Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Amerika.
wir von dem Versuche eines gewissen Frame absehen, dem es bereits
1692 gelungen war, 40 Pfd. Eisen auszuschmelzen. Rutters erste
Hütte hiess Pool forge und lag in Berks county, 3 engl. Meilen ober-
halb Pottstown. Das zweite Eisenwerk in Pennsylvanien wurde eben-
falls von einem englischen Quäker, Samuel Nutt, der sich 1717 am
French Creek niederliess, errichtet. Es war dies Coventry oder Nutts
forge am French Creek in Chester County. Dickinson schrieb 1718:
"Unsere Erwartungen von den Eisenwerken 40 Meilen aufwärts am
Schuylkill sind sehr gross", und 1719: "Unser Eisen entspricht den
Erwartungen; das, was nach England geschickt worden war, wurde
für sehr gut befunden. Unsere Schmiede verarbeiten, so viel sie
bekommen können; es ist so gut wie das schwedische." Nutts forge
kam 1756 ausser Betrieb.

Das dritte Unternehmen war die Erbauung eines Hochofens Co-
ventry furnace im Jahre 1720 von einer Gesellschaft, bei der Thomas
Rutter
Hauptbeteiligter war. Die Hütte lag 8 Meilen nördlich von
Pottstown und versah Pool forge, Pine forge und andere Eisenhämmer
mit Frischroheisen. Später wurde Thomas Potts der Gründer
einer hervorragenden Familie und der nach ihm benannten Stadt.
Potts, der der grösste Eisenindustrielle des Landes wurde, starb 1752.
Der Hochofen zu Coventry wurde 1733 von Potts niedergerissen und
neu und grösser wieder aufgebaut. Man verschmolz bereits die reichen
Magneteisenerze, welche in nächster Nähe gewonnen wurden.

Der zweite Hochofen Pennsylvaniens war Durham furnace,
ebenfalls am Delaware-Flusse, der 1727 von einer Gesellschaft, zu
der William Allen, Jos. Turner, James Logan, Penns Privat-
sekretär und andere gehörten, erbaut. Er war nach damaligen Be-
griffen sehr gross, nämlich an der Basis 35 bis 40 Fuss im Quadrat
und 30 Fuss hoch. Dieser Ofen machte von Anfang an Frischroh-
eisen, womit er drei Frischhütten versah. Die Arbeiter waren zum
grossen Teil Negersklaven, und war dies noch nach dem Befreiungs-
kriege im Jahre 1781 der Fall. Das Eisen wurde in eigenartigen
Booten, ähnlich den Kanoes der Indianer, nach Philadelphia gefahren,
wo sie unter dem Namen Durham boats bald in allgemeinen Gebrauch
kamen.

So wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in so-
lider Weise das Fundament zu der später so riesengrossen Eisen-
industrie Pennsylvaniens gelegt. 1728 waren bereits vier Hochöfen
im Betriebe. 1728/29 wurde das erste Eisen, 274 Tonnen, nach dem
Mutterlande ausgeführt. Nachdem Rutter den Weg gezeigt, folgten

Amerika.
wir von dem Versuche eines gewissen Frame absehen, dem es bereits
1692 gelungen war, 40 Pfd. Eisen auszuschmelzen. Rutters erste
Hütte hieſs Pool forge und lag in Berks county, 3 engl. Meilen ober-
halb Pottstown. Das zweite Eisenwerk in Pennsylvanien wurde eben-
falls von einem englischen Quäker, Samuel Nutt, der sich 1717 am
French Creek niederlieſs, errichtet. Es war dies Coventry oder Nutts
forge am French Creek in Chester County. Dickinson schrieb 1718:
„Unsere Erwartungen von den Eisenwerken 40 Meilen aufwärts am
Schuylkill sind sehr groſs“, und 1719: „Unser Eisen entspricht den
Erwartungen; das, was nach England geschickt worden war, wurde
für sehr gut befunden. Unsere Schmiede verarbeiten, so viel sie
bekommen können; es ist so gut wie das schwedische.“ Nutts forge
kam 1756 auſser Betrieb.

Das dritte Unternehmen war die Erbauung eines Hochofens Co-
ventry furnace im Jahre 1720 von einer Gesellschaft, bei der Thomas
Rutter
Hauptbeteiligter war. Die Hütte lag 8 Meilen nördlich von
Pottstown und versah Pool forge, Pine forge und andere Eisenhämmer
mit Frischroheisen. Später wurde Thomas Potts der Gründer
einer hervorragenden Familie und der nach ihm benannten Stadt.
Potts, der der gröſste Eisenindustrielle des Landes wurde, starb 1752.
Der Hochofen zu Coventry wurde 1733 von Potts niedergerissen und
neu und gröſser wieder aufgebaut. Man verschmolz bereits die reichen
Magneteisenerze, welche in nächster Nähe gewonnen wurden.

