Braunschweig früh und schwer heimsuchte, zerstörte auch Löhneissens Druckerei, zugleich mit dem Wohlstande ihrers Besitzers. Nach der Zeit fehlen alle Nachrichten über ihn, nicht einmal das Jahr seines Todes ist bekannt.
Einen besondern Fortschritt stellt sein Bericht über das Berg- werk nicht dar, und wenn das Werk grossen Anklang fand und von späteren Kritikern, wie z. B. von Rohr, der es (1716) das beste Buch über Bergwerkssachen nennt, hoch gepriesen wurde, so lässt sich das nur daraus erklären, dass es die erste in deutscher Sprache geschriebene Hüttenkunde war. Agricolas Werk ist viel bedeutender, aber die unbeholfene Übersetzung von Bechius konnte es wahrlich nicht populär machen. -- Löhneiss' Buch ist von juristischem Geiste getragen. Manches darin ist von historischem Interesse, z. B. die grundsätzliche Befreiung der Zehnten für die ersten fünf Jahre der Mutung (S. 42), das Vorkaufsrecht (S. 46), die Verpflichtung, "dass sich der Fürst gegen arme kranke beschädigte Bergleute mild und gnädig zeige", dass wöchentlich mit guter Münze richtig gelohnt werde u. s. w. Für die Eisenhüttenkunde ist seine Be- merkung über Cementstahl erwähnenswert (S. 178), "dass Eisen in langwieriger starker Hitze mit harten oder büchenen Kohlen ohne Ab- gang geglüet, zum guten Stahl kann gemacht werden und der gemeine Stahl durch das offte schmieden und schweissen wieder zu Eisen wird".
Als neu und über den Rahmen von Agricolas de re metallica hinausgehend, ist der Abschnitt über die Münzkunde und die aus- führliche Bergordnung in fünf Teilen, an welche eine besondere Eisenhüttenordnung angeschlossen ist, zu erwähnen. Es ist dies eine Zusammenfassung der Ordnungen, wie sie damals am Harz in Übung standen. Wir werden auf deren Inhalt noch zurückkommen.
Von allen den Büchern, die sonst noch im 17. Jahrhundert in Deutschland erschienen sind, verdient nur noch Christoff Weigels Abbildung der gemein-nützlichen Hauptstände, welches 1698 mit vielen Illustrationen in Regensburg gedruckt wurde, hervorgehoben zu werden 1). Es ist in der beliebten Form von Garzonis Piazza
1) Der vollständige Titel lautet: Abbildung der gemein-nützlichen Haupt- Stände. Von denen Regenten und ihren so in Friedens- als Kriegs-Zeiten zu- geordneten Bedienten an, biss auf alle Künstler und Handwerker nach jedes Ambts- und Beruffs-Verrichtungen, meist nach dem Leben gezeichnet und in Kupfer gebracht, auch nach dero Ursprung, Nutzbar- und Denkwürdigkeiten, kurtz, doch gründlich beschrieben und ganz neu an den Tag geleget von Christoff Weigel, in Regensburg gedruckt im Jahre Christi, 1698. Das Buch enthält 210 Kupferstiche mit zugehörigem Text.
Litteratur im 17. Jahrhundert.
Braunschweig früh und schwer heimsuchte, zerstörte auch Löhneiſsens Druckerei, zugleich mit dem Wohlstande ihrers Besitzers. Nach der Zeit fehlen alle Nachrichten über ihn, nicht einmal das Jahr seines Todes ist bekannt.
Einen besondern Fortschritt stellt sein Bericht über das Berg- werk nicht dar, und wenn das Werk groſsen Anklang fand und von späteren Kritikern, wie z. B. von Rohr, der es (1716) das beste Buch über Bergwerkssachen nennt, hoch gepriesen wurde, so läſst sich das nur daraus erklären, daſs es die erste in deutscher Sprache geschriebene Hüttenkunde war. Agricolas Werk ist viel bedeutender, aber die unbeholfene Übersetzung von Bechius konnte es wahrlich nicht populär machen. — Löhneiſs’ Buch ist von juristischem Geiste getragen. Manches darin ist von historischem Interesse, z. B. die grundsätzliche Befreiung der Zehnten für die ersten fünf Jahre der Mutung (S. 42), das Vorkaufsrecht (S. 46), die Verpflichtung, „daſs sich der Fürst gegen arme kranke beschädigte Bergleute mild und gnädig zeige“, daſs wöchentlich mit guter Münze richtig gelohnt werde u. s. w. Für die Eisenhüttenkunde ist seine Be- merkung über Cementstahl erwähnenswert (S. 178), „daſs Eisen in langwieriger starker Hitze mit harten oder büchenen Kohlen ohne Ab- gang geglüet, zum guten Stahl kann gemacht werden und der gemeine Stahl durch das offte schmieden und schweiſsen wieder zu Eisen wird“.
