Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
werk von seinem Entdecker Burkart und dem steilen Orte seinen Namen erhalten hat; im Gebiete der Franken; in Böhmen gleichfalls in den Eisenbergwerken des Lessawaldes, der zwischen der Stadt Schlackenwerth und deren Warmbad Karls IV. (Karlsbad) gelegen ist. Agricola weis zwar, dass gebrannter Magnetstein dem Hämatit gleiche und als solcher verkauft werde, mit keiner Silbe aber erwähnt er seine Verwendung als Eisenerz. In Deutschland wurde zu jener Zeit Magneteisenstein nicht als solcher benutzt und die Beimengung von Magnetstein in den Erzen galt sogar als der Güte des Eisens nachteilig.
Die von Plinius überkommene Einteilung der übrigen Eisenerze in Hämatite und Schistos ist eine wenig glückliche.
Der eine Name ist von der Farbe, der andere von der Form abgeleitet; nach unserer Bezeichnungsweise würden wir sie mit Blut- stein und Glasköpfe übersetzen müssen, dies entspricht auch Agricola, in dem von ihm selbst aufgestellten Wörterverzeichnis, doch sagt er bei dem undefinierbaren Worte "Schistos" selbst: "Glasköpfe oder Blut- stein, denn viele Deutsche unterscheiden ihn nicht von dem Hämatit". Es ist dies auch gar nicht möglich, da der rote Glaskopf Blutstein ist und der faserige Blutstein Glaskopf, ja, die Deutschen bezeichnen mit dem Namen Blutstein vorzugsweise den roten Glaskopf. So bleibt denn auch Agricolas Beschreibung, die wir oben bereits im Wort- laute mitgeteilt haben 1), trotz ihrer Ausführlichkeit, unklar, namentlich ist das, was er unter dem Namen Schistos beschreibt, vom mineralo- gischen Standpunkte aus ein wahres Sammelsurium. Es ist eigentlich eine Schilderung der gebräuchlichen Eisenerze, der Rot- und Braun- eisensteine, von deren technischer Verwendung der Verfasser aber nicht spricht.
Eine weniger wissenschaftliche, aber mehr praktische Einteilung und Beschreibung der Eisenerze giebt uns Vanuccio Biringuccio2).
"Wie zuvor erwähnt", schreibt er, "wird das Eisenerz in den rauhesten Bergen gefunden, und dieses wird von den Alchimisten unedel genannt, weil es grobe, erdige Bestandteile mit sich führt, woher es kommt, dass das Eisen in der Glut des Feuers mehr erweicht als schmilzt, auch wegen seiner schlechten Beimengungen und grossen Porosität leicht rostet und, wenn man es verarbeitet, sich verzehrt, indem es sich in Schlacke verwandelt.
(Wie gute Erze beschaffen sind: 3) Die Eisenerze zeigen sich, wie gesagt, verschiedener Art. Das gute soll hell und schwer sein,
1) Siehe oben S. 42.
2) Siehe Pyrotechnia, Lib. I, Cap. VI.
3)Birin- guccio hat dabei hauptsächlich die Erze von Elba und Toskana im Auge.
Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
werk von seinem Entdecker Burkart und dem steilen Orte seinen Namen erhalten hat; im Gebiete der Franken; in Böhmen gleichfalls in den Eisenbergwerken des Lessawaldes, der zwischen der Stadt Schlackenwerth und deren Warmbad Karls IV. (Karlsbad) gelegen ist. Agricola weis zwar, daſs gebrannter Magnetstein dem Hämatit gleiche und als solcher verkauft werde, mit keiner Silbe aber erwähnt er seine Verwendung als Eisenerz. In Deutschland wurde zu jener Zeit Magneteisenstein nicht als solcher benutzt und die Beimengung von Magnetstein in den Erzen galt sogar als der Güte des Eisens nachteilig.
Die von Plinius überkommene Einteilung der übrigen Eisenerze in Hämatite und Schistos ist eine wenig glückliche.
Der eine Name ist von der Farbe, der andere von der Form abgeleitet; nach unserer Bezeichnungsweise würden wir sie mit Blut- stein und Glasköpfe übersetzen müssen, dies entspricht auch Agricola, in dem von ihm selbst aufgestellten Wörterverzeichnis, doch sagt er bei dem undefinierbaren Worte „Schistos“ selbst: „Glasköpfe oder Blut- stein, denn viele Deutsche unterscheiden ihn nicht von dem Hämatit“. Es ist dies auch gar nicht möglich, da der rote Glaskopf Blutstein ist und der faserige Blutstein Glaskopf, ja, die Deutschen bezeichnen mit dem Namen Blutstein vorzugsweise den roten Glaskopf. So bleibt denn auch Agricolas Beschreibung, die wir oben bereits im Wort- laute mitgeteilt haben 1), trotz ihrer Ausführlichkeit, unklar, namentlich ist das, was er unter dem Namen Schistos beschreibt, vom mineralo- gischen Standpunkte aus ein wahres Sammelsurium. Es ist eigentlich eine Schilderung der gebräuchlichen Eisenerze, der Rot- und Braun- eisensteine, von deren technischer Verwendung der Verfasser aber nicht spricht.
