späteren Maschinen auch noch ein Sicherheitsventil am Dampf- kessel an.
Das wichtigste Bedürfnis der damaligen Zeit waren kräftige Pumpen, um das Wasser der Bergwerke, namentlich der Kohlenberg- werke, aufzuwältigen. Davon hing die Existenz vieler Bergwerke ab. Nur wenige waren so gelegen, dass man natürliche Wassergefälle dazu hätte verwenden können; Tiefbau war aber nur möglich bei entsprechender Wasserhaltung. Für diesen Zweck bewährten sich aber, wie schon erwähnt, Saverys Maschinen nicht. Mit die ersten derselben wurden, wie er selbst berichtet, in Cornwall aufgestellt; die erste, die dort in Betrieb gesetzt wurde, war für eins der reichsten Zinnbergwerke, "das grosse Werk in Bearge" bei Huel Vor, wenige Meilen von Helstone bestimmt. Der erste Versuch fiel auch gut aus, aber auch hier hielten die Kessel nicht stand und die vielen Kessel- explosionen wurden die Ursache, dass man sie verwarf und sie durch eine Newcomen-Maschine ersetzte. Ein gleiches Schicksal, wenn auch ein längeres Leben, hatte die Maschine, welche Savery für das Wasserwerk von York-buildings in West-London 1710 aufstellte. Es war dies seine älteste "grosse Maschine" (great work). Er machte alle Teile davon doppelt so stark als zuvor. Diese Maschine hatte zwei Dampf- und zwei Druckkessel.
Er machte darin den Dampf acht- bis zehnmal so stark, wie die gewöhnliche Luft. Dadurch wurde die Hitze im Kessel so gross, dass das übliche Lot schmolz und der Druck alle Fugen auseinandertrieb, so dass er gezwungen wurde, alle Verbindungen mit Zink (spelter) zu löten. Diese Maschine wurde später durch eine Newcomensche er- setzt, die neben der alten errichtet wurde. Sie stand noch im Jahre 1732, wo sie der französische Reisende Montraye sah, doch scheint sie kurze Zeit danach abgerissen worden zu sein. Dass Savery schon eine Ahnung von der Wirkung der Expansion hatte, geht daraus hervor, dass er anordnete, den Dampfhahn schon abzustellen, ehe der Druckkessel ganz geleert sei, indem man dadurch an Dampf spare. In der Regel waren Dampfkessel und Leitungsrohre aus Kupfer, Druckkessel und Hähne aus Messing hergestellt, die Fugen wurden alle durch Lötung verschlossen. Später (1730) waren alle Gefässe aus getriebenem Kupfer, alle Ventile, Hähne, Rohre u. s. w. aus Bronze.
Im Jahre 1711 traten Newcomen und Cradley zuerst mit ihrer neuen Dampfmaschine hervor, welche Saverys Maschine bald in den Hintergrund drängen sollte.
Die Dampfmaschine vor Watt.
späteren Maschinen auch noch ein Sicherheitsventil am Dampf- kessel an.
Das wichtigste Bedürfnis der damaligen Zeit waren kräftige Pumpen, um das Wasser der Bergwerke, namentlich der Kohlenberg- werke, aufzuwältigen. Davon hing die Existenz vieler Bergwerke ab. Nur wenige waren so gelegen, daſs man natürliche Wassergefälle dazu hätte verwenden können; Tiefbau war aber nur möglich bei entsprechender Wasserhaltung. Für diesen Zweck bewährten sich aber, wie schon erwähnt, Saverys Maschinen nicht. Mit die ersten derselben wurden, wie er selbst berichtet, in Cornwall aufgestellt; die erste, die dort in Betrieb gesetzt wurde, war für eins der reichsten Zinnbergwerke, „das groſse Werk in Bearge“ bei Huel Vor, wenige Meilen von Helstone bestimmt. Der erste Versuch fiel auch gut aus, aber auch hier hielten die Kessel nicht stand und die vielen Kessel- explosionen wurden die Ursache, daſs man sie verwarf und sie durch eine Newcomen-Maschine ersetzte. Ein gleiches Schicksal, wenn auch ein längeres Leben, hatte die Maschine, welche Savery für das Wasserwerk von York-buildings in West-London 1710 aufstellte. Es war dies seine älteste „groſse Maschine“ (great work). Er machte alle Teile davon doppelt so stark als zuvor. Diese Maschine hatte zwei Dampf- und zwei Druckkessel.
