auch damit die Schlacken von dem geschmelzten und gemachten noch zu Nutz kämen, Kugeln daraus giessen, welche Materie ein Gift bei sich hat; denn wenn die Kugeln zerspringen (darum sie denn auch zu Schrot in Stürmen sehr gut) und so Jemand verletzen, das lässt sich nicht wohl heilen." Also zu Gittelde wurden solche Kugeln aus Eisenschlacken, auf der Sophienhütte bei Goslar aus Bleischlacken gegossen, und zwar wurden von letzterer bis zum Jahre 1572 54000 nach Wolfenbüttel geliefert, gleichzeitig waren aber auf den ver- schiedenen Hütten noch 74000 Stück vorrätig.
Wie der Herzog ein ungewöhnliches Verständnis für die Technik des Berg- und Hüttenwesens hatte, so besass er eine nicht minder grosse Begabung für den Handel. Er förderte den Handel in jeder Weise, besonders durch Verbesserung und Neuanlagen von Verkehrs- strassen, und war selbst der erste Handelsmann seines Landes, be- sonders der Hütten- und Bergwerksprodukte. Er liebte es, grosse Abschlüsse zu machen. Über den zu Gittelde bereiteten Stahl schliesst der Herzog am 28. Septbr. 1568 einen Kontrakt mit Hans Schörkopf zu Braunschweig ab, wodurch er sich verpflichtet, dem- selben allen zu Gittelde verfertigten Stahl nach Braunschweig zu liefern, "jedes Fässlein Pflugstahl für 1 Thlr., jedes Fässlein Eggstahl zu 2 Thlr. 21/2 Gr.".
Julius liebte besonders den Tauschhandel in jeder Form und vermied Geschäfte gegen Barzahlung, sowie jeden Zwischenhandel. Er benutzte dafür Agenten. Sein Hauptagent war Hans Rauten- krantz in Braunschweig. Dieser lieferte Pelzwerk (Zobel), Edel- steine, Goldwaren u. s. w., dagegen empfing er Schlackenkugeln, Blei- und Messingwaren, grünen Vitriol, Marmor u. s. w. Die Schlacken- kugeln spielen immer eine Hauptrolle, waren also jedenfalls leicht abzusetzen. In einer Rechnung vom 27. Febr. 1574 werden 5500 Ctr. Schlackenkugeln mit 12 Mariengroschen pro Centner aufgeführt, un- mittelbar darauf erscheint ein Posten von 10000 Ctr. mit 24 Marien- groschen, wahrscheinlich waren das eine Eisenschlacken-, das andere Bleischlackenkugeln. Der Herzog bezieht dagegen unter Anderem für 5600 Thlr. Pelzwerk in einem Posten. Julius schenkte Rauten- krantz das grösste Vertrauen und benutzte ihn auch als seinen Bankier, indem er Anlehen durch ihn kontrahierte; liess ihn aber unbarmherzig fallen, als er merkte, dass er ihn "anschmieren und betrügen wollte". Den Anlass dazu gab ein fauler Pferdehandel. Der Herzog liess sich nicht täuschen und erklärte, wer ihn einmal habe betrügen wollen, dem glaube er nimmermehr, und brach allen
Der Oberharz.
auch damit die Schlacken von dem geschmelzten und gemachten noch zu Nutz kämen, Kugeln daraus gieſsen, welche Materie ein Gift bei sich hat; denn wenn die Kugeln zerspringen (darum sie denn auch zu Schrot in Stürmen sehr gut) und so Jemand verletzen, das läſst sich nicht wohl heilen.“ Also zu Gittelde wurden solche Kugeln aus Eisenschlacken, auf der Sophienhütte bei Goslar aus Bleischlacken gegossen, und zwar wurden von letzterer bis zum Jahre 1572 54000 nach Wolfenbüttel geliefert, gleichzeitig waren aber auf den ver- schiedenen Hütten noch 74000 Stück vorrätig.
Wie der Herzog ein ungewöhnliches Verständnis für die Technik des Berg- und Hüttenwesens hatte, so besaſs er eine nicht minder groſse Begabung für den Handel. Er förderte den Handel in jeder Weise, besonders durch Verbesserung und Neuanlagen von Verkehrs- straſsen, und war selbst der erste Handelsmann seines Landes, be- sonders der Hütten- und Bergwerksprodukte. Er liebte es, groſse Abschlüsse zu machen. Über den zu Gittelde bereiteten Stahl schlieſst der Herzog am 28. Septbr. 1568 einen Kontrakt mit Hans Schörkopf zu Braunschweig ab, wodurch er sich verpflichtet, dem- selben allen zu Gittelde verfertigten Stahl nach Braunschweig zu liefern, „jedes Fäſslein Pflugstahl für 1 Thlr., jedes Fäſslein Eggstahl zu 2 Thlr. 2½ Gr.“.
Julius liebte besonders den Tauschhandel in jeder Form und vermied Geschäfte gegen Barzahlung, sowie jeden Zwischenhandel. Er benutzte dafür Agenten. Sein Hauptagent war Hans Rauten- krantz in Braunschweig. Dieser lieferte Pelzwerk (Zobel), Edel- steine, Goldwaren u. s. w., dagegen empfing er Schlackenkugeln, Blei- und Messingwaren, grünen Vitriol, Marmor u. s. w. Die Schlacken- kugeln spielen immer eine Hauptrolle, waren also jedenfalls leicht abzusetzen. In einer Rechnung vom 27. Febr. 1574 werden 5500 Ctr. Schlackenkugeln mit 12 Mariengroschen pro Centner aufgeführt, un- mittelbar darauf erscheint ein Posten von 10000 Ctr. mit 24 Marien- groschen, wahrscheinlich waren das eine Eisenschlacken-, das andere Bleischlackenkugeln. Der Herzog bezieht dagegen unter Anderem für 5600 Thlr. Pelzwerk in einem Posten. Julius schenkte Rauten- krantz das gröſste Vertrauen und benutzte ihn auch als seinen Bankier, indem er Anlehen durch ihn kontrahierte; lieſs ihn aber unbarmherzig fallen, als er merkte, daſs er ihn „anschmieren und betrügen wollte“. Den Anlaſs dazu gab ein fauler Pferdehandel. Der Herzog lieſs sich nicht täuschen und erklärte, wer ihn einmal habe betrügen wollen, dem glaube er nimmermehr, und brach allen
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Der Oberharz.
auch damit die Schlacken von dem geschmelzten und gemachten
noch zu Nutz kämen, Kugeln daraus gieſsen, welche Materie ein Gift
bei sich hat; denn wenn die Kugeln zerspringen (darum sie denn
auch zu Schrot in Stürmen sehr gut) und so Jemand verletzen, das
läſst sich nicht wohl heilen.“ Also zu Gittelde wurden solche Kugeln
aus Eisenschlacken, auf der Sophienhütte bei Goslar aus Bleischlacken
gegossen, und zwar wurden von letzterer bis zum Jahre 1572 54000
nach Wolfenbüttel geliefert, gleichzeitig waren aber auf den ver-
schiedenen Hütten noch 74000 Stück vorrätig.
Wie der Herzog ein ungewöhnliches Verständnis für die Technik
des Berg- und Hüttenwesens hatte, so besaſs er eine nicht minder
groſse Begabung für den Handel. Er förderte den Handel in jeder
Weise, besonders durch Verbesserung und Neuanlagen von Verkehrs-
straſsen, und war selbst der erste Handelsmann seines Landes, be-
sonders der Hütten- und Bergwerksprodukte. Er liebte es, groſse
Abschlüsse zu machen. Über den zu Gittelde bereiteten Stahl
schlieſst der Herzog am 28. Septbr. 1568 einen Kontrakt mit Hans
Schörkopf zu Braunschweig ab, wodurch er sich verpflichtet, dem-
selben allen zu Gittelde verfertigten Stahl nach Braunschweig zu
liefern, „jedes Fäſslein Pflugstahl für 1 Thlr., jedes Fäſslein Eggstahl
zu 2 Thlr. 2½ Gr.“.
Julius liebte besonders den Tauschhandel in jeder Form und
vermied Geschäfte gegen Barzahlung, sowie jeden Zwischenhandel.
Er benutzte dafür Agenten. Sein Hauptagent war Hans Rauten-
krantz in Braunschweig. Dieser lieferte Pelzwerk (Zobel), Edel-
steine, Goldwaren u. s. w., dagegen empfing er Schlackenkugeln,
Blei- und Messingwaren, grünen Vitriol, Marmor u. s. w. Die Schlacken-
kugeln spielen immer eine Hauptrolle, waren also jedenfalls leicht
abzusetzen. In einer Rechnung vom 27. Febr. 1574 werden 5500 Ctr.
Schlackenkugeln mit 12 Mariengroschen pro Centner aufgeführt, un-
mittelbar darauf erscheint ein Posten von 10000 Ctr. mit 24 Marien-
groschen, wahrscheinlich waren das eine Eisenschlacken-, das andere
Bleischlackenkugeln. Der Herzog bezieht dagegen unter Anderem für
5600 Thlr. Pelzwerk in einem Posten. Julius schenkte Rauten-
krantz das gröſste Vertrauen und benutzte ihn auch als seinen
Bankier, indem er Anlehen durch ihn kontrahierte; lieſs ihn aber
unbarmherzig fallen, als er merkte, daſs er ihn „anschmieren und
betrügen wollte“. Den Anlaſs dazu gab ein fauler Pferdehandel. Der
Herzog lieſs sich nicht täuschen und erklärte, wer ihn einmal habe
betrügen wollen, dem glaube er nimmermehr, und brach allen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/810>, abgerufen am 22.11.2024.
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