Eine weniger wissenschaftliche, aber mehr praktische Einteilung und Beschreibung der Eisenerze giebt uns Vanuccio Biringuccio2).
„Wie zuvor erwähnt“, schreibt er, „wird das Eisenerz in den rauhesten Bergen gefunden, und dieses wird von den Alchimisten unedel genannt, weil es grobe, erdige Bestandteile mit sich führt, woher es kommt, dass das Eisen in der Glut des Feuers mehr erweicht als schmilzt, auch wegen seiner schlechten Beimengungen und groſsen Porosität leicht rostet und, wenn man es verarbeitet, sich verzehrt, indem es sich in Schlacke verwandelt.
(Wie gute Erze beschaffen sind: 3) Die Eisenerze zeigen sich, wie gesagt, verschiedener Art. Das gute soll hell und schwer sein,
1) Siehe oben S. 42.
2) Siehe Pyrotechnia, Lib. I, Cap. VI.
3)Birin- guccio hat dabei hauptsächlich die Erze von Elba und Toskana im Auge.
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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
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Namen erhalten hat; im Gebiete der Franken; in Böhmen gleichfalls
in den Eisenbergwerken des Lessawaldes, der zwischen der Stadt
Schlackenwerth und deren Warmbad Karls IV. (Karlsbad) gelegen
ist. Agricola weis zwar, daſs gebrannter Magnetstein dem Hämatit
gleiche und als solcher verkauft werde, mit keiner Silbe aber erwähnt
er seine Verwendung als Eisenerz. In Deutschland wurde zu jener Zeit
Magneteisenstein nicht als solcher benutzt und die Beimengung von
Magnetstein in den Erzen galt sogar als der Güte des Eisens nachteilig.
Die von Plinius überkommene Einteilung der übrigen Eisenerze
in Hämatite und Schistos ist eine wenig glückliche.
Der eine Name ist von der Farbe, der andere von der Form
abgeleitet; nach unserer Bezeichnungsweise würden wir sie mit Blut-
stein und Glasköpfe übersetzen müssen, dies entspricht auch Agricola,
in dem von ihm selbst aufgestellten Wörterverzeichnis, doch sagt er
bei dem undefinierbaren Worte „Schistos“ selbst: „Glasköpfe oder Blut-
stein, denn viele Deutsche unterscheiden ihn nicht von dem Hämatit“.
Es ist dies auch gar nicht möglich, da der rote Glaskopf Blutstein
ist und der faserige Blutstein Glaskopf, ja, die Deutschen bezeichnen
mit dem Namen Blutstein vorzugsweise den roten Glaskopf. So bleibt
denn auch Agricolas Beschreibung, die wir oben bereits im Wort-
laute mitgeteilt haben 1), trotz ihrer Ausführlichkeit, unklar, namentlich
ist das, was er unter dem Namen Schistos beschreibt, vom mineralo-
gischen Standpunkte aus ein wahres Sammelsurium. Es ist eigentlich
eine Schilderung der gebräuchlichen Eisenerze, der Rot- und Braun-
eisensteine, von deren technischer Verwendung der Verfasser aber
nicht spricht.
Eine weniger wissenschaftliche, aber mehr praktische Einteilung
und Beschreibung der Eisenerze giebt uns Vanuccio Biringuccio 2).
„Wie zuvor erwähnt“, schreibt er, „wird das Eisenerz in den
rauhesten Bergen gefunden, und dieses wird von den Alchimisten
unedel genannt, weil es grobe, erdige Bestandteile mit sich führt,
woher es kommt, dass das Eisen in der Glut des Feuers mehr erweicht
als schmilzt, auch wegen seiner schlechten Beimengungen und groſsen
Porosität leicht rostet und, wenn man es verarbeitet, sich verzehrt,
indem es sich in Schlacke verwandelt.
(Wie gute Erze beschaffen sind: 3) Die Eisenerze zeigen sich,
wie gesagt, verschiedener Art. Das gute soll hell und schwer sein,
1) Siehe oben S. 42.
2) Siehe Pyrotechnia, Lib. I, Cap. VI.
3) Birin-
guccio hat dabei hauptsächlich die Erze von Elba und Toskana im Auge.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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