Konkurrenz. Aus schwedischen Häfen waren 1750 831900 Ctr. Stab- eisen, 52000 Ctr. Manufaktureisen und 13000 Ctr. Gusswaren aus- geführt worden. Die Gusswaren bestanden hauptsächlich aus Kanonen. Von diesen bezog namentlich Holland für seine Kauffahrer grosse Mengen. Dieselben waren alle über den Kern gegossen, und wurden, wenn sie nur die Probeschüsse ausgehalten hatten, nicht weiter unter- sucht. Finspang allein führte um diese Zeit jährlich mehrere Tausend Geschütze aus. Die Eisenausfuhr Schwedens erhielt sich auf ihrer Höhe, dagegen war der Handel im Innern durch den wechseln- den Geldkurs grossen Schwankungen unterworfen, welche die Pro- duktionskosten oft sehr ungünstig beeinflussten. 1767 erfolgte ein Sturz aller Kurse und damit ein Fallen der Eisenpreise, wodurch die ganze schwedische Eisenindustrie schwer zu leiden hatte. Infolge- dessen wurden 1768 30000 bis 40000 Schiffspfund weniger Eisen geschmolzen, als dem Mittel der vorhergegangenen zehn Jahre ent- sprach, woraus eine grosse Teuerung in den Bergdistrikten entstand, so dass die Regierung durch Ausnahmsmassregeln helfen musste.
Kanonen und Munition lieferten die Giessereien zu Akersbruck, Helleforss, Ehrendahl, Staffio und Ullaberg in Södermanland, Finspang in Ostgotland und Ofwerrum in Kalmar Län. Hiervon waren Staffio und Finspang die bedeutendsten. Letzteres lieferte 1768 1400 Schiffs- pfund und Staffio sogar 1800 Schiffspfund1). Gewalztes Bandeisen wurde besonders bei Iggesund in Helsingland und Helleforss und Garphyttan in Nerike verfertigt. Es war ebenso schön und gut wie das englische und wurden jährlich ca. 1300 Ctr. davon ausgeführt. Um 1770 hatte sich der Betrieb von einem durch die genannten Kursschwankungen schlechten Jahrzehnt kaum erholen können, da die Getreidepreise gestiegen waren, was für die Hüttenbesitzer, die ihren Arbeitern einen Teil des Lohnes in Getreide zu einem festgesetzten niedrigen Preise entrichten mussten, einen grossen Schaden herbei- führte. Der Krieg mit Amerika aber belebte den Handel, der Getreide- preis sank wieder und der Wohlstand hob sich aufs neue.
Viele glückliche Umstände trugen dazu bei, die Zeit von 1780 bis 1800 zu der blühendsten für Schwedens Eisenbetrieb zu machen. Die Getreidepreise fielen, die französische Revolution führte Rüstungen herbei, welche die Manufakturen in Belgien und am Rhein störten; es wurden Verbesserungen im Betriebe gemacht u. s. w. Der Durch-
1)Büsching, Magazin für die neue Historie und Geographie, IV, S. 344, wo noch weitere Statistik über die schwedischen Eisenwerke aus diesen Jahren zu finden ist.
Schweden.
Konkurrenz. Aus schwedischen Häfen waren 1750 831900 Ctr. Stab- eisen, 52000 Ctr. Manufaktureisen und 13000 Ctr. Guſswaren aus- geführt worden. Die Guſswaren bestanden hauptsächlich aus Kanonen. Von diesen bezog namentlich Holland für seine Kauffahrer groſse Mengen. Dieselben waren alle über den Kern gegossen, und wurden, wenn sie nur die Probeschüsse ausgehalten hatten, nicht weiter unter- sucht. Finspång allein führte um diese Zeit jährlich mehrere Tausend Geschütze aus. Die Eisenausfuhr Schwedens erhielt sich auf ihrer Höhe, dagegen war der Handel im Innern durch den wechseln- den Geldkurs groſsen Schwankungen unterworfen, welche die Pro- duktionskosten oft sehr ungünstig beeinfluſsten. 1767 erfolgte ein Sturz aller Kurse und damit ein Fallen der Eisenpreise, wodurch die ganze schwedische Eisenindustrie schwer zu leiden hatte. Infolge- dessen wurden 1768 30000 bis 40000 Schiffspfund weniger Eisen geschmolzen, als dem Mittel der vorhergegangenen zehn Jahre ent- sprach, woraus eine groſse Teuerung in den Bergdistrikten entstand, so daſs die Regierung durch Ausnahmsmaſsregeln helfen muſste.
