universale (siehe S. 67) gehalten und behandelt die Gewerbebetriebe zum Teil recht ausführlich. Ähnlich wie bei Jost Amman ist unter jeder Abbildung eine sechszeilige Strophe angebracht, die aber nicht das Gewerbe schildert, sondern, dem Geschmack der Zeit entsprechend, eine moralische Nutzanwendung enthält.
Ein beachtenswertes und eigenartiges Buch über einen Zweig des Eisengewerbes erschien im Jahre 1627 in Frankreich: Die Kunst des Schlossers von Mathurin Jousse de la Fleche1). Diese vortreffliche Fachschrift behandelt zwar, wie der Titel sagt, haupt- sächlich die Schlosserei, aber sie geht über den Rahmen dieses Hand- werks hinaus, indem sie vorzügliche Mitteilung über die Eigenschaften des Eisens und des Stahls, über Stahlbereitung und Stahlhärtung enthält. Das originelle Buch ist den Jesuiten (A Messieurs, Messieurs reverends peres de la Compagnie de Jesvs), die damals in Frankreich die Censur ausübten, gewidmet und trägt auch deren Zeichen auf dem Titelblatt, "aus Dankbarkeit, dass sie ihn immer so viel beschäftigt hätten und aus Verehrung, da sie ebenso für Frömmigkeit und Tugend als für das gemeine Wohl und den öffentlichen Nutzen, dem auch sein Werk dienen wolle, besorgt seien". Sein Zweck sei, den Lehrling in die schwierige Kunst des Schlossers, die so mannigfaltig sei und so viele Erfahrung verlange, einzuführen.
Das Buch zerfällt in 69 Kapitel, von denen wir die wichtigsten anführen wollen. I. Über das Alter der Schlosserkunst. II. Was man von einem Lehrling verlangt. III. Die Pflicht des Meisters gegen den Lehrling. IV. Die Namen der wichtigsten Werkzeuge des Schlossers. V. Mittel, zu erkennen, wann das Eisen seine Hitze hat. Dieses Kapitel giebt genaue Vorschriften über die Behandlung des Eisens im Schmiedefeuer. VI. Einen Nagel zu schmieden; wobei der Verfasser von dem Grundsatze ausgeht, dass man mit dem kleinen anfangen muss. VII. Antike Schlösser. VIII. Ratschläge für die- jenigen, welche das Schmieden lernen wollen; wobei er empfiehlt, sich an einem Bleiklumpen zu üben, bei dem man weder Kohlen noch Eisen verbrenne. IX. Beschläge zu machen. X. Eingelassene Schlösser zu schmieden. XI. Gewöhnliche Federschlösser (cadenats a ressort) zu machen.
1) Der vollständige Titel lautet: La fidelle ouverture de l'art de Serrurier ou sont d'abord les principaux preceptes, desseings, et figures touchant les experiences et operations manuelles du dict art. -- Ensemble un petit traicte de diverses trempes. Le tout faict et compose par Mathurin Jovsse de la Fleche. -- A la Fleche chez Georges Griveav Imprissevr ordinaire dv Roy 1627, Avec privilege dv Roy.
Beck, Geschichte des Eisens. 58
Litteratur im 17. Jahrhundert.
universale (siehe S. 67) gehalten und behandelt die Gewerbebetriebe zum Teil recht ausführlich. Ähnlich wie bei Jost Amman ist unter jeder Abbildung eine sechszeilige Strophe angebracht, die aber nicht das Gewerbe schildert, sondern, dem Geschmack der Zeit entsprechend, eine moralische Nutzanwendung enthält.
Ein beachtenswertes und eigenartiges Buch über einen Zweig des Eisengewerbes erschien im Jahre 1627 in Frankreich: Die Kunst des Schlossers von Mathurin Jousse de la Fleche1). Diese vortreffliche Fachschrift behandelt zwar, wie der Titel sagt, haupt- sächlich die Schlosserei, aber sie geht über den Rahmen dieses Hand- werks hinaus, indem sie vorzügliche Mitteilung über die Eigenschaften des Eisens und des Stahls, über Stahlbereitung und Stahlhärtung enthält. Das originelle Buch ist den Jesuiten (A Messieurs, Messieurs reverends pères de la Compagnie de Jesvs), die damals in Frankreich die Censur ausübten, gewidmet und trägt auch deren Zeichen auf dem Titelblatt, „aus Dankbarkeit, daſs sie ihn immer so viel beschäftigt hätten und aus Verehrung, da sie ebenso für Frömmigkeit und Tugend als für das gemeine Wohl und den öffentlichen Nutzen, dem auch sein Werk dienen wolle, besorgt seien“. Sein Zweck sei, den Lehrling in die schwierige Kunst des Schlossers, die so mannigfaltig sei und so viele Erfahrung verlange, einzuführen.
