um 1743, Speedwell forge 1750. Der erste Hochofen, jenseits des Susquehanna, war der Mary-Ann-Hochofen, der 1763 von Georg Ross bei West-Mannheim erbaut wurde.
In Delaware erbaute Colonel J. Vaughan 1763 den Hochofen Deep creek und die Frischhütte Nanticoke forge. In Maryland ent- standen um 1760 der Bush-Hochofen in Hartford county und der Northampton-Ofen in Baltimore county, 1762 Unicorn-furnace bei Narby in Queen-Ann-county, Etna furnace am Antietam creek um 1770, wo in der Revolution die erste Kanone von Maryland gegossen wurde; ausserdem noch eine Anzahl Hochöfen und Hammerwerke. Während des Befreiungskrieges waren 17 oder 18 Eisenhämmer im Betriebe.
In Virginien legte Oberst Alex. Spottswood, der von 1710 bis 1713 Gouverneur war, eine feste Grundlage der Eisenindustrie, indem er deutsche Arbeiter ansiedelte. Es waren meist ausgewanderte Protestanten aus der Pfalz unter Führung eines Barons von Grafen- reuth. Sie waren von der Königin Anna nach Amerika geschickt worden, um Weinberge anzulegen und die Eisenindustrie zu unter- stützen. 1716 kam der erste Hochofen in Gang; ein zweiter Ofen war 1732 bei Frederiksburg in Betrieb. Die Eisenerze wurden in der Nähe durch Bergbau gewonnen, der Zuschlagskalk kam von Bristol in England als Ballast. Der erste Hochofen lag bei der von den deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Germanna und ge- hörte dem Oberst Spottswood. Er war von Bruchsteinen erbaut und soll "der erste Ofen dieser Art im Lande" gewesen sein. Das Roheisen wurde mit Saumpferden nach Massaponex am Rappahannock gebracht, wo Spottswood eine Eisengiesserei mit zwei Flammöfen (air furnaces) errichtet hatte, um alle Arten von Gusswaren zu machen. Diese waren sehr geschätzt und galten für besser als die englischen, die direkt aus dem Hochofen gegossen waren.
Ein anderer Hochofen "Englands furnace" war von England und Washington, dem Vater des berühmten George Washington, der Eisengruben am Nordufer des Rappahannockflusses betrieb, an einem Nebenflusse des Potomac erbaut worden. Aus Nord-Carolina war bereits, wie Swedenborg mitteilt, im Jahre 1728/29 Roheisen nach England eingeführt worden. Wo dies geschmolzen worden war, ist unbekannt. Dagegen wurden bei Ausbruch der Revolution mehrere Eisenhütten genannt, so am Deep run, John Wilcox gehörig, in Guilford county, wo Geschütze und Munition gegossen wurden, und am Buffalo creek.
Beck, Geschichte des Eisens. 74
Amerika.
um 1743, Speedwell forge 1750. Der erste Hochofen, jenseits des Susquehanna, war der Mary-Ann-Hochofen, der 1763 von Georg Roſs bei West-Mannheim erbaut wurde.
In Delaware erbaute Colonel J. Vaughan 1763 den Hochofen Deep creek und die Frischhütte Nanticoke forge. In Maryland ent- standen um 1760 der Bush-Hochofen in Hartford county und der Northampton-Ofen in Baltimore county, 1762 Unicorn-furnace bei Narby in Queen-Ann-county, Etna furnace am Antietam creek um 1770, wo in der Revolution die erste Kanone von Maryland gegossen wurde; auſserdem noch eine Anzahl Hochöfen und Hammerwerke. Während des Befreiungskrieges waren 17 oder 18 Eisenhämmer im Betriebe.
In Virginien legte Oberst Alex. Spottswood, der von 1710 bis 1713 Gouverneur war, eine feste Grundlage der Eisenindustrie, indem er deutsche Arbeiter ansiedelte. Es waren meist ausgewanderte Protestanten aus der Pfalz unter Führung eines Barons von Grafen- reuth. Sie waren von der Königin Anna nach Amerika geschickt worden, um Weinberge anzulegen und die Eisenindustrie zu unter- stützen. 1716 kam der erste Hochofen in Gang; ein zweiter Ofen war 1732 bei Frederiksburg in Betrieb. Die Eisenerze wurden in der Nähe durch Bergbau gewonnen, der Zuschlagskalk kam von Bristol in England als Ballast. Der erste Hochofen lag bei der von den deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Germanna und ge- hörte dem Oberst Spottswood. Er war von Bruchsteinen erbaut und soll „der erste Ofen dieser Art im Lande“ gewesen sein. Das Roheisen wurde mit Saumpferden nach Massaponex am Rappahannock gebracht, wo Spottswood eine Eisengieſserei mit zwei Flammöfen (air furnaces) errichtet hatte, um alle Arten von Guſswaren zu machen. Diese waren sehr geschätzt und galten für besser als die englischen, die direkt aus dem Hochofen gegossen waren.
