ist derselbe Apparat erwähnt: "bey Rom in dem Tiburtinischen Kupffer- Bergwerke ist ein cureuses Gebläse zu sehen und nimt mich nicht wenig Wunder, dass fast nicht in einer einigen Italiänischen Reise- Beschreibung davon gedacht wird. Es ist eine grosse viereckige Röhre, in welche ein Bach mit Wasser durch einen schnellen Fall stürzet, unten aufprellet und hernach hinweg lauffet. Mitten aus dieser grossen Röhre oder diesen Schlund gehet eine metallene Röhre etwas zugespitzt nach den Treibherden, wodurch ein sehr starker Wind continuirlich bläset, wiewohl der Wind nach Belieben auch durch ein ander Loch an der Seite kann abgelassen werden. Diesen Wind verursachet nichts, als das jählinge Abstürzen des Wassers."
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Ein anderes wichtiges Werkzeug der Eisenindustrie, dessen An- wendung und Verbreitung in das 17. Jahrhundert fällt, waren die Eisenschneidemühlen oder Eisenspaltereien. Ihre Erfindung ist eng verbunden mit der der Walzwerke und knüpfen wir deshalb an das über diese früher Mitgeteilte an. Beim Münzwesen war das Be- dürfnis, Flachstäbe von genau gleicher Dicke und Breite zur Her- stellung der Münzen zu bekommen, am dringendsten. Hier verfiel man deshalb zuerst auf die Idee, Platinen von Metall zwischen glatten Stahlwalzen zu ganz bestimmten Dimensionen auszuwalzen. Man blieb dabei nicht stehen, sondern stellte sogar die Prägung zwischen Walzen in den sogenannten Taschenwerken her, die man aber später wieder verliess.
Die Idee des Walzens wurde auch auf andere Metalle über- tragen. Dass sie zu Anfang des 17. Jahrhunderts verbreitet war und von den berühmten Mechanikern jener Zeit mit Vorliebe behandelt wurde, geht aus den Werken von Branca, Zonca und anderen hervor. Die älteste Beschreibung eines Walzwerkes giebt Salomon de Caus1) 1615. Es ist ein Walzwerk mit Handbetrieb, um Blei-
1) Von gewaltsamen Bewegungen. Beschreibung etlicher, sowohl nützlicher als lustiger Maschinen durch Salomon de Caus. Frankfurt bei Alb. Pacquart. Die Vorrede datiert von 1615.
Beck, Geschichte des Eisens. 60
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
ist derselbe Apparat erwähnt: „bey Rom in dem Tiburtinischen Kupffer- Bergwerke ist ein cureuses Gebläse zu sehen und nimt mich nicht wenig Wunder, daſs fast nicht in einer einigen Italiänischen Reise- Beschreibung davon gedacht wird. Es ist eine groſse viereckige Röhre, in welche ein Bach mit Wasser durch einen schnellen Fall stürzet, unten aufprellet und hernach hinweg lauffet. Mitten aus dieser groſsen Röhre oder diesen Schlund gehet eine metallene Röhre etwas zugespitzt nach den Treibherden, wodurch ein sehr starker Wind continuirlich bläset, wiewohl der Wind nach Belieben auch durch ein ander Loch an der Seite kann abgelassen werden. Diesen Wind verursachet nichts, als das jählinge Abstürzen des Wassers.“
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Ein anderes wichtiges Werkzeug der Eisenindustrie, dessen An- wendung und Verbreitung in das 17. Jahrhundert fällt, waren die Eisenschneidemühlen oder Eisenspaltereien. Ihre Erfindung ist eng verbunden mit der der Walzwerke und knüpfen wir deshalb an das über diese früher Mitgeteilte an. Beim Münzwesen war das Be- dürfnis, Flachstäbe von genau gleicher Dicke und Breite zur Her- stellung der Münzen zu bekommen, am dringendsten. Hier verfiel man deshalb zuerst auf die Idee, Platinen von Metall zwischen glatten Stahlwalzen zu ganz bestimmten Dimensionen auszuwalzen. Man blieb dabei nicht stehen, sondern stellte sogar die Prägung zwischen Walzen in den sogenannten Taschenwerken her, die man aber später wieder verlieſs.
Die Idee des Walzens wurde auch auf andere Metalle über- tragen. Daſs sie zu Anfang des 17. Jahrhunderts verbreitet war und von den berühmten Mechanikern jener Zeit mit Vorliebe behandelt wurde, geht aus den Werken von Branca, Zonca und anderen hervor. Die älteste Beschreibung eines Walzwerkes giebt Salomon de Caus1) 1615. Es ist ein Walzwerk mit Handbetrieb, um Blei-
1) Von gewaltsamen Bewegungen. Beschreibung etlicher, sowohl nützlicher als lustiger Maschinen durch Salomon de Caus. Frankfurt bei Alb. Pacquart. Die Vorrede datiert von 1615.
Beck, Geschichte des Eisens. 60
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Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
ist derselbe Apparat erwähnt: „bey Rom in dem Tiburtinischen Kupffer-
Bergwerke ist ein cureuses Gebläse zu sehen und nimt mich nicht
wenig Wunder, daſs fast nicht in einer einigen Italiänischen Reise-
Beschreibung davon gedacht wird. Es ist eine groſse viereckige
Röhre, in welche ein Bach mit Wasser durch einen schnellen Fall
stürzet, unten aufprellet und hernach hinweg lauffet. Mitten aus
dieser groſsen Röhre oder diesen Schlund gehet eine metallene Röhre
etwas zugespitzt nach den Treibherden, wodurch ein sehr starker
Wind continuirlich bläset, wiewohl der Wind nach Belieben auch
durch ein ander Loch an der Seite kann abgelassen werden. Diesen
Wind verursachet nichts, als das jählinge Abstürzen des Wassers.“
Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
Ein anderes wichtiges Werkzeug der Eisenindustrie, dessen An-
wendung und Verbreitung in das 17. Jahrhundert fällt, waren die
Eisenschneidemühlen oder Eisenspaltereien. Ihre Erfindung ist eng
verbunden mit der der Walzwerke und knüpfen wir deshalb an das
über diese früher Mitgeteilte an. Beim Münzwesen war das Be-
dürfnis, Flachstäbe von genau gleicher Dicke und Breite zur Her-
stellung der Münzen zu bekommen, am dringendsten. Hier verfiel
man deshalb zuerst auf die Idee, Platinen von Metall zwischen
glatten Stahlwalzen zu ganz bestimmten Dimensionen auszuwalzen.
Man blieb dabei nicht stehen, sondern stellte sogar die Prägung
zwischen Walzen in den sogenannten Taschenwerken her, die man
aber später wieder verlieſs.
Die Idee des Walzens wurde auch auf andere Metalle über-
tragen. Daſs sie zu Anfang des 17. Jahrhunderts verbreitet war und
von den berühmten Mechanikern jener Zeit mit Vorliebe behandelt
wurde, geht aus den Werken von Branca, Zonca und anderen
hervor. Die älteste Beschreibung eines Walzwerkes giebt Salomon
de Caus 1) 1615. Es ist ein Walzwerk mit Handbetrieb, um Blei-
1) Von gewaltsamen Bewegungen. Beschreibung etlicher, sowohl nützlicher
als lustiger Maschinen durch Salomon de Caus. Frankfurt bei Alb. Pacquart.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 945. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/967>, abgerufen am 22.11.2024.
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