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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Dampfmaschine vor Watt.
auch schon 40 Zoll Durchmesser und sie hob das Wasser aus einer
Tiefe von 150 Ellen. Sie muss sich aber gut bewährt haben, denn
schon wenige Jahre danach wurde eine zweite Maschine von gleicher
Grösse auf demselben Bergwerke aufgestellt.

Zu den ersten in Nordengland errichteten Maschinen gehören
die von Oxclose bei Washington und zu Norwood bei Ravensbury,
welche 1719 betrieben wurden. In diesem Jahre wurde eine weitere
Newcomenmaschine auf der Byker-Kohlengrube montiert "von dem
berühmten Sohne eines schwedischen Edelmannes, der Lehrer der
Mathematik in Newcastle war". Es war dies Martin Triewald, der
dorthin gekommen war, um den englischen Kohlenbergbau kennen
zu lernen. Er war der erste Ausländer, welcher die Dampfmaschine
studierte. Nach seiner Rückkehr nach Schweden wurde er geadelt.

1720 wird zum ersten Male eine Newcomenmaschine in Schottland
genannt, und zwar auf dem Elphinstone-Kohlenwerke bei Falkirk. Sie
wird aber als die zweite in Schottland bezeichnet, aller Wahrschein-
lichkeit nach war die erste die alte Maschine von Whitehill, Mid-
lothian, welche 1727 abgelegt wurde.

1720 war das grosse Schwindeljahr (bubble-year) in England.
Damals bildete sich unter anderen auch eine Gesellschaft für Dampf-
maschinenbau. In diesem Jahre wurde die grosse Maschine in
dem Londoner Wasserwerke von York Buildings neben der Savery-
maschine aufgestellt. Switzer erwähnt diese "erhabene Maschine"
("noble engine") des Thomas Newcomen, von der wir auch die
Beschreibung und Zeichnung von einem Deutschen Friedrich
Weidler
besitzen 1). Ihr Dampfkessel fasste 453 Kubikfuss; die dem
Feuer ausgesetzte Fläche des Bodens und der Seiten betrug 95 Qua-
dratfuss; die Verdampfungsfläche von 56,7 Quadratfuss verdampfte
eine Schicht von 1,5 Zoll oder 52 Gallonen = 7 Kubikfuss in der
Stunde. Der Brennmaterialverbrauch betrug 1000 £ im Jahre.

Aus Weidlers Schilderung entnehmen wir, dass die Maschine im
Jahre 1728 seit acht Jahren in ununterbrochenem Betriebe gestanden
hatte. Sie hob das Wasser aus der Themse 124 Fuss hoch in ein
Reservoir, von wo es nach den grössten Gebäuden Londons geleitet
wurde. Der Cylinder war von Bronze (brass). Er hatte 21/2 Fuss
(30 engl. Zoll) Durchmesser und 9 Fuss Höhe. Der kupferne Kessel
war zwischen 8 und 9 Fuss weit, er hatte 1/6 Zoll Wandstärke,

1) Joh. Friederici Weidleri Tractatus de Machinis Hydraulicis Toto
Terrarum Orbe Maximis Maryliensi ed Londiniensi etc. Vitembergae 1728.

Die Dampfmaschine vor Watt.
auch schon 40 Zoll Durchmesser und sie hob das Wasser aus einer
Tiefe von 150 Ellen. Sie muſs sich aber gut bewährt haben, denn
schon wenige Jahre danach wurde eine zweite Maschine von gleicher
Gröſse auf demselben Bergwerke aufgestellt.

Zu den ersten in Nordengland errichteten Maschinen gehören
die von Oxclose bei Washington und zu Norwood bei Ravensbury,
welche 1719 betrieben wurden. In diesem Jahre wurde eine weitere
Newcomenmaschine auf der Byker-Kohlengrube montiert „von dem
berühmten Sohne eines schwedischen Edelmannes, der Lehrer der
Mathematik in Newcastle war“. Es war dies Martin Triewald, der
dorthin gekommen war, um den englischen Kohlenbergbau kennen
zu lernen. Er war der erste Ausländer, welcher die Dampfmaschine
studierte. Nach seiner Rückkehr nach Schweden wurde er geadelt.

1720 wird zum ersten Male eine Newcomenmaschine in Schottland
genannt, und zwar auf dem Elphinstone-Kohlenwerke bei Falkirk. Sie
wird aber als die zweite in Schottland bezeichnet, aller Wahrschein-
lichkeit nach war die erste die alte Maschine von Whitehill, Mid-
lothian, welche 1727 abgelegt wurde.

