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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
Handelsstrassen. Hauptvertriebsort war Köln; dann im Westen Ant-
werpen und die brabantischen Märkte, nach Norden und Osten ging
der Handel über Dortmund nach Leipzig, Hamburg, Lübeck und
Danzig; nach Südwesten nach Frankfurt und Nürnberg. Für den
Umfang der Schwertfabrik legen auch die früher mitgeteilten zahl-
reichen Klingenstempel oder Fabriksmarken aus dem 16. Jahrhundert
Zeugnis ab.

Die enge Verbindung der zahlreichen Meister in der Bruder-
schaft half diesen, den gesteigerten Anforderungen an Massenlieferungen
genügen zu können und erhielt die Solinger Schwertfabrik, während
das alte Schmiedehandwerk in andern Städten, wo es nach früherer
Weise in den Händen einzelner Meister, die ihr Handwerk mehr als
Kunst betrieben, lag, zu Grunde ging. Die Einführung der stehenden
Heere mit einheitlicher Uniformierung, die gleichmässige Bewaffnung
grosser Truppenmassen im Kriege, das Streben nach einheitlicher
Bewaffnung der Landwehren, führten zur Massenfabrikation der Hand-
waffen nach bestimmten Modellen. Solche grosse Aufträge konnten
die Solinger Bruderschaften, welche die Arbeit unter ihren zahl-
reichen Angehörigen verteilen konnten, wohl ausführen, nicht aber
irgend ein Meister in Nürnberg oder Passau. Selbst Toledo konnte
dies in gleichem Masse nicht leisten, denn trotz der grossen Zahl
der Schwertschmiede daselbst, fehlte die Organisation. Solingen ent-
wickelte seine Leistungsfähigkeit gerade nach dieser Richtung hin
und übernahm Waffenlieferungen für deutsche und ausserdeutsche
Staaten; so wurde es die erste und bedeutendste Waffenfabrik
Europas.

Neben der Schwertfabrik erblühte in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts die Messerfabrik zu Solingen. Das Aufkommen
der Reckhämmer hat viel zum Aufschwung dieses Industriezweiges
beigetragen. Dem Messermacherhandwerk wurden gleiche Rechte
eingeräumt, wie den drei geschlossenen Bruderschaften der Schwert-
fabrik. Die Messer wurden ebenfalls von den verordneten Ratleuten
beschaut und neben dem Meisterstempel der Solinger Beschaustempel
als Garantie für die Ware aufgeschlagen. Die Messerschmiede mussten
eine Lehrzeit durchmachen, eine Meisterprüfung ablegen und ihr
Meisterstück machen. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass
jeder sowohl schmieden als reiden und fertigmachen konnte 1). Die
Warenkontrolle, die Beaufsichtigung des Betriebes und die strenge

1) Siehe oben, S. 412 etc.

Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
Handelsstraſsen. Hauptvertriebsort war Köln; dann im Westen Ant-
werpen und die brabantischen Märkte, nach Norden und Osten ging
der Handel über Dortmund nach Leipzig, Hamburg, Lübeck und
Danzig; nach Südwesten nach Frankfurt und Nürnberg. Für den
Umfang der Schwertfabrik legen auch die früher mitgeteilten zahl-
reichen Klingenstempel oder Fabriksmarken aus dem 16. Jahrhundert
Zeugnis ab.

Die enge Verbindung der zahlreichen Meister in der Bruder-
schaft half diesen, den gesteigerten Anforderungen an Massenlieferungen
genügen zu können und erhielt die Solinger Schwertfabrik, während
das alte Schmiedehandwerk in andern Städten, wo es nach früherer
Weise in den Händen einzelner Meister, die ihr Handwerk mehr als
Kunst betrieben, lag, zu Grunde ging. Die Einführung der stehenden
Heere mit einheitlicher Uniformierung, die gleichmäſsige Bewaffnung
groſser Truppenmassen im Kriege, das Streben nach einheitlicher
Bewaffnung der Landwehren, führten zur Massenfabrikation der Hand-
waffen nach bestimmten Modellen. Solche groſse Aufträge konnten
die Solinger Bruderschaften, welche die Arbeit unter ihren zahl-
reichen Angehörigen verteilen konnten, wohl ausführen, nicht aber
irgend ein Meister in Nürnberg oder Passau. Selbst Toledo konnte
dies in gleichem Maſse nicht leisten, denn trotz der groſsen Zahl
der Schwertschmiede daselbst, fehlte die Organisation. Solingen ent-
wickelte seine Leistungsfähigkeit gerade nach dieser Richtung hin
und übernahm Waffenlieferungen für deutsche und auſserdeutsche
Staaten; so wurde es die erste und bedeutendste Waffenfabrik
Europas.