Ein anderer Hochofen „Englands furnace“ war von England und Washington, dem Vater des berühmten George Washington, der Eisengruben am Nordufer des Rappahannockflusses betrieb, an einem Nebenflusse des Potomac erbaut worden. Aus Nord-Carolina war bereits, wie Swedenborg mitteilt, im Jahre 1728/29 Roheisen nach England eingeführt worden. Wo dies geschmolzen worden war, ist unbekannt. Dagegen wurden bei Ausbruch der Revolution mehrere Eisenhütten genannt, so am Deep run, John Wilcox gehörig, in Guilford county, wo Geschütze und Munition gegossen wurden, und am Buffalo creek.
Beck, Geschichte des Eisens. 74
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Amerika.
um 1743, Speedwell forge 1750. Der erste Hochofen, jenseits des
Susquehanna, war der Mary-Ann-Hochofen, der 1763 von Georg Roſs
bei West-Mannheim erbaut wurde.
In Delaware erbaute Colonel J. Vaughan 1763 den Hochofen
Deep creek und die Frischhütte Nanticoke forge. In Maryland ent-
standen um 1760 der Bush-Hochofen in Hartford county und der
Northampton-Ofen in Baltimore county, 1762 Unicorn-furnace bei
Narby in Queen-Ann-county, Etna furnace am Antietam creek um
1770, wo in der Revolution die erste Kanone von Maryland gegossen
wurde; auſserdem noch eine Anzahl Hochöfen und Hammerwerke.
Während des Befreiungskrieges waren 17 oder 18 Eisenhämmer im
Betriebe.
In Virginien legte Oberst Alex. Spottswood, der von 1710
bis 1713 Gouverneur war, eine feste Grundlage der Eisenindustrie,
indem er deutsche Arbeiter ansiedelte. Es waren meist ausgewanderte
Protestanten aus der Pfalz unter Führung eines Barons von Grafen-
reuth. Sie waren von der Königin Anna nach Amerika geschickt
worden, um Weinberge anzulegen und die Eisenindustrie zu unter-
stützen. 1716 kam der erste Hochofen in Gang; ein zweiter Ofen
war 1732 bei Frederiksburg in Betrieb. Die Eisenerze wurden in
der Nähe durch Bergbau gewonnen, der Zuschlagskalk kam von
Bristol in England als Ballast. Der erste Hochofen lag bei der von
den deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Germanna und ge-
hörte dem Oberst Spottswood. Er war von Bruchsteinen erbaut
und soll „der erste Ofen dieser Art im Lande“ gewesen sein. Das
Roheisen wurde mit Saumpferden nach Massaponex am Rappahannock
gebracht, wo Spottswood eine Eisengieſserei mit zwei Flammöfen (air
furnaces) errichtet hatte, um alle Arten von Guſswaren zu machen.
Diese waren sehr geschätzt und galten für besser als die englischen,
die direkt aus dem Hochofen gegossen waren.
Ein anderer Hochofen „Englands furnace“ war von England
und Washington, dem Vater des berühmten George Washington,
der Eisengruben am Nordufer des Rappahannockflusses betrieb, an
einem Nebenflusse des Potomac erbaut worden. Aus Nord-Carolina
war bereits, wie Swedenborg mitteilt, im Jahre 1728/29 Roheisen
nach England eingeführt worden. Wo dies geschmolzen worden war,
ist unbekannt. Dagegen wurden bei Ausbruch der Revolution mehrere
Eisenhütten genannt, so am Deep run, John Wilcox gehörig, in
Guilford county, wo Geschütze und Munition gegossen wurden, und am
Buffalo creek.
Beck, Geschichte des Eisens. 74
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1183>, abgerufen am 24.11.2024.
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