Er giebt dazu nachstehende Erläuterung: Die folgende Maschine ist ein Gebläse (un spiritale) anstatt eines Schmiedebalges. Wenn der Hahn B geschlossen ist und die Glocke A mit der Mündung nach unten ein Drittel in das Wasser gestellt ist, sodass keine Luft eintreten kann, lässt man Wasser durch die Löcher C D E ein, welches, indem es durch die genannten Röhren eintritt, nicht in A emporsteigt, sondern fortwährend Luft nach B hineinpresst, und zwar mehr oder weniger, je nachdem die Röhren G H I ganz oder zum Teil geöffnet sind. Und wenn dann der Hahn B geöffnet wird, ge- langt der Wind nach dem Schmiedefeuer, wo der Schmied L arbeitet. Das Wasser strömt bei K zu, wie man sieht.
Die Wassertrommelgebläse, obgleich schon älter, wurden zuerst im 17. Jahrhundert allgemeiner bekannt. Dieselben waren in Italien in Gebrauch. P. Schott schreibt, dass die Schmiede und dergleichen Leute sich dort dieser Art von Gebläsen bedienten. Genauer beschrieben und abgebildet findet sich ein Wassertrommel- gebläse einer Messinghütte bei Tivoli in den Tractionibus Anglicanis Anno 1665, Tab. I, Fig. II und aus diesem in Le journal des scavans Tome I, Anno 1666, pag. 380, Fig. 2. Man hielt dies seither für die älteste Beschreibung und setzte das Jahr der Erfindung der Wasser- trommelgebläse auf 1640. Th. Beck1) hat aber neuerdings nach- gewiesen, dass Giambattista de la Porta diese Gebläse schon 1589 in seiner Magia naturalis beschrieben hat. Im Buch XIX, Kap. 6 heisst es: Wie Luft die Dienste von Blasebälgen leistet, haben wir zu Rom gesehen. Es wird eine überall geschlossene Kammer zu- sammengefügt. Von oben nimmt sie durch einen Trichter eine Quantität Wasser auf. In der Wandung ist oben ein kleines Loch, wodurch die Luft mit grosser Gewalt ausströmt. Sie wird mit solcher Kraft ausgetrieben, dass sie ein Feuer aufs Beste in Brand setzen und in Kupfer- und Eisenschmieden die Stelle von Blase- bälgen leicht ausfüllt, indem der Einlauf so konstruiert ist, dass er je nach Bedürfnis abgewendet oder das Wasser hineingeleitet wird.
Branca bildet ebenfalls schon ein solches Gebläse (Ser. III, Tab. XVIII), wie Fig. 206 zeigt, ab.
In Leupolds Theatrum machinarum hydraulicarum vor 1725 ist in §. 343 ein Wassertrommelgebläse beschrieben als "eine neue In- vention, deren man sich bedient, das Feuer in den Kupferhämmern zu Tivoli nahe bei Rom aufzublasen". Im Ritterplatz, 1702, II, S. 71
1) Siehe Civilingenieur, Bd. 38, Heft 3, 1892.
Gebläse im 17. Jahrhundert.
Er giebt dazu nachstehende Erläuterung: Die folgende Maschine ist ein Gebläse (un spiritale) anstatt eines Schmiedebalges. Wenn der Hahn B geschlossen ist und die Glocke A mit der Mündung nach unten ein Drittel in das Wasser gestellt ist, sodaſs keine Luft eintreten kann, läſst man Wasser durch die Löcher C D E ein, welches, indem es durch die genannten Röhren eintritt, nicht in A emporsteigt, sondern fortwährend Luft nach B hineinpreſst, und zwar mehr oder weniger, je nachdem die Röhren G H I ganz oder zum Teil geöffnet sind. Und wenn dann der Hahn B geöffnet wird, ge- langt der Wind nach dem Schmiedefeuer, wo der Schmied L arbeitet. Das Wasser strömt bei K zu, wie man sieht.
