In der Dauphine, besonders den Departements Isere, Drome und Vaucluse, wurde Eisen und Stahl aus Spateisenstein erblasen. -- Von besonderer Wichtigkeit war aber für Südfrankreich die Gruppe der Pyrenäen. Wie die spanische, so ist die französische Seite dieses Gebirges reich an vorzüglichem Eisenerz. In den östlichen Pyrenäen war die Grafschaft Foix berühmt durch ihre Eisengewinnung. Dort finden sich besonders bei Rancie Braun- und Spateisenstein auf Gängen zwischen krystallinischem Kalk und Schieferthon, die der Juraformation anzugehören scheinen an den Bergen Batere und Canigon. In den westlichen Pyrenäen (Basses Pyrenees) war das französische Navarra reich an guten Eisenerzen, besonders zu Bar- buret und an der Bidassoa. Ferner in den Ausläufern des Gebirges in den Departements Haute-Garonne und Aude, wo in den Schwarzen Bergen (montagnes noires) sich eine Gruppe von Gängen in Übergang- schiefer und Kalkstein von Südwest nach Nordost bis in das De- partement Herault zieht, deren Erze sich durch grossen Mangan- reichtum auszeichnen, während eine zweite zwischen Tuchan und Lagrasse (Corbieres) ähnliche Erze birgt, welche dem Obersilur an- gehören und besonders bei Bordevielle, am Roc noire etc. ausgebeutet werden 1).
Das Ausschmelzen geschah in diesem ganzen Gebiete wie zum Teil noch heute in Rennfeuern, ähnlich den Cantalan- und Biscaya- schmieden.
Die Schmelzöfen der Grafschaft Foix haben wir bereits im ersten Bande näher beschrieben, und die Eisenschmieden von Navarra waren ganz wie die biscayischen, nur etwas kleiner. Bayonne war bereits im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz für pyre- näisches Eisen und Eisenwaren; es wurden dort jedenfalls auch schon im 16. Jahrhundert Gewehre fabriziert.
An Stahl und Stahlerzen war Frankreich nicht reich, man bezog dieselben aus Deutschland, Savoyen und Piemont. Doch sollen die Stahlfeuer in den Gegenden von Rives im Departement d'Isere bis in das Ende des 12. Jahrhunderts zurückgehen. Tyroler Stahlschmiede hatten angeblich die ersten Feuer dort angelegt. Die älteste Schmiede soll bei dem Weiler von Alivet, in der Gemeinde Renage bei Rives, bestanden haben 2).
Die zahlreichen Kriege und die Grossmachtsbestrebungen der Könige von Frankreich zwangen zu grossartigen Rüstungen, und
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 392.
2) Siehe Journ. des mines, 1812, No. 191, p. 394.
Italien, Spanien und Frankreich.
In der Dauphiné, besonders den Departements Isère, Drome und Vaucluse, wurde Eisen und Stahl aus Spateisenstein erblasen. — Von besonderer Wichtigkeit war aber für Südfrankreich die Gruppe der Pyrenäen. Wie die spanische, so ist die französische Seite dieses Gebirges reich an vorzüglichem Eisenerz. In den östlichen Pyrenäen war die Grafschaft Foix berühmt durch ihre Eisengewinnung. Dort finden sich besonders bei Rancié Braun- und Spateisenstein auf Gängen zwischen krystallinischem Kalk und Schieferthon, die der Juraformation anzugehören scheinen an den Bergen Batère und Canigon. In den westlichen Pyrenäen (Basses Pyrénées) war das französische Navarra reich an guten Eisenerzen, besonders zu Bar- buret und an der Bidassoa. Ferner in den Ausläufern des Gebirges in den Departements Haute-Garonne und Aude, wo in den Schwarzen Bergen (montagnes noires) sich eine Gruppe von Gängen in Übergang- schiefer und Kalkstein von Südwest nach Nordost bis in das De- partement Hérault zieht, deren Erze sich durch groſsen Mangan- reichtum auszeichnen, während eine zweite zwischen Tuchan und Lagrasse (Corbières) ähnliche Erze birgt, welche dem Obersilur an- gehören und besonders bei Bordevielle, am Roc noire etc. ausgebeutet werden 1).
