dass jährlich mehr als für 100000 Thlr. Nägel zu Schiffen, Riegeln und anderem Eisenwerk nach anderen europäischen Ländern von hier gebracht und wenigstens mehr als 300000 Ctr. Eisen verschmiedet würden.
Man bedient sich in den Hütten gewisser Wassermaschinen, welche die Blasebälge treiben, und grosser Hämmer, so auf die Ambosse schlagen. Das in dieser Landschaft zugut gemachte Eisen wird für das beste in ganz Europa gehalten."
Besonders für die Waffenfabrikation war das kantabrische Eisen berühmt. Der Marquis de la Ensenada sagt in einem Berichte über die Artillerie, den er 1748 an König Ferdinand VI. erstattete: Da das Eisen von Cantabria das beste ist, das es giebt, so folgt daraus, dass auch die aus demselben gefertigten Waffen, wie nament- lich Musketen, Pistolen, Karabiner u. s. w. von besonderer Güte sind. Es ist deshalb von Wichtigkeit, die Eisenwerke von Guipuzcoa, welche speciell diese Artikel herstellen, zur Bewaffnung Spaniens und Ame- rikas heranzuziehen 1). Der Export von spanischem Eisen nach Eng- land war bedeutend. Er betrug in den Jahren von 1711 bis 1718 durchschnittlich 1560 Tonnen im Jahre, von 1729 bis 1735 durch- schnittlich 1770 Tonnen im Jahre. In der zweiten Hälfte des Jahr- hunderts ging er zurück.
Die durchschnittliche Ausfuhr von 1750 bis 1755 betrug 970 Ton- nen. Gegen Ende des Jahrhunderts war sie so sehr gesunken, dass sie in den Jahren 1786 bis 1794 meist unter 100 Tonnen im Jahre blieb.
Wir wissen aus Reaumurs Mitteilungen, dass man sich in Bis- caya ebenfalls der Wassertrommeln bediente, worauf auch Brück- mann anspielt.
Karl III. zog fremde Industrielle und Sachverständige in das Land, um die einheimische Industrie zu heben. Zu diesen gehörte der Engländer William Bowles, der sich um den Bergbau in Spanien grosse Verdienste erworben hat. Er wurde be- rufen, um die Quecksilberbergwerke bei Almaden, welche durch eine Feuersbrunst zum Erliegen gekommen waren, wieder herzustellen. Nach Erledigung dieses Auftrages erhielt er die Oberaufsicht über die gesamten Bergwerke Spaniens. In dieser Stellung bereiste er das Land. Seinem Aufenthalte in Biscaya verdanken wir einen vor-
1)Dillon, Travels through Spain 1780. Dillon, Joh. Talbot, Reise durch Spanien. Aus d. Engl. 2. Tl. 1782.
Beck, Geschichte des Eisens. 67
Spanien.
daſs jährlich mehr als für 100000 Thlr. Nägel zu Schiffen, Riegeln und anderem Eisenwerk nach anderen europäischen Ländern von hier gebracht und wenigstens mehr als 300000 Ctr. Eisen verschmiedet würden.
Man bedient sich in den Hütten gewisser Wassermaschinen, welche die Blasebälge treiben, und groſser Hämmer, so auf die Ambosse schlagen. Das in dieser Landschaft zugut gemachte Eisen wird für das beste in ganz Europa gehalten.“
Besonders für die Waffenfabrikation war das kantabrische Eisen berühmt. Der Marquis de la Ensenada sagt in einem Berichte über die Artillerie, den er 1748 an König Ferdinand VI. erstattete: Da das Eisen von Cantabria das beste ist, das es giebt, so folgt daraus, daſs auch die aus demselben gefertigten Waffen, wie nament- lich Musketen, Pistolen, Karabiner u. s. w. von besonderer Güte sind. Es ist deshalb von Wichtigkeit, die Eisenwerke von Guipuzcoa, welche speciell diese Artikel herstellen, zur Bewaffnung Spaniens und Ame- rikas heranzuziehen 1). Der Export von spanischem Eisen nach Eng- land war bedeutend. Er betrug in den Jahren von 1711 bis 1718 durchschnittlich 1560 Tonnen im Jahre, von 1729 bis 1735 durch- schnittlich 1770 Tonnen im Jahre. In der zweiten Hälfte des Jahr- hunderts ging er zurück.
