die mannigfaltige Heilkraft derselben. Das Ganze ist wirklich, wie der Titel sagt, "ein nützlich und lustig Gespräch", und die prak- tischen Zusätze des deutschen Übersetzers Jeremias Gesner erhöhen noch seinen Wert.
Andreas Cesalpini von Arrezzo (geb. 1519), Professor in Pisa und Leibarzt des Papstes Clemens VIII., war, wie Monardo, ein berühmter Mediziner und Botaniker, und schrieb, wie dieser, ein Buch über die Metalle, welches zuerst 1596 zu Rom und dann 1604 zu Nürnberg unter dem Titel: "De metallicis libri tres" gedruckt wurde. Es ist eine sehr schätzbare Mineralogie, in der auch dem Eisen und Stahl ein Kapitel gewidmet ist (Lib. III, Cap. VI), doch sucht man technische Angaben darin vergebens.
Interessanter und wichtiger hierfür sind zwei encyklopädische Werke. Das Buch De rerum varietate des Cardanus und der Piazza universale des Garzoni.
Hieronymus Castellioneus Cardanus aus Pavia, geboren 1501, gestorben 1576, war einer der gelehrtesten und scharfsinnigsten Männer seiner Zeit. Besonders berühmt ist er als Mathematiker und Cardans Regel zur Lösung der Gleichungen vierten Grades trägt heute noch seinen Namen. Ursprünglich Theologe, wendete er sich der Mathematik und den Naturwissenschaften zu, wurde 1553 Professor der Mathematik in Mailand, 1559 Professor der Medizin in Pavia und 1562 zu Bologna. Er beherrschte das ganze Gebiet der Natur- wissenschaften. Von seinen Schriften fanden besonders die Bücher De subtilitate (1550) und De rerum varietate (1556) grosse Ver- breitung. Das letztere wurde wiederholt ins Deutsche übersetzt, zuerst von Heinrich Pantaleon, der Arznei Doktor, unter dem Titel: Offenbarung der Natur und natürlicher Dinge, 1559. Cardanus war sehr eigenartig in seinem Denken, wenn auch ein eifriger Astro- loge und fest an Geistererscheinungen glaubend, trat er doch den alten überlieferten Doktrinen als Revolutionär gegenüber. Er ver- warf sie und erklärte alles aus dem Genius. Aus drei Universal- prinzipien: Materie, Form und Seele und aus drei Elementen: Erde, Luft und Wasser erklärte er das Wesen aller Dinge. Die Physik und Mechanik verdanken ihm wichtige Entdeckungen: er untersuchte die Schwere der Luft durch Versuche und lehrte zuerst das Parallelo- gramm der Kräfte für den Fall, dass die Kräfte im rechten Winkel wirken1). -- Die Offenbarung der Natur ist eine Encyklopädie des
1) Siehe Theodor Beck, Zivilingenieur, XXXV, 7. Heft.
Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
die mannigfaltige Heilkraft derselben. Das Ganze ist wirklich, wie der Titel sagt, „ein nützlich und lustig Gespräch“, und die prak- tischen Zusätze des deutschen Übersetzers Jeremias Gesner erhöhen noch seinen Wert.
Andreas Cesalpini von Arrezzo (geb. 1519), Professor in Pisa und Leibarzt des Papstes Clemens VIII., war, wie Monardo, ein berühmter Mediziner und Botaniker, und schrieb, wie dieser, ein Buch über die Metalle, welches zuerst 1596 zu Rom und dann 1604 zu Nürnberg unter dem Titel: „De metallicis libri tres“ gedruckt wurde. Es ist eine sehr schätzbare Mineralogie, in der auch dem Eisen und Stahl ein Kapitel gewidmet ist (Lib. III, Cap. VI), doch sucht man technische Angaben darin vergebens.
Interessanter und wichtiger hierfür sind zwei encyklopädische Werke. Das Buch De rerum varietate des Cardanus und der Piazza universale des Garzoni.
