(verrucano) eingebettet und von jüngeren, wahrscheinlich tertiären Schichten von Schiefer, Sand und Kalk überlagert. Der krystallinische Eisenglanz, der zuweilen in dichten Roteisenstein oder Eisenrahm übergeht, ist am Ausgehenden in Brauneisenstein, an einzelnen Stellen auch in Magneteisenstein umgewandelt. Die Erze halten im Durch- schnitt 55 bis 60 Prozent Eisen 1).
Die Hauptgewinnungspunkte sind bei Rio-marina, sodann bei Rio-Albano, Terranera und am Capo Calamita. Von Alters her ver- sorgt Elba die toskanischen Eisenhütten mit Erz. Wie das Ver- hältnis im 16. Jahrhundert war, schildert uns Biringuccio2): "Eisenerze sind in unserem toskanischen Gebiete sehr bekannt, weil es sehr nahe bei der Insel Elba liegt, worin ein solcher Überfluss davon und solcher Reichtum ist, dass diese Insel jeden andern Ort darin übertrifft und mit ihrem Eisen alle Gegenden Toskanas und die umliegenden Gebiete versorgt. Ja, es versieht reichlich mehr als zwei Drittel von Italien bis nach Sizilien und Korsika, und vielleicht auch noch auswärtige Länder, damit. Obendrein ist das Erz hier von so grosser Güte, dass man sich an andern Orten Italiens nicht viel Mühe giebt, danach zu graben, obgleich offenbar an vielen Orten des hiesigen Landes nach den Anzeigen und Funden ähnliches Erz ist, welches man in grosser Menge finden könnte. In Anbetracht der Güte des Stoffes, der Leichtigkeit der Gewinnung, abgesehen von der Sicherheit der angelegten Kosten, welche man nur in dem Masse sich macht, als man etwas Erwünschtes zu erreichen gedenkt, zieht man es vor, das Nachgraben an andern Plätzen zu unterlassen." Birin- guccio wiederholt dann die alte Fabel, dass die Erze von Elba nach- wüchsen. "Ich kann unter andern Lobeserhebungen nicht umhin, eine merkwürdige Sache zu erwähnen, nämlich: durch die Menge, die in so vielen Jahrhunderten davon gegraben wurde und noch gegraben wird, müssten nicht nur seine Berge, sondern zwei Inseln wie diese erschöpft sein, und nichtsdestoweniger gräbt man heute mehr und besseres Erz, als man jemals grub, so dass die Meinung Vieler ist, es erzeuge sich immer von Neuem, worin sich eine grosse Einrichtung der Natur und eine grosse Macht des Himmels offenbart." Dieses treffliche Erz lässt sich so leicht ausschmelzen, dass man dazu nur eines gewöhnlichen Schmiedefeuers bedurfte. Es gab vorzügliches Eisen, aber keinen Stahl. An der ganzen westlichen Küste Italiens
1) Siehe Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. I, S. 423.
2) Siehe Biringuccio, Pyrotechnia, Libr. I, Kap. VI, S. 45.
Italien, Spanien und Frankreich.
(verrucano) eingebettet und von jüngeren, wahrscheinlich tertiären Schichten von Schiefer, Sand und Kalk überlagert. Der krystallinische Eisenglanz, der zuweilen in dichten Roteisenstein oder Eisenrahm übergeht, ist am Ausgehenden in Brauneisenstein, an einzelnen Stellen auch in Magneteisenstein umgewandelt. Die Erze halten im Durch- schnitt 55 bis 60 Prozent Eisen 1).
