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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England.
in England gegossen. 1532 schreibt der Venetianer Carlo Capello,
dass König Heinrich täglich den Tower besuche, um das begonnene
Werk, den Guss von Kanonen und die Anfertigung von Schiesspulver
zu beschleunigen. Bezüglich der ersten gusseisernen Kanonen sagt
eine andere Nachricht 1), dass dieselben 1543 zu Buxtead in Sussex
von Ralph Hogge, dem Giessermeister, der als seinen ersten Ge-
sellen Peter Baude, einen Franzosen, beschäftigte, hergestellt wurden.
Hogge (oder Hoge) hatte aber auch einen geschickten flämischen
Kanonenschmied, Peter van Collet, im Dienst. Dieser machte
Mörser von 9 bis 11 Zoll lichter Weite, dazu Hohlkugeln aus Guss-
eisen, mit Zündmasse gefüllt, welche in Stücke sprangen (Granaten).
Dieser Peter van Collet hätte demnach wohl die Herstellung der
Hohlgeschosse in England eingeführt. -- Peter Baude hätte dann
selbst ein Geschäft gegründet und sowohl Bronze- wie Gusskanonen
gemacht. Einer seiner Gesellen, John Johnson, und nachmals
dessen Sohn Thomas, wurden berühmt wegen der Güte ihrer Guss-
kanonen.

Die Hogges trieben das Geschäft durch mehrere Generationen.
Hugget war gleichfalls ein berühmter Kanonenfabrikant. Noch
heute giebt es Eisenschmiede namens Hugget in Ost-Sussex. Owen
war besonders berühmt durch seine Bronze-Kulevrinen, auch diesem
werden die ersten gusseisernen Kanonen zugeschrieben. 1740 hob
Kapitän Roe mit der Taucherglocke an der Küste eine eiserne
Kanone, welche das Zeichen eines englischen Stückgiessers: R. &
J. Philipps 1584 mit E. R. und der Krone trug 2). Gewöhnlich
werden die Jahre 1547 oder 1555 für die ersten in England ge-
gossenen eisernen Kanonen angegeben. Nach dem oben Angeführten
ist dies nicht richtig, sondern ist das Jahr 1543 hierfür anzunehmen.
Der Guss eiserner Kanonen wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts
eine grossartige Industrie für England, worauf wir später zurück-
kommen werden.

Die schweren Handfeuerwaffen, die auch canons heissen, wurden
vielfach aus dem Auslande bezogen. In dem Inventar des Towers
werden unter den vielen Arten besonders Noremboro-canons (Nürn-
berger Büchsen), Portugal slings und Boymisch hag-bushes aufgeführt.
Aber auch aus Italien, besonders aus Brescia, wurden viele Hand-
feuerwaffen eingeführt. Als ein berühmter Büchsenschmied wird Lo-

1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, Bd. I, S. 33.
2) Siehe Edingburgh Philos. Journ. VII, No. 14, p. 197 etc.

England.
in England gegossen. 1532 schreibt der Venetianer Carlo Capello,
daſs König Heinrich täglich den Tower besuche, um das begonnene
Werk, den Guſs von Kanonen und die Anfertigung von Schieſspulver
zu beschleunigen. Bezüglich der ersten guſseisernen Kanonen sagt
eine andere Nachricht 1), daſs dieselben 1543 zu Buxtead in Sussex
von Ralph Hogge, dem Gieſsermeister, der als seinen ersten Ge-
sellen Peter Baude, einen Franzosen, beschäftigte, hergestellt wurden.
Hogge (oder Hoge) hatte aber auch einen geschickten flämischen
Kanonenschmied, Peter van Collet, im Dienst. Dieser machte
Mörser von 9 bis 11 Zoll lichter Weite, dazu Hohlkugeln aus Guſs-
eisen, mit Zündmasse gefüllt, welche in Stücke sprangen (Granaten).
Dieser Peter van Collet hätte demnach wohl die Herstellung der
Hohlgeschosse in England eingeführt. — Peter Baude hätte dann
selbst ein Geschäft gegründet und sowohl Bronze- wie Guſskanonen
gemacht. Einer seiner Gesellen, John Johnson, und nachmals
dessen Sohn Thomas, wurden berühmt wegen der Güte ihrer Guſs-
kanonen.

