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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.
zu betreiben, den Gebrüdern Beer in Pacht gegeben. Das Halberger
Werk bestand damals aus 1 Hochofen, 1 grossen Hammer mit
3 Feuern, 2 kleinen Hämmern mit 2 Feuern und 1 Kupferhammer,
an dessen Stelle 1768 aber ein Grosshammer trat. Am 1. Oktober
ging auch dieses Werk an Le Clerc, Joly et Comp. über.

Unter Fürst Wilhelm Heinrich war 1768 auch ein Drahtzug
am Styringer Weiher bei der alten Walkmühle angelegt worden;
doch wurde derselbe bereits 1781 verauktioniert. Später unter fran-
zösischer Herrschaft wurde hier ein Blechhammer sowohl für Schwarz-
blech als für Weissblech für Geislautern betrieben.

1776 wurde von 2 Niederländern, Laudemann und Liedorf,
auf Grund und Boden der Ordenskommende Saarbrücken ein Sensen-
werk errichtet und zu dem Zwecke der sogen. Sensenwerker Weiher
angelegt. Schon 1778 wurden hier Sensen geschmiedet. In der fran-
zösischen Revolution kam das Werk in Rückgang. 1779 wurde auch
die alte Eisenhütte von Müllnborn am Oosbach wieder in Betrieb
gesetzt. Der Hochofen, der 22 Fuss (6,83 m) hoch war, gehörte den
3 Gewerken Cramer, Latz und Schruff, die abwechselnd schmolzen,
was für den Betrieb um so nachteiliger war, als Latz und Cramer
meist Gusswaren machten, Cramer aber Masseleisen zum Verfrischen
schmolz. Man stach alle 16 Stunden ca. 16 Ctr. ab und erzielte bei
29 bis 30 Proz. Ausbringen ein gutes graues Eisen. Das Roheisen
wurde in einem Frischfeuer mit 2 schlechten Handbälgen verfrischt.
Das Produkt ging meist nach Lüttich, wo es für Blech, Schneid- und
Nageleisen verwendet wurde.

Das Eisenwerk St. Ingbert wurde von dem Grafen von der
Leyen
1781 an H. Stahelin und P. F. Bouchot verpachtet, zu
denen einige Zeit danach noch Philipp Heinrich Krämer, Kauf-
mann zu Saarbrücken, als dritter Beständer hinzutrat, von dem es
1791 in alleinigen Pacht und von seiner Witwe, Sophie Krämer,
1804 in Eigentum übernommen wurde. Das Werk ist noch heute im
Besitz der Familie Krämer.

Das Dillinger Eisenwerk, welches zu Lothringen gehörte, war im
Besitz des Marquis von Lenoncourt. Dieser erhielt 1720 von Her-
zog Leopold von Lothringen das Privilegium, Weissblech und
Sensen machen zu dürfen, doch scheint derselbe damals keinen Ge-
brauch davon gemacht zu haben. Als König Stanislaus 1750
dieses Privilegium erneuert hatte, beschränkte man sich darauf,
Sensen, Schippen und Sägen, die sich auch bald guten Rufes und
Absatzes erfreuten, zu fabrizieren.


Westfalen und die Rheinlande.
zu betreiben, den Gebrüdern Beer in Pacht gegeben. Das Halberger
Werk bestand damals aus 1 Hochofen, 1 groſsen Hammer mit
3 Feuern, 2 kleinen Hämmern mit 2 Feuern und 1 Kupferhammer,
an dessen Stelle 1768 aber ein Groſshammer trat. Am 1. Oktober
ging auch dieses Werk an Le Clerc, Joly et Comp. über.

Unter Fürst Wilhelm Heinrich war 1768 auch ein Drahtzug
am Styringer Weiher bei der alten Walkmühle angelegt worden;
doch wurde derselbe bereits 1781 verauktioniert. Später unter fran-
zösischer Herrschaft wurde hier ein Blechhammer sowohl für Schwarz-
blech als für Weiſsblech für Geislautern betrieben.

1776 wurde von 2 Niederländern, Laudemann und Liedorf,
auf Grund und Boden der Ordenskommende Saarbrücken ein Sensen-
werk errichtet und zu dem Zwecke der sogen. Sensenwerker Weiher
angelegt. Schon 1778 wurden hier Sensen geschmiedet. In der fran-
zösischen Revolution kam das Werk in Rückgang. 1779 wurde auch
die alte Eisenhütte von Müllnborn am Oosbach wieder in Betrieb
gesetzt. Der Hochofen, der 22 Fuſs (6,83 m) hoch war, gehörte den
3 Gewerken Cramer, Latz und Schruff, die abwechselnd schmolzen,
was für den Betrieb um so nachteiliger war, als Latz und Cramer
meist Guſswaren machten, Cramer aber Masseleisen zum Verfrischen
schmolz. Man stach alle 16 Stunden ca. 16 Ctr. ab und erzielte bei
29 bis 30 Proz. Ausbringen ein gutes graues Eisen. Das Roheisen
wurde in einem Frischfeuer mit 2 schlechten Handbälgen verfrischt.
Das Produkt ging meist nach Lüttich, wo es für Blech, Schneid- und
Nageleisen verwendet wurde.

