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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Russland.
während des Krieges zwei Öfen zu Kronstadt monatlich 8000 Pud
Gusswaren, meist Kugeln und Bomben aus cassierten Kanonen, lieferten.

Das Formen der Kanonen geschah nach englischer Weise in
Kapseln (Muscheln) von Roheisen, wobei der Formsand nur 11/2 bis
2 Zoll dick eingestampft wurde. Ebenso wurden Kugeln in Roh-
eisenmuscheln gegossen. Von einem Wasserrad konnten zu Petro-
sadowsk fünf Kanonen auf einmal abgeschnitten werden, von einem
anderen wurden zehn auf einmal unter Aufsicht von nur zwei Mann
gebohrt. Ferner war hier eine Schraubenschneidmaschine, die von
selbst umkehrte, wenn das Messer bis an das Ende des Gewindes
gelangt war. In der Stabschmiede war ein 171/2 Pud schwerer Ham-
mer, der 100 Schläge in der Minute machte.

Zu Sisterbeck waren die Arbeitsmaschinen sehr bemerkenswert.
Man hatte dort durch Wasserkraft bewegte Feilenhau- und Eisen-
hobelmaschinen; auch eine vorzügliche Schmiede, in der eiserne
Tiegel für die Münze in Petersburg, die 100 Pud auf einmal fassen
konnten, geschmiedet wurden.

Bei Kaluga hatte man Erzröstöfen erbaut, bei denen die Flamme
durch gusseiserne Kanäle unter dem Röstgut herstrich.

Bemerkenswert ist noch, dass der schwedische Bergrat Norberg,
welcher 31/2 Jahre bei sibirischen Eisenwerken angestellt war, auf der
Hütte bei Petropaulofsk 1790 einen Hochofen in der Weise umbaute,
dass er den Wind durch drei verschiedene Formen in den Ofen führte.

Im Jahre 1796 wurde im südlichen Russland das Eisenwerk zu
Lugansk zur Ausrüstung der Flotte des Schwarzen Meeres und zur
Anfertigung von Waffen und Munition für die Festungen im südlichen
Russland gegründet. Dieses Eisenwerk wurde die Veranlassung zur
Eröffnung der ältesten Steinkohlengrube des Donetzbeckens zu Lis-
sitschansk.

Die Ankerschmieden und Blechhämmer waren in Russland mit
den grossen Hüttenwerken verbunden, wie wir aus unserer Aufzählung
schon gesehen haben. Draht zogen die Bauern an der Wolga, doch
war die Drahtfabrikation ungenügend und wurde viel Draht eingeführt.
Die Nagelfabrikation bildete ein ausgedehntes Gewerbe der Bauern-
schmiede an der Wolga, die dazu geschnittenes Eisen aus Sibirien
kauften. Zu Narwa war eine Nagelfabrik angelegt worden.

Eine Nadelfabrik wurde schon 1719 mit 79018 Rubel Kapital von
einem Peter Chlebnikow gegründet; auch in Reval war ein Nadel-
macher. Die Produktion stand aber in keinem Verhältnis zum Bedarf.

Woran es Russland besonders mangelte, das war guter Stahl. Die

Ruſsland.
während des Krieges zwei Öfen zu Kronstadt monatlich 8000 Pud
Guſswaren, meist Kugeln und Bomben aus cassierten Kanonen, lieferten.

Das Formen der Kanonen geschah nach englischer Weise in
Kapseln (Muscheln) von Roheisen, wobei der Formsand nur 1½ bis
2 Zoll dick eingestampft wurde. Ebenso wurden Kugeln in Roh-
eisenmuscheln gegossen. Von einem Wasserrad konnten zu Petro-
sadowsk fünf Kanonen auf einmal abgeschnitten werden, von einem
anderen wurden zehn auf einmal unter Aufsicht von nur zwei Mann
gebohrt. Ferner war hier eine Schraubenschneidmaschine, die von
selbst umkehrte, wenn das Messer bis an das Ende des Gewindes
gelangt war. In der Stabschmiede war ein 17½ Pud schwerer Ham-
mer, der 100 Schläge in der Minute machte.

Zu Sisterbeck waren die Arbeitsmaschinen sehr bemerkenswert.
Man hatte dort durch Wasserkraft bewegte Feilenhau- und Eisen-
hobelmaschinen; auch eine vorzügliche Schmiede, in der eiserne
Tiegel für die Münze in Petersburg, die 100 Pud auf einmal fassen
konnten, geschmiedet wurden.

Bei Kaluga hatte man Erzröstöfen erbaut, bei denen die Flamme
durch guſseiserne Kanäle unter dem Röstgut herstrich.

