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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Physik.
das Zerreissungsgewicht
Bei drei Sorten geringem Eisen (670 bis 690 Pfd.)     im Mittel 676 Pfd.
" drei " Eisen von Lüttich (610 bis 810 Pfd.)     " " 723 "
Sehr guter weicher Stahl     1190 "
Mittelguter " "     1240 "
Geringer " "     1080 "
Sehr guter gehärteter Stahl     1120 "
Stahl von der Härte eines Rasiermessers     1500 "
do. " " " " gewöhnlichen Messers     1350 "

Gerhard1) ermittelte folgende Belastungsgewichte bis zur Zer-
reissung eines Stabes von 1/12 Zoll im Quadrat:

Sorger Eisen     1624 Pfd.
Mägdesprunger "     1626 "
Schwedisches "     1620 "
Osemund "     1702 "
Krossener "     1599 "
Kutzdorfer "     1606 "

Buffon machte ebenfalls zahlreiche Versuche über die Zähig-
keit des Eisens 2). Draht von einer Linie Dicke trug 482 bis 495 Pfd.
Dickes Eisen zeigte im Verhältnis eine viel geringere Tragkraft als
dünnes; die Tragkraft des dicken Eisens erhöhte sich durch Über-
schmieden. Er will gefunden haben, dass Schmiedeisen mit Sehne
über fünfmal soviel Widerstand leistet, als Eisen ohne Sehne, und dass
die Festigkeit des Eisens lange nicht so sehr von dem Erz als von
der Bearbeitung unter dem Hammer abhängt. Dabei ist das Kalt-
hämmern viel wirkungsvoller, als das Hämmern in der Hitze, indem
das Glühen an und für sich die Zähigkeit des Eisens immer ver-
mindert. Die Sehne entwickle sich erst durch das Hämmern. Das
Ablöschen im Wasser zerstöre die Sehne und vermindere die Festigkeit.

Gazeran veröffentlichte die von Ramus zu Creuzot um 1790
angestellten vergleichenden Versuche über die Festigkeit ver-
schiedener Sorten von Gusseisen, namentlich solcher, die mit Holz-
kohlen und solcher, die mit Koks erzeugt waren 3). Die Festigkeit
des letzteren war nicht geringer als die des ersteren; durch das Um-
schmelzen (im Flammofen) erhöhte sich die Festigkeit. Die Probe-
stäbe waren 18 Zoll lang und 3 Linien im Quadrat; sie wurden in der
Mitte auf eine scharfe Schneide aufgelegt, das eine Ende war an der

1) Siehe Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard, Bd. VI, 1777.
Anmerkung, S. 640.
2) Siehe Buffon, Histoire Naturelle, Tome V, 4. Memoire: Experiences
sur la tenacite et sur la decomposition de fer.
3) Siehe Annales de Chimie, Tome VII, p. 97--112.
Physik.
das Zerreiſsungsgewicht
Bei drei Sorten geringem Eisen (670 bis 690 Pfd.)     im Mittel 676 Pfd.
„ drei „ Eisen von Lüttich (610 bis 810 Pfd.)     „ „ 723 „
Sehr guter weicher Stahl     1190 „
Mittelguter „ „     1240 „
Geringer „ „     1080 „
Sehr guter gehärteter Stahl     1120 „
Stahl von der Härte eines Rasiermessers     1500 „
do. „ „ „ „ gewöhnlichen Messers     1350 „

Gerhard1) ermittelte folgende Belastungsgewichte bis zur Zer-
reiſsung eines Stabes von 1/12 Zoll im Quadrat:

Sorger Eisen     1624 Pfd.
Mägdesprunger „     1626 „
Schwedisches „     1620 „
Osemund „     1702 „
Krossener „     1599 „
Kutzdorfer „     1606 „

Buffon machte ebenfalls zahlreiche Versuche über die Zähig-
keit des Eisens 2). Draht von einer Linie Dicke trug 482 bis 495 Pfd.
Dickes Eisen zeigte im Verhältnis eine viel geringere Tragkraft als
dünnes; die Tragkraft des dicken Eisens erhöhte sich durch Über-
schmieden. Er will gefunden haben, daſs Schmiedeisen mit Sehne
über fünfmal soviel Widerstand leistet, als Eisen ohne Sehne, und daſs
die Festigkeit des Eisens lange nicht so sehr von dem Erz als von
der Bearbeitung unter dem Hammer abhängt. Dabei ist das Kalt-
hämmern viel wirkungsvoller, als das Hämmern in der Hitze, indem
das Glühen an und für sich die Zähigkeit des Eisens immer ver-
mindert. Die Sehne entwickle sich erst durch das Hämmern. Das
Ablöschen im Wasser zerstöre die Sehne und vermindere die Festigkeit.

