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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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und Roheisen 12/560 seiner Länge. Das Eisen braucht auch längere
Zeit zur Ausdehnung als die übrigen Metalle. Auf die Ausdehnung
des Eisens muss vielfach im Bauwesen und in den Gewerben Rück-
sicht genommen werden.

Der Stahl erfährt beim Härten eine Ausdehnung, und
es stellt sich nach Reaumurs Versuchen das Verhältnis des ge-
härteten Stahles zu dem ungehärteten wie 49 zu 48. Rinmans
Versuche bestätigten dies im Allgemeinen, doch fand er die Aus-
dehnung bei verschiedenen Stahlsorten verschieden, und erleidet der
festeste, dichteste Stahl die geringste Ausdehnung. Bei der Cemen-
tation erfährt das Stabeisen eine Volumvergrösserung, welche nach
Reaumurs Messungen bei einem Stück Eisen von 5 Zoll 11/2 Linien
= 21/2 Proz. betrug. Reaumur hatte gefunden, dass flüssiges
Eisen spezifisch schwerer sei als festes
, dass deshalb ein
Stück festes Roheisen in einem Bade von flüssigem Roheisen oben-
auf schwimme; dass sich also flüssiges Roheisen beim Erkalten aus-
dehne. Rinman bezweifelt dies. Nach seiner Erfahrung zieht sich
Gusseisen, welches, in ein offenes Gefäss gegossen, sich frei aus-
dehnen kann, beim Erstarren zusammen. Anders, wenn es in einem
geschlossenen Raume erkaltet, wo die Oberfläche rascher erstarrt, als
das Innere. Solcher Guss könne leichter sein, aber nur wegen seiner
Undichtigkeit und Porosität.

Über das farbige Anlaufen der Eisensorten, insbesondere des
Stahls, hat Rinman zahlreiche Versuche angestellt und ausser dem
Anlaufenlassen in geschmolzenen Metallen, als Zinn, Wismut, Blei
und Zink und deren Legierungen, eine Reihe von Mitteln zur Hervor-
bringung schöner Anlauffarben, namentlich der beliebtesten blauen
Farbe angegeben, worauf wir verweisen (§§. 48 bis 52). Über die
Zeit, welche zur Erwärmung einer Anzahl Eisenkugeln und zur
Abkühlung derselben nötig ist, hat Buffon vergleichende Ver-
suche angestellt und gefunden, dass die Zeiten, welche zum Erwärmen
und noch mehr zum Abkühlen nötig sind, nicht im Verhältnis zu
den Durchmessern der Kugeln standen, sondern länger waren. Wie
zur Ausdehnung, so braucht auch zur Erwärmung das Eisen längere
Zeit, als die übrigen Metalle. Ebenso verhält es sich mit der Ab-
kühlung. Die Zeit der Erhitzung und Abkühlung ist nicht von dem
spezifischen Gewicht, sondern von der Schmelzbarkeit der Metalle ab-
hängig.

Von der Wärme hatte man im vorigen Jahrhundert noch die
sonderbarsten Vorstellungen. Die mechanische Auffassung erblickte

Physik.
und Roheisen 12/560 seiner Länge. Das Eisen braucht auch längere
Zeit zur Ausdehnung als die übrigen Metalle. Auf die Ausdehnung
des Eisens muſs vielfach im Bauwesen und in den Gewerben Rück-
sicht genommen werden.

Der Stahl erfährt beim Härten eine Ausdehnung, und
es stellt sich nach Reaumurs Versuchen das Verhältnis des ge-
härteten Stahles zu dem ungehärteten wie 49 zu 48. Rinmans
Versuche bestätigten dies im Allgemeinen, doch fand er die Aus-
dehnung bei verschiedenen Stahlsorten verschieden, und erleidet der
festeste, dichteste Stahl die geringste Ausdehnung. Bei der Cemen-
tation erfährt das Stabeisen eine Volumvergröſserung, welche nach
Reaumurs Messungen bei einem Stück Eisen von 5 Zoll 1½ Linien
= 2½ Proz. betrug. Reaumur hatte gefunden, daſs flüssiges
Eisen spezifisch schwerer sei als festes
, daſs deshalb ein
Stück festes Roheisen in einem Bade von flüssigem Roheisen oben-
auf schwimme; daſs sich also flüssiges Roheisen beim Erkalten aus-
dehne. Rinman bezweifelt dies. Nach seiner Erfahrung zieht sich
Guſseisen, welches, in ein offenes Gefäſs gegossen, sich frei aus-
dehnen kann, beim Erstarren zusammen. Anders, wenn es in einem
geschlossenen Raume erkaltet, wo die Oberfläche rascher erstarrt, als
das Innere. Solcher Guſs könne leichter sein, aber nur wegen seiner
Undichtigkeit und Porosität.

