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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Dampfmaschine vor Watt.
stark genug, die Pumpe zu ziehen. Bei dieser Maschine kam der
Dampfdruck nur wenig zur Geltung, er hatte nur den Kolben, der
schon durch das Pumpengestänge oder ein Gegengewicht abbalanziert
war, zu heben, während die Kraft durch den Atmosphärendruck beim
Niedergang ausgeübt wurde. Der Dampf diente also eigentlich nur
dazu, das Vakuum herzustellen. -- Die Kondensation des Dampfes
ging aber durch das Anspritzen von aussen nur sehr langsam von
statten. Etwas besser wurde dies, als man den ganzen unteren Teil
des Dampfcylinders in ein Wassergefäss stellte, das, sobald der Kolben
den höchsten Stand erreicht hatte, mit kaltem Wasser gefüllt wurde.
Das Wasser, welches um die Cylinderwand zirkulierte, erhitzte sich
und wurde teils zur Speisung des Kessels benutzt, teils fortlaufen
gelassen. Durch die starke Abkühlung der Cylinderwand wurde aber
viel Dampf unnütz verbraucht, indem ein Teil desselben bei jedem
Wechsel erst kondensiert wurde, bis die Wand wieder erhitzt war.

Trotz dieser Mängel traten Newcomen und Calley mit ihrer
Dampfmaschine 1711 an die Öffentlichkeit. Savery erblickte darin
eine Verletzung (infringement) seines Patentes. Es wird nun meist
erzählt, Newcomen und Calley, welche als Quäker einen Rechts-
streit nicht führen wollten, hätten sich mit Savery verständigt und
alle drei hätten gemeinsam ein Patent genommen. Dies ist nicht
richtig. Newcomen und Calley haben überhaupt nie ein Patent
genommen. Dieses hat wahrscheinlich Savery, der damals sich be-
reits viele Gönner erworben hatte und einflussreich war, verhindert
und ihnen wegen Verletzung seines Patentes mit Prozessen gedroht.
Newcomen und Calley scheinen sich dann mit Savery in der
Weise verständigt zu haben, dass sie ihm für die Dauer seines Pa-
tentes, welches zum Lohne für die nationale Bedeutung seiner Er-
findung vom Parlamente bis zum Jahre 1733 verlängert worden war,
für jede von ihnen ausgeführte Maschine einen gewissen Betrag
zahlten. Newcomens Maschine beruhte auf wesentlich anderer
Grundlage als die Saverys. Ein Patent hätte ihm kaum verweigert
werden können, wenn er darum nachgesucht hätte, aber wahrschein-
lich wussten Savery oder dessen Anhänger den bescheidenen, ängst-
lichen und friedliebenden Newcomen einzuschüchtern, ehe er diesen
Schritt nur wagte, und letzterer ging dann willig darauf ein, sich mit
Savery abzufinden. Switzer, ein Zeitgenosse der beiden Erfinder,
sagt hierauf bezüglich 1): "Newcomens Erfindung war so früh, wie

1) Switzer, Introduction to a System of Hydrostatics and Hydraulics,
pag. 342.

Die Dampfmaschine vor Watt.
stark genug, die Pumpe zu ziehen. Bei dieser Maschine kam der
Dampfdruck nur wenig zur Geltung, er hatte nur den Kolben, der
schon durch das Pumpengestänge oder ein Gegengewicht abbalanziert
war, zu heben, während die Kraft durch den Atmosphärendruck beim
Niedergang ausgeübt wurde. Der Dampf diente also eigentlich nur
dazu, das Vakuum herzustellen. — Die Kondensation des Dampfes
ging aber durch das Anspritzen von auſsen nur sehr langsam von
statten. Etwas besser wurde dies, als man den ganzen unteren Teil
des Dampfcylinders in ein Wassergefäſs stellte, das, sobald der Kolben
den höchsten Stand erreicht hatte, mit kaltem Wasser gefüllt wurde.
Das Wasser, welches um die Cylinderwand zirkulierte, erhitzte sich
und wurde teils zur Speisung des Kessels benutzt, teils fortlaufen
gelassen. Durch die starke Abkühlung der Cylinderwand wurde aber
viel Dampf unnütz verbraucht, indem ein Teil desselben bei jedem
Wechsel erst kondensiert wurde, bis die Wand wieder erhitzt war.

