Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Oberharz.
wärts verführt werden. Im Jahre 1580 liess er genaue Erkundigungen
darüber einziehen, wie und in welcher Form zu Kassel der Kalk mit
Steinkohlen gebrannt werde. Auch auf Schmelz-, Vitriol- und Salz-
werken liess er Steinkohlen verwenden.

1583 wurden in den Bergwerken zu Hohenbüchen bereits 3200
Balgen Steinkohlen gefördert. -- Im Jahre 1584 verfasste Herzog
Julius selbst Vorschriften 1), wie auf den Schmelz-, Vitriol- und Salz-
werken Steinkohlen angewendet werden könnten. Die mit eigen-
händigen Bemerkungen des Herzogs versehene Handschrift befindet
sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek 2). Höchst bemerkenswert
ist, dass Herzog Julius bereits auf die Idee kam, die Steinkohlen ab-
zuschwefeln
oder zu verkohlen, also sogenannten Koks daraus zu
machen, eine Erfindung, welche man stets den Engländern zu-
geschrieben hat. Er äussert sich darüber in einer eigenhändigen Ab-
handlung (de usu et natura lapidis Mergel) folgendermassen:

"Item hat @ I. f. G. expracticiret, dass man soll Steinkohlen
nehmen, dieselben mit verdembtem Feuer wohl verlutieret, glühen,
damit der Dunst und spiritus sulphuris mit verraucht." Die Absicht
dieses Verfahrens erläutert der Herzog an einer anderen Stelle, aus
der hervorgeht, dass Koks gemeint sind: "Auf dass man die Kohlen
soviel bequemlicher zum Stubenheitzen, Feuer-Kaminen und Schorn-
steinen ohne grossen Rauch und bösen Gestank gebrauchen kann 3)".


1) Siehe Algermann, a. a. O., S. 208, Anmerk.
2) Mskr. 14, 21; siehe Braunschweigisches Magazin, 1822, St. 32 u. 33. Nach
Dr. Zimmermann's Mitteilung ist aber die oben angegebene Nummer falsch, sie
muss heissen 14, 22. Aug. 4°.
3) In dem erwähnten Manuskriptenbande 14., 22. Aug. 4°, befinden sich nach
Mitteilung des Herrn Dr. Zimmermann eine ganze Reihe auf die Verwendung
der Steinkohlen bezügliche Aktenstücke, welche von technisch-historischem Inter-
esse sind. Folgende dürften die wichtigsten sein:
1. Auszugk, wie viel Steinkohlen von auno 1581 bis 1583 eingekaufft und
der Kalkbrenner verbrannt hat.

2. Extrakt aus des Ober-Zehendtners Schreiben wegen der Steinkohlen-
bergwerke. 24. Oktbr. 1583.

3. Vierteljährlicher Gewinn der Steinkohlen zu Hohenbüchen.
4. Bericht des Kalkbrennermeisters über den Verbrauch von Steinkohlen in
den neuen Ziegelöfen. 2. Nov. 1583.

5. Was Weise und Form der Kalk zu Kassel mit Steinkohlen gebrannt
wird. 18. Jan. 1580. Mit getuschten Zeichnungen.

10. Vermischte Steinkohlen mit ihrer Vorsetzung von @ Ihrer fürstlichen
Gnaden selber erfunden. 1584.

13. Bildliche Darstellung, wie man mit Steinkohlen gebrannten Kalk löscht.
14. Bericht an das Oberbergamt über die hohenbüchenschen Steinkohlen.
15. Oktbr. 1584.

Der Oberharz.
wärts verführt werden. Im Jahre 1580 lieſs er genaue Erkundigungen
darüber einziehen, wie und in welcher Form zu Kassel der Kalk mit
Steinkohlen gebrannt werde. Auch auf Schmelz-, Vitriol- und Salz-
werken lieſs er Steinkohlen verwenden.

1583 wurden in den Bergwerken zu Hohenbüchen bereits 3200
Balgen Steinkohlen gefördert. — Im Jahre 1584 verfaſste Herzog
Julius selbst Vorschriften 1), wie auf den Schmelz-, Vitriol- und Salz-
werken Steinkohlen angewendet werden könnten. Die mit eigen-
händigen Bemerkungen des Herzogs versehene Handschrift befindet
sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek 2). Höchst bemerkenswert
ist, daſs Herzog Julius bereits auf die Idee kam, die Steinkohlen ab-
zuschwefeln
oder zu verkohlen, also sogenannten Koks daraus zu
machen, eine Erfindung, welche man stets den Engländern zu-
geschrieben hat. Er äuſsert sich darüber in einer eigenhändigen Ab-
handlung (de usu et natura lapidis Mergel) folgendermaſsen:

„Item hat  I. f. G. expracticiret, daſs man soll Steinkohlen
nehmen, dieselben mit verdembtem Feuer wohl verlutieret, glühen,
damit der Dunst und spiritus sulphuris mit verraucht.“ Die Absicht
dieses Verfahrens erläutert der Herzog an einer anderen Stelle, aus
der hervorgeht, daſs Koks gemeint sind: „Auf daſs man die Kohlen
soviel bequemlicher zum Stubenheitzen, Feuer-Kaminen und Schorn-
steinen ohne groſsen Rauch und bösen Gestank gebrauchen kann 3)“.


1) Siehe Algermann, a. a. O., S. 208, Anmerk.
2) Mskr. 14, 21; siehe Braunschweigisches Magazin, 1822, St. 32 u. 33. Nach
Dr. Zimmermann’s Mitteilung ist aber die oben angegebene Nummer falsch, sie
muſs heiſsen 14, 22. Aug. 4°.
3) In dem erwähnten Manuskriptenbande 14., 22. Aug. 4°, befinden sich nach
Mitteilung des Herrn Dr. Zimmermann eine ganze Reihe auf die Verwendung
der Steinkohlen bezügliche Aktenstücke, welche von technisch-historischem Inter-
esse sind. Folgende dürften die wichtigsten sein:
1. Auszugk, wie viel Steinkohlen von auno 1581 bis 1583 eingekaufft und
der Kalkbrenner verbrannt hat.

2. Extrakt aus des Ober-Zehendtners Schreiben wegen der Steinkohlen-
bergwerke. 24. Oktbr. 1583.

3. Vierteljährlicher Gewinn der Steinkohlen zu Hohenbüchen.
4. Bericht des Kalkbrennermeisters über den Verbrauch von Steinkohlen in
den neuen Ziegelöfen. 2. Nov. 1583.

5. Was Weise und Form der Kalk zu Kassel mit Steinkohlen gebrannt
wird. 18. Jan. 1580. Mit getuschten Zeichnungen.

10. Vermischte Steinkohlen mit ihrer Vorsetzung von  Ihrer fürstlichen
Gnaden selber erfunden. 1584.

13. Bildliche Darstellung, wie man mit Steinkohlen gebrannten Kalk löscht.
14. Bericht an das Oberbergamt über die hohenbüchenschen Steinkohlen.
15. Oktbr. 1584.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0804" n="784"/><fw place="top" type="header">Der Oberharz.</fw><lb/>
wärts verführt werden. Im Jahre 1580 lie&#x017F;s er genaue Erkundigungen<lb/>
darüber einziehen, wie und in welcher Form zu Kassel der Kalk mit<lb/>
Steinkohlen gebrannt werde. Auch auf Schmelz-, Vitriol- und Salz-<lb/>
werken lie&#x017F;s er Steinkohlen verwenden.</p><lb/>
              <p>1583 wurden in den Bergwerken zu Hohenbüchen bereits 3200<lb/>
Balgen Steinkohlen gefördert. &#x2014; Im Jahre 1584 verfa&#x017F;ste Herzog<lb/>
Julius selbst Vorschriften <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Algermann</hi>, a. a. O., S. 208, Anmerk.</note>, wie auf den Schmelz-, Vitriol- und Salz-<lb/>
werken Steinkohlen angewendet werden könnten. Die mit eigen-<lb/>
händigen Bemerkungen des Herzogs versehene Handschrift befindet<lb/>
sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek <note place="foot" n="2)">Mskr. 14, 21; siehe Braunschweigisches Magazin, 1822, St. 32 u. 33. Nach<lb/>
Dr. <hi rendition="#g">Zimmermann&#x2019;s</hi> Mitteilung ist aber die oben angegebene Nummer falsch, sie<lb/>
mu&#x017F;s hei&#x017F;sen 14, 22. <hi rendition="#g">Aug</hi>. 4°.</note>. Höchst bemerkenswert<lb/>
ist, da&#x017F;s Herzog Julius bereits auf die Idee kam, die Steinkohlen <hi rendition="#g">ab-<lb/>
zuschwefeln</hi> oder zu <hi rendition="#g">verkohlen</hi>, also sogenannten Koks daraus zu<lb/>
machen, eine Erfindung, welche man stets den Engländern zu-<lb/>
geschrieben hat. Er äu&#x017F;sert sich darüber in einer eigenhändigen Ab-<lb/>
handlung (de usu et natura lapidis Mergel) folgenderma&#x017F;sen:</p><lb/>
              <p>&#x201E;Item hat &#xFFFC; I. f. G. expracticiret, da&#x017F;s man soll Steinkohlen<lb/>
nehmen, dieselben mit verdembtem Feuer wohl verlutieret, glühen,<lb/>
damit der Dunst und spiritus sulphuris mit verraucht.&#x201C; Die Absicht<lb/>
dieses Verfahrens erläutert der Herzog an einer anderen Stelle, aus<lb/>
der hervorgeht, da&#x017F;s Koks gemeint sind: &#x201E;Auf da&#x017F;s man die Kohlen<lb/>
soviel bequemlicher zum Stubenheitzen, Feuer-Kaminen und Schorn-<lb/>
steinen ohne gro&#x017F;sen Rauch und bösen Gestank gebrauchen kann <note place="foot" n="3)">In dem erwähnten Manuskriptenbande 14., 22. Aug. 4°, befinden sich nach<lb/>
Mitteilung des Herrn Dr. <hi rendition="#g">Zimmermann</hi> eine ganze Reihe auf die Verwendung<lb/>
der Steinkohlen bezügliche Aktenstücke, welche von technisch-historischem Inter-<lb/>
esse sind. Folgende dürften die wichtigsten sein:<lb/><list><item>1. Auszugk, wie viel Steinkohlen von auno 1581 bis 1583 eingekaufft und<lb/>
der Kalkbrenner verbrannt hat.</item><lb/><item>2. Extrakt aus des Ober-Zehendtners Schreiben wegen der Steinkohlen-<lb/>
bergwerke. 24. Oktbr. 1583.</item><lb/><item>3. Vierteljährlicher Gewinn der Steinkohlen zu Hohenbüchen.</item><lb/><item>4. Bericht des Kalkbrennermeisters über den Verbrauch von Steinkohlen in<lb/>
den neuen Ziegelöfen. 2. Nov. 1583.</item><lb/><item>5. Was Weise und Form der Kalk zu Kassel mit Steinkohlen gebrannt<lb/>
wird. 18. Jan. 1580. Mit getuschten Zeichnungen.</item><lb/><item>10. Vermischte Steinkohlen mit ihrer Vorsetzung von &#xFFFC; Ihrer fürstlichen<lb/>
Gnaden selber erfunden. 1584.</item><lb/><item>13. Bildliche Darstellung, wie man mit Steinkohlen gebrannten Kalk löscht.</item><lb/><item>14. Bericht an das Oberbergamt über die hohenbüchenschen Steinkohlen.<lb/>
15. Oktbr. 1584.</item></list></note>&#x201C;.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[784/0804] Der Oberharz. wärts verführt werden. Im Jahre 1580 lieſs er genaue Erkundigungen darüber einziehen, wie und in welcher Form zu Kassel der Kalk mit Steinkohlen gebrannt werde. Auch auf Schmelz-, Vitriol- und Salz- werken lieſs er Steinkohlen verwenden. 1583 wurden in den Bergwerken zu Hohenbüchen bereits 3200 Balgen Steinkohlen gefördert. — Im Jahre 1584 verfaſste Herzog Julius selbst Vorschriften 1), wie auf den Schmelz-, Vitriol- und Salz- werken Steinkohlen angewendet werden könnten. Die mit eigen- händigen Bemerkungen des Herzogs versehene Handschrift befindet sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek 2). Höchst bemerkenswert ist, daſs Herzog Julius bereits auf die Idee kam, die Steinkohlen ab- zuschwefeln oder zu verkohlen, also sogenannten Koks daraus zu machen, eine Erfindung, welche man stets den Engländern zu- geschrieben hat. Er äuſsert sich darüber in einer eigenhändigen Ab- handlung (de usu et natura lapidis Mergel) folgendermaſsen: „Item hat  I. f. G. expracticiret, daſs man soll Steinkohlen nehmen, dieselben mit verdembtem Feuer wohl verlutieret, glühen, damit der Dunst und spiritus sulphuris mit verraucht.“ Die Absicht dieses Verfahrens erläutert der Herzog an einer anderen Stelle, aus der hervorgeht, daſs Koks gemeint sind: „Auf daſs man die Kohlen soviel bequemlicher zum Stubenheitzen, Feuer-Kaminen und Schorn- steinen ohne groſsen Rauch und bösen Gestank gebrauchen kann 3)“. 1) Siehe Algermann, a. a. O., S. 208, Anmerk. 2) Mskr. 14, 21; siehe Braunschweigisches Magazin, 1822, St. 32 u. 33. Nach Dr. Zimmermann’s Mitteilung ist aber die oben angegebene Nummer falsch, sie muſs heiſsen 14, 22. Aug. 4°. 3) In dem erwähnten Manuskriptenbande 14., 22. Aug. 4°, befinden sich nach Mitteilung des Herrn Dr. Zimmermann eine ganze Reihe auf die Verwendung der Steinkohlen bezügliche Aktenstücke, welche von technisch-historischem Inter- esse sind. Folgende dürften die wichtigsten sein: 1. Auszugk, wie viel Steinkohlen von auno 1581 bis 1583 eingekaufft und der Kalkbrenner verbrannt hat. 2. Extrakt aus des Ober-Zehendtners Schreiben wegen der Steinkohlen- bergwerke. 24. Oktbr. 1583. 3. Vierteljährlicher Gewinn der Steinkohlen zu Hohenbüchen. 4. Bericht des Kalkbrennermeisters über den Verbrauch von Steinkohlen in den neuen Ziegelöfen. 2. Nov. 1583. 5. Was Weise und Form der Kalk zu Kassel mit Steinkohlen gebrannt wird. 18. Jan. 1580. Mit getuschten Zeichnungen. 10. Vermischte Steinkohlen mit ihrer Vorsetzung von  Ihrer fürstlichen Gnaden selber erfunden. 1584. 13. Bildliche Darstellung, wie man mit Steinkohlen gebrannten Kalk löscht. 14. Bericht an das Oberbergamt über die hohenbüchenschen Steinkohlen. 15. Oktbr. 1584.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/804
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/804>, abgerufen am 22.11.2024.