Bemerkenswert ist noch, daſs der schwedische Bergrat Norberg,
welcher 3½ Jahre bei sibirischen Eisenwerken angestellt war, auf der
Hütte bei Petropaulofsk 1790 einen Hochofen in der Weise umbaute,
daſs er den Wind durch drei verschiedene Formen in den Ofen führte.

Im Jahre 1796 wurde im südlichen Ruſsland das Eisenwerk zu
Lugansk zur Ausrüstung der Flotte des Schwarzen Meeres und zur
Anfertigung von Waffen und Munition für die Festungen im südlichen
Ruſsland gegründet. Dieses Eisenwerk wurde die Veranlassung zur
Eröffnung der ältesten Steinkohlengrube des Donetzbeckens zu Lis-
sitschansk.

Die Ankerschmieden und Blechhämmer waren in Ruſsland mit
den groſsen Hüttenwerken verbunden, wie wir aus unserer Aufzählung
schon gesehen haben. Draht zogen die Bauern an der Wolga, doch
war die Drahtfabrikation ungenügend und wurde viel Draht eingeführt.
Die Nagelfabrikation bildete ein ausgedehntes Gewerbe der Bauern-
schmiede an der Wolga, die dazu geschnittenes Eisen aus Sibirien
kauften. Zu Narwa war eine Nagelfabrik angelegt worden.

Eine Nadelfabrik wurde schon 1719 mit 79018 Rubel Kapital von
einem Peter Chlebnikow gegründet; auch in Reval war ein Nadel-
macher. Die Produktion stand aber in keinem Verhältnis zum Bedarf.

Woran es Ruſsland besonders mangelte, das war guter Stahl. Die

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[1148/1162] Ruſsland. während des Krieges zwei Öfen zu Kronstadt monatlich 8000 Pud Guſswaren, meist Kugeln und Bomben aus cassierten Kanonen, lieferten. Das Formen der Kanonen geschah nach englischer Weise in Kapseln (Muscheln) von Roheisen, wobei der Formsand nur 1½ bis 2 Zoll dick eingestampft wurde. Ebenso wurden Kugeln in Roh- eisenmuscheln gegossen. Von einem Wasserrad konnten zu Petro- sadowsk fünf Kanonen auf einmal abgeschnitten werden, von einem anderen wurden zehn auf einmal unter Aufsicht von nur zwei Mann gebohrt. Ferner war hier eine Schraubenschneidmaschine, die von selbst umkehrte, wenn das Messer bis an das Ende des Gewindes gelangt war. In der Stabschmiede war ein 17½ Pud schwerer Ham- mer, der 100 Schläge in der Minute machte. Zu Sisterbeck waren die Arbeitsmaschinen sehr bemerkenswert. Man hatte dort durch Wasserkraft bewegte Feilenhau- und Eisen- hobelmaschinen; auch eine vorzügliche Schmiede, in der eiserne Tiegel für die Münze in Petersburg, die 100 Pud auf einmal fassen konnten, geschmiedet wurden. Bei Kaluga hatte man Erzröstöfen erbaut, bei denen die Flamme durch guſseiserne Kanäle unter dem Röstgut herstrich. Bemerkenswert ist noch, daſs der schwedische Bergrat Norberg, welcher 3½ Jahre bei sibirischen Eisenwerken angestellt war, auf der Hütte bei Petropaulofsk 1790 einen Hochofen in der Weise umbaute, daſs er den Wind durch drei verschiedene Formen in den Ofen führte. Im Jahre 1796 wurde im südlichen Ruſsland das Eisenwerk zu Lugansk zur Ausrüstung der Flotte des Schwarzen Meeres und zur Anfertigung von Waffen und Munition für die Festungen im südlichen Ruſsland gegründet. Dieses Eisenwerk wurde die Veranlassung zur Eröffnung der ältesten Steinkohlengrube des Donetzbeckens zu Lis- sitschansk. Die Ankerschmieden und Blechhämmer waren in Ruſsland mit den groſsen Hüttenwerken verbunden, wie wir aus unserer Aufzählung schon gesehen haben. Draht zogen die Bauern an der Wolga, doch war die Drahtfabrikation ungenügend und wurde viel Draht eingeführt. Die Nagelfabrikation bildete ein ausgedehntes Gewerbe der Bauern- schmiede an der Wolga, die dazu geschnittenes Eisen aus Sibirien kauften. Zu Narwa war eine Nagelfabrik angelegt worden. Eine Nadelfabrik wurde schon 1719 mit 79018 Rubel Kapital von einem Peter Chlebnikow gegründet; auch in Reval war ein Nadel- macher. Die Produktion stand aber in keinem Verhältnis zum Bedarf. Woran es Ruſsland besonders mangelte, das war guter Stahl. Die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1162>, abgerufen am 22.11.2024.