Skandinavien darf als das eisenerzreichste Land Europas be- zeichnet werden. Eisen wurde in Schweden und Norwegen schon in alten Zeiten bereitet und als Handelsware ausgeführt. Neben dem Holz ist das Eisen die Grundlage des nationalen Reichtums Schwedens und die Verwertung der Eisenschätze hat in keinem Lande eine so grosse nationalökonomische Wichtigkeit als in Schweden. Dennoch geschah die Bereitung des Eisens bis zum 16. Jahrhundert in der primitivsten Weise, und der Handel lag ganz in den Händen Fremder, insbesondere der hanseatischen Kaufleute. Die Art der Gewinnung, die Bauernöfenwirtschaft, haben wir wiederholt geschildert (Bd. I, S. 803; Bd. II, S. 161) und auch die Abhängigkeit des nordischen Eisenhandels von den deutschen Hansestädten haben wir erwähnt. Gegen diese Abhängigkeit, welche wohl eine Ausbeutung Skandinaviens durch die Hansa genannt werden muss, erhob sich die Regierung, sobald sie sich stark genug dazu fühlte. Dies war allerdings nicht früher der Fall, als nach der Thronbesteigung Gustav Wasas, der die ökonomische Wohlfahrt Schwedens in jeder Weise zu fördern suchte und dem Eisengewerbe ganz besonders zugethan war; hatten doch die Eisenarbeiter Dalekarliens ihm hauptsächlich zum Thron verholfen, und begriff er die wirtschaftliche Bedeutung des Eisenhüttenwesens für Schweden vollständig. Diese Befreiung des Eisengewerbes von der Herrschaft des Auslandes wurde deshalb eine hochpolitische Frage, die in Schweden von noch viel grösserer Wichtig- keit war als in England.
Zwei Arten von Eisenerz kamen für die Eisenbereitung Schwedens in Frage: die Sumpf- und Seeerze einerseits und die Bergerze, besonders die reichen Magneteisensteinlager anderseits. Obgleich sich die reichen Lagerstätten dieses vortrefflichen Eisenerzes durch 10 Breitegrade, von 571/2 bis 671/2 Grad nördl. Breite erstrecken und einen unerschöpflichen Reichtum an Erz enthalten, heutzutage auch zehnmal so viel Eisen aus diesen, als aus den Sumpferzen bereitet wird, so waren die Bergerze im Mittelalter nur in ganz geringem Umfange benutzt, während das meiste Eisen aus den Sumpf- und Seeerzen, welche mit den damaligen Hülfsmitteln leichter zu gewinnen und auch leichter zu verschmelzen waren, dargestellt wurde. Die Seeerze finden sich im südlichen und
Schweden und Norwegen.
Schweden und Norwegen.
Skandinavien darf als das eisenerzreichste Land Europas be- zeichnet werden. Eisen wurde in Schweden und Norwegen schon in alten Zeiten bereitet und als Handelsware ausgeführt. Neben dem Holz ist das Eisen die Grundlage des nationalen Reichtums Schwedens und die Verwertung der Eisenschätze hat in keinem Lande eine so groſse nationalökonomische Wichtigkeit als in Schweden. Dennoch geschah die Bereitung des Eisens bis zum 16. Jahrhundert in der primitivsten Weise, und der Handel lag ganz in den Händen Fremder, insbesondere der hanseatischen Kaufleute. Die Art der Gewinnung, die Bauernöfenwirtschaft, haben wir wiederholt geschildert (Bd. I, S. 803; Bd. II, S. 161) und auch die Abhängigkeit des nordischen Eisenhandels von den deutschen Hansestädten haben wir erwähnt. Gegen diese Abhängigkeit, welche wohl eine Ausbeutung Skandinaviens durch die Hansa genannt werden muſs, erhob sich die Regierung, sobald sie sich stark genug dazu fühlte. Dies war allerdings nicht früher der Fall, als nach der Thronbesteigung Gustav Wasas, der die ökonomische Wohlfahrt Schwedens in jeder Weise zu fördern suchte und dem Eisengewerbe ganz besonders zugethan war; hatten doch die Eisenarbeiter Dalekarliens ihm hauptsächlich zum Thron verholfen, und begriff er die wirtschaftliche Bedeutung des Eisenhüttenwesens für Schweden vollständig. Diese Befreiung des Eisengewerbes von der Herrschaft des Auslandes wurde deshalb eine hochpolitische Frage, die in Schweden von noch viel gröſserer Wichtig- keit war als in England.