Er machte darin den Dampf acht- bis zehnmal so stark, wie die gewöhnliche Luft. Dadurch wurde die Hitze im Kessel so groſs, daſs das übliche Lot schmolz und der Druck alle Fugen auseinandertrieb, so daſs er gezwungen wurde, alle Verbindungen mit Zink (spelter) zu löten. Diese Maschine wurde später durch eine Newcomensche er- setzt, die neben der alten errichtet wurde. Sie stand noch im Jahre 1732, wo sie der französische Reisende Montraye sah, doch scheint sie kurze Zeit danach abgerissen worden zu sein. Daſs Savery schon eine Ahnung von der Wirkung der Expansion hatte, geht daraus hervor, daſs er anordnete, den Dampfhahn schon abzustellen, ehe der Druckkessel ganz geleert sei, indem man dadurch an Dampf spare. In der Regel waren Dampfkessel und Leitungsrohre aus Kupfer, Druckkessel und Hähne aus Messing hergestellt, die Fugen wurden alle durch Lötung verschlossen. Später (1730) waren alle Gefäſse aus getriebenem Kupfer, alle Ventile, Hähne, Rohre u. s. w. aus Bronze.
Im Jahre 1711 traten Newcomen und Cradley zuerst mit ihrer neuen Dampfmaschine hervor, welche Saverys Maschine bald in den Hintergrund drängen sollte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0107"n="93"/><fwplace="top"type="header">Die Dampfmaschine vor Watt.</fw><lb/>
späteren Maschinen auch noch ein Sicherheitsventil am Dampf-<lb/>
kessel an.</p><lb/><p>Das wichtigste Bedürfnis der damaligen Zeit waren kräftige<lb/>
Pumpen, um das Wasser der Bergwerke, namentlich der Kohlenberg-<lb/>
werke, aufzuwältigen. Davon hing die Existenz vieler Bergwerke ab.<lb/>
Nur wenige waren so gelegen, daſs man natürliche Wassergefälle<lb/>
dazu hätte verwenden können; Tiefbau war aber nur möglich bei<lb/>
entsprechender Wasserhaltung. Für diesen Zweck bewährten sich<lb/>
aber, wie schon erwähnt, <hirendition="#g">Saverys</hi> Maschinen nicht. Mit die ersten<lb/>
derselben wurden, wie er selbst berichtet, in Cornwall aufgestellt; die<lb/>
erste, die dort in Betrieb gesetzt wurde, war für eins der reichsten<lb/>
Zinnbergwerke, „das groſse Werk in Bearge“ bei Huel Vor, wenige<lb/>
Meilen von Helstone bestimmt. Der erste Versuch fiel auch gut aus,<lb/>
aber auch hier hielten die Kessel nicht stand und die vielen Kessel-<lb/>
explosionen wurden die Ursache, daſs man sie verwarf und sie durch<lb/>
eine Newcomen-Maschine ersetzte. Ein gleiches Schicksal, wenn auch<lb/>
ein längeres Leben, hatte die Maschine, welche <hirendition="#g">Savery</hi> für das<lb/>
Wasserwerk von York-buildings in West-London 1710 aufstellte. Es<lb/>
war dies seine älteste „groſse Maschine“ (great work). Er machte<lb/>
alle Teile davon doppelt so stark als zuvor. Diese Maschine hatte<lb/>
zwei Dampf- und zwei Druckkessel.</p><lb/><p>Er machte darin den Dampf acht- bis zehnmal so stark, wie die<lb/>
gewöhnliche Luft. Dadurch wurde die Hitze im Kessel so groſs, daſs<lb/>
das übliche Lot schmolz und der Druck alle Fugen auseinandertrieb,<lb/>
so daſs er gezwungen wurde, alle Verbindungen mit Zink (spelter) zu<lb/>
löten. Diese Maschine wurde später durch eine Newcomensche er-<lb/>
setzt, die neben der alten errichtet wurde. Sie stand noch im Jahre<lb/>
1732, wo sie der französische Reisende <hirendition="#g">Montraye</hi> sah, doch scheint<lb/>
sie kurze Zeit danach abgerissen worden zu sein. Daſs <hirendition="#g">Savery</hi><lb/>
schon eine Ahnung von der Wirkung der Expansion hatte, geht<lb/>
daraus hervor, daſs er anordnete, den Dampfhahn schon abzustellen,<lb/>
ehe der Druckkessel ganz geleert sei, indem man dadurch an Dampf<lb/>
spare. In der Regel waren Dampfkessel und Leitungsrohre aus<lb/>
Kupfer, Druckkessel und Hähne aus Messing hergestellt, die Fugen<lb/>
wurden alle durch Lötung verschlossen. Später (1730) waren alle<lb/>
Gefäſse aus getriebenem Kupfer, alle Ventile, Hähne, Rohre u. s. w.<lb/>
aus Bronze.</p><lb/><p>Im Jahre 1711 traten <hirendition="#g">Newcomen</hi> und <hirendition="#g">Cradley</hi> zuerst mit<lb/>
ihrer neuen Dampfmaschine hervor, welche <hirendition="#g">Saverys</hi> Maschine bald<lb/>
in den Hintergrund drängen sollte.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[93/0107]
Die Dampfmaschine vor Watt.