Als neu und über den Rahmen von Agricolas de re metallica hinausgehend, ist der Abschnitt über die Münzkunde und die aus- führliche Bergordnung in fünf Teilen, an welche eine besondere Eisenhüttenordnung angeschlossen ist, zu erwähnen. Es ist dies eine Zusammenfassung der Ordnungen, wie sie damals am Harz in Übung standen. Wir werden auf deren Inhalt noch zurückkommen.
Von allen den Büchern, die sonst noch im 17. Jahrhundert in Deutschland erschienen sind, verdient nur noch Christoff Weigels Abbildung der gemein-nützlichen Hauptstände, welches 1698 mit vielen Illustrationen in Regensburg gedruckt wurde, hervorgehoben zu werden 1). Es ist in der beliebten Form von Garzonis Piazza
1) Der vollständige Titel lautet: Abbildung der gemein-nützlichen Haupt- Stände. Von denen Regenten und ihren so in Friedens- als Kriegs-Zeiten zu- geordneten Bedienten an, biſs auf alle Künstler und Handwerker nach jedes Ambts- und Beruffs-Verrichtungen, meist nach dem Leben gezeichnet und in Kupfer gebracht, auch nach dero Ursprung, Nutzbar- und Denkwürdigkeiten, kurtz, doch gründlich beschrieben und ganz neu an den Tag geleget von Christoff Weigel, in Regensburg gedruckt im Jahre Christi, 1698. Das Buch enthält 210 Kupferstiche mit zugehörigem Text.
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Litteratur im 17. Jahrhundert.
Braunschweig früh und schwer heimsuchte, zerstörte auch Löhneiſsens
Druckerei, zugleich mit dem Wohlstande ihrers Besitzers. Nach der
Zeit fehlen alle Nachrichten über ihn, nicht einmal das Jahr seines
Todes ist bekannt.
Einen besondern Fortschritt stellt sein Bericht über das Berg-
werk nicht dar, und wenn das Werk groſsen Anklang fand und von
späteren Kritikern, wie z. B. von Rohr, der es (1716) das beste
Buch über Bergwerkssachen nennt, hoch gepriesen wurde, so läſst
sich das nur daraus erklären, daſs es die erste in deutscher
Sprache geschriebene Hüttenkunde war. Agricolas Werk
ist viel bedeutender, aber die unbeholfene Übersetzung von Bechius
konnte es wahrlich nicht populär machen. — Löhneiſs’ Buch ist
von juristischem Geiste getragen. Manches darin ist von historischem
Interesse, z. B. die grundsätzliche Befreiung der Zehnten für die
ersten fünf Jahre der Mutung (S. 42), das Vorkaufsrecht (S. 46), die
Verpflichtung, „daſs sich der Fürst gegen arme kranke beschädigte
Bergleute mild und gnädig zeige“, daſs wöchentlich mit guter Münze
richtig gelohnt werde u. s. w. Für die Eisenhüttenkunde ist seine Be-
merkung über Cementstahl erwähnenswert (S. 178), „daſs Eisen in
langwieriger starker Hitze mit harten oder büchenen Kohlen ohne Ab-
gang geglüet, zum guten Stahl kann gemacht werden und der gemeine
Stahl durch das offte schmieden und schweiſsen wieder zu Eisen wird“.
Als neu und über den Rahmen von Agricolas de re metallica
hinausgehend, ist der Abschnitt über die Münzkunde und die aus-
führliche Bergordnung in fünf Teilen, an welche eine besondere
Eisenhüttenordnung angeschlossen ist, zu erwähnen. Es ist dies eine
Zusammenfassung der Ordnungen, wie sie damals am Harz in Übung
standen. Wir werden auf deren Inhalt noch zurückkommen.
Von allen den Büchern, die sonst noch im 17. Jahrhundert in
Deutschland erschienen sind, verdient nur noch Christoff Weigels
Abbildung der gemein-nützlichen Hauptstände, welches 1698 mit
vielen Illustrationen in Regensburg gedruckt wurde, hervorgehoben zu
werden 1). Es ist in der beliebten Form von Garzonis Piazza
1) Der vollständige Titel lautet: Abbildung der gemein-nützlichen Haupt-
Stände. Von denen Regenten und ihren so in Friedens- als Kriegs-Zeiten zu-
geordneten Bedienten an, biſs auf alle Künstler und Handwerker nach jedes
Ambts- und Beruffs-Verrichtungen, meist nach dem Leben gezeichnet und in
Kupfer gebracht, auch nach dero Ursprung, Nutzbar- und Denkwürdigkeiten, kurtz,
doch gründlich beschrieben und ganz neu an den Tag geleget von Christoff
Weigel, in Regensburg gedruckt im Jahre Christi, 1698. Das Buch enthält
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 912. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/934>, abgerufen am 22.11.2024.
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