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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.
William Wilkinson, einen Bruder von John Wilkinson, den
berühmten Eisenwerksbesitzer in Bedfordshire, berufen, welcher "vor
10 oder 12 Jahren", also um die oben angegebene Zeit, ein Eisen-
werk nach englischer Art, welches durch Feuermaschinen
und mit Steinkohlen betrieben wurde
, anlegte 1), wobei der
König mit 2/3 , die Gewerken mit 1/3 beteiligt gewesen wären.

Die Beteiligung des Königs geschah nach Baron de Dietrich
in der patriotischen Absicht, die Benutzung der Steinkohlen zu för-
dern, um die Wälder Frankreichs, die besonders durch die Eisen-
industrie immer mehr gelichtet wurden, zu erhalten.

Die Anlage soll gegen 8 Millionen Livres gekostet haben. Man
muss aber auch bekennen, schreibt Ferber weiter, dass die
Maschinen, wozu die Cylinder und anderes Gusswerk aus England
gekommen sind, von vorzüglicher Schönheit sind. Herr Wilkinson
hat selbst das Werk eingerichtet und demselben drei Jahre lang
vorgestanden. 1788 stand es unter der Leitung des vortrefflichen
Mitbegründers Ignatz de Wendel aus Lothringen, früher Artillerie-
offizier, desselben, der im Auftrage der französischen Regierung
mit Dangenaux 1769 Steiermark und Kärnten bereist hatte und
der älteste Sohn von Charles de Wendel und der Madame
d'Hayange war.

Die Werke von Creusot hatten die Steinkohlen in unmittelbarer
Nähe; dies war die Veranlassung zu ihrer Gründung, wie zu ihrer
späteren Bedeutung. Die Eisenerze, welche man ebenfalls dort
gewann, hätten für sich allein die grossartige Anlage nicht gerecht-
fertigt, denn sie waren von geringer Qualität. Ferber hält die
Gründe, welche zu der Anlage des Werkes führten, für verkehrt, die
geschichtliche Entwickelung hat ihm aber, wenigstens für die neuere
Zeit, Unrecht gegeben. Er war der irrigen Ansicht: weil das Erz von
Montcenis leichtflüssig sei, müsse, bei der grossen Hitze in den Koks-
hochöfen, alles Eisen in die Schlacken gehen.

Das Erz war ein roter, kalkhaltiger Eisenstein, der bei Chalan-
ces in Burgund, einige Stunden von Creusot, gewonnen wurde und
nach der Untersuchung Bayens aus 50 Tln. Kalk, 13 Tln. Thon

1) Vandermonde, Monge und Berthollet schreiben in ihrem berühmten
Aufsatze über die Konstitution des Eisens 1786, "auf der Schmelzhütte zu Creusot
hat man kürzlich Öfen nach englischer Art angelegt und dabei Steinkohlen und
Dampfmaschinen angewendet". Hier ist die Zeit der Inbetriebsetzung des voll-
endeten Werkes 1785 gemeint, während Ferbers Zeitangabe sich auf den ersten
Anfang des Baues oder die Konstituierung der Gesellschaft bezieht.

Frankreich.
William Wilkinson, einen Bruder von John Wilkinson, den
berühmten Eisenwerksbesitzer in Bedfordshire, berufen, welcher „vor
10 oder 12 Jahren“, also um die oben angegebene Zeit, ein Eisen-
werk nach englischer Art, welches durch Feuermaschinen
und mit Steinkohlen betrieben wurde
, anlegte 1), wobei der
König mit ⅔, die Gewerken mit ⅓ beteiligt gewesen wären.

Die Beteiligung des Königs geschah nach Baron de Dietrich
in der patriotischen Absicht, die Benutzung der Steinkohlen zu för-
dern, um die Wälder Frankreichs, die besonders durch die Eisen-
industrie immer mehr gelichtet wurden, zu erhalten.

Die Anlage soll gegen 8 Millionen Livres gekostet haben. Man
muſs aber auch bekennen, schreibt Ferber weiter, daſs die
Maschinen, wozu die Cylinder und anderes Guſswerk aus England
gekommen sind, von vorzüglicher Schönheit sind. Herr Wilkinson
hat selbst das Werk eingerichtet und demselben drei Jahre lang
vorgestanden. 1788 stand es unter der Leitung des vortrefflichen
Mitbegründers Ignatz de Wendel aus Lothringen, früher Artillerie-
offizier, desselben, der im Auftrage der französischen Regierung
mit Dangenaux 1769 Steiermark und Kärnten bereist hatte und
der älteste Sohn von Charles de Wendel und der Madame
d’Hayange war.