Gazeran veröffentlichte die von Ramus zu Creuzot um 1790
angestellten vergleichenden Versuche über die Festigkeit ver-
schiedener Sorten von Guſseisen, namentlich solcher, die mit Holz-
kohlen und solcher, die mit Koks erzeugt waren 3). Die Festigkeit
des letzteren war nicht geringer als die des ersteren; durch das Um-
schmelzen (im Flammofen) erhöhte sich die Festigkeit. Die Probe-
stäbe waren 18 Zoll lang und 3 Linien im Quadrat; sie wurden in der
Mitte auf eine scharfe Schneide aufgelegt, das eine Ende war an der

1) Siehe Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard, Bd. VI, 1777.
Anmerkung, S. 640.
2) Siehe Buffon, Histoire Naturelle, Tome V, 4. Mémoire: Expériences
sur la tenacité et sur la décomposition de fer.
3) Siehe Annales de Chimie, Tome VII, p. 97—112.
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[86/0100] Physik. das Zerreiſsungsgewicht Bei drei Sorten geringem Eisen (670 bis 690 Pfd.) im Mittel 676 Pfd. „ drei „ Eisen von Lüttich (610 bis 810 Pfd.) „ „ 723 „ Sehr guter weicher Stahl 1190 „ Mittelguter „ „ 1240 „ Geringer „ „ 1080 „ Sehr guter gehärteter Stahl 1120 „ Stahl von der Härte eines Rasiermessers 1500 „ do. „ „ „ „ gewöhnlichen Messers 1350 „ Gerhard 1) ermittelte folgende Belastungsgewichte bis zur Zer- reiſsung eines Stabes von 1/12 Zoll im Quadrat: Sorger Eisen 1624 Pfd. Mägdesprunger „ 1626 „ Schwedisches „ 1620 „ Osemund „ 1702 „ Krossener „ 1599 „ Kutzdorfer „ 1606 „ Buffon machte ebenfalls zahlreiche Versuche über die Zähig- keit des Eisens 2). Draht von einer Linie Dicke trug 482 bis 495 Pfd. Dickes Eisen zeigte im Verhältnis eine viel geringere Tragkraft als dünnes; die Tragkraft des dicken Eisens erhöhte sich durch Über- schmieden. Er will gefunden haben, daſs Schmiedeisen mit Sehne über fünfmal soviel Widerstand leistet, als Eisen ohne Sehne, und daſs die Festigkeit des Eisens lange nicht so sehr von dem Erz als von der Bearbeitung unter dem Hammer abhängt. Dabei ist das Kalt- hämmern viel wirkungsvoller, als das Hämmern in der Hitze, indem das Glühen an und für sich die Zähigkeit des Eisens immer ver- mindert. Die Sehne entwickle sich erst durch das Hämmern. Das Ablöschen im Wasser zerstöre die Sehne und vermindere die Festigkeit. Gazeran veröffentlichte die von Ramus zu Creuzot um 1790 angestellten vergleichenden Versuche über die Festigkeit ver- schiedener Sorten von Guſseisen, namentlich solcher, die mit Holz- kohlen und solcher, die mit Koks erzeugt waren 3). Die Festigkeit des letzteren war nicht geringer als die des ersteren; durch das Um- schmelzen (im Flammofen) erhöhte sich die Festigkeit. Die Probe- stäbe waren 18 Zoll lang und 3 Linien im Quadrat; sie wurden in der Mitte auf eine scharfe Schneide aufgelegt, das eine Ende war an der 1) Siehe Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard, Bd. VI, 1777. Anmerkung, S. 640. 2) Siehe Buffon, Histoire Naturelle, Tome V, 4. Mémoire: Expériences sur la tenacité et sur la décomposition de fer. 3) Siehe Annales de Chimie, Tome VII, p. 97—112.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/100>, abgerufen am 28.11.2024.