Der zweite Hochofen Pennsylvaniens war Durham furnace,
ebenfalls am Delaware-Flusse, der 1727 von einer Gesellschaft, zu
der William Allen, Jos. Turner, James Logan, Penns Privat-
sekretär und andere gehörten, erbaut. Er war nach damaligen Be-
griffen sehr groſs, nämlich an der Basis 35 bis 40 Fuſs im Quadrat
und 30 Fuſs hoch. Dieser Ofen machte von Anfang an Frischroh-
eisen, womit er drei Frischhütten versah. Die Arbeiter waren zum
groſsen Teil Negersklaven, und war dies noch nach dem Befreiungs-
kriege im Jahre 1781 der Fall. Das Eisen wurde in eigenartigen
Booten, ähnlich den Kanoes der Indianer, nach Philadelphia gefahren,
wo sie unter dem Namen Durham boats bald in allgemeinen Gebrauch
kamen.

So wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in so-
lider Weise das Fundament zu der später so riesengroſsen Eisen-
industrie Pennsylvaniens gelegt. 1728 waren bereits vier Hochöfen
im Betriebe. 1728/29 wurde das erste Eisen, 274 Tonnen, nach dem
Mutterlande ausgeführt. Nachdem Rutter den Weg gezeigt, folgten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1174" n="1160"/><fw place="top" type="header">Amerika.</fw><lb/>
wir von dem Versuche eines gewissen <hi rendition="#g">Frame</hi> absehen, dem es bereits<lb/>
1692 gelungen war, 40 Pfd. Eisen auszuschmelzen. <hi rendition="#g">Rutters</hi> erste<lb/>
Hütte hie&#x017F;s Pool forge und lag in Berks county, 3 engl. Meilen ober-<lb/>
halb Pottstown. Das zweite Eisenwerk in Pennsylvanien wurde eben-<lb/>
falls von einem englischen Quäker, <hi rendition="#g">Samuel Nutt</hi>, der sich 1717 am<lb/>
French Creek niederlie&#x017F;s, errichtet. Es war dies Coventry oder <hi rendition="#g">Nutts</hi><lb/>
forge am French Creek in Chester County. Dickinson schrieb 1718:<lb/>
&#x201E;Unsere Erwartungen von den Eisenwerken 40 Meilen aufwärts am<lb/>
Schuylkill sind sehr gro&#x017F;s&#x201C;, und 1719: &#x201E;Unser Eisen entspricht den<lb/>
Erwartungen; das, was nach England geschickt worden war, wurde<lb/>
für sehr gut befunden. Unsere Schmiede verarbeiten, so viel sie<lb/>
bekommen können; es ist so gut wie das schwedische.&#x201C; <hi rendition="#g">Nutts</hi> forge<lb/>
kam 1756 au&#x017F;ser Betrieb.</p><lb/>
            <p>Das dritte Unternehmen war die Erbauung eines Hochofens Co-<lb/>
ventry furnace im Jahre 1720 von einer Gesellschaft, bei der <hi rendition="#g">Thomas<lb/>
Rutter</hi> Hauptbeteiligter war. Die Hütte lag 8 Meilen nördlich von<lb/>
Pottstown und versah Pool forge, Pine forge und andere Eisenhämmer<lb/>
mit Frischroheisen. Später wurde <hi rendition="#g">Thomas Potts</hi> der Gründer<lb/>
einer hervorragenden Familie und der nach ihm benannten Stadt.<lb/><hi rendition="#g">Potts</hi>, der der grö&#x017F;ste Eisenindustrielle des Landes wurde, starb 1752.<lb/>
Der Hochofen zu Coventry wurde 1733 von <hi rendition="#g">Potts</hi> niedergerissen und<lb/>
neu und grö&#x017F;ser wieder aufgebaut. Man verschmolz bereits die reichen<lb/>
Magneteisenerze, welche in nächster Nähe gewonnen wurden.</p><lb/>
            <p>Der zweite Hochofen Pennsylvaniens war <hi rendition="#g">Durham furnace</hi>,<lb/>
ebenfalls am Delaware-Flusse, der 1727 von einer Gesellschaft, zu<lb/>
der <hi rendition="#g">William Allen, Jos. Turner, James Logan, Penns</hi> Privat-<lb/>
sekretär und andere gehörten, erbaut. Er war nach damaligen Be-<lb/>
griffen sehr gro&#x017F;s, nämlich an der Basis 35 bis 40 Fu&#x017F;s im Quadrat<lb/>
und 30 Fu&#x017F;s hoch. Dieser Ofen machte von Anfang an Frischroh-<lb/>