Die Werke von Creusot hatten die Steinkohlen in unmittelbarer
Nähe; dies war die Veranlassung zu ihrer Gründung, wie zu ihrer
späteren Bedeutung. Die Eisenerze, welche man ebenfalls dort
gewann, hätten für sich allein die groſsartige Anlage nicht gerecht-
fertigt, denn sie waren von geringer Qualität. Ferber hält die
Gründe, welche zu der Anlage des Werkes führten, für verkehrt, die
geschichtliche Entwickelung hat ihm aber, wenigstens für die neuere
Zeit, Unrecht gegeben. Er war der irrigen Ansicht: weil das Erz von
Montcénis leichtflüssig sei, müsse, bei der groſsen Hitze in den Koks-
hochöfen, alles Eisen in die Schlacken gehen.

Das Erz war ein roter, kalkhaltiger Eisenstein, der bei Chalan-
cés in Burgund, einige Stunden von Creusot, gewonnen wurde und
nach der Untersuchung Bayens aus 50 Tln. Kalk, 13 Tln. Thon

1) Vandermonde, Monge und Berthollet schreiben in ihrem berühmten
Aufsatze über die Konstitution des Eisens 1786, „auf der Schmelzhütte zu Creusot
hat man kürzlich Öfen nach englischer Art angelegt und dabei Steinkohlen und
Dampfmaschinen angewendet“. Hier ist die Zeit der Inbetriebsetzung des voll-
endeten Werkes 1785 gemeint, während Ferbers Zeitangabe sich auf den ersten
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[1033/1047] Frankreich. William Wilkinson, einen Bruder von John Wilkinson, den berühmten Eisenwerksbesitzer in Bedfordshire, berufen, welcher „vor 10 oder 12 Jahren“, also um die oben angegebene Zeit, ein Eisen- werk nach englischer Art, welches durch Feuermaschinen und mit Steinkohlen betrieben wurde, anlegte 1), wobei der König mit ⅔, die Gewerken mit ⅓ beteiligt gewesen wären. Die Beteiligung des Königs geschah nach Baron de Dietrich in der patriotischen Absicht, die Benutzung der Steinkohlen zu för- dern, um die Wälder Frankreichs, die besonders durch die Eisen- industrie immer mehr gelichtet wurden, zu erhalten. Die Anlage soll gegen 8 Millionen Livres gekostet haben. Man muſs aber auch bekennen, schreibt Ferber weiter, daſs die Maschinen, wozu die Cylinder und anderes Guſswerk aus England gekommen sind, von vorzüglicher Schönheit sind. Herr Wilkinson hat selbst das Werk eingerichtet und demselben drei Jahre lang vorgestanden. 1788 stand es unter der Leitung des vortrefflichen Mitbegründers Ignatz de Wendel aus Lothringen, früher Artillerie- offizier, desselben, der im Auftrage der französischen Regierung mit Dangenaux 1769 Steiermark und Kärnten bereist hatte und der älteste Sohn von Charles de Wendel und der Madame d’Hayange war. Die Werke von Creusot hatten die Steinkohlen in unmittelbarer Nähe; dies war die Veranlassung zu ihrer Gründung, wie zu ihrer späteren Bedeutung. Die Eisenerze, welche man ebenfalls dort gewann, hätten für sich allein die groſsartige Anlage nicht gerecht- fertigt, denn sie waren von geringer Qualität. Ferber hält die Gründe, welche zu der Anlage des Werkes führten, für verkehrt, die geschichtliche Entwickelung hat ihm aber, wenigstens für die neuere Zeit, Unrecht gegeben. Er war der irrigen Ansicht: weil das Erz von Montcénis leichtflüssig sei, müsse, bei der groſsen Hitze in den Koks- hochöfen, alles Eisen in die Schlacken gehen. Das Erz war ein roter, kalkhaltiger Eisenstein, der bei Chalan- cés in Burgund, einige Stunden von Creusot, gewonnen wurde und nach der Untersuchung Bayens aus 50 Tln. Kalk, 13 Tln. Thon 1) Vandermonde, Monge und Berthollet schreiben in ihrem berühmten Aufsatze über die Konstitution des Eisens 1786, „auf der Schmelzhütte zu Creusot hat man kürzlich Öfen nach englischer Art angelegt und dabei Steinkohlen und Dampfmaschinen angewendet“. Hier ist die Zeit der Inbetriebsetzung des voll- endeten Werkes 1785 gemeint, während Ferbers Zeitangabe sich auf den ersten Anfang des Baues oder die Konstituierung der Gesellschaft bezieht.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1033. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1047>, abgerufen am 22.11.2024.