Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.Direkte Schmiedeeisengewinnung. Balken (Fig. 13a). Die Öffnung bis zur Sohle bildete das Ausziehloch,das nach jeder Schmelzung aufgebrochen wurde. Es wurde mit Lehm zugestopft. Die Form lag genau 7 Zoll über dem Boden. Sie hatte nur 2 Zoll Öffnung an der Mündung. Die Balgdüsen lagen 3 bis 4 Zoll zurück. Die Erze wurden geröstet; man gab keinen Zuschlag beim Schmelzen. Es wurden acht grosse Gichten gesetzt, welche in 18 Stunden niederschmolzen. Alsdann wurden die Bälge ausgehängt, die Zieh- öffnung aufgebrochen und der Eisenklumpen ausgezogen. Es war nicht leicht, diese Masse von 1800 Pfund herauszuschaffen. Es geschah dies, nachdem sie mit Brecheisen gelüftet war, mit starken Rollen, welche [Abbildung]
Fig. 14. sich um die Blasewelle aufwickelten und dadurch die Massel heraus-zogen (Bd. II, Fig. 55). Fig. 14 zeigt das Innere der Hütte. Die Beschreibung stimmt bis auf die Form des Schmelzofens ganz mit der Swedenborgs überein. Sowohl in den Luppenfeuern der Grafschaft Foix, als in den Stücköfen zu Vordernberg erhielt man gleichzeitig mit dem Eisen auch Stahl, und Reaumur hebt besonders hervor, dass merkwürdigerweise in den grossen kuchenförmigen Luppen der Stücköfen die mittleren Partieen Eisen, die Ränder Stahl seien. Es erkläre sich dieses daraus, dass der Stahl flüssiger sei als das Eisen und deshalb nach aussen hin abgeflossen sei. Diesen direkt aus den Erzen erhaltenen Stahl bezeichnete man nach Reaumur als "natür- lichen Stahl". Direkte Schmiedeeisengewinnung. Balken (Fig. 13a). Die Öffnung bis zur Sohle bildete das Ausziehloch,das nach jeder Schmelzung aufgebrochen wurde. Es wurde mit Lehm zugestopft. Die Form lag genau 7 Zoll über dem Boden. Sie hatte nur 2 Zoll Öffnung an der Mündung. Die Balgdüsen lagen 3 bis 4 Zoll zurück. Die Erze wurden geröstet; man gab keinen Zuschlag beim Schmelzen. Es wurden acht groſse Gichten gesetzt, welche in 18 Stunden niederschmolzen. Alsdann wurden die Bälge ausgehängt, die Zieh- öffnung aufgebrochen und der Eisenklumpen ausgezogen. Es war nicht leicht, diese Masse von 1800 Pfund herauszuschaffen. Es geschah dies, nachdem sie mit Brecheisen gelüftet war, mit starken Rollen, welche [Abbildung]
Fig. 14. sich um die Blasewelle aufwickelten und dadurch die Massel heraus-zogen (Bd. II, Fig. 55). Fig. 14 zeigt das Innere der Hütte. Die Beschreibung stimmt bis auf die Form des Schmelzofens ganz mit der Swedenborgs überein. Sowohl in den Luppenfeuern der Grafschaft Foix, als in den Stücköfen zu Vordernberg erhielt man gleichzeitig mit dem Eisen auch Stahl, und Reaumur hebt besonders hervor, daſs merkwürdigerweise in den groſsen kuchenförmigen Luppen der Stücköfen die mittleren Partieen Eisen, die Ränder Stahl seien. Es erkläre sich dieses daraus, daſs der Stahl flüssiger sei als das Eisen und deshalb nach auſsen hin abgeflossen sei. Diesen direkt aus den Erzen erhaltenen Stahl bezeichnete man nach Reaumur als „natür- lichen Stahl“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0140" n="126"/><fw place="top" type="header">Direkte Schmiedeeisengewinnung.