Die Wassertrommelgebläse, obgleich schon älter, wurden zuerst im 17. Jahrhundert allgemeiner bekannt. Dieselben waren in Italien in Gebrauch. P. Schott schreibt, daſs die Schmiede und dergleichen Leute sich dort dieser Art von Gebläsen bedienten. Genauer beschrieben und abgebildet findet sich ein Wassertrommel- gebläse einer Messinghütte bei Tivoli in den Tractionibus Anglicanis Anno 1665, Tab. I, Fig. II und aus diesem in Le journal des scavans Tome I, Anno 1666, pag. 380, Fig. 2. Man hielt dies seither für die älteste Beschreibung und setzte das Jahr der Erfindung der Wasser- trommelgebläse auf 1640. Th. Beck1) hat aber neuerdings nach- gewiesen, daſs Giambattista de la Porta diese Gebläse schon 1589 in seiner Magia naturalis beschrieben hat. Im Buch XIX, Kap. 6 heiſst es: Wie Luft die Dienste von Blasebälgen leistet, haben wir zu Rom gesehen. Es wird eine überall geschlossene Kammer zu- sammengefügt. Von oben nimmt sie durch einen Trichter eine Quantität Wasser auf. In der Wandung ist oben ein kleines Loch, wodurch die Luft mit groſser Gewalt ausströmt. Sie wird mit solcher Kraft ausgetrieben, daſs sie ein Feuer aufs Beste in Brand setzen und in Kupfer- und Eisenschmieden die Stelle von Blase- bälgen leicht ausfüllt, indem der Einlauf so konstruiert ist, daſs er je nach Bedürfnis abgewendet oder das Wasser hineingeleitet wird.
Branca bildet ebenfalls schon ein solches Gebläse (Ser. III, Tab. XVIII), wie Fig. 206 zeigt, ab.
In Leupolds Theatrum machinarum hydraulicarum vor 1725 ist in §. 343 ein Wassertrommelgebläse beschrieben als „eine neue In- vention, deren man sich bedient, das Feuer in den Kupferhämmern zu Tivoli nahe bei Rom aufzublasen“. Im Ritterplatz, 1702, II, S. 71
1) Siehe Civilingenieur, Bd. 38, Heft 3, 1892.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0966"n="944"/><fwplace="top"type="header">Gebläse im 17. Jahrhundert.</fw><lb/><p>Er giebt dazu nachstehende Erläuterung: Die folgende Maschine<lb/>
ist ein Gebläse (un spiritale) anstatt eines Schmiedebalges. Wenn<lb/>
der Hahn <hirendition="#i">B</hi> geschlossen ist und die Glocke <hirendition="#i">A</hi> mit der Mündung<lb/>
nach unten ein Drittel in das Wasser gestellt ist, sodaſs keine Luft<lb/>
eintreten kann, läſst man Wasser durch die Löcher <hirendition="#i">C D E</hi> ein,<lb/>
welches, indem es durch die genannten Röhren eintritt, nicht in <hirendition="#i">A</hi><lb/>
emporsteigt, sondern fortwährend Luft nach <hirendition="#i">B</hi> hineinpreſst, und zwar<lb/>
mehr oder weniger, je nachdem die Röhren <hirendition="#i">G H I</hi> ganz oder zum<lb/>
Teil geöffnet sind. Und wenn dann der Hahn <hirendition="#i">B</hi> geöffnet wird, ge-<lb/>
langt der Wind nach dem Schmiedefeuer, wo der Schmied <hirendition="#i">L</hi> arbeitet.<lb/>
Das Wasser strömt bei <hirendition="#i">K</hi> zu, wie man sieht.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Wassertrommelgebläse</hi>, obgleich schon älter, wurden<lb/>
zuerst im 17. Jahrhundert allgemeiner bekannt. Dieselben waren<lb/>
in Italien in Gebrauch. P. <hirendition="#g">Schott</hi> schreibt, daſs die Schmiede<lb/>
und dergleichen Leute sich dort dieser Art von Gebläsen bedienten.<lb/>
Genauer beschrieben und abgebildet findet sich ein Wassertrommel-<lb/>
gebläse einer Messinghütte bei Tivoli in den Tractionibus Anglicanis<lb/>
Anno 1665, Tab. I, Fig. II und aus diesem in Le journal des scavans<lb/>
Tome I, Anno 1666, pag. 380, Fig. 2. Man hielt dies seither für die<lb/>
älteste Beschreibung und setzte das Jahr der Erfindung der Wasser-<lb/>
trommelgebläse auf 1640. <hirendition="#g">Th. Beck</hi><noteplace="foot"n="1)">Siehe Civilingenieur, Bd. 38, Heft 3, 1892.</note> hat aber neuerdings nach-<lb/>
gewiesen, daſs <hirendition="#g">Giambattista de la Porta</hi> diese Gebläse schon<lb/>
