erscheinen. In diesen Provinzen ist von alter Zeit her viel Eisen zur Ausrüstung der Schiffe verarbeitet worden. Als westliche Zentral- gruppe bezeichnet Wedding die Brauneisenerze der Departements Loire et Cher, Cher und Indre, welche dem Tertiärgebirge, teilweise auch der Kreide angehören.
An diese schliesst sich die östliche Zentralgruppe mit oolithischen Brauneisenerzen auf beiden Ufern der Loire, welche ihre Haupt- entwickelung im Thale der Cher, wo sie als einzelne Körner in tertiären Thonen vorkommen (minerais du Berri) und bei Nievre, wo die Körner oft durch kalkige Bindemittel vereinigt werden. In Mittel- und Nordwestfrankreich war wieder ein anderes Frischverfahren, "die Frischschmiede von Berri", in früherer Zeit gebräuchlich; dieselbe ist der Wallonschmiede am nächsten verwandt, von der sie sich dadurch unterscheidet, dass das Eisen nach dem Einschmelzen noch einmal aufgebrochen wird, und dass grössere Luppen gefrischt werden, von denen eine jede mehrere Kolben giebt 1). Durch das Aufbrechen ist sie mit der deutschen Frischschmiede verwandt, unterschied sich aber dadurch, dass das eingeschmolzene Frischeisen vor dem Aufbrechen nicht abgekühlt, sondern dass bei ununterbrochenem Gange des Ge- bläses aufgebrochen und gefrischt wurde.
Nevers, die Hauptstadt der Grafschaft Nivernois, hatte alte Eisen- industrie.
In der Auvergne war bedeutende Kleineisenindustrie, und in Thiers (Dep. Puy de Dome) blühte die Fabrikation von Messer- schmiedewaren schon im 16. Jahrhundert. In den Alpen, besonders in Savoyen, waren Rennwerksschmieden, wie in Italien, in Gebrauch. Aber auf der alten Eisenschmelzhütte von Bouguet en l'Huile war auch bereits ein Hochofen in diesem Jahrhundert im Betriebe, dies scheint wenigstens aus einem Urteile des Senats von Savoyen im Jahre 1560 hervorzugehen, welches der seit 10 Jahren zerstörten Eisengiesser- und Hammerhütte (fonderies et forges) an obigem Platze Erwähnung thut. Diese Hütte war von dem genuesischen Adels- geschlechte de Castagnere gegründet. Dasselbe legte nachmals zu Argentine ein grosses Eisenwerk mit Giesserei, Schmiede, Drahtzug und Sensenschmiede an. Auch dieses ging unter sardinischer Herr- schaft zu Grunde. Später legten verschiedene Klöster im Lande Eisenhütten an 2).
1) Siehe Karsten, a. a. O., Bd. IV, S. 126 (§. 916).
2) Siehe Annales des arts et manuf., 1808, XXIX, p. 16.
Italien, Spanien und Frankreich.
erscheinen. In diesen Provinzen ist von alter Zeit her viel Eisen zur Ausrüstung der Schiffe verarbeitet worden. Als westliche Zentral- gruppe bezeichnet Wedding die Brauneisenerze der Departements Loire et Cher, Cher und Indre, welche dem Tertiärgebirge, teilweise auch der Kreide angehören.
An diese schlieſst sich die östliche Zentralgruppe mit oolithischen Brauneisenerzen auf beiden Ufern der Loire, welche ihre Haupt- entwickelung im Thale der Cher, wo sie als einzelne Körner in tertiären Thonen vorkommen (minerais du Berri) und bei Nièvre, wo die Körner oft durch kalkige Bindemittel vereinigt werden. In Mittel- und Nordwestfrankreich war wieder ein anderes Frischverfahren, „die Frischschmiede von Berri“, in früherer Zeit gebräuchlich; dieselbe ist der Wallonschmiede am nächsten verwandt, von der sie sich dadurch unterscheidet, daſs das Eisen nach dem Einschmelzen noch einmal aufgebrochen wird, und daſs gröſsere Luppen gefrischt werden, von denen eine jede mehrere Kolben giebt 1). Durch das Aufbrechen ist sie mit der deutschen Frischschmiede verwandt, unterschied sich aber dadurch, daſs das eingeschmolzene Frischeisen vor dem Aufbrechen nicht abgekühlt, sondern daſs bei ununterbrochenem Gange des Ge- bläses aufgebrochen und gefrischt wurde.
