1716, wurde aber erst nach Reaumurs Tode im Jahre 1762 in der Abhandlung von Courtivron und Bouchu über die Eisenhämmer und hohen Öfen abgedruckt. Reaumur hatte sich die Angaben dazu durch einen Herrn Gendre verschafft. Er schreibt darüber: "Weil das spanische Eisen in grossem Rufe und Werte ist und die Art, die Erze zu schmelzen, zur Güte desselben vielleicht etwas bei- trägt, so haben wir uns eine wahrheitsgetreue Beschreibung des Ver- fahrens und genaue Risse der Öfen zu verschaffen gewünscht und ist es uns nicht ohne Mühe gelungen, dass Herr Gendre, in Befolgung des Befehls seiner königlichen Hoheit (des Prinzregenten von Orleans) von einem Spanier, dem Besitzer des Eisenrennwerks Denderlats an
[Abbildung]
Fig. 9.
dem Flusse Bidassoa, am Eingange von dem spanischen Navarra ge- legen, die Erlaubnis erhalten hat, die Grundrisse, Fig. 8 (a. v. S.) und Fig. 9, die wir nötig hatten, zu nehmen.
Die Erze, welche denen von Allevard in der Dauphine glichen, gewann man durch Steinbruchsarbeit. Sie wurden 24 Stunden lang geröstet, dann in grobe Stücke von Eigrösse zerklopft. Der Luppen- herd hatte die Eigentümlichkeit der biscayischen Schmieden, dass sie zur Abhaltung der Bodenfeuchtigkeit in einen grossen kupfernen Kessel eingemauert waren. Dieser Kessel (C C, Fig. 8, 9), der ca. 6 Fuss im Durchmesser, und 21/2 Fuss Höhe hatte, war innen mit einem 1 Fuss starken Mauerwerk E E ausgekleidet. In dieses Mauer- werk war erst der Herd, dessen Wände aus Eisenzacken bestanden, eingemauert. Er hatte eine längliche Gestalt und verengte sich nach
Direkte Schmiedeeisengewinnung.
1716, wurde aber erst nach Reaumurs Tode im Jahre 1762 in der Abhandlung von Courtivron und Bouchu über die Eisenhämmer und hohen Öfen abgedruckt. Reaumur hatte sich die Angaben dazu durch einen Herrn Gendre verschafft. Er schreibt darüber: „Weil das spanische Eisen in groſsem Rufe und Werte ist und die Art, die Erze zu schmelzen, zur Güte desselben vielleicht etwas bei- trägt, so haben wir uns eine wahrheitsgetreue Beschreibung des Ver- fahrens und genaue Risse der Öfen zu verschaffen gewünscht und ist es uns nicht ohne Mühe gelungen, daſs Herr Gendre, in Befolgung des Befehls seiner königlichen Hoheit (des Prinzregenten von Orleans) von einem Spanier, dem Besitzer des Eisenrennwerks Denderlats an
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Fig. 9.
dem Flusse Bidassoa, am Eingange von dem spanischen Navarra ge- legen, die Erlaubnis erhalten hat, die Grundrisse, Fig. 8 (a. v. S.) und Fig. 9, die wir nötig hatten, zu nehmen.
Die Erze, welche denen von Allevard in der Dauphiné glichen, gewann man durch Steinbruchsarbeit. Sie wurden 24 Stunden lang geröstet, dann in grobe Stücke von Eigröſse zerklopft. Der Luppen- herd hatte die Eigentümlichkeit der biscayischen Schmieden, daſs sie zur Abhaltung der Bodenfeuchtigkeit in einen groſsen kupfernen Kessel eingemauert waren. Dieser Kessel (C C, Fig. 8, 9), der ca. 6 Fuſs im Durchmesser, und 2½ Fuſs Höhe hatte, war innen mit einem 1 Fuſs starken Mauerwerk E E ausgekleidet. In dieses Mauer- werk war erst der Herd, dessen Wände aus Eisenzacken bestanden, eingemauert. Er hatte eine längliche Gestalt und verengte sich nach
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Direkte Schmiedeeisengewinnung.
1716, wurde aber erst nach Reaumurs Tode im Jahre 1762 in der
Abhandlung von Courtivron und Bouchu über die Eisenhämmer
und hohen Öfen abgedruckt. Reaumur hatte sich die Angaben
dazu durch einen Herrn Gendre verschafft. Er schreibt darüber:
„Weil das spanische Eisen in groſsem Rufe und Werte ist und die
Art, die Erze zu schmelzen, zur Güte desselben vielleicht etwas bei-
trägt, so haben wir uns eine wahrheitsgetreue Beschreibung des Ver-
fahrens und genaue Risse der Öfen zu verschaffen gewünscht und ist
es uns nicht ohne Mühe gelungen, daſs Herr Gendre, in Befolgung
des Befehls seiner königlichen Hoheit (des Prinzregenten von Orleans)
von einem Spanier, dem Besitzer des Eisenrennwerks Denderlats an
[Abbildung Fig. 9.]
dem Flusse Bidassoa, am Eingange von dem spanischen Navarra ge-
legen, die Erlaubnis erhalten hat, die Grundrisse, Fig. 8 (a. v. S.)
und Fig. 9, die wir nötig hatten, zu nehmen.
Die Erze, welche denen von Allevard in der Dauphiné glichen,
gewann man durch Steinbruchsarbeit. Sie wurden 24 Stunden lang
geröstet, dann in grobe Stücke von Eigröſse zerklopft. Der Luppen-
herd hatte die Eigentümlichkeit der biscayischen Schmieden, daſs sie
zur Abhaltung der Bodenfeuchtigkeit in einen groſsen kupfernen
Kessel eingemauert waren. Dieser Kessel (C C, Fig. 8, 9), der ca.
6 Fuſs im Durchmesser, und 2½ Fuſs Höhe hatte, war innen mit
einem 1 Fuſs starken Mauerwerk E E ausgekleidet. In dieses Mauer-
werk war erst der Herd, dessen Wände aus Eisenzacken bestanden,
eingemauert. Er hatte eine längliche Gestalt und verengte sich nach
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/132>, abgerufen am 25.11.2024.
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