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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.
erwarb es ein Herr von Dietrich, der 1690 vom Grafen von
Hanau
eine neue Verleihung auf Erbpacht gegen jährlich 1000 Liv.
Silber und 12 Ctr. Eisen erhielt. Auch durfte der Pächter alles
Bau- und Kohlholz aus den hanauischen Waldungen beziehen, und
zwar das nötige Bauholz umsonst, das Holz zur Meilerverkohlung zu
2 Sous 8 Pfg. das Klafter. Die gräfliche Familie von Leiningen
(Linange)
war Mitbesitzerin der Herrschaften Niederbronn und
Jägerthal, und die Erben führten deshalb Prozesse. Es gelang Baron
Johann von Dietrich, das alleinige Besitzrecht von Niederbronn
und die Hälfte von Jägerthal zu erwerben. Auf der Hütte zu Jäger-
thal hatte er freie Hand und allein zu bestimmen, weil er gleichzeitig
Erbpächter und Besitzer der Hälfte war und die Gräfin Löwen-
haupt
, welcher der Besitz der anderen Hälfte zustand, diesen nicht
ausüben konnte, weil sie das auf sie entfallende Anteil der Kosten
der Verbesserungen des Hüttenwerkes nicht bezahlte.

Die Anlage bestand aus verschiedenen Hammerwerken. Das
älteste, das 2 Reckhämmer enthielt, lag am Flüsschen Winstein,
unterhalb des Schlosses gleichen Namens. Es arbeitete 1785 mit
Steinkohlen. Weiter unterhalb befand sich ein grosser Hüttenteich,
unter diesem das Hauptwerk mit 8 Feuern und 2 schweren Hämmern,
die fortwährend in Thätigkeit waren und das enge, malerische Win-
steiner Thal mit ihren Schlägen erfüllten. Weiter abwärts erweiterte
sich das Thal und hier lag der Hochofen mit dem Direktionsgebäude,
Pochwerk, Kalkhammer u. s. w. Der Hochofen von Jägerthal erzeugte
jährlich an 11000 Ctr. Roheisen in Gänzen (en gueuses), wozu
16000 Mass Eisenerz und 1000 Wagen Holzkohlen verbraucht wurden.
Ein Wagen fasste 159 Kubikfuss; 1 Kübel Erz wog 260 Pfd. und
kostete 27 Sous und gab 72 Pfd. Guss, entsprechend 27 Proz. Erz
und Holz kamen aus den benachbarten Gebieten der Hanauer und
Niederbronner Herrschaft.

Der Jägerthaler Hammer machte etwa 7500 Ctr. Schmiedeeisen
mit 800 Wagen 1) Holzkohlen, wozu er das Holz aus dem Reichsforst
von Hagenau kaufen musste. Das Eisen war von besonderer Güte
und wurde von der französischen Artillerieverwaltung bevorzugt.

1767 gründete der unternehmende Johann von Dietrich die
Hütte von Reichshofen. Er that dies, um die Anlage der von dem
Kloster Stürtzelbrunn projektierten und 1764 bereits begonnenen Hütte
am Teiche von Graffenweyer in Lothringen, dicht an der elsässischen

1) Nach der Tabelle 7000 Ctr. Eisen mit 1888 Klftr. Holz.

Frankreich.
erwarb es ein Herr von Dietrich, der 1690 vom Grafen von
Hanau
eine neue Verleihung auf Erbpacht gegen jährlich 1000 Liv.
Silber und 12 Ctr. Eisen erhielt. Auch durfte der Pächter alles
Bau- und Kohlholz aus den hanauischen Waldungen beziehen, und
zwar das nötige Bauholz umsonst, das Holz zur Meilerverkohlung zu
2 Sous 8 Pfg. das Klafter. Die gräfliche Familie von Leiningen
(Linange)
war Mitbesitzerin der Herrschaften Niederbronn und
Jägerthal, und die Erben führten deshalb Prozesse. Es gelang Baron
Johann von Dietrich, das alleinige Besitzrecht von Niederbronn
und die Hälfte von Jägerthal zu erwerben. Auf der Hütte zu Jäger-
thal hatte er freie Hand und allein zu bestimmen, weil er gleichzeitig
Erbpächter und Besitzer der Hälfte war und die Gräfin Löwen-
haupt
, welcher der Besitz der anderen Hälfte zustand, diesen nicht
ausüben konnte, weil sie das auf sie entfallende Anteil der Kosten
der Verbesserungen des Hüttenwerkes nicht bezahlte.