Kanonen und Munition lieferten die Gieſsereien zu Akersbruck, Helleforss, Ehrendahl, Staffio und Ullaberg in Södermanland, Finspång in Ostgotland und Ofwerrum in Kalmar Län. Hiervon waren Staffio und Finspång die bedeutendsten. Letzteres lieferte 1768 1400 Schiffs- pfund und Staffio sogar 1800 Schiffspfund1). Gewalztes Bandeisen wurde besonders bei Iggesund in Helsingland und Helleforss und Garphyttan in Nerike verfertigt. Es war ebenso schön und gut wie das englische und wurden jährlich ca. 1300 Ctr. davon ausgeführt. Um 1770 hatte sich der Betrieb von einem durch die genannten Kursschwankungen schlechten Jahrzehnt kaum erholen können, da die Getreidepreise gestiegen waren, was für die Hüttenbesitzer, die ihren Arbeitern einen Teil des Lohnes in Getreide zu einem festgesetzten niedrigen Preise entrichten muſsten, einen groſsen Schaden herbei- führte. Der Krieg mit Amerika aber belebte den Handel, der Getreide- preis sank wieder und der Wohlstand hob sich aufs neue.
Viele glückliche Umstände trugen dazu bei, die Zeit von 1780 bis 1800 zu der blühendsten für Schwedens Eisenbetrieb zu machen. Die Getreidepreise fielen, die französische Revolution führte Rüstungen herbei, welche die Manufakturen in Belgien und am Rhein störten; es wurden Verbesserungen im Betriebe gemacht u. s. w. Der Durch-
1)Büsching, Magazin für die neue Historie und Geographie, IV, S. 344, wo noch weitere Statistik über die schwedischen Eisenwerke aus diesen Jahren zu finden ist.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1126"n="1112"/><fwplace="top"type="header">Schweden.</fw><lb/>
Konkurrenz. Aus schwedischen Häfen waren 1750 831900 Ctr. Stab-<lb/>
eisen, 52000 Ctr. Manufaktureisen und 13000 Ctr. Guſswaren aus-<lb/>
geführt worden. Die Guſswaren bestanden hauptsächlich aus Kanonen.<lb/>
Von diesen bezog namentlich Holland für seine Kauffahrer groſse<lb/>
Mengen. Dieselben waren alle über den Kern gegossen, und wurden,<lb/>
wenn sie nur die Probeschüsse ausgehalten hatten, nicht weiter unter-<lb/>
sucht. Finspång allein führte um diese Zeit jährlich mehrere Tausend<lb/>
Geschütze aus. Die Eisenausfuhr Schwedens erhielt sich auf ihrer<lb/>
Höhe, dagegen war der Handel im Innern durch den wechseln-<lb/>
den Geldkurs groſsen Schwankungen unterworfen, welche die Pro-<lb/>
duktionskosten oft sehr ungünstig beeinfluſsten. 1767 erfolgte ein<lb/>
Sturz aller Kurse und damit ein Fallen der Eisenpreise, wodurch die<lb/>
ganze schwedische Eisenindustrie schwer zu leiden hatte. Infolge-<lb/>
dessen wurden 1768 30000 bis 40000 Schiffspfund weniger Eisen<lb/>
geschmolzen, als dem Mittel der vorhergegangenen zehn Jahre ent-<lb/>
sprach, woraus eine groſse Teuerung in den Bergdistrikten entstand,<lb/>
so daſs die Regierung durch Ausnahmsmaſsregeln helfen muſste.</p><lb/><p>Kanonen und Munition lieferten die Gieſsereien zu Akersbruck,<lb/>
Helleforss, Ehrendahl, Staffio und Ullaberg in Södermanland, Finspång<lb/>
in Ostgotland und Ofwerrum in Kalmar Län. Hiervon waren Staffio<lb/>
und Finspång die bedeutendsten. Letzteres lieferte 1768 1400 Schiffs-<lb/>
pfund und Staffio sogar 1800 Schiffspfund<noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Büsching,</hi> Magazin für die neue Historie und Geographie, IV, S. 344,<lb/>
wo noch weitere Statistik über die schwedischen Eisenwerke aus diesen Jahren<lb/>
zu finden ist.</note>. Gewalztes Bandeisen<lb/>
wurde besonders bei Iggesund in Helsingland und Helleforss und<lb/>
Garphyttan in Nerike verfertigt. Es war ebenso schön und gut wie<lb/>
das englische und wurden jährlich ca. 1300 Ctr. davon ausgeführt.<lb/>
Um 1770 hatte sich der Betrieb von einem durch die genannten<lb/>
Kursschwankungen schlechten Jahrzehnt kaum erholen können, da die<lb/>
Getreidepreise gestiegen waren, was für die Hüttenbesitzer, die ihren<lb/>
Arbeitern einen Teil des Lohnes in Getreide zu einem festgesetzten<lb/>
niedrigen Preise entrichten muſsten, einen groſsen Schaden herbei-<lb/>
führte. Der Krieg mit Amerika aber belebte den Handel, der Getreide-<lb/>
preis sank wieder und der Wohlstand hob sich aufs neue.</p><lb/><p>Viele glückliche Umstände trugen dazu bei, die Zeit von 1780<lb/>
bis 1800 zu der blühendsten für Schwedens Eisenbetrieb zu machen.<lb/>
Die Getreidepreise fielen, die französische Revolution führte Rüstungen<lb/>
herbei, welche die Manufakturen in Belgien und am Rhein störten;<lb/>
es wurden Verbesserungen im Betriebe gemacht u. s. w. Der Durch-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[1112/1126]
Schweden.