Das Ausschmelzen geschah in diesem ganzen Gebiete wie zum Teil noch heute in Rennfeuern, ähnlich den Cantalan- und Biscaya- schmieden.
Die Schmelzöfen der Grafschaft Foix haben wir bereits im ersten Bande näher beschrieben, und die Eisenschmieden von Navarra waren ganz wie die biscayischen, nur etwas kleiner. Bayonne war bereits im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz für pyre- näisches Eisen und Eisenwaren; es wurden dort jedenfalls auch schon im 16. Jahrhundert Gewehre fabriziert.
An Stahl und Stahlerzen war Frankreich nicht reich, man bezog dieselben aus Deutschland, Savoyen und Piemont. Doch sollen die Stahlfeuer in den Gegenden von Rives im Departement d’Isêre bis in das Ende des 12. Jahrhunderts zurückgehen. Tyroler Stahlschmiede hatten angeblich die ersten Feuer dort angelegt. Die älteste Schmiede soll bei dem Weiler von Alivet, in der Gemeinde Renage bei Rives, bestanden haben 2).
Die zahlreichen Kriege und die Groſsmachtsbestrebungen der Könige von Frankreich zwangen zu groſsartigen Rüstungen, und
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 392.
2) Siehe Journ. des mines, 1812, No. 191, p. 394.
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Italien, Spanien und Frankreich.
In der Dauphiné, besonders den Departements Isère, Drome und
Vaucluse, wurde Eisen und Stahl aus Spateisenstein erblasen. — Von
besonderer Wichtigkeit war aber für Südfrankreich die Gruppe der
Pyrenäen. Wie die spanische, so ist die französische Seite dieses
Gebirges reich an vorzüglichem Eisenerz. In den östlichen Pyrenäen
war die Grafschaft Foix berühmt durch ihre Eisengewinnung. Dort
finden sich besonders bei Rancié Braun- und Spateisenstein auf
Gängen zwischen krystallinischem Kalk und Schieferthon, die der
Juraformation anzugehören scheinen an den Bergen Batère und
Canigon. In den westlichen Pyrenäen (Basses Pyrénées) war das
französische Navarra reich an guten Eisenerzen, besonders zu Bar-
buret und an der Bidassoa. Ferner in den Ausläufern des Gebirges
in den Departements Haute-Garonne und Aude, wo in den Schwarzen
Bergen (montagnes noires) sich eine Gruppe von Gängen in Übergang-
schiefer und Kalkstein von Südwest nach Nordost bis in das De-
partement Hérault zieht, deren Erze sich durch groſsen Mangan-
reichtum auszeichnen, während eine zweite zwischen Tuchan und
Lagrasse (Corbières) ähnliche Erze birgt, welche dem Obersilur an-
gehören und besonders bei Bordevielle, am Roc noire etc. ausgebeutet
werden 1).
Das Ausschmelzen geschah in diesem ganzen Gebiete wie zum
Teil noch heute in Rennfeuern, ähnlich den Cantalan- und Biscaya-
schmieden.
Die Schmelzöfen der Grafschaft Foix haben wir bereits im
ersten Bande näher beschrieben, und die Eisenschmieden von Navarra
waren ganz wie die biscayischen, nur etwas kleiner. Bayonne war
bereits im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz für pyre-
näisches Eisen und Eisenwaren; es wurden dort jedenfalls auch schon
im 16. Jahrhundert Gewehre fabriziert.
An Stahl und Stahlerzen war Frankreich nicht reich, man bezog
dieselben aus Deutschland, Savoyen und Piemont. Doch sollen die
Stahlfeuer in den Gegenden von Rives im Departement d’Isêre bis in
das Ende des 12. Jahrhunderts zurückgehen. Tyroler Stahlschmiede
hatten angeblich die ersten Feuer dort angelegt. Die älteste Schmiede
soll bei dem Weiler von Alivet, in der Gemeinde Renage bei Rives,
bestanden haben 2).
Die zahlreichen Kriege und die Groſsmachtsbestrebungen der
Könige von Frankreich zwangen zu groſsartigen Rüstungen, und
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 392.
2) Siehe Journ. des mines, 1812, No. 191, p. 394.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/892>, abgerufen am 22.11.2024.
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