Trotz dieser Mängel traten Newcomen und Calley mit ihrer
Dampfmaschine 1711 an die Öffentlichkeit. Savery erblickte darin
eine Verletzung (infringement) seines Patentes. Es wird nun meist
erzählt, Newcomen und Calley, welche als Quäker einen Rechts-
streit nicht führen wollten, hätten sich mit Savery verständigt und
alle drei hätten gemeinsam ein Patent genommen. Dies ist nicht
richtig. Newcomen und Calley haben überhaupt nie ein Patent
genommen. Dieses hat wahrscheinlich Savery, der damals sich be-
reits viele Gönner erworben hatte und einfluſsreich war, verhindert
und ihnen wegen Verletzung seines Patentes mit Prozessen gedroht.
Newcomen und Calley scheinen sich dann mit Savery in der
Weise verständigt zu haben, daſs sie ihm für die Dauer seines Pa-
tentes, welches zum Lohne für die nationale Bedeutung seiner Er-
findung vom Parlamente bis zum Jahre 1733 verlängert worden war,
für jede von ihnen ausgeführte Maschine einen gewissen Betrag
zahlten. Newcomens Maschine beruhte auf wesentlich anderer
Grundlage als die Saverys. Ein Patent hätte ihm kaum verweigert
werden können, wenn er darum nachgesucht hätte, aber wahrschein-
lich wuſsten Savery oder dessen Anhänger den bescheidenen, ängst-
lichen und friedliebenden Newcomen einzuschüchtern, ehe er diesen
Schritt nur wagte, und letzterer ging dann willig darauf ein, sich mit
Savery abzufinden. Switzer, ein Zeitgenosse der beiden Erfinder,
sagt hierauf bezüglich 1): „Newcomens Erfindung war so früh, wie

1) Switzer, Introduction to a System of Hydrostatics and Hydraulics,
pag. 342.
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[96/0110] Die Dampfmaschine vor Watt. stark genug, die Pumpe zu ziehen. Bei dieser Maschine kam der Dampfdruck nur wenig zur Geltung, er hatte nur den Kolben, der schon durch das Pumpengestänge oder ein Gegengewicht abbalanziert war, zu heben, während die Kraft durch den Atmosphärendruck beim Niedergang ausgeübt wurde. Der Dampf diente also eigentlich nur dazu, das Vakuum herzustellen. — Die Kondensation des Dampfes ging aber durch das Anspritzen von auſsen nur sehr langsam von statten. Etwas besser wurde dies, als man den ganzen unteren Teil des Dampfcylinders in ein Wassergefäſs stellte, das, sobald der Kolben den höchsten Stand erreicht hatte, mit kaltem Wasser gefüllt wurde. Das Wasser, welches um die Cylinderwand zirkulierte, erhitzte sich und wurde teils zur Speisung des Kessels benutzt, teils fortlaufen gelassen. Durch die starke Abkühlung der Cylinderwand wurde aber viel Dampf unnütz verbraucht, indem ein Teil desselben bei jedem Wechsel erst kondensiert wurde, bis die Wand wieder erhitzt war. Trotz dieser Mängel traten Newcomen und Calley mit ihrer Dampfmaschine 1711 an die Öffentlichkeit. Savery erblickte darin eine Verletzung (infringement) seines Patentes. Es wird nun meist erzählt, Newcomen und Calley, welche als Quäker einen Rechts- streit nicht führen wollten, hätten sich mit Savery verständigt und alle drei hätten gemeinsam ein Patent genommen. Dies ist nicht richtig. Newcomen und Calley haben überhaupt nie ein Patent genommen. Dieses hat wahrscheinlich Savery, der damals sich be- reits viele Gönner erworben hatte und einfluſsreich war, verhindert und ihnen wegen Verletzung seines Patentes mit Prozessen gedroht. Newcomen und Calley scheinen sich dann mit Savery in der Weise verständigt zu haben, daſs sie ihm für die Dauer seines Pa- tentes, welches zum Lohne für die nationale Bedeutung seiner Er- findung vom Parlamente bis zum Jahre 1733 verlängert worden war, für jede von ihnen ausgeführte Maschine einen gewissen Betrag zahlten. Newcomens Maschine beruhte auf wesentlich anderer Grundlage als die Saverys. Ein Patent hätte ihm kaum verweigert werden können, wenn er darum nachgesucht hätte, aber wahrschein- lich wuſsten Savery oder dessen Anhänger den bescheidenen, ängst- lichen und friedliebenden Newcomen einzuschüchtern, ehe er diesen Schritt nur wagte, und letzterer ging dann willig darauf ein, sich mit Savery abzufinden. Switzer, ein Zeitgenosse der beiden Erfinder, sagt hierauf bezüglich 1): „Newcomens Erfindung war so früh, wie 1) Switzer, Introduction to a System of Hydrostatics and Hydraulics, pag. 342.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/110>, abgerufen am 09.11.2024.