1720 war das groſse Schwindeljahr (bubble-year) in England.
Damals bildete sich unter anderen auch eine Gesellschaft für Dampf-
maschinenbau. In diesem Jahre wurde die groſse Maschine in
dem Londoner Wasserwerke von York Buildings neben der Savery-
maschine aufgestellt. Switzer erwähnt diese „erhabene Maschine“
(„noble engine“) des Thomas Newcomen, von der wir auch die
Beschreibung und Zeichnung von einem Deutschen Friedrich
Weidler
besitzen 1). Ihr Dampfkessel faſste 453 Kubikfuſs; die dem
Feuer ausgesetzte Fläche des Bodens und der Seiten betrug 95 Qua-
dratfuſs; die Verdampfungsfläche von 56,7 Quadratfuſs verdampfte
eine Schicht von 1,5 Zoll oder 52 Gallonen = 7 Kubikfuſs in der
Stunde. Der Brennmaterialverbrauch betrug 1000 £ im Jahre.

Aus Weidlers Schilderung entnehmen wir, daſs die Maschine im
Jahre 1728 seit acht Jahren in ununterbrochenem Betriebe gestanden
hatte. Sie hob das Wasser aus der Themse 124 Fuſs hoch in ein
Reservoir, von wo es nach den gröſsten Gebäuden Londons geleitet
wurde. Der Cylinder war von Bronze (braſs). Er hatte 2½ Fuſs
(30 engl. Zoll) Durchmesser und 9 Fuſs Höhe. Der kupferne Kessel
war zwischen 8 und 9 Fuſs weit, er hatte ⅙ Zoll Wandstärke,

1) Joh. Friederici Weidleri Tractatus de Machinis Hydraulicis Toto
Terrarum Orbe Maximis Maryliensi ed Londiniensi etc. Vitembergae 1728.
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[101/0115] Die Dampfmaschine vor Watt. auch schon 40 Zoll Durchmesser und sie hob das Wasser aus einer Tiefe von 150 Ellen. Sie muſs sich aber gut bewährt haben, denn schon wenige Jahre danach wurde eine zweite Maschine von gleicher Gröſse auf demselben Bergwerke aufgestellt. Zu den ersten in Nordengland errichteten Maschinen gehören die von Oxclose bei Washington und zu Norwood bei Ravensbury, welche 1719 betrieben wurden. In diesem Jahre wurde eine weitere Newcomenmaschine auf der Byker-Kohlengrube montiert „von dem berühmten Sohne eines schwedischen Edelmannes, der Lehrer der Mathematik in Newcastle war“. Es war dies Martin Triewald, der dorthin gekommen war, um den englischen Kohlenbergbau kennen zu lernen. Er war der erste Ausländer, welcher die Dampfmaschine studierte. Nach seiner Rückkehr nach Schweden wurde er geadelt. 1720 wird zum ersten Male eine Newcomenmaschine in Schottland genannt, und zwar auf dem Elphinstone-Kohlenwerke bei Falkirk. Sie wird aber als die zweite in Schottland bezeichnet, aller Wahrschein- lichkeit nach war die erste die alte Maschine von Whitehill, Mid- lothian, welche 1727 abgelegt wurde. 1720 war das groſse Schwindeljahr (bubble-year) in England. Damals bildete sich unter anderen auch eine Gesellschaft für Dampf- maschinenbau. In diesem Jahre wurde die groſse Maschine in dem Londoner Wasserwerke von York Buildings neben der Savery- maschine aufgestellt. Switzer erwähnt diese „erhabene Maschine“ („noble engine“) des Thomas Newcomen, von der wir auch die Beschreibung und Zeichnung von einem Deutschen Friedrich Weidler besitzen 1). Ihr Dampfkessel faſste 453 Kubikfuſs; die dem Feuer ausgesetzte Fläche des Bodens und der Seiten betrug 95 Qua- dratfuſs; die Verdampfungsfläche von 56,7 Quadratfuſs verdampfte eine Schicht von 1,5 Zoll oder 52 Gallonen = 7 Kubikfuſs in der Stunde. Der Brennmaterialverbrauch betrug 1000 £ im Jahre. Aus Weidlers Schilderung entnehmen wir, daſs die Maschine im Jahre 1728 seit acht Jahren in ununterbrochenem Betriebe gestanden hatte. Sie hob das Wasser aus der Themse 124 Fuſs hoch in ein Reservoir, von wo es nach den gröſsten Gebäuden Londons geleitet wurde. Der Cylinder war von Bronze (braſs). Er hatte 2½ Fuſs (30 engl. Zoll) Durchmesser und 9 Fuſs Höhe. Der kupferne Kessel war zwischen 8 und 9 Fuſs weit, er hatte ⅙ Zoll Wandstärke, 1) Joh. Friederici Weidleri Tractatus de Machinis Hydraulicis Toto Terrarum Orbe Maximis Maryliensi ed Londiniensi etc. Vitembergae 1728.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/115>, abgerufen am 27.11.2024.