eisen, womit er drei Frischhütten versah. Die Arbeiter waren zum<lb/>
gro&#x017F;sen Teil Negersklaven, und war dies noch nach dem Befreiungs-<lb/>
kriege im Jahre 1781 der Fall. Das Eisen wurde in eigenartigen<lb/>
Booten, ähnlich den Kanoes der Indianer, nach Philadelphia gefahren,<lb/>
wo sie unter dem Namen Durham boats bald in allgemeinen Gebrauch<lb/>
kamen.</p><lb/>
            <p>So wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in so-<lb/>
lider Weise das Fundament zu der später so riesengro&#x017F;sen Eisen-<lb/>
industrie Pennsylvaniens gelegt. 1728 waren bereits vier Hochöfen<lb/>
im Betriebe. 1728/29 wurde das erste Eisen, 274 Tonnen, nach dem<lb/>
Mutterlande ausgeführt. Nachdem <hi rendition="#g">Rutter</hi> den Weg gezeigt, folgten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1160/1174] Amerika. wir von dem Versuche eines gewissen Frame absehen, dem es bereits 1692 gelungen war, 40 Pfd. Eisen auszuschmelzen. Rutters erste Hütte hieſs Pool forge und lag in Berks county, 3 engl. Meilen ober- halb Pottstown. Das zweite Eisenwerk in Pennsylvanien wurde eben- falls von einem englischen Quäker, Samuel Nutt, der sich 1717 am French Creek niederlieſs, errichtet. Es war dies Coventry oder Nutts forge am French Creek in Chester County. Dickinson schrieb 1718: „Unsere Erwartungen von den Eisenwerken 40 Meilen aufwärts am Schuylkill sind sehr groſs“, und 1719: „Unser Eisen entspricht den Erwartungen; das, was nach England geschickt worden war, wurde für sehr gut befunden. Unsere Schmiede verarbeiten, so viel sie bekommen können; es ist so gut wie das schwedische.“ Nutts forge kam 1756 auſser Betrieb. Das dritte Unternehmen war die Erbauung eines Hochofens Co- ventry furnace im Jahre 1720 von einer Gesellschaft, bei der Thomas Rutter Hauptbeteiligter war. Die Hütte lag 8 Meilen nördlich von Pottstown und versah Pool forge, Pine forge und andere Eisenhämmer mit Frischroheisen. Später wurde Thomas Potts der Gründer einer hervorragenden Familie und der nach ihm benannten Stadt. Potts, der der gröſste Eisenindustrielle des Landes wurde, starb 1752. Der Hochofen zu Coventry wurde 1733 von Potts niedergerissen und neu und gröſser wieder aufgebaut. Man verschmolz bereits die reichen Magneteisenerze, welche in nächster Nähe gewonnen wurden. Der zweite Hochofen Pennsylvaniens war Durham furnace, ebenfalls am Delaware-Flusse, der 1727 von einer Gesellschaft, zu der William Allen, Jos. Turner, James Logan, Penns Privat- sekretär und andere gehörten, erbaut. Er war nach damaligen Be- griffen sehr groſs, nämlich an der Basis 35 bis 40 Fuſs im Quadrat und 30 Fuſs hoch. Dieser Ofen machte von Anfang an Frischroh- eisen, womit er drei Frischhütten versah. Die Arbeiter waren zum groſsen Teil Negersklaven, und war dies noch nach dem Befreiungs- kriege im Jahre 1781 der Fall. Das Eisen wurde in eigenartigen Booten, ähnlich den Kanoes der Indianer, nach Philadelphia gefahren, wo sie unter dem Namen Durham boats bald in allgemeinen Gebrauch kamen. So wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in so- lider Weise das Fundament zu der später so riesengroſsen Eisen- industrie Pennsylvaniens gelegt. 1728 waren bereits vier Hochöfen im Betriebe. 1728/29 wurde das erste Eisen, 274 Tonnen, nach dem Mutterlande ausgeführt. Nachdem Rutter den Weg gezeigt, folgten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1174
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1174>, abgerufen am 25.11.2024.