Nevers, die Hauptstadt der Grafschaft Nivernois, hatte alte Eisen- industrie.
In der Auvergne war bedeutende Kleineisenindustrie, und in Thiers (Dep. Puy de Dome) blühte die Fabrikation von Messer- schmiedewaren schon im 16. Jahrhundert. In den Alpen, besonders in Savoyen, waren Rennwerksschmieden, wie in Italien, in Gebrauch. Aber auf der alten Eisenschmelzhütte von Bouguet en l’Huile war auch bereits ein Hochofen in diesem Jahrhundert im Betriebe, dies scheint wenigstens aus einem Urteile des Senats von Savoyen im Jahre 1560 hervorzugehen, welches der seit 10 Jahren zerstörten Eisengieſser- und Hammerhütte (fonderies et forges) an obigem Platze Erwähnung thut. Diese Hütte war von dem genuesischen Adels- geschlechte de Castagnere gegründet. Dasſelbe legte nachmals zu Argentine ein groſses Eisenwerk mit Gieſserei, Schmiede, Drahtzug und Sensenschmiede an. Auch dieses ging unter sardinischer Herr- schaft zu Grunde. Später legten verschiedene Klöster im Lande Eisenhütten an 2).
1) Siehe Karsten, a. a. O., Bd. IV, S. 126 (§. 916).
2) Siehe Annales des arts et manuf., 1808, XXIX, p. 16.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0891"n="871"/><fwplace="top"type="header">Italien, Spanien und Frankreich.</fw><lb/>
erscheinen. In diesen Provinzen ist von alter Zeit her viel Eisen zur<lb/>
Ausrüstung der Schiffe verarbeitet worden. Als westliche Zentral-<lb/>
gruppe bezeichnet <hirendition="#g">Wedding</hi> die Brauneisenerze der Departements<lb/>
Loire et Cher, Cher und Indre, welche dem Tertiärgebirge, teilweise<lb/>
auch der Kreide angehören.</p><lb/><p>An diese schlieſst sich die östliche Zentralgruppe mit oolithischen<lb/>
Brauneisenerzen auf beiden Ufern der Loire, welche ihre Haupt-<lb/>
entwickelung im Thale der Cher, wo sie als einzelne Körner in<lb/>
tertiären Thonen vorkommen (minerais du Berri) und bei Nièvre, wo<lb/>
die Körner oft durch kalkige Bindemittel vereinigt werden. In Mittel-<lb/>
und Nordwestfrankreich war wieder ein anderes Frischverfahren, „die<lb/>
Frischschmiede von Berri“, in früherer Zeit gebräuchlich; dieselbe ist<lb/>
der Wallonschmiede am nächsten verwandt, von der sie sich dadurch<lb/>
unterscheidet, daſs das Eisen nach dem Einschmelzen noch einmal<lb/>
aufgebrochen wird, und daſs gröſsere Luppen gefrischt werden, von<lb/>
denen eine jede mehrere Kolben giebt <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Karsten</hi>, a. a. O., Bd. IV, S. 126 (§. 916).</note>. Durch das Aufbrechen ist<lb/>
sie mit der deutschen Frischschmiede verwandt, unterschied sich aber<lb/>
dadurch, daſs das eingeschmolzene Frischeisen vor dem Aufbrechen<lb/>
nicht abgekühlt, sondern daſs bei ununterbrochenem Gange des Ge-<lb/>
bläses aufgebrochen und gefrischt wurde.</p><lb/><p>Nevers, die Hauptstadt der Grafschaft Nivernois, hatte alte Eisen-<lb/>
industrie.</p><lb/><p>In der Auvergne war bedeutende Kleineisenindustrie, und in<lb/>
Thiers (Dep. Puy de Dome) blühte die Fabrikation von Messer-<lb/>
schmiedewaren schon im 16. Jahrhundert. In den Alpen, besonders<lb/>
in Savoyen, waren Rennwerksschmieden, wie in Italien, in Gebrauch.<lb/>
Aber auf der alten Eisenschmelzhütte von Bouguet en l’Huile war<lb/>
auch bereits ein Hochofen in diesem Jahrhundert im Betriebe, dies<lb/>
scheint wenigstens aus einem Urteile des Senats von Savoyen im<lb/>
Jahre 1560 hervorzugehen, welches der seit 10 Jahren zerstörten<lb/>
Eisengieſser- und Hammerhütte (fonderies et forges) an obigem Platze<lb/>
Erwähnung thut. Diese Hütte war von dem genuesischen Adels-<lb/>
geschlechte <hirendition="#g">de Castagnere</hi> gegründet. Dasſelbe legte nachmals zu<lb/>
Argentine ein groſses Eisenwerk mit Gieſserei, Schmiede, Drahtzug<lb/>
und Sensenschmiede an. Auch dieses ging unter sardinischer Herr-<lb/>
schaft zu Grunde. Später legten verschiedene Klöster im Lande<lb/>
Eisenhütten an <noteplace="foot"n="2)">Siehe Annales des arts et manuf., 1808, XXIX, p. 16.</note>.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[871/0891]
Italien, Spanien und Frankreich.