Das Eisenwerk St. Ingbert wurde von dem Grafen von der
Leyen
1781 an H. Stahelin und P. F. Bouchot verpachtet, zu
denen einige Zeit danach noch Philipp Heinrich Krämer, Kauf-
mann zu Saarbrücken, als dritter Beständer hinzutrat, von dem es
1791 in alleinigen Pacht und von seiner Witwe, Sophie Krämer,
1804 in Eigentum übernommen wurde. Das Werk ist noch heute im
Besitz der Familie Krämer.

Das Dillinger Eisenwerk, welches zu Lothringen gehörte, war im
Besitz des Marquis von Lenoncourt. Dieser erhielt 1720 von Her-
zog Leopold von Lothringen das Privilegium, Weiſsblech und
Sensen machen zu dürfen, doch scheint derselbe damals keinen Ge-
brauch davon gemacht zu haben. Als König Stanislaus 1750
dieses Privilegium erneuert hatte, beschränkte man sich darauf,
Sensen, Schippen und Sägen, die sich auch bald guten Rufes und
Absatzes erfreuten, zu fabrizieren.


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[988/1002] Westfalen und die Rheinlande. zu betreiben, den Gebrüdern Beer in Pacht gegeben. Das Halberger Werk bestand damals aus 1 Hochofen, 1 groſsen Hammer mit 3 Feuern, 2 kleinen Hämmern mit 2 Feuern und 1 Kupferhammer, an dessen Stelle 1768 aber ein Groſshammer trat. Am 1. Oktober ging auch dieses Werk an Le Clerc, Joly et Comp. über. Unter Fürst Wilhelm Heinrich war 1768 auch ein Drahtzug am Styringer Weiher bei der alten Walkmühle angelegt worden; doch wurde derselbe bereits 1781 verauktioniert. Später unter fran- zösischer Herrschaft wurde hier ein Blechhammer sowohl für Schwarz- blech als für Weiſsblech für Geislautern betrieben. 1776 wurde von 2 Niederländern, Laudemann und Liedorf, auf Grund und Boden der Ordenskommende Saarbrücken ein Sensen- werk errichtet und zu dem Zwecke der sogen. Sensenwerker Weiher angelegt. Schon 1778 wurden hier Sensen geschmiedet. In der fran- zösischen Revolution kam das Werk in Rückgang. 1779 wurde auch die alte Eisenhütte von Müllnborn am Oosbach wieder in Betrieb gesetzt. Der Hochofen, der 22 Fuſs (6,83 m) hoch war, gehörte den 3 Gewerken Cramer, Latz und Schruff, die abwechselnd schmolzen, was für den Betrieb um so nachteiliger war, als Latz und Cramer meist Guſswaren machten, Cramer aber Masseleisen zum Verfrischen schmolz. Man stach alle 16 Stunden ca. 16 Ctr. ab und erzielte bei 29 bis 30 Proz. Ausbringen ein gutes graues Eisen. Das Roheisen wurde in einem Frischfeuer mit 2 schlechten Handbälgen verfrischt. Das Produkt ging meist nach Lüttich, wo es für Blech, Schneid- und Nageleisen verwendet wurde. Das Eisenwerk St. Ingbert wurde von dem Grafen von der Leyen 1781 an H. Stahelin und P. F. Bouchot verpachtet, zu denen einige Zeit danach noch Philipp Heinrich Krämer, Kauf- mann zu Saarbrücken, als dritter Beständer hinzutrat, von dem es 1791 in alleinigen Pacht und von seiner Witwe, Sophie Krämer, 1804 in Eigentum übernommen wurde. Das Werk ist noch heute im Besitz der Familie Krämer. Das Dillinger Eisenwerk, welches zu Lothringen gehörte, war im Besitz des Marquis von Lenoncourt. Dieser erhielt 1720 von Her- zog Leopold von Lothringen das Privilegium, Weiſsblech und Sensen machen zu dürfen, doch scheint derselbe damals keinen Ge- brauch davon gemacht zu haben. Als König Stanislaus 1750 dieses Privilegium erneuert hatte, beschränkte man sich darauf, Sensen, Schippen und Sägen, die sich auch bald guten Rufes und Absatzes erfreuten, zu fabrizieren.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1002>, abgerufen am 22.11.2024.