Neben der Schwertfabrik erblühte in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts die Messerfabrik zu Solingen. Das Aufkommen
der Reckhämmer hat viel zum Aufschwung dieses Industriezweiges
beigetragen. Dem Messermacherhandwerk wurden gleiche Rechte
eingeräumt, wie den drei geschlossenen Bruderschaften der Schwert-
fabrik. Die Messer wurden ebenfalls von den verordneten Ratleuten
beschaut und neben dem Meisterstempel der Solinger Beschaustempel
als Garantie für die Ware aufgeschlagen. Die Messerschmiede muſsten
eine Lehrzeit durchmachen, eine Meisterprüfung ablegen und ihr
Meisterstück machen. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, daſs
jeder sowohl schmieden als reiden und fertigmachen konnte 1). Die
Warenkontrolle, die Beaufsichtigung des Betriebes und die strenge

1) Siehe oben, S. 412 etc.
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[826/0846] Sauerland, Mark, Berg und die Eifel. Handelsstraſsen. Hauptvertriebsort war Köln; dann im Westen Ant- werpen und die brabantischen Märkte, nach Norden und Osten ging der Handel über Dortmund nach Leipzig, Hamburg, Lübeck und Danzig; nach Südwesten nach Frankfurt und Nürnberg. Für den Umfang der Schwertfabrik legen auch die früher mitgeteilten zahl- reichen Klingenstempel oder Fabriksmarken aus dem 16. Jahrhundert Zeugnis ab. Die enge Verbindung der zahlreichen Meister in der Bruder- schaft half diesen, den gesteigerten Anforderungen an Massenlieferungen genügen zu können und erhielt die Solinger Schwertfabrik, während das alte Schmiedehandwerk in andern Städten, wo es nach früherer Weise in den Händen einzelner Meister, die ihr Handwerk mehr als Kunst betrieben, lag, zu Grunde ging. Die Einführung der stehenden Heere mit einheitlicher Uniformierung, die gleichmäſsige Bewaffnung groſser Truppenmassen im Kriege, das Streben nach einheitlicher Bewaffnung der Landwehren, führten zur Massenfabrikation der Hand- waffen nach bestimmten Modellen. Solche groſse Aufträge konnten die Solinger Bruderschaften, welche die Arbeit unter ihren zahl- reichen Angehörigen verteilen konnten, wohl ausführen, nicht aber irgend ein Meister in Nürnberg oder Passau. Selbst Toledo konnte dies in gleichem Maſse nicht leisten, denn trotz der groſsen Zahl der Schwertschmiede daselbst, fehlte die Organisation. Solingen ent- wickelte seine Leistungsfähigkeit gerade nach dieser Richtung hin und übernahm Waffenlieferungen für deutsche und auſserdeutsche Staaten; so wurde es die erste und bedeutendste Waffenfabrik Europas. Neben der Schwertfabrik erblühte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Messerfabrik zu Solingen. Das Aufkommen der Reckhämmer hat viel zum Aufschwung dieses Industriezweiges beigetragen. Dem Messermacherhandwerk wurden gleiche Rechte eingeräumt, wie den drei geschlossenen Bruderschaften der Schwert- fabrik. Die Messer wurden ebenfalls von den verordneten Ratleuten beschaut und neben dem Meisterstempel der Solinger Beschaustempel als Garantie für die Ware aufgeschlagen. Die Messerschmiede muſsten eine Lehrzeit durchmachen, eine Meisterprüfung ablegen und ihr Meisterstück machen. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, daſs jeder sowohl schmieden als reiden und fertigmachen konnte 1). Die Warenkontrolle, die Beaufsichtigung des Betriebes und die strenge 1) Siehe oben, S. 412 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/846>, abgerufen am 22.11.2024.