Hieronymus Castellioneus Cardanus aus Pavia, geboren 1501, gestorben 1576, war einer der gelehrtesten und scharfsinnigsten Männer seiner Zeit. Besonders berühmt ist er als Mathematiker und Cardans Regel zur Lösung der Gleichungen vierten Grades trägt heute noch seinen Namen. Ursprünglich Theologe, wendete er sich der Mathematik und den Naturwissenschaften zu, wurde 1553 Professor der Mathematik in Mailand, 1559 Professor der Medizin in Pavia und 1562 zu Bologna. Er beherrschte das ganze Gebiet der Natur- wissenschaften. Von seinen Schriften fanden besonders die Bücher De subtilitate (1550) und De rerum varietate (1556) groſse Ver- breitung. Das letztere wurde wiederholt ins Deutsche übersetzt, zuerst von Heinrich Pantaleon, der Arznei Doktor, unter dem Titel: Offenbarung der Natur und natürlicher Dinge, 1559. Cardanus war sehr eigenartig in seinem Denken, wenn auch ein eifriger Astro- loge und fest an Geistererscheinungen glaubend, trat er doch den alten überlieferten Doktrinen als Revolutionär gegenüber. Er ver- warf sie und erklärte alles aus dem Genius. Aus drei Universal- prinzipien: Materie, Form und Seele und aus drei Elementen: Erde, Luft und Wasser erklärte er das Wesen aller Dinge. Die Physik und Mechanik verdanken ihm wichtige Entdeckungen: er untersuchte die Schwere der Luft durch Versuche und lehrte zuerst das Parallelo- gramm der Kräfte für den Fall, daſs die Kräfte im rechten Winkel wirken1). — Die Offenbarung der Natur ist eine Encyklopädie des
1) Siehe Theodor Beck, Zivilingenieur, XXXV, 7. Heft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0086"n="66"/><fwplace="top"type="header">Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.</fw><lb/>
die mannigfaltige Heilkraft derselben. Das Ganze ist wirklich, wie<lb/>
der Titel sagt, „ein nützlich und lustig Gespräch“, und die prak-<lb/>
tischen Zusätze des deutschen Übersetzers <hirendition="#g">Jeremias Gesner</hi> erhöhen<lb/>
noch seinen Wert.</p><lb/><p><hirendition="#g">Andreas Cesalpini</hi> von Arrezzo (geb. 1519), Professor in Pisa<lb/>
und Leibarzt des Papstes <hirendition="#g">Clemens</hi> VIII., war, wie <hirendition="#g">Monardo</hi>, ein<lb/>
berühmter Mediziner und Botaniker, und schrieb, wie dieser, ein Buch<lb/>
über die Metalle, welches zuerst 1596 zu Rom und dann 1604 zu<lb/>
Nürnberg unter dem Titel: „De metallicis libri tres“ gedruckt wurde.<lb/>
Es ist eine sehr schätzbare Mineralogie, in der auch dem Eisen und<lb/>
Stahl ein Kapitel gewidmet ist (Lib. III, Cap. VI), doch sucht man<lb/>
technische Angaben darin vergebens.</p><lb/><p>Interessanter und wichtiger hierfür sind zwei encyklopädische<lb/>
Werke. Das Buch De rerum varietate des <hirendition="#g">Cardanus</hi> und der Piazza<lb/>
universale des <hirendition="#g">Garzoni</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Hieronymus Castellioneus Cardanus</hi> aus Pavia, geboren<lb/>
1501, gestorben 1576, war einer der gelehrtesten und scharfsinnigsten<lb/>
Männer seiner Zeit. Besonders berühmt ist er als Mathematiker und<lb/><hirendition="#g">Cardans</hi> Regel zur Lösung der Gleichungen vierten Grades trägt<lb/>
heute noch seinen Namen. Ursprünglich Theologe, wendete er sich<lb/>
der Mathematik und den Naturwissenschaften zu, wurde 1553 Professor<lb/>
der Mathematik in Mailand, 1559 Professor der Medizin in Pavia<lb/>
und 1562 zu Bologna. Er beherrschte das ganze Gebiet der Natur-<lb/>
wissenschaften. Von seinen Schriften fanden besonders die Bücher<lb/>
De subtilitate (1550) und De rerum varietate (1556) groſse Ver-<lb/>
breitung. Das letztere wurde wiederholt ins Deutsche übersetzt, zuerst<lb/>