</fw><lb/> Balken (Fig. 13a). Die Öffnung bis zur Sohle bildete das Ausziehloch,<lb/> das nach jeder Schmelzung aufgebrochen wurde. Es wurde mit Lehm<lb/> zugestopft. Die Form lag genau 7 Zoll über dem Boden. Sie hatte nur<lb/> 2 Zoll Öffnung an der Mündung. Die Balgdüsen lagen 3 bis 4 Zoll<lb/> zurück. Die Erze wurden geröstet; man gab keinen Zuschlag beim<lb/> Schmelzen. Es wurden acht groſse Gichten gesetzt, welche in 18 Stunden<lb/> niederschmolzen. Alsdann wurden die Bälge ausgehängt, die Zieh-<lb/> öffnung aufgebrochen und der Eisenklumpen ausgezogen. Es war<lb/> nicht leicht, diese Masse von 1800 Pfund herauszuschaffen. Es geschah<lb/> dies, nachdem sie mit Brecheisen gelüftet war, mit starken Rollen, welche<lb/><figure><head>Fig. 14.</head></figure><lb/> sich um die Blasewelle aufwickelten und dadurch die Massel heraus-<lb/> zogen (Bd. II, Fig. 55). Fig. 14 zeigt das Innere der Hütte. Die<lb/> Beschreibung stimmt bis auf die Form des Schmelzofens ganz mit<lb/> der <hi rendition="#g">Swedenborgs</hi> überein. Sowohl in den Luppenfeuern der<lb/> Grafschaft Foix, als in den Stücköfen zu Vordernberg erhielt man<lb/> gleichzeitig mit dem Eisen auch Stahl, und <hi rendition="#g">Reaumur</hi> hebt besonders<lb/> hervor, daſs merkwürdigerweise in den groſsen kuchenförmigen Luppen<lb/> der Stücköfen die mittleren Partieen Eisen, die Ränder Stahl seien.<lb/> Es erkläre sich dieses daraus, daſs der Stahl flüssiger sei als das Eisen<lb/> und deshalb nach auſsen hin abgeflossen sei. Diesen direkt aus den<lb/> Erzen erhaltenen Stahl bezeichnete man nach <hi rendition="#g">Reaumur</hi> als „natür-<lb/> lichen Stahl“.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0140]
Direkte Schmiedeeisengewinnung.
Balken (Fig. 13a). Die Öffnung bis zur Sohle bildete das Ausziehloch,
das nach jeder Schmelzung aufgebrochen wurde. Es wurde mit Lehm
zugestopft. Die Form lag genau 7 Zoll über dem Boden. Sie hatte nur
2 Zoll Öffnung an der Mündung. Die Balgdüsen lagen 3 bis 4 Zoll
zurück. Die Erze wurden geröstet; man gab keinen Zuschlag beim
Schmelzen. Es wurden acht groſse Gichten gesetzt, welche in 18 Stunden
niederschmolzen. Alsdann wurden die Bälge ausgehängt, die Zieh-
öffnung aufgebrochen und der Eisenklumpen ausgezogen. Es war
nicht leicht, diese Masse von 1800 Pfund herauszuschaffen. Es geschah
dies, nachdem sie mit Brecheisen gelüftet war, mit starken Rollen, welche
[Abbildung Fig. 14.]
sich um die Blasewelle aufwickelten und dadurch die Massel heraus-
zogen (Bd. II, Fig. 55). Fig. 14 zeigt das Innere der Hütte. Die
Beschreibung stimmt bis auf die Form des Schmelzofens ganz mit
der Swedenborgs überein. Sowohl in den Luppenfeuern der
Grafschaft Foix, als in den Stücköfen zu Vordernberg erhielt man
gleichzeitig mit dem Eisen auch Stahl, und Reaumur hebt besonders
hervor, daſs merkwürdigerweise in den groſsen kuchenförmigen Luppen
der Stücköfen die mittleren Partieen Eisen, die Ränder Stahl seien.
Es erkläre sich dieses daraus, daſs der Stahl flüssiger sei als das Eisen
und deshalb nach auſsen hin abgeflossen sei. Diesen direkt aus den
Erzen erhaltenen Stahl bezeichnete man nach Reaumur als „natür-
lichen Stahl“.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |