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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Amerika.
Ph. Livingstone im Jahre 1740 am Ancram Creek in der Graf-
schaft Columbia erbaute. Das Werk wurde vergrössert und besass
1750 1 Hochofen und 1 Frischhütte. Die Erze kamen von Salisbury
in Connecticut. 1750 wird auch bereits ein Blechhammer erwähnt,
den ein Schmied, L. Scrawley, errichtet hatte. In diesem Jahre
wurden Magneteisenerzlager in Orange county entdeckt. 1751 erbauten
Ward und Colton einen Hochofen am Ausflusse des Sterling pond.
Die Holzkohlen wurden mehrere Meilen weit südwärts von Saum-
pferden herbeigeschleppt. Bei dieser Hütte errichtete Abel Nobel
1752 eine Ankerschmiede. Beide Werke kamen in die Hände des
thätigen Gewerken Peter Townsend, und sie erhielten den Namen
die Sterling-Eisenwerke, wahrscheinlich von dem Grundbesitzer Lord
Stirling, der selbst vor der Revolution Eisenhütten in New-Jersey
betrieb. Townsend machte 1773 auf der Sterlinghütte die Anker
für die ersten amerikanischen Kriegsschiffe und 1776 den ersten
Stahl im Staate New-Jersey, anfänglich "nach deutscher Art", d. h.
im Frischherde, später Cementstahl im Brennofen. 1777 baute
Townsend seinen zweiten Hochofen, 6 Meilen von den Sterling-
gruben, der noch steht. Ausserdem hatte er damals 2 Hammerwerke
mit 8 Feuern im Betriebe. Auch der schon 1756 5 engl. Meilen
westlich vom Fort Montgomery erbaute Forest of Dean-Ofen kam
zugleich mit den Forest of Dean-Gruben an Townsend. 1778 machte
Peter Townsend auf dem Sterlingwerke auch die grosse eiserne
Kette, mit der damals der Hudson gesperrt wurde, um den Engländern
die Einfahrt in den Fluss unmöglich zu machen. Sie wog 180 Tonnen,
war an beiden Ufern befestigt und wurde durch Bojen getragen, die
gut verankert waren. Die einzelnen Glieder waren 2 Fuss lang
und 21/2 Zoll breit. -- 1765 waren Eisenhütten in Dutchess County
im Betriebe, die ihre Erze wenigstens teilweise von Salisbury in
Connecticut bezogen. Während des Befreiungskrieges wurde ein Hoch-
ofen und Giesserei zu Amenia betrieben, und lieferte das Werk Guss-
waren und Stahl für die Armee.

In Pennsylvanien wurden nach 1750 ausser dem von William
Branson
gegründeten Vincent-Stahlwerk am French creek, welches
1 Cementierofen, 4 Feuer und 2 Hämmer umfasste, auch in Phila-
delphia 2 Stahlbrennöfen betrieben. William Bird war ebenfalls
ein unternehmender Engländer, der Eisenwerke gründete. 1740/41
erbaute er ein Hammerwerk nahe der Ausmündung des Hay creek
in den Schuylkill. Er soll ferner 1759 den Hopewell-Hochofen am
French creek, der bis 1883 betrieben wurde, erbaut haben. Sicher

Amerika.
Ph. Livingstone im Jahre 1740 am Ancram Creek in der Graf-
schaft Columbia erbaute. Das Werk wurde vergröſsert und besaſs
1750 1 Hochofen und 1 Frischhütte. Die Erze kamen von Salisbury
in Connecticut. 1750 wird auch bereits ein Blechhammer erwähnt,
den ein Schmied, L. Scrawley, errichtet hatte. In diesem Jahre
wurden Magneteisenerzlager in Orange county entdeckt. 1751 erbauten
Ward und Colton einen Hochofen am Ausflusse des Sterling pond.
Die Holzkohlen wurden mehrere Meilen weit südwärts von Saum-
pferden herbeigeschleppt. Bei dieser Hütte errichtete Abel Nobel
1752 eine Ankerschmiede. Beide Werke kamen in die Hände des
thätigen Gewerken Peter Townsend, und sie erhielten den Namen
die Sterling-Eisenwerke, wahrscheinlich von dem Grundbesitzer Lord
Stirling, der selbst vor der Revolution Eisenhütten in New-Jersey
betrieb. Townsend machte 1773 auf der Sterlinghütte die Anker
für die ersten amerikanischen Kriegsschiffe und 1776 den ersten
Stahl im Staate New-Jersey, anfänglich „nach deutscher Art“, d. h.
im Frischherde, später Cementstahl im Brennofen. 1777 baute
Townsend seinen zweiten Hochofen, 6 Meilen von den Sterling-
gruben, der noch steht. Auſserdem hatte er damals 2 Hammerwerke
mit 8 Feuern im Betriebe. Auch der schon 1756 5 engl. Meilen
westlich vom Fort Montgomery erbaute Forest of Dean-Ofen kam
zugleich mit den Forest of Dean-Gruben an Townsend. 1778 machte
Peter Townsend auf dem Sterlingwerke auch die groſse eiserne
Kette, mit der damals der Hudson gesperrt wurde, um den Engländern
die Einfahrt in den Fluſs unmöglich zu machen. Sie wog 180 Tonnen,
war an beiden Ufern befestigt und wurde durch Bojen getragen, die
gut verankert waren. Die einzelnen Glieder waren 2 Fuſs lang
und 2½ Zoll breit. — 1765 waren Eisenhütten in Dutchess County
im Betriebe, die ihre Erze wenigstens teilweise von Salisbury in
Connecticut bezogen. Während des Befreiungskrieges wurde ein Hoch-
ofen und Gieſserei zu Amenia betrieben, und lieferte das Werk Guſs-
waren und Stahl für die Armee.

