reich an, Torf als Brennmaterial zu benutzen, und es erschien darüber in dem genannten Jahre die Schrift: Oeconomie ous Mesnage des terres inutiles propres a brusler et a faire Charbons de forge von Charles Lamberville. Diesem war es gelungen, verschiedene französische Torfarten zu verkohlen und die Torfkohle in Schweiss- herden mit Erfolg zu verwenden. Ferner erschienen: 1658 Mar- tini Schookii, Tractatus de Turfis seu respitibus bituminosis, Gröningen, und 1663 Charles Patin, Traite des Tourbes com- bustibles 4°. Paris. Joh. Joach. Becher sagt in seinem be- kannten Buche, Närrische Weisheit und weise Narrheit, Frankfurt 1683 (S. 91): "In Holland hat man Turf und in England Stein- kohlen, beyde tauchen nicht viel zum Brande, weder in Zimmern, noch zum Schmelzen. Ich habe aber einen Weg gefunden, dass sie nicht allein mehr rauchen noch stinken, sondern mit den Flammen davon so stark zu schmelzen, als mit dem Holze selbst, und so eine grosse Extension der Feuer-Flammen, dass ein Schuh solcher Kohlen 10 Schuh lange Flammen machen. Das habe ich im Haag demon- striert mit Turf und hier in England bei dem Herrn Boyle, auch in Windsor damit in grosso abgetrieben".
In England machte man, wie es scheint, Versuche, Eisen mit Torf zu schmelzen. Sturtevants Patent von 1611 umfasst auch die Ver- wendung von Torf (Turffe and Peat. s. Sturtevants Metallica, p. 36). Am 13. August 1630 erhielten Ball und Genossen ein Patent, Eisen zu schmelzen und zu verarbeiten mit Torf, in geeigneter Weise zu Brennmaterial vorbereitet (peate or turfe properly prepared for fuel).
Auch ein Patent von Dr. Jordan von 1632 nennt als Schmelz- mittel für die Darstellung von Eisen neben der Steinkohle ausdrück- lich den Torf (peate and turfe).
Eine nennenswerthe Verwendung für hüttenmännische Zwecke fand aber der Torf im 17. Jahrhundert nicht.
Von Verbesserungen an den Schmelzöfen ist von diesem Zeit- abschnitt nicht viel zu berichten. Die Verhüttung blieb dieselbe, wie sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewesen war. Die Zahl der Hochöfen nahm zu, die der Rennfeuer nahm ab, beide Be- triebsarten blieben aber neben einander bestehen, und es hatte die direkte Eisengewinnung in Rennöfen und Stücköfen noch das Ueber- gewicht.
Werfen wir nun einen Blick auf die Fortschritte des Eisenhütten- wesens im 17. Jahrhundert.
Die Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
reich an, Torf als Brennmaterial zu benutzen, und es erschien darüber in dem genannten Jahre die Schrift: Oeconomie ous Mesnage des terres inutiles propres à brusler et à faire Charbons de forge von Charles Lamberville. Diesem war es gelungen, verschiedene französische Torfarten zu verkohlen und die Torfkohle in Schweiſs- herden mit Erfolg zu verwenden. Ferner erschienen: 1658 Mar- tini Schookii, Tractatus de Turfis seu respitibus bituminosis, Gröningen, und 1663 Charles Patin, Traité des Tourbes com- bustibles 4°. Paris. Joh. Joach. Becher sagt in seinem be- kannten Buche, Närrische Weisheit und weise Narrheit, Frankfurt 1683 (S. 91): „In Holland hat man Turf und in England Stein- kohlen, beyde tauchen nicht viel zum Brande, weder in Zimmern, noch zum Schmelzen. Ich habe aber einen Weg gefunden, daſs sie nicht allein mehr rauchen noch stinken, sondern mit den Flammen davon so stark zu schmelzen, als mit dem Holze selbst, und so eine grosse Extension der Feuer-Flammen, daſs ein Schuh solcher Kohlen 10 Schuh lange Flammen machen. Das habe ich im Haag demon- striert mit Turf und hier in England bei dem Herrn Boyle, auch in Windsor damit in grosso abgetrieben“.
