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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Belgien und Lothringen.

Die Eisenfabrikation war in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts sehr bedeutend, 1585 zählte man, wie bereits erwähnt, in
der Herrschaft Namür 35 Hochöfen und 85 Frisch- und Hammer-
hütten 1).

Botero, der Ende des 16. Jahrhunderts seine Weltbeschreibung
veröffentlichte, rühmt den Eisenreichtum des Hennegaus und erwähnt
der frühen Verwendung der Steinkohle durch die Schmiede von
Lüttich. Er sagt, in Haynault oder Hennegew seien viele Bergwerke
von Blei und Eisen zu finden. "Man gräbt und findet auch daselbst
eine sonderbare Gattung Stein, die sind schwarz und brennen, wenn
sie angelegt werden wie ein Koln: woher sie auch den Namen
empfangen haben, dass sie "Steinkoln" genannt werden 2)." Von
Lüttich aber berichtet er: "man gräbt auch daselbst die Steinkohlen
schier unter dem Fluss der Maas; mit denselbigen wird nicht allein
das Land versehen, sondern es werden auch davon für viele tausend
Kronen anderswohin geführt. Dieser Stein ist solcher Art und Natur,
dass er durch Wasser angezündet und durch Öl ausgelöscht wird."
Wir haben schon früher erwähnt, dass der Steinkohlenbergbau bei
Lüttich sehr alt ist (Bd. I, S. 769). 1487 wurde daselbst der "Paix
de St. Jaques", die erste Steinkohlenordnung, erlassen. Dass der
Kohlenexport Lüttichs schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts be-
deutend war, geht unter anderm daraus hervor, dass der bekannte
Johannes Rhenanus bei seinen Versuchen in Allendorf in Hessen,
Salzsohle mit Steinkohle einzusieden, zuerst Lütticher Kohle bezog,
wie er sich auch in Lüttich über die Verwendung der Steinkohle
zuerst informierte.

Welches hohe Selbstgefühl die Lütticher Eisenschmiede schon zu
Boteros Zeit besassen, geht aus der von diesem mitgeteilten Lütticher
Redensart hervor: "ihr Eisen sei härter als Eisen und ihr Feuer
hitziger denn Feuer".

Sehr gross war die Zahl der Nagelschmiede in der Umgebung
von Lüttich, die durch mancherlei Privilegien geschützt waren. Blech-
hämmer entstanden schon früh in den Thälern der Ourthe, Vesdre
und Hoyoux. Breithämmer (spadarts) wurden ebenfalls Ende des
16. Jahrhunderts in Belgien angelegt. Von Namür berichtet Bruck-

1) Siehe Franquoy, a. a. O., S. 39. Gurlt giebt hierfür das Jahr 1460,
Jeans in Iron and Steel, S. 265, das Jahr 1560 an; letztere Zahl findet sich auch
in Kerpelys Fortschritten des Berg- und Hüttenwesens, 1875, S. 2.
2) Siehe Botero, Erdbeschreibung, deutsch 1596, S. 77.
Belgien und Lothringen.

Die Eisenfabrikation war in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts sehr bedeutend, 1585 zählte man, wie bereits erwähnt, in
der Herrschaft Namür 35 Hochöfen und 85 Frisch- und Hammer-
hütten 1).

Botero, der Ende des 16. Jahrhunderts seine Weltbeschreibung
veröffentlichte, rühmt den Eisenreichtum des Hennegaus und erwähnt
der frühen Verwendung der Steinkohle durch die Schmiede von
Lüttich. Er sagt, in Haynault oder Hennegew seien viele Bergwerke
von Blei und Eisen zu finden. „Man gräbt und findet auch daselbst
eine sonderbare Gattung Stein, die sind schwarz und brennen, wenn
sie angelegt werden wie ein Koln: woher sie auch den Namen
empfangen haben, daſs sie „Steinkoln“ genannt werden 2).“ Von
Lüttich aber berichtet er: „man gräbt auch daselbst die Steinkohlen
schier unter dem Fluſs der Maas; mit denselbigen wird nicht allein
das Land versehen, sondern es werden auch davon für viele tausend
Kronen anderswohin geführt. Dieser Stein ist solcher Art und Natur,
daſs er durch Wasser angezündet und durch Öl ausgelöscht wird.“
Wir haben schon früher erwähnt, daſs der Steinkohlenbergbau bei
Lüttich sehr alt ist (Bd. I, S. 769). 1487 wurde daselbst der „Paix
de St. Jaques“, die erste Steinkohlenordnung, erlassen. Daſs der
Kohlenexport Lüttichs schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts be-
deutend war, geht unter anderm daraus hervor, daſs der bekannte
Johannes Rhenanus bei seinen Versuchen in Allendorf in Hessen,
Salzsohle mit Steinkohle einzusieden, zuerst Lütticher Kohle bezog,
wie er sich auch in Lüttich über die Verwendung der Steinkohle
zuerst informierte.