späteren Maschinen auch noch ein Sicherheitsventil am Dampf-
kessel an.
Das wichtigste Bedürfnis der damaligen Zeit waren kräftige
Pumpen, um das Wasser der Bergwerke, namentlich der Kohlenberg-
werke, aufzuwältigen. Davon hing die Existenz vieler Bergwerke ab.
Nur wenige waren so gelegen, daſs man natürliche Wassergefälle
dazu hätte verwenden können; Tiefbau war aber nur möglich bei
entsprechender Wasserhaltung. Für diesen Zweck bewährten sich
aber, wie schon erwähnt, Saverys Maschinen nicht. Mit die ersten
derselben wurden, wie er selbst berichtet, in Cornwall aufgestellt; die
erste, die dort in Betrieb gesetzt wurde, war für eins der reichsten
Zinnbergwerke, „das groſse Werk in Bearge“ bei Huel Vor, wenige
Meilen von Helstone bestimmt. Der erste Versuch fiel auch gut aus,
aber auch hier hielten die Kessel nicht stand und die vielen Kessel-
explosionen wurden die Ursache, daſs man sie verwarf und sie durch
eine Newcomen-Maschine ersetzte. Ein gleiches Schicksal, wenn auch
ein längeres Leben, hatte die Maschine, welche Savery für das
Wasserwerk von York-buildings in West-London 1710 aufstellte. Es
war dies seine älteste „groſse Maschine“ (great work). Er machte
alle Teile davon doppelt so stark als zuvor. Diese Maschine hatte
zwei Dampf- und zwei Druckkessel.
Er machte darin den Dampf acht- bis zehnmal so stark, wie die
gewöhnliche Luft. Dadurch wurde die Hitze im Kessel so groſs, daſs
das übliche Lot schmolz und der Druck alle Fugen auseinandertrieb,
so daſs er gezwungen wurde, alle Verbindungen mit Zink (spelter) zu
löten. Diese Maschine wurde später durch eine Newcomensche er-
setzt, die neben der alten errichtet wurde. Sie stand noch im Jahre
1732, wo sie der französische Reisende Montraye sah, doch scheint
sie kurze Zeit danach abgerissen worden zu sein. Daſs Savery
schon eine Ahnung von der Wirkung der Expansion hatte, geht
daraus hervor, daſs er anordnete, den Dampfhahn schon abzustellen,
ehe der Druckkessel ganz geleert sei, indem man dadurch an Dampf
spare. In der Regel waren Dampfkessel und Leitungsrohre aus
Kupfer, Druckkessel und Hähne aus Messing hergestellt, die Fugen
wurden alle durch Lötung verschlossen. Später (1730) waren alle
Gefäſse aus getriebenem Kupfer, alle Ventile, Hähne, Rohre u. s. w.
aus Bronze.
Im Jahre 1711 traten Newcomen und Cradley zuerst mit
ihrer neuen Dampfmaschine hervor, welche Saverys Maschine bald
in den Hintergrund drängen sollte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/107>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.