Über das farbige Anlaufen der Eisensorten, insbesondere des
Stahls, hat Rinman zahlreiche Versuche angestellt und ausser dem
Anlaufenlassen in geschmolzenen Metallen, als Zinn, Wismut, Blei
und Zink und deren Legierungen, eine Reihe von Mitteln zur Hervor-
bringung schöner Anlauffarben, namentlich der beliebtesten blauen
Farbe angegeben, worauf wir verweisen (§§. 48 bis 52). Über die
Zeit, welche zur Erwärmung einer Anzahl Eisenkugeln und zur
Abkühlung derselben nötig ist, hat Buffon vergleichende Ver-
suche angestellt und gefunden, daſs die Zeiten, welche zum Erwärmen
und noch mehr zum Abkühlen nötig sind, nicht im Verhältnis zu
den Durchmessern der Kugeln standen, sondern länger waren. Wie
zur Ausdehnung, so braucht auch zur Erwärmung das Eisen längere
Zeit, als die übrigen Metalle. Ebenso verhält es sich mit der Ab-
kühlung. Die Zeit der Erhitzung und Abkühlung ist nicht von dem
spezifischen Gewicht, sondern von der Schmelzbarkeit der Metalle ab-
hängig.

Von der Wärme hatte man im vorigen Jahrhundert noch die
sonderbarsten Vorstellungen. Die mechanische Auffassung erblickte

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[88/0102] Physik. und Roheisen 12/560 seiner Länge. Das Eisen braucht auch längere Zeit zur Ausdehnung als die übrigen Metalle. Auf die Ausdehnung des Eisens muſs vielfach im Bauwesen und in den Gewerben Rück- sicht genommen werden. Der Stahl erfährt beim Härten eine Ausdehnung, und es stellt sich nach Reaumurs Versuchen das Verhältnis des ge- härteten Stahles zu dem ungehärteten wie 49 zu 48. Rinmans Versuche bestätigten dies im Allgemeinen, doch fand er die Aus- dehnung bei verschiedenen Stahlsorten verschieden, und erleidet der festeste, dichteste Stahl die geringste Ausdehnung. Bei der Cemen- tation erfährt das Stabeisen eine Volumvergröſserung, welche nach Reaumurs Messungen bei einem Stück Eisen von 5 Zoll 1½ Linien = 2½ Proz. betrug. Reaumur hatte gefunden, daſs flüssiges Eisen spezifisch schwerer sei als festes, daſs deshalb ein Stück festes Roheisen in einem Bade von flüssigem Roheisen oben- auf schwimme; daſs sich also flüssiges Roheisen beim Erkalten aus- dehne. Rinman bezweifelt dies. Nach seiner Erfahrung zieht sich Guſseisen, welches, in ein offenes Gefäſs gegossen, sich frei aus- dehnen kann, beim Erstarren zusammen. Anders, wenn es in einem geschlossenen Raume erkaltet, wo die Oberfläche rascher erstarrt, als das Innere. Solcher Guſs könne leichter sein, aber nur wegen seiner Undichtigkeit und Porosität. Über das farbige Anlaufen der Eisensorten, insbesondere des Stahls, hat Rinman zahlreiche Versuche angestellt und ausser dem Anlaufenlassen in geschmolzenen Metallen, als Zinn, Wismut, Blei und Zink und deren Legierungen, eine Reihe von Mitteln zur Hervor- bringung schöner Anlauffarben, namentlich der beliebtesten blauen Farbe angegeben, worauf wir verweisen (§§. 48 bis 52). Über die Zeit, welche zur Erwärmung einer Anzahl Eisenkugeln und zur Abkühlung derselben nötig ist, hat Buffon vergleichende Ver- suche angestellt und gefunden, daſs die Zeiten, welche zum Erwärmen und noch mehr zum Abkühlen nötig sind, nicht im Verhältnis zu den Durchmessern der Kugeln standen, sondern länger waren. Wie zur Ausdehnung, so braucht auch zur Erwärmung das Eisen längere Zeit, als die übrigen Metalle. Ebenso verhält es sich mit der Ab- kühlung. Die Zeit der Erhitzung und Abkühlung ist nicht von dem spezifischen Gewicht, sondern von der Schmelzbarkeit der Metalle ab- hängig. Von der Wärme hatte man im vorigen Jahrhundert noch die sonderbarsten Vorstellungen. Die mechanische Auffassung erblickte

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/102>, abgerufen am 28.11.2024.