Welches hohe Selbstgefühl die Lütticher Eisenschmiede schon zu
Boteros Zeit besaſsen, geht aus der von diesem mitgeteilten Lütticher
Redensart hervor: „ihr Eisen sei härter als Eisen und ihr Feuer
hitziger denn Feuer“.

Sehr groſs war die Zahl der Nagelschmiede in der Umgebung
von Lüttich, die durch mancherlei Privilegien geschützt waren. Blech-
hämmer entstanden schon früh in den Thälern der Ourthe, Vesdre
und Hoyoux. Breithämmer (spadarts) wurden ebenfalls Ende des
16. Jahrhunderts in Belgien angelegt. Von Namür berichtet Bruck-

1) Siehe Franquoy, a. a. O., S. 39. Gurlt giebt hierfür das Jahr 1460,
Jeans in Iron and Steel, S. 265, das Jahr 1560 an; letztere Zahl findet sich auch
in Kerpelys Fortschritten des Berg- und Hüttenwesens, 1875, S. 2.
2) Siehe Botero, Erdbeschreibung, deutsch 1596, S. 77.
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[854/0874] Belgien und Lothringen. Die Eisenfabrikation war in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts sehr bedeutend, 1585 zählte man, wie bereits erwähnt, in der Herrschaft Namür 35 Hochöfen und 85 Frisch- und Hammer- hütten 1). Botero, der Ende des 16. Jahrhunderts seine Weltbeschreibung veröffentlichte, rühmt den Eisenreichtum des Hennegaus und erwähnt der frühen Verwendung der Steinkohle durch die Schmiede von Lüttich. Er sagt, in Haynault oder Hennegew seien viele Bergwerke von Blei und Eisen zu finden. „Man gräbt und findet auch daselbst eine sonderbare Gattung Stein, die sind schwarz und brennen, wenn sie angelegt werden wie ein Koln: woher sie auch den Namen empfangen haben, daſs sie „Steinkoln“ genannt werden 2).“ Von Lüttich aber berichtet er: „man gräbt auch daselbst die Steinkohlen schier unter dem Fluſs der Maas; mit denselbigen wird nicht allein das Land versehen, sondern es werden auch davon für viele tausend Kronen anderswohin geführt. Dieser Stein ist solcher Art und Natur, daſs er durch Wasser angezündet und durch Öl ausgelöscht wird.“ Wir haben schon früher erwähnt, daſs der Steinkohlenbergbau bei Lüttich sehr alt ist (Bd. I, S. 769). 1487 wurde daselbst der „Paix de St. Jaques“, die erste Steinkohlenordnung, erlassen. Daſs der Kohlenexport Lüttichs schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts be- deutend war, geht unter anderm daraus hervor, daſs der bekannte Johannes Rhenanus bei seinen Versuchen in Allendorf in Hessen, Salzsohle mit Steinkohle einzusieden, zuerst Lütticher Kohle bezog, wie er sich auch in Lüttich über die Verwendung der Steinkohle zuerst informierte. Welches hohe Selbstgefühl die Lütticher Eisenschmiede schon zu Boteros Zeit besaſsen, geht aus der von diesem mitgeteilten Lütticher Redensart hervor: „ihr Eisen sei härter als Eisen und ihr Feuer hitziger denn Feuer“. Sehr groſs war die Zahl der Nagelschmiede in der Umgebung von Lüttich, die durch mancherlei Privilegien geschützt waren. Blech- hämmer entstanden schon früh in den Thälern der Ourthe, Vesdre und Hoyoux. Breithämmer (spadarts) wurden ebenfalls Ende des 16. Jahrhunderts in Belgien angelegt. Von Namür berichtet Bruck- 1) Siehe Franquoy, a. a. O., S. 39. Gurlt giebt hierfür das Jahr 1460, Jeans in Iron and Steel, S. 265, das Jahr 1560 an; letztere Zahl findet sich auch in Kerpelys Fortschritten des Berg- und Hüttenwesens, 1875, S. 2. 2) Siehe Botero, Erdbeschreibung, deutsch 1596, S. 77.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/874>, abgerufen am 22.11.2024.