Reaumur beschreibt 1) Blauöfen in der Dauphine, welche petits fourneaux hiessen und welche mit den Öfen von Alvar übereinstimmen dürften. Fig. 16 zeigt die eigentümliche Gestalt derselben in ver- schiedenen Schnitten. Sie waren 21 Fuss hoch und ihr Querschnitt ent- sprach einem ungleichen Viereck (Fig. 17). Die längste Seite, vorn auf der Arbeitsseite, war 1 Fuss 9 Zoll, die ihr gegenüberliegende, parallele Hinterseite war 1 Fuss 6 Zoll, die beiden gleichen Seitenwände waren 1 Fuss 3 Zoll lang. Der Ofen erweiterte sich gleichmässig von Grund
[Abbildung]
Fig. 16.
aus, bis etwa zur halben Ofenhöhe; hier im Kohlensack waren die Masse der Vorderseite 4 Fuss 6 Zoll, der Hinterseite 3 Fuss 6 Zoll, die beiden anderen Seiten hatten 4 Fuss Länge.
Vom Kohlensack bis zur Gicht wurde der Ofen in demselben Verhältnis enger, wie nach dem Boden (Fig. 17, Y Z).
Bei diesen Öfen war nur ein Gewölbe in der Ofenbrust; Abstich- und Formseite waren identisch. Der Wind, der mittels eines Wasser-
[Abbildung]
Fig. 17.
trommelgebläses erzeugt wurde, strömte durch ein Rohr und eine Düse dem Ofen zu. Die Form lag 15 bis 16 Zoll über dem Boden.
Ähnliche Schmelzöfen, die aber schon den Hoch- öfen sehr nahe kommen, beschreibt Swedenborg noch an einer anderen Stelle, wo er von den Eisenhütten Italiens berichtet. Man bediente sich dieser Öfen, die cannechio hiessen, bei Brescia im Gebiet der Republik Venedig. Sie werden dort, wie er angiebt, etwa 24 Fuss hoch aus Bruchsteinen erbaut, und zwar aus Talksteinen, welche durch ein
1) Siehe Courtivron und Bouchu im Schauplatz der Künste und Hand- werke, III, S. 35.
Direkte Schmiedeeisengewinnung.
Reaumur beschreibt 1) Blauöfen in der Dauphiné, welche petits fourneaux hieſsen und welche mit den Öfen von Alvar übereinstimmen dürften. Fig. 16 zeigt die eigentümliche Gestalt derselben in ver- schiedenen Schnitten. Sie waren 21 Fuſs hoch und ihr Querschnitt ent- sprach einem ungleichen Viereck (Fig. 17). Die längste Seite, vorn auf der Arbeitsseite, war 1 Fuſs 9 Zoll, die ihr gegenüberliegende, parallele Hinterseite war 1 Fuſs 6 Zoll, die beiden gleichen Seitenwände waren 1 Fuſs 3 Zoll lang. Der Ofen erweiterte sich gleichmäſsig von Grund
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Fig. 16.
aus, bis etwa zur halben Ofenhöhe; hier im Kohlensack waren die Maſse der Vorderseite 4 Fuſs 6 Zoll, der Hinterseite 3 Fuſs 6 Zoll, die beiden anderen Seiten hatten 4 Fuſs Länge.
Vom Kohlensack bis zur Gicht wurde der Ofen in demselben Verhältnis enger, wie nach dem Boden (Fig. 17, Y Z).
Bei diesen Öfen war nur ein Gewölbe in der Ofenbrust; Abstich- und Formseite waren identisch. Der Wind, der mittels eines Wasser-
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Fig. 17.
trommelgebläses erzeugt wurde, strömte durch ein Rohr und eine Düse dem Ofen zu. Die Form lag 15 bis 16 Zoll über dem Boden.
Ähnliche Schmelzöfen, die aber schon den Hoch- öfen sehr nahe kommen, beschreibt Swedenborg noch an einer anderen Stelle, wo er von den Eisenhütten Italiens berichtet. Man bediente sich dieser Öfen, die cannechio hieſsen, bei Brescia im Gebiet der Republik Venedig. Sie werden dort, wie er angiebt, etwa 24 Fuſs hoch aus Bruchsteinen erbaut, und zwar aus Talksteinen, welche durch ein
1) Siehe Courtivron und Bouchu im Schauplatz der Künste und Hand- werke, III, S. 35.
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Direkte Schmiedeeisengewinnung.
Reaumur beschreibt 1) Blauöfen in der Dauphiné, welche petits
fourneaux hieſsen und welche mit den Öfen von Alvar übereinstimmen
dürften. Fig. 16 zeigt die eigentümliche Gestalt derselben in ver-
schiedenen Schnitten. Sie waren 21 Fuſs hoch und ihr Querschnitt ent-
sprach einem ungleichen Viereck (Fig. 17). Die längste Seite, vorn auf
der Arbeitsseite, war 1 Fuſs 9 Zoll, die ihr gegenüberliegende, parallele
Hinterseite war 1 Fuſs 6 Zoll, die beiden gleichen Seitenwände waren
1 Fuſs 3 Zoll lang. Der Ofen erweiterte sich gleichmäſsig von Grund
[Abbildung Fig. 16.]
aus, bis etwa zur halben Ofenhöhe; hier im Kohlensack waren die
Maſse der Vorderseite 4 Fuſs 6 Zoll, der Hinterseite 3 Fuſs 6 Zoll,
die beiden anderen Seiten hatten 4 Fuſs Länge.
Vom Kohlensack bis zur Gicht wurde der Ofen in demselben
Verhältnis enger, wie nach dem Boden (Fig. 17, Y Z).
Bei diesen Öfen war nur ein Gewölbe in der Ofenbrust; Abstich-
und Formseite waren identisch. Der Wind, der mittels eines Wasser-
[Abbildung Fig. 17.]
trommelgebläses erzeugt wurde, strömte durch ein Rohr
und eine Düse dem Ofen zu. Die Form lag 15 bis
16 Zoll über dem Boden.
Ähnliche Schmelzöfen, die aber schon den Hoch-
öfen sehr nahe kommen, beschreibt Swedenborg noch
an einer anderen Stelle, wo er von den Eisenhütten
Italiens berichtet. Man bediente sich dieser Öfen, die
cannechio hieſsen, bei Brescia im Gebiet der Republik
Venedig. Sie werden dort, wie er angiebt, etwa 24 Fuſs hoch aus
Bruchsteinen erbaut, und zwar aus Talksteinen, welche durch ein
1) Siehe Courtivron und Bouchu im Schauplatz der Künste und Hand-
werke, III, S. 35.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/142>, abgerufen am 24.11.2024.
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