Konkurrenz. Aus schwedischen Häfen waren 1750 831900 Ctr. Stab-
eisen, 52000 Ctr. Manufaktureisen und 13000 Ctr. Guſswaren aus-
geführt worden. Die Guſswaren bestanden hauptsächlich aus Kanonen.
Von diesen bezog namentlich Holland für seine Kauffahrer groſse
Mengen. Dieselben waren alle über den Kern gegossen, und wurden,
wenn sie nur die Probeschüsse ausgehalten hatten, nicht weiter unter-
sucht. Finspång allein führte um diese Zeit jährlich mehrere Tausend
Geschütze aus. Die Eisenausfuhr Schwedens erhielt sich auf ihrer
Höhe, dagegen war der Handel im Innern durch den wechseln-
den Geldkurs groſsen Schwankungen unterworfen, welche die Pro-
duktionskosten oft sehr ungünstig beeinfluſsten. 1767 erfolgte ein
Sturz aller Kurse und damit ein Fallen der Eisenpreise, wodurch die
ganze schwedische Eisenindustrie schwer zu leiden hatte. Infolge-
dessen wurden 1768 30000 bis 40000 Schiffspfund weniger Eisen
geschmolzen, als dem Mittel der vorhergegangenen zehn Jahre ent-
sprach, woraus eine groſse Teuerung in den Bergdistrikten entstand,
so daſs die Regierung durch Ausnahmsmaſsregeln helfen muſste.
Kanonen und Munition lieferten die Gieſsereien zu Akersbruck,
Helleforss, Ehrendahl, Staffio und Ullaberg in Södermanland, Finspång
in Ostgotland und Ofwerrum in Kalmar Län. Hiervon waren Staffio
und Finspång die bedeutendsten. Letzteres lieferte 1768 1400 Schiffs-
pfund und Staffio sogar 1800 Schiffspfund 1). Gewalztes Bandeisen
wurde besonders bei Iggesund in Helsingland und Helleforss und
Garphyttan in Nerike verfertigt. Es war ebenso schön und gut wie
das englische und wurden jährlich ca. 1300 Ctr. davon ausgeführt.
Um 1770 hatte sich der Betrieb von einem durch die genannten
Kursschwankungen schlechten Jahrzehnt kaum erholen können, da die
Getreidepreise gestiegen waren, was für die Hüttenbesitzer, die ihren
Arbeitern einen Teil des Lohnes in Getreide zu einem festgesetzten
niedrigen Preise entrichten muſsten, einen groſsen Schaden herbei-
führte. Der Krieg mit Amerika aber belebte den Handel, der Getreide-
preis sank wieder und der Wohlstand hob sich aufs neue.
Viele glückliche Umstände trugen dazu bei, die Zeit von 1780
bis 1800 zu der blühendsten für Schwedens Eisenbetrieb zu machen.
Die Getreidepreise fielen, die französische Revolution führte Rüstungen
herbei, welche die Manufakturen in Belgien und am Rhein störten;
es wurden Verbesserungen im Betriebe gemacht u. s. w. Der Durch-
1) Büsching, Magazin für die neue Historie und Geographie, IV, S. 344,
wo noch weitere Statistik über die schwedischen Eisenwerke aus diesen Jahren
zu finden ist.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1126>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.