In England machte man, wie es scheint, Versuche, Eisen mit Torf zu schmelzen. Sturtevants Patent von 1611 umfaſst auch die Ver- wendung von Torf (Turffe and Peat. s. Sturtevants Metallica, p. 36). Am 13. August 1630 erhielten Ball und Genossen ein Patent, Eisen zu schmelzen und zu verarbeiten mit Torf, in geeigneter Weise zu Brennmaterial vorbereitet (peate or turfe properly prepared for fuel).
Auch ein Patent von Dr. Jordan von 1632 nennt als Schmelz- mittel für die Darstellung von Eisen neben der Steinkohle ausdrück- lich den Torf (peate and turfe).
Eine nennenswerthe Verwendung für hüttenmännische Zwecke fand aber der Torf im 17. Jahrhundert nicht.
Von Verbesserungen an den Schmelzöfen ist von diesem Zeit- abschnitt nicht viel zu berichten. Die Verhüttung blieb dieselbe, wie sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewesen war. Die Zahl der Hochöfen nahm zu, die der Rennfeuer nahm ab, beide Be- triebsarten blieben aber neben einander bestehen, und es hatte die direkte Eisengewinnung in Rennöfen und Stücköfen noch das Ueber- gewicht.
Werfen wir nun einen Blick auf die Fortschritte des Eisenhütten- wesens im 17. Jahrhundert.
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Die Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
reich an, Torf als Brennmaterial zu benutzen, und es erschien darüber
in dem genannten Jahre die Schrift: Oeconomie ous Mesnage des
terres inutiles propres à brusler et à faire Charbons de forge von
Charles Lamberville. Diesem war es gelungen, verschiedene
französische Torfarten zu verkohlen und die Torfkohle in Schweiſs-
herden mit Erfolg zu verwenden. Ferner erschienen: 1658 Mar-
tini Schookii, Tractatus de Turfis seu respitibus bituminosis,
Gröningen, und 1663 Charles Patin, Traité des Tourbes com-
bustibles 4°. Paris. Joh. Joach. Becher sagt in seinem be-
kannten Buche, Närrische Weisheit und weise Narrheit, Frankfurt
1683 (S. 91): „In Holland hat man Turf und in England Stein-
kohlen, beyde tauchen nicht viel zum Brande, weder in Zimmern,
noch zum Schmelzen. Ich habe aber einen Weg gefunden, daſs sie
nicht allein mehr rauchen noch stinken, sondern mit den Flammen
davon so stark zu schmelzen, als mit dem Holze selbst, und so eine
grosse Extension der Feuer-Flammen, daſs ein Schuh solcher Kohlen
10 Schuh lange Flammen machen. Das habe ich im Haag demon-
striert mit Turf und hier in England bei dem Herrn Boyle, auch in
Windsor damit in grosso abgetrieben“.
In England machte man, wie es scheint, Versuche, Eisen mit Torf
zu schmelzen. Sturtevants Patent von 1611 umfaſst auch die Ver-
wendung von Torf (Turffe and Peat. s. Sturtevants Metallica, p. 36).
Am 13. August 1630 erhielten Ball und Genossen ein Patent, Eisen
zu schmelzen und zu verarbeiten mit Torf, in geeigneter Weise zu
Brennmaterial vorbereitet (peate or turfe properly prepared for fuel).
Auch ein Patent von Dr. Jordan von 1632 nennt als Schmelz-
mittel für die Darstellung von Eisen neben der Steinkohle ausdrück-
lich den Torf (peate and turfe).
Eine nennenswerthe Verwendung für hüttenmännische Zwecke
fand aber der Torf im 17. Jahrhundert nicht.
Von Verbesserungen an den Schmelzöfen ist von diesem Zeit-
abschnitt nicht viel zu berichten. Die Verhüttung blieb dieselbe, wie
sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewesen war. Die
Zahl der Hochöfen nahm zu, die der Rennfeuer nahm ab, beide Be-
triebsarten blieben aber neben einander bestehen, und es hatte die
direkte Eisengewinnung in Rennöfen und Stücköfen noch das Ueber-
gewicht.
Werfen wir nun einen Blick auf die Fortschritte des Eisenhütten-
wesens im 17. Jahrhundert.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/988>, abgerufen am 22.11.2024.
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