Die Anlage bestand aus verschiedenen Hammerwerken. Das
älteste, das 2 Reckhämmer enthielt, lag am Flüſschen Winstein,
unterhalb des Schlosses gleichen Namens. Es arbeitete 1785 mit
Steinkohlen. Weiter unterhalb befand sich ein groſser Hüttenteich,
unter diesem das Hauptwerk mit 8 Feuern und 2 schweren Hämmern,
die fortwährend in Thätigkeit waren und das enge, malerische Win-
steiner Thal mit ihren Schlägen erfüllten. Weiter abwärts erweiterte
sich das Thal und hier lag der Hochofen mit dem Direktionsgebäude,
Pochwerk, Kalkhammer u. s. w. Der Hochofen von Jägerthal erzeugte
jährlich an 11000 Ctr. Roheisen in Gänzen (en gueuses), wozu
16000 Maſs Eisenerz und 1000 Wagen Holzkohlen verbraucht wurden.
Ein Wagen faſste 159 Kubikfuſs; 1 Kübel Erz wog 260 Pfd. und
kostete 27 Sous und gab 72 Pfd. Guſs, entsprechend 27 Proz. Erz
und Holz kamen aus den benachbarten Gebieten der Hanauer und
Niederbronner Herrschaft.

Der Jägerthaler Hammer machte etwa 7500 Ctr. Schmiedeeisen
mit 800 Wagen 1) Holzkohlen, wozu er das Holz aus dem Reichsforst
von Hagenau kaufen muſste. Das Eisen war von besonderer Güte
und wurde von der französischen Artillerieverwaltung bevorzugt.

1767 gründete der unternehmende Johann von Dietrich die
Hütte von Reichshofen. Er that dies, um die Anlage der von dem
Kloster Stürtzelbrunn projektierten und 1764 bereits begonnenen Hütte
am Teiche von Graffenweyer in Lothringen, dicht an der elsäſsischen

1) Nach der Tabelle 7000 Ctr. Eisen mit 1888 Klftr. Holz.
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[1029/1043] Frankreich. erwarb es ein Herr von Dietrich, der 1690 vom Grafen von Hanau eine neue Verleihung auf Erbpacht gegen jährlich 1000 Liv. Silber und 12 Ctr. Eisen erhielt. Auch durfte der Pächter alles Bau- und Kohlholz aus den hanauischen Waldungen beziehen, und zwar das nötige Bauholz umsonst, das Holz zur Meilerverkohlung zu 2 Sous 8 Pfg. das Klafter. Die gräfliche Familie von Leiningen (Linange) war Mitbesitzerin der Herrschaften Niederbronn und Jägerthal, und die Erben führten deshalb Prozesse. Es gelang Baron Johann von Dietrich, das alleinige Besitzrecht von Niederbronn und die Hälfte von Jägerthal zu erwerben. Auf der Hütte zu Jäger- thal hatte er freie Hand und allein zu bestimmen, weil er gleichzeitig Erbpächter und Besitzer der Hälfte war und die Gräfin Löwen- haupt, welcher der Besitz der anderen Hälfte zustand, diesen nicht ausüben konnte, weil sie das auf sie entfallende Anteil der Kosten der Verbesserungen des Hüttenwerkes nicht bezahlte. Die Anlage bestand aus verschiedenen Hammerwerken. Das älteste, das 2 Reckhämmer enthielt, lag am Flüſschen Winstein, unterhalb des Schlosses gleichen Namens. Es arbeitete 1785 mit Steinkohlen. Weiter unterhalb befand sich ein groſser Hüttenteich, unter diesem das Hauptwerk mit 8 Feuern und 2 schweren Hämmern, die fortwährend in Thätigkeit waren und das enge, malerische Win- steiner Thal mit ihren Schlägen erfüllten. Weiter abwärts erweiterte sich das Thal und hier lag der Hochofen mit dem Direktionsgebäude, Pochwerk, Kalkhammer u. s. w. Der Hochofen von Jägerthal erzeugte jährlich an 11000 Ctr. Roheisen in Gänzen (en gueuses), wozu 16000 Maſs Eisenerz und 1000 Wagen Holzkohlen verbraucht wurden. Ein Wagen faſste 159 Kubikfuſs; 1 Kübel Erz wog 260 Pfd. und kostete 27 Sous und gab 72 Pfd. Guſs, entsprechend 27 Proz. Erz und Holz kamen aus den benachbarten Gebieten der Hanauer und Niederbronner Herrschaft. Der Jägerthaler Hammer machte etwa 7500 Ctr. Schmiedeeisen mit 800 Wagen 1) Holzkohlen, wozu er das Holz aus dem Reichsforst von Hagenau kaufen muſste. Das Eisen war von besonderer Güte und wurde von der französischen Artillerieverwaltung bevorzugt. 1767 gründete der unternehmende Johann von Dietrich die Hütte von Reichshofen. Er that dies, um die Anlage der von dem Kloster Stürtzelbrunn projektierten und 1764 bereits begonnenen Hütte am Teiche von Graffenweyer in Lothringen, dicht an der elsäſsischen 1) Nach der Tabelle 7000 Ctr. Eisen mit 1888 Klftr. Holz.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1029. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1043>, abgerufen am 22.11.2024.