von <hirendition="#g">Heinrich Pantaleon</hi>, der Arznei Doktor, unter dem Titel:<lb/>
Offenbarung der Natur und natürlicher Dinge, 1559. <hirendition="#g">Cardanus</hi><lb/>
war sehr eigenartig in seinem Denken, wenn auch ein eifriger Astro-<lb/>
loge und fest an Geistererscheinungen glaubend, trat er doch den<lb/>
alten überlieferten Doktrinen als Revolutionär gegenüber. Er ver-<lb/>
warf sie und erklärte alles aus dem Genius. Aus drei Universal-<lb/>
prinzipien: Materie, Form und Seele und aus drei Elementen: Erde,<lb/>
Luft und Wasser erklärte er das Wesen aller Dinge. Die Physik<lb/>
und Mechanik verdanken ihm wichtige Entdeckungen: er untersuchte<lb/>
die Schwere der Luft durch Versuche und lehrte zuerst das Parallelo-<lb/>
gramm der Kräfte für den Fall, daſs die Kräfte im rechten Winkel<lb/>
wirken<noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Theodor Beck</hi>, Zivilingenieur, XXXV, 7. Heft.</note>. — Die Offenbarung der Natur ist eine Encyklopädie des<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[66/0086]
Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
die mannigfaltige Heilkraft derselben. Das Ganze ist wirklich, wie
der Titel sagt, „ein nützlich und lustig Gespräch“, und die prak-
tischen Zusätze des deutschen Übersetzers Jeremias Gesner erhöhen
noch seinen Wert.
Andreas Cesalpini von Arrezzo (geb. 1519), Professor in Pisa
und Leibarzt des Papstes Clemens VIII., war, wie Monardo, ein
berühmter Mediziner und Botaniker, und schrieb, wie dieser, ein Buch
über die Metalle, welches zuerst 1596 zu Rom und dann 1604 zu
Nürnberg unter dem Titel: „De metallicis libri tres“ gedruckt wurde.
Es ist eine sehr schätzbare Mineralogie, in der auch dem Eisen und
Stahl ein Kapitel gewidmet ist (Lib. III, Cap. VI), doch sucht man
technische Angaben darin vergebens.
Interessanter und wichtiger hierfür sind zwei encyklopädische
Werke. Das Buch De rerum varietate des Cardanus und der Piazza
universale des Garzoni.
Hieronymus Castellioneus Cardanus aus Pavia, geboren
1501, gestorben 1576, war einer der gelehrtesten und scharfsinnigsten
Männer seiner Zeit. Besonders berühmt ist er als Mathematiker und
Cardans Regel zur Lösung der Gleichungen vierten Grades trägt
heute noch seinen Namen. Ursprünglich Theologe, wendete er sich
der Mathematik und den Naturwissenschaften zu, wurde 1553 Professor
der Mathematik in Mailand, 1559 Professor der Medizin in Pavia
und 1562 zu Bologna. Er beherrschte das ganze Gebiet der Natur-
wissenschaften. Von seinen Schriften fanden besonders die Bücher
De subtilitate (1550) und De rerum varietate (1556) groſse Ver-
breitung. Das letztere wurde wiederholt ins Deutsche übersetzt, zuerst
von Heinrich Pantaleon, der Arznei Doktor, unter dem Titel:
Offenbarung der Natur und natürlicher Dinge, 1559. Cardanus
war sehr eigenartig in seinem Denken, wenn auch ein eifriger Astro-
loge und fest an Geistererscheinungen glaubend, trat er doch den
alten überlieferten Doktrinen als Revolutionär gegenüber. Er ver-
warf sie und erklärte alles aus dem Genius. Aus drei Universal-
prinzipien: Materie, Form und Seele und aus drei Elementen: Erde,
Luft und Wasser erklärte er das Wesen aller Dinge. Die Physik
und Mechanik verdanken ihm wichtige Entdeckungen: er untersuchte
die Schwere der Luft durch Versuche und lehrte zuerst das Parallelo-
gramm der Kräfte für den Fall, daſs die Kräfte im rechten Winkel
wirken 1). — Die Offenbarung der Natur ist eine Encyklopädie des
1) Siehe Theodor Beck, Zivilingenieur, XXXV, 7. Heft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/86>, abgerufen am 26.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.