Die durchschnittliche Ausfuhr von 1750 bis 1755 betrug 970 Ton- nen. Gegen Ende des Jahrhunderts war sie so sehr gesunken, daſs sie in den Jahren 1786 bis 1794 meist unter 100 Tonnen im Jahre blieb.
Wir wissen aus Reaumurs Mitteilungen, daſs man sich in Bis- caya ebenfalls der Wassertrommeln bediente, worauf auch Brück- mann anspielt.
Karl III. zog fremde Industrielle und Sachverständige in das Land, um die einheimische Industrie zu heben. Zu diesen gehörte der Engländer William Bowles, der sich um den Bergbau in Spanien groſse Verdienste erworben hat. Er wurde be- rufen, um die Quecksilberbergwerke bei Almaden, welche durch eine Feuersbrunst zum Erliegen gekommen waren, wieder herzustellen. Nach Erledigung dieses Auftrages erhielt er die Oberaufsicht über die gesamten Bergwerke Spaniens. In dieser Stellung bereiste er das Land. Seinem Aufenthalte in Biscaya verdanken wir einen vor-
1)Dillon, Travels through Spain 1780. Dillon, Joh. Talbot, Reise durch Spanien. Aus d. Engl. 2. Tl. 1782.
Beck, Geschichte des Eisens. 67
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Spanien.
daſs jährlich mehr als für 100000 Thlr. Nägel zu Schiffen, Riegeln
und anderem Eisenwerk nach anderen europäischen Ländern von hier
gebracht und wenigstens mehr als 300000 Ctr. Eisen verschmiedet
würden.
Man bedient sich in den Hütten gewisser Wassermaschinen,
welche die Blasebälge treiben, und groſser Hämmer, so auf die
Ambosse schlagen. Das in dieser Landschaft zugut gemachte Eisen
wird für das beste in ganz Europa gehalten.“
Besonders für die Waffenfabrikation war das kantabrische Eisen
berühmt. Der Marquis de la Ensenada sagt in einem Berichte
über die Artillerie, den er 1748 an König Ferdinand VI. erstattete:
Da das Eisen von Cantabria das beste ist, das es giebt, so folgt
daraus, daſs auch die aus demselben gefertigten Waffen, wie nament-
lich Musketen, Pistolen, Karabiner u. s. w. von besonderer Güte sind.
Es ist deshalb von Wichtigkeit, die Eisenwerke von Guipuzcoa, welche
speciell diese Artikel herstellen, zur Bewaffnung Spaniens und Ame-
rikas heranzuziehen 1). Der Export von spanischem Eisen nach Eng-
land war bedeutend. Er betrug in den Jahren von 1711 bis 1718
durchschnittlich 1560 Tonnen im Jahre, von 1729 bis 1735 durch-
schnittlich 1770 Tonnen im Jahre. In der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts ging er zurück.
Die durchschnittliche Ausfuhr von 1750 bis 1755 betrug 970 Ton-
nen. Gegen Ende des Jahrhunderts war sie so sehr gesunken, daſs
sie in den Jahren 1786 bis 1794 meist unter 100 Tonnen im Jahre
blieb.
Wir wissen aus Reaumurs Mitteilungen, daſs man sich in Bis-
caya ebenfalls der Wassertrommeln bediente, worauf auch Brück-
mann anspielt.
Karl III. zog fremde Industrielle und Sachverständige in
das Land, um die einheimische Industrie zu heben. Zu diesen
gehörte der Engländer William Bowles, der sich um den
Bergbau in Spanien groſse Verdienste erworben hat. Er wurde be-
rufen, um die Quecksilberbergwerke bei Almaden, welche durch eine
Feuersbrunst zum Erliegen gekommen waren, wieder herzustellen.
Nach Erledigung dieses Auftrages erhielt er die Oberaufsicht über
die gesamten Bergwerke Spaniens. In dieser Stellung bereiste er
das Land. Seinem Aufenthalte in Biscaya verdanken wir einen vor-
1) Dillon, Travels through Spain 1780. Dillon, Joh. Talbot, Reise durch
Spanien. Aus d. Engl. 2. Tl. 1782.
Beck, Geschichte des Eisens. 67
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1057. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1071>, abgerufen am 22.11.2024.
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