erscheinen. In diesen Provinzen ist von alter Zeit her viel Eisen zur
Ausrüstung der Schiffe verarbeitet worden. Als westliche Zentral-
gruppe bezeichnet Wedding die Brauneisenerze der Departements
Loire et Cher, Cher und Indre, welche dem Tertiärgebirge, teilweise
auch der Kreide angehören.
An diese schlieſst sich die östliche Zentralgruppe mit oolithischen
Brauneisenerzen auf beiden Ufern der Loire, welche ihre Haupt-
entwickelung im Thale der Cher, wo sie als einzelne Körner in
tertiären Thonen vorkommen (minerais du Berri) und bei Nièvre, wo
die Körner oft durch kalkige Bindemittel vereinigt werden. In Mittel-
und Nordwestfrankreich war wieder ein anderes Frischverfahren, „die
Frischschmiede von Berri“, in früherer Zeit gebräuchlich; dieselbe ist
der Wallonschmiede am nächsten verwandt, von der sie sich dadurch
unterscheidet, daſs das Eisen nach dem Einschmelzen noch einmal
aufgebrochen wird, und daſs gröſsere Luppen gefrischt werden, von
denen eine jede mehrere Kolben giebt 1). Durch das Aufbrechen ist
sie mit der deutschen Frischschmiede verwandt, unterschied sich aber
dadurch, daſs das eingeschmolzene Frischeisen vor dem Aufbrechen
nicht abgekühlt, sondern daſs bei ununterbrochenem Gange des Ge-
bläses aufgebrochen und gefrischt wurde.
Nevers, die Hauptstadt der Grafschaft Nivernois, hatte alte Eisen-
industrie.
In der Auvergne war bedeutende Kleineisenindustrie, und in
Thiers (Dep. Puy de Dome) blühte die Fabrikation von Messer-
schmiedewaren schon im 16. Jahrhundert. In den Alpen, besonders
in Savoyen, waren Rennwerksschmieden, wie in Italien, in Gebrauch.
Aber auf der alten Eisenschmelzhütte von Bouguet en l’Huile war
auch bereits ein Hochofen in diesem Jahrhundert im Betriebe, dies
scheint wenigstens aus einem Urteile des Senats von Savoyen im
Jahre 1560 hervorzugehen, welches der seit 10 Jahren zerstörten
Eisengieſser- und Hammerhütte (fonderies et forges) an obigem Platze
Erwähnung thut. Diese Hütte war von dem genuesischen Adels-
geschlechte de Castagnere gegründet. Dasſelbe legte nachmals zu
Argentine ein groſses Eisenwerk mit Gieſserei, Schmiede, Drahtzug
und Sensenschmiede an. Auch dieses ging unter sardinischer Herr-
schaft zu Grunde. Später legten verschiedene Klöster im Lande
Eisenhütten an 2).
1) Siehe Karsten, a. a. O., Bd. IV, S. 126 (§. 916).
2) Siehe Annales des arts et manuf., 1808, XXIX, p. 16.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/891>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.