Zwei Arten von Eisenerz kamen für die Eisenbereitung Schwedens in Frage: die Sumpf- und Seeerze einerseits und die Bergerze, besonders die reichen Magneteisensteinlager anderseits. Obgleich sich die reichen Lagerstätten dieses vortrefflichen Eisenerzes durch 10 Breitegrade, von 57½ bis 67½ Grad nördl. Breite erstrecken und einen unerschöpflichen Reichtum an Erz enthalten, heutzutage auch zehnmal so viel Eisen aus diesen, als aus den Sumpferzen bereitet wird, so waren die Bergerze im Mittelalter nur in ganz geringem Umfange benutzt, während das meiste Eisen aus den Sumpf- und Seeerzen, welche mit den damaligen Hülfsmitteln leichter zu gewinnen und auch leichter zu verschmelzen waren, dargestellt wurde. Die Seeerze finden sich im südlichen und
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Schweden und Norwegen.
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Skandinavien darf als das eisenerzreichste Land Europas be-
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alten Zeiten bereitet und als Handelsware ausgeführt. Neben dem
Holz ist das Eisen die Grundlage des nationalen Reichtums Schwedens
und die Verwertung der Eisenschätze hat in keinem Lande eine so
groſse nationalökonomische Wichtigkeit als in Schweden. Dennoch
geschah die Bereitung des Eisens bis zum 16. Jahrhundert in der
primitivsten Weise, und der Handel lag ganz in den Händen Fremder,
insbesondere der hanseatischen Kaufleute. Die Art der Gewinnung,
die Bauernöfenwirtschaft, haben wir wiederholt geschildert (Bd. I,
S. 803; Bd. II, S. 161) und auch die Abhängigkeit des nordischen
Eisenhandels von den deutschen Hansestädten haben wir erwähnt.
Gegen diese Abhängigkeit, welche wohl eine Ausbeutung Skandinaviens
durch die Hansa genannt werden muſs, erhob sich die Regierung,
sobald sie sich stark genug dazu fühlte. Dies war allerdings nicht
früher der Fall, als nach der Thronbesteigung Gustav Wasas,
der die ökonomische Wohlfahrt Schwedens in jeder Weise zu
fördern suchte und dem Eisengewerbe ganz besonders zugethan war;
hatten doch die Eisenarbeiter Dalekarliens ihm hauptsächlich zum
Thron verholfen, und begriff er die wirtschaftliche Bedeutung des
Eisenhüttenwesens für Schweden vollständig. Diese Befreiung des
Eisengewerbes von der Herrschaft des Auslandes wurde deshalb eine
hochpolitische Frage, die in Schweden von noch viel gröſserer Wichtig-
keit war als in England.
Zwei Arten von Eisenerz kamen für die Eisenbereitung Schwedens
in Frage: die Sumpf- und Seeerze einerseits und die Bergerze, besonders
die reichen Magneteisensteinlager anderseits. Obgleich sich die reichen
Lagerstätten dieses vortrefflichen Eisenerzes durch 10 Breitegrade, von
57½ bis 67½ Grad nördl. Breite erstrecken und einen unerschöpflichen
Reichtum an Erz enthalten, heutzutage auch zehnmal so viel Eisen aus
diesen, als aus den Sumpferzen bereitet wird, so waren die Bergerze im
Mittelalter nur in ganz geringem Umfange benutzt, während das
meiste Eisen aus den Sumpf- und Seeerzen, welche mit den damaligen
Hülfsmitteln leichter zu gewinnen und auch leichter zu verschmelzen
waren, dargestellt wurde. Die Seeerze finden sich im südlichen und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/918>, abgerufen am 22.11.2024.
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