1589 in seiner Magia naturalis beschrieben hat. Im Buch XIX,<lb/>
Kap. 6 heiſst es: Wie Luft die Dienste von Blasebälgen leistet, haben<lb/>
wir zu Rom gesehen. Es wird eine überall geschlossene Kammer zu-<lb/>
sammengefügt. Von oben nimmt sie durch einen Trichter eine<lb/>
Quantität Wasser auf. In der Wandung ist oben ein kleines Loch,<lb/>
wodurch die Luft mit groſser Gewalt ausströmt. Sie wird mit<lb/>
solcher Kraft ausgetrieben, daſs sie ein Feuer aufs Beste in Brand<lb/>
setzen und in Kupfer- und Eisenschmieden die Stelle von Blase-<lb/>
bälgen leicht ausfüllt, indem der Einlauf so konstruiert ist, daſs er<lb/>
je nach Bedürfnis abgewendet oder das Wasser hineingeleitet wird.</p><lb/><p><hirendition="#g">Branca</hi> bildet ebenfalls schon ein solches Gebläse (Ser. III,<lb/>
Tab. XVIII), wie Fig. 206 zeigt, ab.</p><lb/><p>In <hirendition="#g">Leupolds</hi> Theatrum machinarum hydraulicarum vor 1725 ist<lb/>
in §. 343 ein Wassertrommelgebläse beschrieben als „eine neue In-<lb/>
vention, deren man sich bedient, das Feuer in den Kupferhämmern<lb/>
zu Tivoli nahe bei Rom aufzublasen“. Im Ritterplatz, 1702, II, S. 71<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[944/0966]
Gebläse im 17. Jahrhundert.
Er giebt dazu nachstehende Erläuterung: Die folgende Maschine
ist ein Gebläse (un spiritale) anstatt eines Schmiedebalges. Wenn
der Hahn B geschlossen ist und die Glocke A mit der Mündung
nach unten ein Drittel in das Wasser gestellt ist, sodaſs keine Luft
eintreten kann, läſst man Wasser durch die Löcher C D E ein,
welches, indem es durch die genannten Röhren eintritt, nicht in A
emporsteigt, sondern fortwährend Luft nach B hineinpreſst, und zwar
mehr oder weniger, je nachdem die Röhren G H I ganz oder zum
Teil geöffnet sind. Und wenn dann der Hahn B geöffnet wird, ge-
langt der Wind nach dem Schmiedefeuer, wo der Schmied L arbeitet.
Das Wasser strömt bei K zu, wie man sieht.
Die Wassertrommelgebläse, obgleich schon älter, wurden
zuerst im 17. Jahrhundert allgemeiner bekannt. Dieselben waren
in Italien in Gebrauch. P. Schott schreibt, daſs die Schmiede
und dergleichen Leute sich dort dieser Art von Gebläsen bedienten.
Genauer beschrieben und abgebildet findet sich ein Wassertrommel-
gebläse einer Messinghütte bei Tivoli in den Tractionibus Anglicanis
Anno 1665, Tab. I, Fig. II und aus diesem in Le journal des scavans
Tome I, Anno 1666, pag. 380, Fig. 2. Man hielt dies seither für die
älteste Beschreibung und setzte das Jahr der Erfindung der Wasser-
trommelgebläse auf 1640. Th. Beck 1) hat aber neuerdings nach-
gewiesen, daſs Giambattista de la Porta diese Gebläse schon
1589 in seiner Magia naturalis beschrieben hat. Im Buch XIX,
Kap. 6 heiſst es: Wie Luft die Dienste von Blasebälgen leistet, haben
wir zu Rom gesehen. Es wird eine überall geschlossene Kammer zu-
sammengefügt. Von oben nimmt sie durch einen Trichter eine
Quantität Wasser auf. In der Wandung ist oben ein kleines Loch,
wodurch die Luft mit groſser Gewalt ausströmt. Sie wird mit
solcher Kraft ausgetrieben, daſs sie ein Feuer aufs Beste in Brand
setzen und in Kupfer- und Eisenschmieden die Stelle von Blase-
bälgen leicht ausfüllt, indem der Einlauf so konstruiert ist, daſs er
je nach Bedürfnis abgewendet oder das Wasser hineingeleitet wird.
Branca bildet ebenfalls schon ein solches Gebläse (Ser. III,
Tab. XVIII), wie Fig. 206 zeigt, ab.
In Leupolds Theatrum machinarum hydraulicarum vor 1725 ist
in §. 343 ein Wassertrommelgebläse beschrieben als „eine neue In-
vention, deren man sich bedient, das Feuer in den Kupferhämmern
zu Tivoli nahe bei Rom aufzublasen“. Im Ritterplatz, 1702, II, S. 71
1) Siehe Civilingenieur, Bd. 38, Heft 3, 1892.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/966>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.