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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
fugalpumpen begegnen wir bereits bei Ramelli 1). Papins Zentri-
fugalpumpe galt aber zu seiner Zeit als eine neue Erfindung und als
solche behandelt sie auch Leupold in seinem Theatrum Machinarum.
Sie führte den Namen "Hessische Pumpe", denn Papin hatte sie
zuerst unter dem Titel: Rotalis suctor et pressor Hassiacus -- das
hessische Saug- und Druckwerk -- in den actis eruditorum 1689
beschrieben. Die Konstruktion erinnert lebhaft an unsre heutigen
Rootsgebläse und Kapselpumpen.

Unterdessen arbeitete Papin unablässig an der Verbesserung
seiner Dampfmaschine, und es war ihm auch klar geworden, dass der
Dampf nicht bloss durch Erzeugung des luftleeren Raumes wirken
musste, sondern auch durch seine Expansion. Nicht allein die Saug-
kraft des sich niederschlagenden Dampfes wollte er benutzen, sondern
auch "la force de la pression que l'eau exerce sur les autres corps
en se dilatant, dont les effets ne sont pas bornes comme sont ceux
de la suction". Damit sprach er den Gedanken, der den Hochdruck-
maschinen zu Grunde liegt, zuerst deutlich aus und es geschah dies
in demselben Jahre 1698, in dem der Schotte Savery seine Dampf-
pumpe erfand. Papin wollte die Dampfkraft hauptsächlich zur Be-
wegung von Wagen und Schiffen benutzen. Er hatte das Modell
eines Dampfwagens konstruiert und erklärte sich bereit, eine Dampf-
maschine zur Fortbewegung von Schiffen zu bauen, wenn der Land-
graf ihm die Mittel dazu bewilligen wolle, was dieser aber damals
ablehnte. Papin hatte aber die Ausführung einer Dampfmaschine
im grossen in Angriff genommen, woran der Landgraf lebhaftes
Interesse nahm. Die Arbeit schritt indess nur sehr langsam vor-
wärts und wurde häufig unterbrochen, sowohl durch äussere Veran-
lassungen, als durch Papins innere Unruhe, der immer wieder neuen
Ideen nachhing. So war damals der spanische Erbfolgekrieg aus-
gebrochen und Papin trug sich mit dem Gedanken, ein grosses
Windgeschütz zu konstruieren, welches durch Schnellfeuer wunder-
bare Erfolge erzielen, Frankreich besiegen und allen Kriegen ein
Ende machen sollte (pour finir bientot les malheurs de la guerre).
An diesem nutzlosen Unternehmen verwendete er Kraft und Zeit und
als er sein prahlerisch angekündigtes Geschütz fertiggestellt hatte, war
dessen ganze Leistung, dass es eine zweipfündige Kugel 90 Schritte
weit warf. Dieser Misserfolg war für viele ein Grund, Papin über-
haupt für einen Schwindler zu halten; es schadete auch seinem

1) Allerdings trat bei Papins Konstruktion zum ersten Mal die Luft oder
das Wasser an der Achse ein.
Beck, Geschichte des Eisens. 59

Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
fugalpumpen begegnen wir bereits bei Ramelli 1). Papins Zentri-
fugalpumpe galt aber zu seiner Zeit als eine neue Erfindung und als
solche behandelt sie auch Leupold in seinem Theatrum Machinarum.
Sie führte den Namen „Hessische Pumpe“, denn Papin hatte sie
zuerst unter dem Titel: Rotalis suctor et pressor Haſsiacus — das
hessische Saug- und Druckwerk — in den actis eruditorum 1689
beschrieben. Die Konstruktion erinnert lebhaft an unsre heutigen
Rootsgebläse und Kapselpumpen.

