Reifring- und Beschlageisen, wie es die Arbeit nur erfordert, nach Belieben in gehöriger Dicke und Breite aufs genaueste gemachet werden.
"Wenn nun alles und jedes wohl zusammen, und in, und auf- einander gerichtet, und beyden Wasserrädern zu ihrer Arbeit Wasser aufgeschlagen wird, wird ein in oberwehntem Ofen bey büchnem Holz in der Flamme zur Genüge gewärmetes Stück Eisen zwischen mehrer gedachte zwey eiserne Walzen gestecket, durch deren Umlauf augenblicklich in die mit umgehende Scheiben geschoben, und darinnen in so viel Stäbe, als die ansteckenden Scheiben Gänge haben, zerschnitten. So bald denn ein vor den Eisenschneidscheiben stehender Arbeiter die geschnittenen Stäbe hinwegnimmt, stecket der hinter den Walzen stehende Arbeiter schon ein ander gewärmetes Stück Eisen wieder zwischen die Walzen, und also wird die Arbeit mit grosser Geschwindigkeit continuiret.
Nutzen und Gewinn, so von dergleichen Maschinen zu gewarten.
"Der erste Vortheil bei einer Eisenschneidmühle entstehet gleich in der Eisenhütte, oder auf dem Hammer, und ist dieser, dass vor dem Stabhammer nicht Stäbe (verstehet sich von dem Eisen, das zer- schnitten werden soll) sondern nur Stücke 1 oder 2/3 Schuh lang, und nachdem die Gattung der kleinen Stäbe werden soll, etwa 3 oder 4 Zoll breit, und 1 oder 3/4 Zoll dicke, geschmiedet werden dürfen, woraus ein dreyfacher Nutzen entstehet.
1. Wird die Zeit ersparet, und kann in einer Schicht wol drey- mal mehr Eisen, dem Gewichte nach, heraus geschmiedet werden, als wenn es zu Stabeisen geschlagen wird.
2. Bekommen die Hammerschmiede, wenn sie nach dem Centner oder Waage arbeiten, weniger Lohn vom Centner, oder Waage, wenn sie dergleichen kurze Stücke Eisen schmieden. Arbeiten sie um das Wochenlohn, ist es gleichfalls ein grosses, und eben so viel an Lohn zu ersparen, als wenn sie nach dem Centner arbeiteten, weil sie in einer Woche destomehr herausschmieden.
3. Ist ein merkliches an Kohlen zu ersparen, weil, wie allbereit gedacht, in einer Schicht so viel Eisen kann verschmiedet werden, als sonst in dreyen.
"Der andere Vortheil findet sich in der Eisenschneidmühle selbsten, wo bey umgehendem Werk in einem Tag mit drey oder vier
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Reifring- und Beschlageisen, wie es die Arbeit nur erfordert, nach Belieben in gehöriger Dicke und Breite aufs genaueste gemachet werden.
„Wenn nun alles und jedes wohl zusammen, und in, und auf- einander gerichtet, und beyden Wasserrädern zu ihrer Arbeit Wasser aufgeschlagen wird, wird ein in oberwehntem Ofen bey büchnem Holz in der Flamme zur Genüge gewärmetes Stück Eisen zwischen mehrer gedachte zwey eiserne Walzen gestecket, durch deren Umlauf augenblicklich in die mit umgehende Scheiben geschoben, und darinnen in so viel Stäbe, als die ansteckenden Scheiben Gänge haben, zerschnitten. So bald denn ein vor den Eisenschneidscheiben stehender Arbeiter die geschnittenen Stäbe hinwegnimmt, stecket der hinter den Walzen stehende Arbeiter schon ein ander gewärmetes Stück Eisen wieder zwischen die Walzen, und also wird die Arbeit mit groſser Geschwindigkeit continuiret.
Nutzen und Gewinn, so von dergleichen Maschinen zu gewarten.
