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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Direkte Schmiedeeisengewinnung.
viele in Deutschland (qualia plurima Germaniae quae vocantur
"Rennwerk"). Sie hatten zwei Feuer. Der eine Herd diente zum
Einschmelzen der Erze zu einer Luppe, der andere zum Ausschweissen
der beiden Luppenhälften, die dann weiter zerteilt und in Stäbe ge-
schmiedet wurden. Ein Rennherd lieferte bei normalem Betrieb in
24 Stunden 5 Luppen oder ca. 2000 kg Stabeisen in einer Woche 1).
Die Einrichtung und den Betrieb der sächsischen Rennherde nach
Swedenborgs Beschreibung haben wir bereits Bd. I, S. 783 mit-
geteilt. Hiervon abweichend waren die Rennwerke in Schlesien (Fig. 6)
bei Malwitz, Ober-Eylau, Altenhammer, sowie an vielen anderen be-
nachbarten, aber ausserhalb Schlesiens gelegenen Orten. Diese hatten
[Abbildung] Fig. 6.
nur ein Feuer, in welchem sowohl das Einschmelzen der Erze zur
Luppe, als das Ausheizen der Teile statt hatte.

Swedenborg berichtet, dass die hellbraunen, leicht zerreiblichen
Erze (Raseneisensteine) erst gesiebt wurden, wobei die ärmeren feinen
Teile abgeschieden und aus dem Gröberen die Bergmittel ausgelesen
wurden. Die Erze wurden dann mit Kalk oder einem Flusssteine ge-
mengt und lagenweise abwechselnd mit Kohlen aufgegeben. Der Herd,
der in eine Esse eingebaut war, musste geräumig sein. In der Mitte
des Herdes wurde die Herdgrube aus Lösche hergestellt; in diese ragten
die Winddüsen hinein. War das Feuer angelegt, so steigerte man

1) Nämlich 13 Schiffspfund, nicht fünf, wie Bd. I, S. 783 irrtümlich ange-
geben ist. 1 Schiffspfund = 160 kg = 20 Lispfund, also ein Lispfund = 8 kg.

Direkte Schmiedeeisengewinnung.
viele in Deutschland (qualia plurima Germaniae quae vocantur
„Rennwerk“). Sie hatten zwei Feuer. Der eine Herd diente zum
Einschmelzen der Erze zu einer Luppe, der andere zum Ausschweiſsen
der beiden Luppenhälften, die dann weiter zerteilt und in Stäbe ge-
schmiedet wurden. Ein Rennherd lieferte bei normalem Betrieb in
24 Stunden 5 Luppen oder ca. 2000 kg Stabeisen in einer Woche 1).
Die Einrichtung und den Betrieb der sächsischen Rennherde nach
Swedenborgs Beschreibung haben wir bereits Bd. I, S. 783 mit-
geteilt. Hiervon abweichend waren die Rennwerke in Schlesien (Fig. 6)
bei Malwitz, Ober-Eylau, Altenhammer, sowie an vielen anderen be-
nachbarten, aber auſserhalb Schlesiens gelegenen Orten. Diese hatten
[Abbildung] Fig. 6.
nur ein Feuer, in welchem sowohl das Einschmelzen der Erze zur
Luppe, als das Ausheizen der Teile statt hatte.

Swedenborg berichtet, daſs die hellbraunen, leicht zerreiblichen
Erze (Raseneisensteine) erst gesiebt wurden, wobei die ärmeren feinen
Teile abgeschieden und aus dem Gröberen die Bergmittel ausgelesen
wurden. Die Erze wurden dann mit Kalk oder einem Fluſssteine ge-
mengt und lagenweise abwechselnd mit Kohlen aufgegeben. Der Herd,
der in eine Esse eingebaut war, muſste geräumig sein. In der Mitte
des Herdes wurde die Herdgrube aus Lösche hergestellt; in diese ragten
die Winddüsen hinein. War das Feuer angelegt, so steigerte man

1) Nämlich 13 Schiffspfund, nicht fünf, wie Bd. I, S. 783 irrtümlich ange-
geben ist. 1 Schiffspfund = 160 kg = 20 Lispfund, also ein Lispfund = 8 kg.
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[114/0128] Direkte Schmiedeeisengewinnung. viele in Deutschland (qualia plurima Germaniae quae vocantur „Rennwerk“). Sie hatten zwei Feuer. Der eine Herd diente zum Einschmelzen der Erze zu einer Luppe, der andere zum Ausschweiſsen der beiden Luppenhälften, die dann weiter zerteilt und in Stäbe ge- schmiedet wurden. Ein Rennherd lieferte bei normalem Betrieb in 24 Stunden 5 Luppen oder ca. 2000 kg Stabeisen in einer Woche 1). Die Einrichtung und den Betrieb der sächsischen Rennherde nach Swedenborgs Beschreibung haben wir bereits Bd. I, S. 783 mit- geteilt. Hiervon abweichend waren die Rennwerke in Schlesien (Fig. 6) bei Malwitz, Ober-Eylau, Altenhammer, sowie an vielen anderen be- nachbarten, aber auſserhalb Schlesiens gelegenen Orten. Diese hatten [Abbildung Fig. 6.] nur ein Feuer, in welchem sowohl das Einschmelzen der Erze zur Luppe, als das Ausheizen der Teile statt hatte. Swedenborg berichtet, daſs die hellbraunen, leicht zerreiblichen Erze (Raseneisensteine) erst gesiebt wurden, wobei die ärmeren feinen Teile abgeschieden und aus dem Gröberen die Bergmittel ausgelesen wurden. Die Erze wurden dann mit Kalk oder einem Fluſssteine ge- mengt und lagenweise abwechselnd mit Kohlen aufgegeben. Der Herd, der in eine Esse eingebaut war, muſste geräumig sein. In der Mitte des Herdes wurde die Herdgrube aus Lösche hergestellt; in diese ragten die Winddüsen hinein. War das Feuer angelegt, so steigerte man 1) Nämlich 13 Schiffspfund, nicht fünf, wie Bd. I, S. 783 irrtümlich ange- geben ist. 1 Schiffspfund = 160 kg = 20 Lispfund, also ein Lispfund = 8 kg.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/128>, abgerufen am 25.11.2024.