der einzelnen Scheiben entspricht der Breite des herzustellenden Schmiedeeisens, und diese ist in der Regel auch gleich dem Ab- stand zwischen den Glattwalzen. Die Schneiden hatten meist einen Durchmesser von 0,30 m, die Scheiben einen Durchmesser von 0,20 bis 0,24 m. Die Schneiden greifen etwa 2 cm in die Zwischenräume ein und müssen genau in die Mitte derselben passen. Die Anzahl der Scheiben richtet sich bei vorhandener Kraft nach der Breite des zu schmiedenden Eisens. Man hat bei jedem Schneidewerk verschiedene Sätze von Schneidescheiben. Die ausgewalzten Platinen passieren glühend die Schneidescheiben. Auf der andern Seite werden sie, damit sie nicht auseinandergehen, durch einen Rahmen oder einen Haken zusammengehalten. Die gekrümmten Stäbe werden sogleich auf dem flachen Boden gerade gestreckt. Interessant ist auch, aus Swedenborgs Zeichnung zu ersehen, dass die Glühöfen mit Rost, Aschenfall und Gewölbe bereits ganz in derselben Weise konstruiert waren, wie heutzutage.
Dass aber diese Eisenschneidewerke auch in Deutschland bereits im 17. Jahrhundert bekannt und in Gebrauch waren, geht aus den nachfolgenden interessanten Mitteilungen Calvörs hervor 1).
Von einer Eisenschneidmühle.
Im Jahre 1683 hat Johann Friedrich Müller, ein Fremder, in Vorschlag gebracht, eine Eisenschneidmühle auf dem Harze anzulegen, und davon folgendes schriftlich übergeben. "Entwurff einer Eisenschneidmühle, was zu deren Erbauung eigentlich gehöret, wie durch solche Maschine ein geschmiedet Stück Eisen in einem einzigen Durchschnitt und grosser Geschwindigkeit in unterschiedliche kleine Stäbe zerschnitten werden kann, und was für Nutzen und Ge- winn davon zu erwarten.
Was zur Erbauung einer Eisenschneidmühle vornehmlich gehöret.
"Eine Eisenschneidmühle erfordert zu ihrer Hütten einen Platz von ohngefehr 35 bis 40 Schuh breit, und 60 oder 70 Schuh lang, und kann von Holzwerk, gleich einer andern Eisenhütte, aufgeführet werden. Zum Einbau gehören vier Wellen. An zwey von gedachten
1) Siehe Henning Calvör, historisch-chronologische Nachricht etc. des Maschinenwesens auf dem Oberharze. Braunschweig, 1763, Tl. II, Kap. I, mit Anlagen.
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
der einzelnen Scheiben entspricht der Breite des herzustellenden Schmiedeeisens, und diese ist in der Regel auch gleich dem Ab- stand zwischen den Glattwalzen. Die Schneiden hatten meist einen Durchmesser von 0,30 m, die Scheiben einen Durchmesser von 0,20 bis 0,24 m. Die Schneiden greifen etwa 2 cm in die Zwischenräume ein und müssen genau in die Mitte derselben passen. Die Anzahl der Scheiben richtet sich bei vorhandener Kraft nach der Breite des zu schmiedenden Eisens. Man hat bei jedem Schneidewerk verschiedene Sätze von Schneidescheiben. Die ausgewalzten Platinen passieren glühend die Schneidescheiben. Auf der andern Seite werden sie, damit sie nicht auseinandergehen, durch einen Rahmen oder einen Haken zusammengehalten. Die gekrümmten Stäbe werden sogleich auf dem flachen Boden gerade gestreckt. Interessant ist auch, aus Swedenborgs Zeichnung zu ersehen, daſs die Glühöfen mit Rost, Aschenfall und Gewölbe bereits ganz in derselben Weise konstruiert waren, wie heutzutage.
Daſs aber diese Eisenschneidewerke auch in Deutschland bereits im 17. Jahrhundert bekannt und in Gebrauch waren, geht aus den nachfolgenden interessanten Mitteilungen Calvörs hervor 1).