„Der erste Vortheil bei einer Eisenschneidmühle entstehet gleich in der Eisenhütte, oder auf dem Hammer, und ist dieser, daſs vor dem Stabhammer nicht Stäbe (verstehet sich von dem Eisen, das zer- schnitten werden soll) sondern nur Stücke 1 oder ⅔ Schuh lang, und nachdem die Gattung der kleinen Stäbe werden soll, etwa 3 oder 4 Zoll breit, und 1 oder ¾ Zoll dicke, geschmiedet werden dürfen, woraus ein dreyfacher Nutzen entstehet.
1. Wird die Zeit ersparet, und kann in einer Schicht wol drey- mal mehr Eisen, dem Gewichte nach, heraus geschmiedet werden, als wenn es zu Stabeisen geschlagen wird.
2. Bekommen die Hammerschmiede, wenn sie nach dem Centner oder Waage arbeiten, weniger Lohn vom Centner, oder Waage, wenn sie dergleichen kurze Stücke Eisen schmieden. Arbeiten sie um das Wochenlohn, ist es gleichfalls ein groſses, und eben so viel an Lohn zu ersparen, als wenn sie nach dem Centner arbeiteten, weil sie in einer Woche destomehr herausschmieden.
3. Ist ein merkliches an Kohlen zu ersparen, weil, wie allbereit gedacht, in einer Schicht so viel Eisen kann verschmiedet werden, als sonst in dreyen.
„Der andere Vortheil findet sich in der Eisenschneidmühle selbsten, wo bey umgehendem Werk in einem Tag mit drey oder vier
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0980"n="958"/><fwplace="top"type="header">Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
Reifring- und Beschlageisen, wie es die Arbeit nur erfordert, nach<lb/>
Belieben in gehöriger Dicke und Breite aufs genaueste gemachet<lb/>
werden.</p><lb/><p>„Wenn nun alles und jedes wohl zusammen, und in, und auf-<lb/>
einander gerichtet, und beyden Wasserrädern zu ihrer Arbeit Wasser<lb/>
aufgeschlagen wird, wird ein in oberwehntem Ofen bey büchnem<lb/>
Holz in der Flamme zur Genüge gewärmetes Stück Eisen zwischen<lb/>
mehrer gedachte zwey eiserne Walzen gestecket, durch deren Umlauf<lb/>
augenblicklich in die mit umgehende Scheiben geschoben, und<lb/>
darinnen in so viel Stäbe, als die ansteckenden Scheiben Gänge<lb/>
haben, zerschnitten. So bald denn ein vor den Eisenschneidscheiben<lb/>
stehender Arbeiter die geschnittenen Stäbe hinwegnimmt, stecket der<lb/>
hinter den Walzen stehende Arbeiter schon ein ander gewärmetes<lb/>
Stück Eisen wieder zwischen die Walzen, und also wird die Arbeit<lb/>
mit groſser Geschwindigkeit continuiret.</p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">Nutzen und Gewinn, so von dergleichen Maschinen<lb/>
zu gewarten</hi>.</hi></p><lb/><p>„Der erste Vortheil bei einer Eisenschneidmühle entstehet gleich<lb/>
in der Eisenhütte, oder auf dem Hammer, und ist dieser, daſs vor<lb/>
dem Stabhammer nicht Stäbe (verstehet sich von dem Eisen, das zer-<lb/>
schnitten werden soll) sondern nur Stücke 1 oder ⅔ Schuh lang,<lb/>
und nachdem die Gattung der kleinen Stäbe werden soll, etwa 3<lb/>
oder 4 Zoll breit, und 1 oder ¾ Zoll dicke, geschmiedet werden<lb/>
dürfen, woraus ein dreyfacher Nutzen entstehet.</p><lb/><p>1. Wird die Zeit ersparet, und kann in einer Schicht wol drey-<lb/>
mal mehr Eisen, dem Gewichte nach, heraus geschmiedet werden, als<lb/>