Das Buch zerfällt in 69 Kapitel, von denen wir die wichtigsten anführen wollen. I. Über das Alter der Schlosserkunst. II. Was man von einem Lehrling verlangt. III. Die Pflicht des Meisters gegen den Lehrling. IV. Die Namen der wichtigsten Werkzeuge des Schlossers. V. Mittel, zu erkennen, wann das Eisen seine Hitze hat. Dieses Kapitel giebt genaue Vorschriften über die Behandlung des Eisens im Schmiedefeuer. VI. Einen Nagel zu schmieden; wobei der Verfasser von dem Grundsatze ausgeht, daſs man mit dem kleinen anfangen muſs. VII. Antike Schlösser. VIII. Ratschläge für die- jenigen, welche das Schmieden lernen wollen; wobei er empfiehlt, sich an einem Bleiklumpen zu üben, bei dem man weder Kohlen noch Eisen verbrenne. IX. Beschläge zu machen. X. Eingelassene Schlösser zu schmieden. XI. Gewöhnliche Federschlösser (cadenats à ressort) zu machen.
1) Der vollständige Titel lautet: La fidelle ouverture de l’art de Serrurier ou sont d’abord les principaux préceptes, desseings, et figures touchant les experiences et operations manuelles du dict art. — Ensemble un petit traicté de diverses trempes. Le tout faict et composé par Mathurin Jovsse de la Fleche. — A la Fleche chez Georges Griveav Imprissevr ordinaire dv Roy 1627, Avec privilege dv Roy.
Beck, Geschichte des Eisens. 58
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Litteratur im 17. Jahrhundert.
universale (siehe S. 67) gehalten und behandelt die Gewerbebetriebe
zum Teil recht ausführlich. Ähnlich wie bei Jost Amman ist unter
jeder Abbildung eine sechszeilige Strophe angebracht, die aber nicht
das Gewerbe schildert, sondern, dem Geschmack der Zeit entsprechend,
eine moralische Nutzanwendung enthält.
Ein beachtenswertes und eigenartiges Buch über einen Zweig des
Eisengewerbes erschien im Jahre 1627 in Frankreich: Die Kunst
des Schlossers von Mathurin Jousse de la Fleche 1). Diese
vortreffliche Fachschrift behandelt zwar, wie der Titel sagt, haupt-
sächlich die Schlosserei, aber sie geht über den Rahmen dieses Hand-
werks hinaus, indem sie vorzügliche Mitteilung über die Eigenschaften
des Eisens und des Stahls, über Stahlbereitung und Stahlhärtung
enthält. Das originelle Buch ist den Jesuiten (A Messieurs, Messieurs
reverends pères de la Compagnie de Jesvs), die damals in Frankreich
die Censur ausübten, gewidmet und trägt auch deren Zeichen auf dem
Titelblatt, „aus Dankbarkeit, daſs sie ihn immer so viel beschäftigt
hätten und aus Verehrung, da sie ebenso für Frömmigkeit und Tugend
als für das gemeine Wohl und den öffentlichen Nutzen, dem auch
sein Werk dienen wolle, besorgt seien“. Sein Zweck sei, den Lehrling
in die schwierige Kunst des Schlossers, die so mannigfaltig sei und
so viele Erfahrung verlange, einzuführen.
Das Buch zerfällt in 69 Kapitel, von denen wir die wichtigsten
anführen wollen. I. Über das Alter der Schlosserkunst. II. Was
man von einem Lehrling verlangt. III. Die Pflicht des Meisters gegen
den Lehrling. IV. Die Namen der wichtigsten Werkzeuge des
Schlossers. V. Mittel, zu erkennen, wann das Eisen seine Hitze hat.
Dieses Kapitel giebt genaue Vorschriften über die Behandlung des
Eisens im Schmiedefeuer. VI. Einen Nagel zu schmieden; wobei der
Verfasser von dem Grundsatze ausgeht, daſs man mit dem kleinen
anfangen muſs. VII. Antike Schlösser. VIII. Ratschläge für die-
jenigen, welche das Schmieden lernen wollen; wobei er empfiehlt, sich
an einem Bleiklumpen zu üben, bei dem man weder Kohlen noch
Eisen verbrenne. IX. Beschläge zu machen. X. Eingelassene Schlösser zu
schmieden. XI. Gewöhnliche Federschlösser (cadenats à ressort) zu machen.
1) Der vollständige Titel lautet: La fidelle ouverture de l’art de Serrurier
ou sont d’abord les principaux préceptes, desseings, et figures touchant les
experiences et operations manuelles du dict art. — Ensemble un petit traicté de
diverses trempes.
Le tout faict et composé par Mathurin Jovsse de la Fleche. — A la Fleche
chez Georges Griveav Imprissevr ordinaire dv Roy 1627, Avec privilege dv Roy.
Beck, Geschichte des Eisens. 58
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 913. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/935>, abgerufen am 22.11.2024.
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