Die Hogges trieben das Geschäft durch mehrere Generationen.
Hugget war gleichfalls ein berühmter Kanonenfabrikant. Noch
heute giebt es Eisenschmiede namens Hugget in Ost-Sussex. Owen
war besonders berühmt durch seine Bronze-Kulevrinen, auch diesem
werden die ersten guſseisernen Kanonen zugeschrieben. 1740 hob
Kapitän Roe mit der Taucherglocke an der Küste eine eiserne
Kanone, welche das Zeichen eines englischen Stückgieſsers: R. &
J. Philipps 1584 mit E. R. und der Krone trug 2). Gewöhnlich
werden die Jahre 1547 oder 1555 für die ersten in England ge-
gossenen eisernen Kanonen angegeben. Nach dem oben Angeführten
ist dies nicht richtig, sondern ist das Jahr 1543 hierfür anzunehmen.
Der Guſs eiserner Kanonen wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts
eine groſsartige Industrie für England, worauf wir später zurück-
kommen werden.

Die schweren Handfeuerwaffen, die auch canons heiſsen, wurden
vielfach aus dem Auslande bezogen. In dem Inventar des Towers
werden unter den vielen Arten besonders Noremboro-canons (Nürn-
berger Büchsen), Portugal slings und Boymisch hag-bushes aufgeführt.
Aber auch aus Italien, besonders aus Brescia, wurden viele Hand-
feuerwaffen eingeführt. Als ein berühmter Büchsenschmied wird Lo-

1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, Bd. I, S. 33.
2) Siehe Edingburgh Philos. Journ. VII, No. 14, p. 197 etc.
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[888/0908] England. in England gegossen. 1532 schreibt der Venetianer Carlo Capello, daſs König Heinrich täglich den Tower besuche, um das begonnene Werk, den Guſs von Kanonen und die Anfertigung von Schieſspulver zu beschleunigen. Bezüglich der ersten guſseisernen Kanonen sagt eine andere Nachricht 1), daſs dieselben 1543 zu Buxtead in Sussex von Ralph Hogge, dem Gieſsermeister, der als seinen ersten Ge- sellen Peter Baude, einen Franzosen, beschäftigte, hergestellt wurden. Hogge (oder Hoge) hatte aber auch einen geschickten flämischen Kanonenschmied, Peter van Collet, im Dienst. Dieser machte Mörser von 9 bis 11 Zoll lichter Weite, dazu Hohlkugeln aus Guſs- eisen, mit Zündmasse gefüllt, welche in Stücke sprangen (Granaten). Dieser Peter van Collet hätte demnach wohl die Herstellung der Hohlgeschosse in England eingeführt. — Peter Baude hätte dann selbst ein Geschäft gegründet und sowohl Bronze- wie Guſskanonen gemacht. Einer seiner Gesellen, John Johnson, und nachmals dessen Sohn Thomas, wurden berühmt wegen der Güte ihrer Guſs- kanonen. Die Hogges trieben das Geschäft durch mehrere Generationen. Hugget war gleichfalls ein berühmter Kanonenfabrikant. Noch heute giebt es Eisenschmiede namens Hugget in Ost-Sussex. Owen war besonders berühmt durch seine Bronze-Kulevrinen, auch diesem werden die ersten guſseisernen Kanonen zugeschrieben. 1740 hob Kapitän Roe mit der Taucherglocke an der Küste eine eiserne Kanone, welche das Zeichen eines englischen Stückgieſsers: R. & J. Philipps 1584 mit E. R. und der Krone trug 2). Gewöhnlich werden die Jahre 1547 oder 1555 für die ersten in England ge- gossenen eisernen Kanonen angegeben. Nach dem oben Angeführten ist dies nicht richtig, sondern ist das Jahr 1543 hierfür anzunehmen. Der Guſs eiserner Kanonen wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts eine groſsartige Industrie für England, worauf wir später zurück- kommen werden. Die schweren Handfeuerwaffen, die auch canons heiſsen, wurden vielfach aus dem Auslande bezogen. In dem Inventar des Towers werden unter den vielen Arten besonders Noremboro-canons (Nürn- berger Büchsen), Portugal slings und Boymisch hag-bushes aufgeführt. Aber auch aus Italien, besonders aus Brescia, wurden viele Hand- feuerwaffen eingeführt. Als ein berühmter Büchsenschmied wird Lo- 1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, Bd. I, S. 33. 2) Siehe Edingburgh Philos. Journ. VII, No. 14, p. 197 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/908>, abgerufen am 22.11.2024.