wenn es zu Stabeisen geschlagen wird.</p><lb/><p>2. Bekommen die Hammerschmiede, wenn sie nach dem Centner<lb/>
oder Waage arbeiten, weniger Lohn vom Centner, oder Waage, wenn<lb/>
sie dergleichen kurze Stücke Eisen schmieden. Arbeiten sie um das<lb/>
Wochenlohn, ist es gleichfalls ein groſses, und eben so viel an Lohn<lb/>
zu ersparen, als wenn sie nach dem Centner arbeiteten, weil sie in<lb/>
einer Woche destomehr herausschmieden.</p><lb/><p>3. Ist ein merkliches an Kohlen zu ersparen, weil, wie allbereit<lb/>
gedacht, in einer Schicht so viel Eisen kann verschmiedet werden,<lb/>
als sonst in dreyen.</p><lb/><p>„Der andere Vortheil findet sich in der Eisenschneidmühle<lb/>
selbsten, wo bey umgehendem Werk in einem Tag mit drey oder vier<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[958/0980]
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Reifring- und Beschlageisen, wie es die Arbeit nur erfordert, nach
Belieben in gehöriger Dicke und Breite aufs genaueste gemachet
werden.
„Wenn nun alles und jedes wohl zusammen, und in, und auf-
einander gerichtet, und beyden Wasserrädern zu ihrer Arbeit Wasser
aufgeschlagen wird, wird ein in oberwehntem Ofen bey büchnem
Holz in der Flamme zur Genüge gewärmetes Stück Eisen zwischen
mehrer gedachte zwey eiserne Walzen gestecket, durch deren Umlauf
augenblicklich in die mit umgehende Scheiben geschoben, und
darinnen in so viel Stäbe, als die ansteckenden Scheiben Gänge
haben, zerschnitten. So bald denn ein vor den Eisenschneidscheiben
stehender Arbeiter die geschnittenen Stäbe hinwegnimmt, stecket der
hinter den Walzen stehende Arbeiter schon ein ander gewärmetes
Stück Eisen wieder zwischen die Walzen, und also wird die Arbeit
mit groſser Geschwindigkeit continuiret.
Nutzen und Gewinn, so von dergleichen Maschinen
zu gewarten.
„Der erste Vortheil bei einer Eisenschneidmühle entstehet gleich
in der Eisenhütte, oder auf dem Hammer, und ist dieser, daſs vor
dem Stabhammer nicht Stäbe (verstehet sich von dem Eisen, das zer-
schnitten werden soll) sondern nur Stücke 1 oder ⅔ Schuh lang,
und nachdem die Gattung der kleinen Stäbe werden soll, etwa 3
oder 4 Zoll breit, und 1 oder ¾ Zoll dicke, geschmiedet werden
dürfen, woraus ein dreyfacher Nutzen entstehet.
1. Wird die Zeit ersparet, und kann in einer Schicht wol drey-
mal mehr Eisen, dem Gewichte nach, heraus geschmiedet werden, als
wenn es zu Stabeisen geschlagen wird.
2. Bekommen die Hammerschmiede, wenn sie nach dem Centner
oder Waage arbeiten, weniger Lohn vom Centner, oder Waage, wenn
sie dergleichen kurze Stücke Eisen schmieden. Arbeiten sie um das
Wochenlohn, ist es gleichfalls ein groſses, und eben so viel an Lohn
zu ersparen, als wenn sie nach dem Centner arbeiteten, weil sie in
einer Woche destomehr herausschmieden.
3. Ist ein merkliches an Kohlen zu ersparen, weil, wie allbereit
gedacht, in einer Schicht so viel Eisen kann verschmiedet werden,
als sonst in dreyen.
„Der andere Vortheil findet sich in der Eisenschneidmühle
selbsten, wo bey umgehendem Werk in einem Tag mit drey oder vier
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/980>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.