Von einer Eisenschneidmühle.
Im Jahre 1683 hat Johann Friedrich Müller, ein Fremder, in Vorschlag gebracht, eine Eisenschneidmühle auf dem Harze anzulegen, und davon folgendes schriftlich übergeben. „Entwurff einer Eisenschneidmühle, was zu deren Erbauung eigentlich gehöret, wie durch solche Maschine ein geschmiedet Stück Eisen in einem einzigen Durchschnitt und groſser Geschwindigkeit in unterschiedliche kleine Stäbe zerschnitten werden kann, und was für Nutzen und Ge- winn davon zu erwarten.
Was zur Erbauung einer Eisenschneidmühle vornehmlich gehöret.
„Eine Eisenschneidmühle erfordert zu ihrer Hütten einen Platz von ohngefehr 35 bis 40 Schuh breit, und 60 oder 70 Schuh lang, und kann von Holzwerk, gleich einer andern Eisenhütte, aufgeführet werden. Zum Einbau gehören vier Wellen. An zwey von gedachten
1) Siehe Henning Calvör, historisch-chronologische Nachricht etc. des Maschinenwesens auf dem Oberharze. Braunschweig, 1763, Tl. II, Kap. I, mit Anlagen.
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Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
der einzelnen Scheiben entspricht der Breite des herzustellenden
Schmiedeeisens, und diese ist in der Regel auch gleich dem Ab-
stand zwischen den Glattwalzen. Die Schneiden hatten meist einen
Durchmesser von 0,30 m, die Scheiben einen Durchmesser von 0,20 bis
0,24 m. Die Schneiden greifen etwa 2 cm in die Zwischenräume ein
und müssen genau in die Mitte derselben passen. Die Anzahl der
Scheiben richtet sich bei vorhandener Kraft nach der Breite des zu
schmiedenden Eisens. Man hat bei jedem Schneidewerk verschiedene
Sätze von Schneidescheiben. Die ausgewalzten Platinen passieren
glühend die Schneidescheiben. Auf der andern Seite werden sie,
damit sie nicht auseinandergehen, durch einen Rahmen oder einen
Haken zusammengehalten. Die gekrümmten Stäbe werden sogleich
auf dem flachen Boden gerade gestreckt. Interessant ist auch, aus
Swedenborgs Zeichnung zu ersehen, daſs die Glühöfen mit Rost,
Aschenfall und Gewölbe bereits ganz in derselben Weise konstruiert
waren, wie heutzutage.
Daſs aber diese Eisenschneidewerke auch in Deutschland bereits
im 17. Jahrhundert bekannt und in Gebrauch waren, geht aus den
nachfolgenden interessanten Mitteilungen Calvörs hervor 1).
Von einer Eisenschneidmühle.
Im Jahre 1683 hat Johann Friedrich Müller, ein Fremder,
in Vorschlag gebracht, eine Eisenschneidmühle auf dem Harze
anzulegen, und davon folgendes schriftlich übergeben. „Entwurff
einer Eisenschneidmühle, was zu deren Erbauung eigentlich gehöret,
wie durch solche Maschine ein geschmiedet Stück Eisen in einem
einzigen Durchschnitt und groſser Geschwindigkeit in unterschiedliche
kleine Stäbe zerschnitten werden kann, und was für Nutzen und Ge-
winn davon zu erwarten.
Was zur Erbauung einer Eisenschneidmühle
vornehmlich gehöret.
„Eine Eisenschneidmühle erfordert zu ihrer Hütten einen Platz
von ohngefehr 35 bis 40 Schuh breit, und 60 oder 70 Schuh lang,
und kann von Holzwerk, gleich einer andern Eisenhütte, aufgeführet
werden. Zum Einbau gehören vier Wellen. An zwey von gedachten
1) Siehe Henning Calvör, historisch-chronologische Nachricht etc. des
Maschinenwesens auf dem Oberharze. Braunschweig, 1763, Tl. II, Kap. I, mit
Anlagen.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 955. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/977>, abgerufen am 22.11.2024.
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