Die Hauptgewinnungspunkte sind bei Rio-marina, sodann bei Rio-Albano, Terranera und am Capo Calamita. Von Alters her ver- sorgt Elba die toskanischen Eisenhütten mit Erz. Wie das Ver- hältnis im 16. Jahrhundert war, schildert uns Biringuccio2): „Eisenerze sind in unserem toskanischen Gebiete sehr bekannt, weil es sehr nahe bei der Insel Elba liegt, worin ein solcher Überfluſs davon und solcher Reichtum ist, daſs diese Insel jeden andern Ort darin übertrifft und mit ihrem Eisen alle Gegenden Toskanas und die umliegenden Gebiete versorgt. Ja, es versieht reichlich mehr als zwei Drittel von Italien bis nach Sizilien und Korsika, und vielleicht auch noch auswärtige Länder, damit. Obendrein ist das Erz hier von so groſser Güte, daſs man sich an andern Orten Italiens nicht viel Mühe giebt, danach zu graben, obgleich offenbar an vielen Orten des hiesigen Landes nach den Anzeigen und Funden ähnliches Erz ist, welches man in groſser Menge finden könnte. In Anbetracht der Güte des Stoffes, der Leichtigkeit der Gewinnung, abgesehen von der Sicherheit der angelegten Kosten, welche man nur in dem Maſse sich macht, als man etwas Erwünschtes zu erreichen gedenkt, zieht man es vor, das Nachgraben an andern Plätzen zu unterlassen.“ Birin- guccio wiederholt dann die alte Fabel, daſs die Erze von Elba nach- wüchsen. „Ich kann unter andern Lobeserhebungen nicht umhin, eine merkwürdige Sache zu erwähnen, nämlich: durch die Menge, die in so vielen Jahrhunderten davon gegraben wurde und noch gegraben wird, müſsten nicht nur seine Berge, sondern zwei Inseln wie diese erschöpft sein, und nichtsdestoweniger gräbt man heute mehr und besseres Erz, als man jemals grub, so daſs die Meinung Vieler ist, es erzeuge sich immer von Neuem, worin sich eine groſse Einrichtung der Natur und eine groſse Macht des Himmels offenbart.“ Dieses treffliche Erz läſst sich so leicht ausschmelzen, daſs man dazu nur eines gewöhnlichen Schmiedefeuers bedurfte. Es gab vorzügliches Eisen, aber keinen Stahl. An der ganzen westlichen Küste Italiens
1) Siehe Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. I, S. 423.
2) Siehe Biringuccio, Pyrotechnia, Libr. I, Kap. VI, S. 45.
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Italien, Spanien und Frankreich.
(verrucano) eingebettet und von jüngeren, wahrscheinlich tertiären
Schichten von Schiefer, Sand und Kalk überlagert. Der krystallinische
Eisenglanz, der zuweilen in dichten Roteisenstein oder Eisenrahm
übergeht, ist am Ausgehenden in Brauneisenstein, an einzelnen Stellen
auch in Magneteisenstein umgewandelt. Die Erze halten im Durch-
schnitt 55 bis 60 Prozent Eisen 1).
Die Hauptgewinnungspunkte sind bei Rio-marina, sodann bei
Rio-Albano, Terranera und am Capo Calamita. Von Alters her ver-
sorgt Elba die toskanischen Eisenhütten mit Erz. Wie das Ver-
hältnis im 16. Jahrhundert war, schildert uns Biringuccio 2):
„Eisenerze sind in unserem toskanischen Gebiete sehr bekannt, weil
es sehr nahe bei der Insel Elba liegt, worin ein solcher Überfluſs
davon und solcher Reichtum ist, daſs diese Insel jeden andern Ort
darin übertrifft und mit ihrem Eisen alle Gegenden Toskanas und
die umliegenden Gebiete versorgt. Ja, es versieht reichlich mehr als
zwei Drittel von Italien bis nach Sizilien und Korsika, und vielleicht
auch noch auswärtige Länder, damit. Obendrein ist das Erz hier
von so groſser Güte, daſs man sich an andern Orten Italiens nicht
viel Mühe giebt, danach zu graben, obgleich offenbar an vielen Orten
des hiesigen Landes nach den Anzeigen und Funden ähnliches Erz
ist, welches man in groſser Menge finden könnte. In Anbetracht der
Güte des Stoffes, der Leichtigkeit der Gewinnung, abgesehen von der
Sicherheit der angelegten Kosten, welche man nur in dem Maſse sich
macht, als man etwas Erwünschtes zu erreichen gedenkt, zieht man
es vor, das Nachgraben an andern Plätzen zu unterlassen.“ Birin-
guccio wiederholt dann die alte Fabel, daſs die Erze von Elba nach-
wüchsen. „Ich kann unter andern Lobeserhebungen nicht umhin,
eine merkwürdige Sache zu erwähnen, nämlich: durch die Menge, die
in so vielen Jahrhunderten davon gegraben wurde und noch gegraben
wird, müſsten nicht nur seine Berge, sondern zwei Inseln wie diese
erschöpft sein, und nichtsdestoweniger gräbt man heute mehr und
besseres Erz, als man jemals grub, so daſs die Meinung Vieler ist,
es erzeuge sich immer von Neuem, worin sich eine groſse Einrichtung
der Natur und eine groſse Macht des Himmels offenbart.“ Dieses
treffliche Erz läſst sich so leicht ausschmelzen, daſs man dazu nur
eines gewöhnlichen Schmiedefeuers bedurfte. Es gab vorzügliches
Eisen, aber keinen Stahl. An der ganzen westlichen Küste Italiens
1) Siehe Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. I, S. 423.
2) Siehe Biringuccio, Pyrotechnia, Libr. I, Kap. VI, S. 45.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/877>, abgerufen am 22.11.2024.
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