In Pennsylvanien wurden nach 1750 auſser dem von William
Branson
gegründeten Vincent-Stahlwerk am French creek, welches
1 Cementierofen, 4 Feuer und 2 Hämmer umfaſste, auch in Phila-
delphia 2 Stahlbrennöfen betrieben. William Bird war ebenfalls
ein unternehmender Engländer, der Eisenwerke gründete. 1740/41
erbaute er ein Hammerwerk nahe der Ausmündung des Hay creek
in den Schuylkill. Er soll ferner 1759 den Hopewell-Hochofen am
French creek, der bis 1883 betrieben wurde, erbaut haben. Sicher

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[1167/1181] Amerika. Ph. Livingstone im Jahre 1740 am Ancram Creek in der Graf- schaft Columbia erbaute. Das Werk wurde vergröſsert und besaſs 1750 1 Hochofen und 1 Frischhütte. Die Erze kamen von Salisbury in Connecticut. 1750 wird auch bereits ein Blechhammer erwähnt, den ein Schmied, L. Scrawley, errichtet hatte. In diesem Jahre wurden Magneteisenerzlager in Orange county entdeckt. 1751 erbauten Ward und Colton einen Hochofen am Ausflusse des Sterling pond. Die Holzkohlen wurden mehrere Meilen weit südwärts von Saum- pferden herbeigeschleppt. Bei dieser Hütte errichtete Abel Nobel 1752 eine Ankerschmiede. Beide Werke kamen in die Hände des thätigen Gewerken Peter Townsend, und sie erhielten den Namen die Sterling-Eisenwerke, wahrscheinlich von dem Grundbesitzer Lord Stirling, der selbst vor der Revolution Eisenhütten in New-Jersey betrieb. Townsend machte 1773 auf der Sterlinghütte die Anker für die ersten amerikanischen Kriegsschiffe und 1776 den ersten Stahl im Staate New-Jersey, anfänglich „nach deutscher Art“, d. h. im Frischherde, später Cementstahl im Brennofen. 1777 baute Townsend seinen zweiten Hochofen, 6 Meilen von den Sterling- gruben, der noch steht. Auſserdem hatte er damals 2 Hammerwerke mit 8 Feuern im Betriebe. Auch der schon 1756 5 engl. Meilen westlich vom Fort Montgomery erbaute Forest of Dean-Ofen kam zugleich mit den Forest of Dean-Gruben an Townsend. 1778 machte Peter Townsend auf dem Sterlingwerke auch die groſse eiserne Kette, mit der damals der Hudson gesperrt wurde, um den Engländern die Einfahrt in den Fluſs unmöglich zu machen. Sie wog 180 Tonnen, war an beiden Ufern befestigt und wurde durch Bojen getragen, die gut verankert waren. Die einzelnen Glieder waren 2 Fuſs lang und 2½ Zoll breit. — 1765 waren Eisenhütten in Dutchess County im Betriebe, die ihre Erze wenigstens teilweise von Salisbury in Connecticut bezogen. Während des Befreiungskrieges wurde ein Hoch- ofen und Gieſserei zu Amenia betrieben, und lieferte das Werk Guſs- waren und Stahl für die Armee. In Pennsylvanien wurden nach 1750 auſser dem von William Branson gegründeten Vincent-Stahlwerk am French creek, welches 1 Cementierofen, 4 Feuer und 2 Hämmer umfaſste, auch in Phila- delphia 2 Stahlbrennöfen betrieben. William Bird war ebenfalls ein unternehmender Engländer, der Eisenwerke gründete. 1740/41 erbaute er ein Hammerwerk nahe der Ausmündung des Hay creek in den Schuylkill. Er soll ferner 1759 den Hopewell-Hochofen am French creek, der bis 1883 betrieben wurde, erbaut haben. Sicher

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1181>, abgerufen am 24.11.2024.