Unterdessen arbeitete Papin unablässig an der Verbesserung
seiner Dampfmaschine, und es war ihm auch klar geworden, daſs der
Dampf nicht bloſs durch Erzeugung des luftleeren Raumes wirken
muſste, sondern auch durch seine Expansion. Nicht allein die Saug-
kraft des sich niederschlagenden Dampfes wollte er benutzen, sondern
auch „la force de la preſsion que l’eau exerce sur les autres corps
en se dilatant, dont les effets ne sont pas bornés comme sont ceux
de la suction“. Damit sprach er den Gedanken, der den Hochdruck-
maschinen zu Grunde liegt, zuerst deutlich aus und es geschah dies
in demselben Jahre 1698, in dem der Schotte Savery seine Dampf-
pumpe erfand. Papin wollte die Dampfkraft hauptsächlich zur Be-
wegung von Wagen und Schiffen benutzen. Er hatte das Modell
eines Dampfwagens konstruiert und erklärte sich bereit, eine Dampf-
maschine zur Fortbewegung von Schiffen zu bauen, wenn der Land-
graf ihm die Mittel dazu bewilligen wolle, was dieser aber damals
ablehnte. Papin hatte aber die Ausführung einer Dampfmaschine
im groſsen in Angriff genommen, woran der Landgraf lebhaftes
Interesse nahm. Die Arbeit schritt indeſs nur sehr langsam vor-
wärts und wurde häufig unterbrochen, sowohl durch äuſsere Veran-
lassungen, als durch Papins innere Unruhe, der immer wieder neuen
Ideen nachhing. So war damals der spanische Erbfolgekrieg aus-
gebrochen und Papin trug sich mit dem Gedanken, ein groſses
Windgeschütz zu konstruieren, welches durch Schnellfeuer wunder-
bare Erfolge erzielen, Frankreich besiegen und allen Kriegen ein
Ende machen sollte (pour finir bientôt les malheurs de la guerre).
An diesem nutzlosen Unternehmen verwendete er Kraft und Zeit und
als er sein prahlerisch angekündigtes Geschütz fertiggestellt hatte, war
dessen ganze Leistung, daſs es eine zweipfündige Kugel 90 Schritte
weit warf. Dieser Miſserfolg war für viele ein Grund, Papin über-
haupt für einen Schwindler zu halten; es schadete auch seinem

1) Allerdings trat bei Papins Konstruktion zum ersten Mal die Luft oder
das Wasser an der Achse ein.
Beck, Geschichte des Eisens. 59
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[929/0951] Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert. fugalpumpen begegnen wir bereits bei Ramelli 1). Papins Zentri- fugalpumpe galt aber zu seiner Zeit als eine neue Erfindung und als solche behandelt sie auch Leupold in seinem Theatrum Machinarum. Sie führte den Namen „Hessische Pumpe“, denn Papin hatte sie zuerst unter dem Titel: Rotalis suctor et pressor Haſsiacus — das hessische Saug- und Druckwerk — in den actis eruditorum 1689 beschrieben. Die Konstruktion erinnert lebhaft an unsre heutigen Rootsgebläse und Kapselpumpen. Unterdessen arbeitete Papin unablässig an der Verbesserung seiner Dampfmaschine, und es war ihm auch klar geworden, daſs der Dampf nicht bloſs durch Erzeugung des luftleeren Raumes wirken muſste, sondern auch durch seine Expansion. Nicht allein die Saug- kraft des sich niederschlagenden Dampfes wollte er benutzen, sondern auch „la force de la preſsion que l’eau exerce sur les autres corps en se dilatant, dont les effets ne sont pas bornés comme sont ceux de la suction“. Damit sprach er den Gedanken, der den Hochdruck- maschinen zu Grunde liegt, zuerst deutlich aus und es geschah dies in demselben Jahre 1698, in dem der Schotte Savery seine Dampf- pumpe erfand. Papin wollte die Dampfkraft hauptsächlich zur Be- wegung von Wagen und Schiffen benutzen. Er hatte das Modell eines Dampfwagens konstruiert und erklärte sich bereit, eine Dampf- maschine zur Fortbewegung von Schiffen zu bauen, wenn der Land- graf ihm die Mittel dazu bewilligen wolle, was dieser aber damals ablehnte. Papin hatte aber die Ausführung einer Dampfmaschine im groſsen in Angriff genommen, woran der Landgraf lebhaftes Interesse nahm. Die Arbeit schritt indeſs nur sehr langsam vor- wärts und wurde häufig unterbrochen, sowohl durch äuſsere Veran- lassungen, als durch Papins innere Unruhe, der immer wieder neuen Ideen nachhing. So war damals der spanische Erbfolgekrieg aus- gebrochen und Papin trug sich mit dem Gedanken, ein groſses Windgeschütz zu konstruieren, welches durch Schnellfeuer wunder- bare Erfolge erzielen, Frankreich besiegen und allen Kriegen ein Ende machen sollte (pour finir bientôt les malheurs de la guerre). An diesem nutzlosen Unternehmen verwendete er Kraft und Zeit und als er sein prahlerisch angekündigtes Geschütz fertiggestellt hatte, war dessen ganze Leistung, daſs es eine zweipfündige Kugel 90 Schritte weit warf. Dieser Miſserfolg war für viele ein Grund, Papin über- haupt für einen Schwindler zu halten; es schadete auch seinem 1) Allerdings trat bei Papins Konstruktion zum ersten Mal die Luft oder das Wasser an der Achse ein. Beck, Geschichte des Eisens. 59

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 929. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/951>, abgerufen am 22.11.2024.