonders im Gestell, Schlacken setzten sich leicht fest und verengerten
den Schmelzraum. Die neueren Öfen, namentlich die, aus welchen
man die schweren Geschütze goſs, konnten 10 bis 12 Schiffspfund
(2000 bis 2400 kg) fassen. Doch benutzte man dazu meistens Doppel-
öfen, welche zwei getrennte Herde hatten.
Die erfahrenen Schmelzer machten das Gestell immer oblong, und
zwar so, daſs die Länge gleich der doppelten Breite und die Breite
ungefähr gleich der doppelten Höhe war. Die Gründe, die sie gegen
die kreisförmige oder quadratische Gestalt des Gestelles anführten,
waren folgende: 1) könne der Wind, der in etwas schiefer Richtung
die gegenüberliegende Längsseite treffen und dadurch im Abprall
einen Wirbel bilden müsse, ehe er die Richtung nach aufwärts an
nehme, nicht genügend durchdringen; 2) ginge das Arbeiten im Herd
und die Reinigung desselben bei der länglichen Form leichter von
statten; 3) käme das Eisen bei der breiteren Oberfläche leichter
ins Kochen, wodurch viel Eisen verbrennen und in die Schlacke gehen
würde.
Die Mittellinie des Gestells fiel aber bei den schwedischen Öfen
nicht mit der Mittellinie des Ofens zusammen, sondern war nach der
Windseite zu eingerückt, derart, daſs die senkrechte Mittellinie des
1) Das Schiffspfund Eisen muſs zu Swedenborgs Zeit um 200 kg schwer
gewesen sein. Nach seiner Angabe war 1 Schiffspfund = 26 Liespfund statt
20 Liespfund, wie sonst. Rechnet man das Liespfund zu 8 kg, so erhält man für
1 Schiffspfund 208 kg statt 160 kg. Auf S. 57 setzt Swedenborg 20 Schiffspfund
= 9000 bis 10000 Pfund. Da 1 Pfund Schalgewicht 0,425 kg entspricht, so wäre
1 Schiffspfund zwischen 191,25 kg und 212,50 kg gewesen. Wenn wir das Schiffs-
pfund = 200 kg setzen, kommen wir der Wahrheit jedenfalls näher, als wenn
wir es zu 160 kg annehmen. Das Gewicht des Schiffspfunds war bekanntlich sehr
verschieden, sowohl nach den Artikeln, als in verschiedenen Zeiten. Das leichtere
Schiffspfund zu 320 gewöhnlichen Pfund hieſs das Stockholmer.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/155>, abgerufen am 23.11.2024.
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